um welche sich das ganze Fixsternsystem drehen sollte. Er veröffentlichte: «Der Wunderbau
des Weltalls oder populäre
Astronomie»
[* 4] (Berl. 1811; 8. Aufl., Straßb.
1885),
(ital., «meine Herrin») wird
vorzugsweise die
Jungfrau Maria genannt, entsprechend der deutschen Bezeichnung
Unsere Liebe Frau, der franz.
Notre Dame; sodann
die malerische oder plastische
Darstellung derselben mit dem Jesuskinde, zum Unterschiede von der
Heiligen Familie (s. d.),
von der
Mater dolorosa (s. d.) und den sonstigen
Darstellungen aus ihrem Leben, wie
Geburt, Vermählung,
Unbefleckte Empfängnis, Verkündigung, Heimsuchung, Himmelfahrt (s. d.)
u.a. (S. Maria, die
Mutter Jesu.) Nach der Legende soll der Evangelist Lukas das erste
Bild der Madonna mit dem
Kind und zwar nach
dem Leben gemalt haben.
Die ersten Madonnenbilder finden sich in den christl.Katakomben, so z. B. aus der Mitte des 2. Jahrh.
n. Chr. in der
Katakombe der heil. Priscilla bei
Rom.
[* 8] Seit dem 5. Jahrh. wurden die Madonnenbilder, besonders in der byzant.
Malerei, häufiger; in diese schematisch sich wiederholenden Bildwerke brachte erst in der 2. Hälfte des 13. Jahrh.
Cimabue (s. d.) lebensvolle
Bewegung und Empfindung. Von da ab haben dann alle großen
Meister der klassischen
ital., span. und nordischen Kunst die Madonna zu einem
Hauptgegenstand ihrer
Darstellungen gemacht und sich in den verschiedensten Auffassungsweisen bewegt. So erscheint Maria als
liebende
Mutter oder das
Kind anbetend (in Landschaft, im Rosenhag u. s. w.), in der
Glorie auf
Wolken schwebend,
als
Himmelskönigin auf dem
Throne sitzend.
Unter den Malern der klassischen Zeit nehmen hinsichtlich der Zahl und Bedeutung der Madonnenbilder die
Italiener den ersten
Rang ein. Bei einer Aufzählung kommen vor allem diejenigen in Betracht, die man in der Kunstgeschichte mit einer nähern
Bezeichnung zu versehen pflegt: so: die Madonna mit dem Granatapfel von Giov.
Bellini
(London,
[* 9] Nationalgalerie), eine thronende Madonna von demselben
(Venedig,
[* 10]
Kirche dei Frari; s.
Tafel:
Italienische Kunst VI,
[* 1]
Fig. 3); die Madonna della Cesta
(London, Nationalgalerie), Madonna del Latte
(Petersburg,
[* 11]
Eremitage), Madonna della Scala (Parma,
[* 12] Palazzo
della Pilotta), La Zingarella oder Madonna del Coniglio (Neapel,
[* 13] Museum), sämtlich von Correggio;
Madonna della Rondine von Crivelli
(London, Nationalgalerie), Madonna mit
Heiligen von
FraBartolommeo
(Dom zu Lucca;
[* 14] s.
Tafel:
Italienische Kunst
VII,
[* 1]
Fig. 7), Madonna della Vittoria von Mantegna
(Paris,
[* 15] Louvre), Madonna mit dem grünen
Kissen von
Andrea Solario (ebd.), Madonna della
Catina vonGiulio Romano
(DresdenerGalerie), Madonna del Sacco
(Florenz,
[* 16] Sant' Annunziata) und Madonna di
SanFrancesco
(ebd.,
Tribuna der
Uffizien) von
Andrea del Sarto; Zigeunermadonna
(Wien,
[* 17] Hofmuseum) und die Madonna des Hauses
Pesaro
(Venedig,
Kirche
dei Frari) von
Tizian.
Die vollendetsten Madonnenbilder schuf
Raffael, in denen teils das Ideal der reinsten Mutterliebe, teils
das Ideal weiblicher Schönheit vorherrscht, bis er in der
Sixtinischen Madonna die herrlichste und tiefsinnigste
Darstellung der
Mutter Gottes erreichte. Zu seinen bekanntesten, mit besonderer Bezeichnung versehenen Madonnenbildern gehören: Madonna aus
der Sammlung Solly
(Berlin,
[* 18] Museum), Madonna Conestabile
(Petersburg,
Eremitage), Madonna del Granduca
(Florenz,
Palast Pitti), Madonna.
Tempi
(München,
[* 19]
AltePinakothek), Madonna im
Grünen
(Wien, Hofmuseum), Madonna mit dem
Stieglitz
(Florenz,
Tribuna der
Uffizien),
La belle jardinière
(Paris, Louvre), Vierge au linge oder au diadème (ebd.), Madonna
Aldobrandini
(London, Nationalgalerie), M:
^[richtig: M.] della Sedia
(Florenz,
Palast Pitti), Madonna della Tenda
(München,
AltePinakothek), Madonna del Pesce (Madrid,
[* 20]Prado-Museum),
Madonna col divino amore (Neapel, Nationalmuseum);
Unter den ältern plastischen
Darstellungen der Maria ist, außer den an Kirchenportalen (z. B. am
Dom zu
Florenz, von Giov.
Pisano) angebrachten Madonnenstatuen, die Marmorgruppe der Madonna mit dem
Kinde in der Liebfrauenkirche zu
Brügge und die um die
Wende des 15. Jahrh. entstandene, ehedem zu einer Crucifixgruppe gehörende
Holzstatue der Maria im
Germanischen Museum zu
Nürnberg
[* 27] hervorzuheben. (S. die beigefügte
Tafel: Trauernde Maria.) -
Vgl.
Grnyer, Les vierges de Raphaël et l'iconographie de la Vierge (3 Bde.,
Par. 1869);
A. Schultz, Die Legende vom Leben der
Jungfrau Maria und ihre
Darstellung in der bildenden
Kunst des Mittelalters (Lpz. 1878);
Erkl, Die als Gegenstand christl. Kunstmalerei und
Skulptur
(Brixen 1883);
Fäh, Das Madonnenideal
in den ältern deutschen Schulen (Lpz. 1884);
von Schreibershofen, Die Wandlungen der Mariendarstellungen in den Bildern
der Kunst (Heidelb. 1886);
Baumbach, Die Madonnendarstellung in der Malerei (2. Aufl.,
Dresd. 1896).
di
Campiglio (spr. -pilljo),Luftkurort in der österr.
Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk
Tione
in
Tirol,
[* 28] ehemaliges Hospiz, in 1553 in Höhe, am Fuße des Monte-Spinale, zwischen der
Brenta- (3176 m) und Presanellagruppe
(3566 m), hat ein großes Hotel und ist alsSommerfrische beliebt (jährlicher Besuch 1200
Personen). -
Vgl. Kuntze und Pfeiffer, Madonna
d. C. und seine Umgebung
(Reichenberg
[* 29] i. B. 1894).
1) Präsidentschaft des Indobritischen
Reichs (amtlich: the Presidency of
FortSaint
[* 31]
George), umfaßt den südl.
Teil der Vorderindischen
Halbinsel mit den Küstenländern Malabar und
¶
0450a
¶
0450b
¶
forlaufend
Süd-449
tanara nebst den Lakkadiven im W. und der gan- zen Ostküste (Koromandel) bis zum See Tschilka. (S. Ostindien.)
[* 35] Madras besteht
aus verschiedenartigen Gebietsteilen: a. 22 brit. Distrikten
mit 313 572 staatcn Tiavanwr, Kotschi (Cochin), Pudukattai, Banganapalli und Sandnr, mit 24892 tilvin und 3 700 622 E. Das
Gesamtgebiet umfaßt 386139 und vor der Hungersnot (1876-78) 34634874 E. im I. 1871. Der Religion nach
waren 34.7 Mill. Hindu, 2,4 Mill. Mohammedaner, 1,5 Mill. Christen u. s. w. Die wichtigsten Erzeugnisse sind Getreide,
[* 36] Baumwolle,
[* 37] Indigo,
[* 38] Zucker,
[* 39] Ricinus, Erdnüsse, Rübsamen. - 2) Hauptstadt der Präsidentschaft, die drittgrößte Stadt Britisch-Indiens,
unter 13° 4^ nördl. Br. und 80° 17' östl. L., ans der Küste Koro- mandel am Indischen Ocean, in flacbcr,
sandiger Gegend, Sitz der Regierung, eines höchsten Ge- richtshofs , eines anglitan.
Biscbofs und zweier röm.-apostolischcn Vikare, hat (1891) mit Garnison 452 518 E., darunter 358 998 Hindu, 53184 Mo- hammedaner
und 39 742 Christen. Es erstreckt sicb gegen 15 km weit längs dem Meer hin und bedeckt unt feinen Wiesen
und Gärten 70 qlcin. Das Klima ist für Europäer nur im Winter gesund. Anlage und Bauten. Madras bcstebt aus dem von Europäern
bewohnten Viertel, Fort St. George, der von Eingeborenen bewohnten sog. Schwarzen Stadt städten. Im N.
wird das Fort, das auch die Münze, die St. Marykirche und ein Wafsenmuseum enthält, von der Schwarzen Stadt durch eine breite
Esplanade mit Leuchtturm geschieden.
Nach S. führt die viel- befuchte Südstrandpromenade (South Veach Pro- menade). Die Schwarze Stadt mit ihren engen, schmutzigen
Straßen ist das Geschäftsvicrtel. Längs dem Strande stehen der höchste Gerichtshof, das Zoll- haus,
die Admiralität, daneben ungeheure Waren- speicher. Andere Gebände sind die Waisenhäuser für Soldatenkinder, das Gefängnis,
das allgemeine Krankenhaus,
[* 40] die röm.-kath. Kathedrale, die Mis- sions- und die Dreifaltigkeitstapelle, die armenischeKirche
und das Museum.
Im N. der Schwarzen Stadt erstreckt sich am Strande das von Fischern und Schiffern bewohnte Kojapnram, im
W. liegt Veperi nebst Parßibakam mit der schönen schott. St. An- dreaskirche und der St.
Andrcasbrücke über den Ku- wam (engl. ^oouni). Die größte Brücke
[* 41] ist die Elphin- stonebrücke über den Adjar in der
südl. Stadt. Jen- seit des Kuwam liegen Tschintadrapet und weiter westlicl^die volkreichen Vorstädte
Pudupak und Eg- mur. Südlich vom Fort St. George (jenseit des Ku- wam) zieht sich am Strande Tiruwallikene (engl. Iri- lüi^iio)
hin, mit dem großen Gouvernementshause und dem Palast des pensionierten Nabobs von Kar- natak. Westlich von Tiruwallikene
befindet sich die Vorstadt Rajapet mit der schönen St. Georgskirche. Etwa 5 Km südlich vom Fort liegt,
bart am Strande, das hauptsächlich von Thomaschristen bewohnte St. Thomas oder Mailapur (engl. ^I^i^oi-e). Der isolierte St.
Thomasberg ist der Wallfahrtsort der syr. Christen. Ein schönes Reiterstandbild des ind. Staatsmanns Sir D. Monroe (gest. 1877)
von Chantrey erhebt sich uuweit der Napierbrückc.
Bildungsanstalten. Außer der Schule für Heranbildung eingeborener Arzte hat die Stadt eine VrockhauZ' Konversation? Lexikon,
li. Aufl.. XI. Polytechnische Schule, eine Sternwarte, eine Abtei- lung der Asiatischen Gesellschaft, seit
1857 eine wirk-
liche, nach dem Mnster der Londoner eingerichtete Universität, Prüfnngsbehörde für 53 Colleges, dar-
unter 34 niedern Ranges, und das ?rc8iä(mc^ ^oi- 16F6 mit 26 Docenten, botan. Garten
[* 42] und verfchie- dene wohlthätige Anstalten
und Vereine. Industrie, Handel und Verkehr. Die In- dustrie ist nicht bedeutend; wichtig sind nur Baum- wollfabrikation (Musseline,
Tücher, sog. Madras- taschentücbcr), Gerberei und Ledcrzurichtung in Madras und Umgebung, Zuckerfabriken,
Töpferei, Salzsiede- rei und Glasindustrie.
Der Hafen ist nicht gut, bei Monsunwechscl werden Drehstürme den Schiffen oft verderblich; seit 1860 ist ein eiserner Pier
(305 m) gebant, seit 1880 ist der künstliche Hafen von Black- Town nach großen Schwierigkeiten beendet. Die wichtigsten Einfuhrwaren
sind: engl. Baumwoll- waren (Schirtings, Kattune), Garne (1893: 10,4 Mill. engl. Pfd.),
Petroleum (4,5 Mill. Gallonen), Reis, Spirituofen, Metalle, namentlich Eisen;
[* 43] aus- geführt werden: Baumwolle, roh (1892: 93200,
1893: 266559Ctr.), gegerbte Ochsenhäute (1,n Mill. Stück), Ziegenfelle (9,93 Mill.), Schaffelle (6 Mill.), Büffel- und Hirschhörner,
Tabak,
[* 44] Thee, Kaffee, In- digo und Kochsalz.
Wichtig ist auch die Waren- und ^ilbereinfuhr auf Rechuung der Regierung. Der Handel ift zu zwei Dritteln
nach England gerichtet, dann nach Ceylon,
[* 45] Bombay,
[* 46] Bengalen und Birma. Im ganzen liefen 1889-90 im Außenhandel 622 Dampfer und 4689 Segler
ein und aus. Regel- mäßige Verbindung unterhalten die Zi'iti3Q Inäill. ^tLKUI X^vi^tioil ^ONMN^, die ^l688ÄZ6ri68 ni^_
ritim68, Österreichisch-Ungarischer Lloyd und die Hansa (Hamburg).
[* 47] In dasBinnenland führen Eisenbahnen
nach allen Richtungen, eine Küsten- bahn nach Kalkutta
[* 48] ist im Bau.
Die wichtigsten Banken sind: ^ra, Lanic, Naiiic ot'ZenMi, I^on- äon and Oliinii Lank, ^ominLi'cilli and I^nä Noi'1 MF6 Nnnk,
^lli(1ra8 Iwnk u. a. Deutschland
[* 49] ist durch Konsulat vertreten. Der älteste Name der Stadt ist Tschennappattan,
d. i. Stadt des Tschennappa, des Vaters des zur Zeit der Gründnng von in der dortigen Gegend herrschenden Najak oder Vezirkshauptmanns.
Nicht viel jünger ist Madraspattan (arab.-ind.), d.i. Stadt mit dem Madrasa, der Medrese, also wahrscheinlich soviel wie
Universitätsstadt, benannt nach dem alten hier befindlichen, im Laufe der Zeit verfchiedencn Zwecken
(besonders auch als Wohnhaus
[* 50] für Gc- schäftskorrcfpondenten und jüngere Schreiber) die- nenden «College».
Madras ist die erste feste Niederlassung der Engländer in Ostindien (1639). Die dortige Agentschaft der Ostindischen Compagnie wurde 1653 zum
Range einer Präsidentschaft erhoben, und gegen Ende des 17. Jahrh, zählte die Ansiedelung schon 300000
E. Seitdem stand Madras still, während sich Kalkutta hob; aber in der neuesten Zeit dehnte es dafür seine Herrschaft
um so weiter aus. Am kapitulierte an die Franzosen unter La Vourdonnais, gelangte aber im Aachener Frieden (1748)
wieder an England zurück. 1767 vom Sultan Haidar Ali überfallen, wurde es von: GeneralSmith entfetzt.
Am ward daselbst mit dem Subadar des Dekan und mit Haidar Ali ein Friede abgeschlossen. End- gültige Rnhe
gegen die Maisurfürsten erhielten die Engländer aber erst nach dem vierten Maisurtriege, in welchem 1799 Srirangapattan
erstürmt wurde 29
¶