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kräftiges Bild erscheint. Dieses wird gewaschen, in eine Goldauflösung getaucht (getont), um ihm eine bessere Farbe zu geben, endlich durch Entfernung der noch vorhandenen Silbersalze mit unterschwefligsaurem Natron fixiert, gründlich gewaschen und auf Karton geklebt. Die sog. Panotypen und Ferrotypen sind in kurzer Expositionszeit aufgenommene negative Kollodiumbilder, die auf schwarzem Untergrunde (Hyalitglas oder asphaltiertes Eisen) [* 2] positiv erscheinen. (S. Ferrotypie.)
Die Amateure bedienen sich gewöhnlich des käuflichen haltbaren gesilberten Papiers, z. B. Chlorsilbergelatinepapier (Aristo) und Chlorsilberkollodium (sog. Celloidinpapier). Der Arbeitsgang ist etwa derselbe wie oben, häufig werden aber Ton- und Fixierbäder gemischt angewendet.
Zum Vergleich eines Negativs mit dem Positiv dienen die [* 1] Fig. 1 u. 2 der Tafel: Photographie I.
Ein sehr großer Übelstand der Photographie blieb bis in die neueste Zeit die unrichtige Wirkung farbiger Körper. Viele helle gelbe und rote Farben, wie Cbromgelb, Zinnober, [* 3] Mennige, rote Haare, [* 4] gelbe Hautflecke erscheinen in der Photographie schwarz, andere dunkle Farben, wie Blau, Violett u. s. w., werden dagegen weiß. Der Grund liegt darin, daß die photogr. Präparate, namentlich Brom- und Jodsilber, hauptsächlich für blaue Strahlen empfindlich sind; für grüne, gelbe und rote aber nicht. Um diese Fehler zu beseitigen, bedient man sich der Negativretouche.
Man deckt die zu schwach photographierten Stellen des Negativs, z. B. gelbe Farben in Ölbildern, Sommersprossen bei Gesichtern, mit Bleistift [* 5] oder Tusche, bis sie den richtigen Ton zeigen; eine einzige retouchierte Platte der Art gestattet, zahlreiche fehlerfreie positive Abzüge danach zu fertigen, während sonst bei der altern Positivretouche jeder einzelne Abzug die gleiche Retouchierarbeit erforderte. Man hat auf diese Weise auch das Photographieren von Ölgemälden ermöglicht, welches früher wegen der abnormen Wirkung der Farben unmöglich erschien. In Kunststädten, wie Berlin, [* 6] Düsseldorf, [* 7] München, [* 8] Dresden, [* 9] bilden diese Ölreproduktionen bereits einen großartigen Handelsartikel.
Jedoch wurde die Mehrheit dieser Bilder durch Einfluß der Bearbeitung des Negativs mit der Hand [* 10] mehr oder weniger beeinträchtigt. H. W. Vogel beseitigte den Grundfehler der Photographie, die falsche Wirkung der Farben. Er erkannte bereits 1873, daß Bromsilber durch Beimischung von Stoffen, welche die gelben und roten Strahlen absorbieren (z. B. rote und grüne Anilinfarben), empfindlich wird für gelbes und rotes Licht. [* 11] Aus dieser Entdeckung entwickelten sich im Laufe der Zeit die farbenempfindlichen (isochromatischen und orthochromatischen) Verfahren, welche Platten liefern, die für Gelb, Rot, Grün und Blau nach Maßgabe von deren Helligkeit empfindlich sind.
Durch Einführung dieser farbenempfindlichen Verfahren trat die Photographie in ein neues Stadium. Die Aufnahme alter Ölbilder in den richtigen Tonverhältnissen bietet jetzt keine Schwierigkeiten mehr. Ein Übelstand der ältern farbenempfindlichen Verfahren war die Notwendigkeit der Anwendung eines gelben Strahlenfilters, um die zu starke Wirkung der blauen Strahlen herabzumildern. Bei dem farbenempfindlichen Kollodiumverfahren war dieses Strahlenfilter durch Anwendung eines stark mit Eosin versetzten Kollodiums bereits eliminiert.
In dem Gelatineemulsionsverfahren gelang es Obernetter und H. W. Vogel, Emulsionsplatten zu fertigen, die auch ohne gelbes Strahlenfilter Photographie in den richtigen Tonverhältnissen lieferten, und zwar durch Anwendung des Eosinsilbers. Dasselbe ist namentlich von Bedeutung für Aufnahmen von Landschaften und farbigen Kostümen, Teppichen, farbigen mikroskopischen Präparaten u. s. w. Aus dem farbenempfindlichen Verfahren ging später der Naturfarbendruck (s. d.) hervor.
Ein Mangel der gewöhnlichen mit Silbersalz erzeugten Bilder ist ihre Neigung zum Verbleichen oder Vergilben. Dieses wird verschuldet durch ungenügendes Auswaschen des schwefelhaltigen Fixiersalzes nach dem Fixieren. Der Rückstand von Fixiersalz zersetzt sich alsdann mit der Zeit unter Ausscheidung von Schwefel und Bildung von Schwefelsilber, welches in dünner Lage gelb erscheint. Es können aber auch sehr gut ausgewaschene Silberbilder verbleichen, wenn sie an feuchten Orten aufbewahrt werden.
Hier erfolgt durch Einfluß der Feuchtigkeit eine Zersetzung des schwefelhaltigen Albuminüberzugs und Bildung von Schwefelsilber. Dieser Umstand hat Veranlassung zur Herstellung von Papierbildern ohne Anwendung von silber- und schwefelhaltigem Material gegeben. Eins der bekanntesten Verfahren der Art ist das Platinverfahren von Willis (in der Praxis oft Platindruck oder Platinotypie genannt). Willis tränkt Papier mit einer Mischung von Platinchlorürkalium und oxalsaurem Eisenoxyd in Lösung und trocknet es. Das so erhaltene Papier kommt fertig präpariert in den Handel. Es wird unter einem gewöhnlichen Negativ dem Licht ausgesetzt; dieses reduziert zunächst das Eisenoxydsalz zu Eisenoxydulsalz, welches im stande ist, wieder das Platinsalz zu metallischem, schwarzem Platin zu reduzieren, namentlich bei Einfluß der Feuchtigkeit oder beim Eintauchen in eine heiße Lösung von oxalsaurem Kalium.
Dadurch kommen die Bilder, die beim Kopieren anfangs nur schwach sichtbar hervortreten, mit großer Intensität heraus und brauchen dann nur noch mit schwacher Salzsäure und Wasser gewaschen zu werden. Tonen und Fixieren wie bei Silberbildern ist nicht nötig. Die Bilder zeichnen sich durch einen sehr schönen sammetschwarzen Ton, der an Photogravüren erinnert, und durch große Haltbarkeit aus; nach E. Vogel widerstehen sie selbst der Einwirkung des Chlors.
Es giebt aber noch eine große Reihe anderer Kopierverfahren (Pausverfahren), um ohne Anwendung von Silbersalzen positive Bilder zu liefern, einerseits wirkliche Lichtkopien, andererseits Abdruck in fette Schwärze von mit Hilfe des Lichts erzeugten Druckplatten (photogr. Pressendruck). Die Mehrzahl dieser Prozesse ist auf Anwendung von Chromaten (chromsauren Salzen resp. Mischungen derselben mit Leim) gegründet. Eine Mischung von chromsaurem Alkali und Leim in Wasser gelöst erstarrt in der Kälte und wird in der Wärme [* 12] wieder flüssig.
Wird aber die erstarrte Masse (Gallert) hinreichend lange belichtet, so wird sie in der Wärme nicht mehr flüssig. Leim in Verbindung mit chromsaurem Kalium verliert seine Löslichkeit in warmem Wasser durch Wirkung des Lichts. Von Lichtkopierverfahren, welche auf Anwendung von Leim und chromsauren Salzen beruhen, sei das Pigmentdruckverfahren (Photographie au charbon, Kohledruck) erwähnt. Belichtet man eine gefärbte Schicht von chromsaurem Kalium und Leim ¶
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unter einem Negativ, so bleibt die Schicht an allen vor dem Licht geschützten Stellen löslich, an den vom Licht getroffenen nicht. Taucht man sie alsdann in warmes Wasser, so werden die löslich gebliebenen Teile ausgelöst, die übrigen bleiben zurück und liefern ein positives Bild. Dieses 1855 von Poitevin erfundene Verfahren, welches gewisse Übertragungen nötig macht, wurde später von Fargier, Swan, Johnson, Sawyer erheblich vervollkommnet, so daß es jetzt ebenso schöne Resultate liefert wie das Silberkopierverfahren, wenngleich der Prozeß nicht ganz so einfach ist. Ist der Farbstoff, welcher zum Färben der Leimschicht verwendet wurde, echt, so ist auch das damit erzeugte Pigmentbild echt, d. h. chemisch haltbar. Dagegen besitzen diese Bilder in mechan. Hinsicht nicht die Widerstandsfähigkeit der Silberbilder. Die bekannten Reproduktionen nach Handzeichnungen berühmter Meister von Braun in Dornach (s. Braun, Clément & Co.) sind in diesem Prozesse ausgeführt.
Von nicht geringer Wichtigkeit für gewisse industrielle und künstlerische Zwecke ist das Staubverfabren. Dieses gründet sich auf Anwendung einer mit chromsaurem Kalium versetzten Schicht von arab. Gummi oder Dextrin. Diese Schicht verliert im Licht ihre Klebrigkeit. Unter einer Zeichnung belichtet, bleiben die durch die schwarzen Striche geschützten Stellen klebrig, die übrigen nicht. Stäubt man nach der Belichtung ein Farbenpulver auf, so bleibt dieses nur in den vom Licht geschützten Stellen hängen; so entsteht ein Staubbild, welches, falls die Farbe feuerfest ist, auf Glas [* 14] oder Porzellan eingebrannt werden kann (Photokeramik). Stäubt man Ruß auf, so erhält man eine sog. Anthrakotypie. Dieser Prozeß dient auch zum Lichtpausen. Er ist weniger sicher als das Anilinverfahren (s. Lichtpausverfahren). [* 15] In dieser Weise stellte Obernetter in München zuerst in Deutschland [* 16] eingebrannte Bilder auf Porzellan und Email her.
Photographie bei künstlichem Licht ist schon seit Mitte der fünfziger Jahre versucht worden. Man benutzte Lichtquellen, die reich an blauen Strahlen waren, z. B.indian. Weißfeuer, Magnesiumlicht, elektrisches Licht. Das letztere hatte zuerst durchschlagenden Erfolg. Man benutzt eine Bogenlampe von etwa 14000 Kerzen, die in der Mitte eines kugelförmigen Papierreflektors brennt. Ein kleiner, vor den Lichtbogen gestellter Metallspiegel hält die direkten Strahlen von der Person ab, so daß diese nun von dem diffusen Licht des Papierreflektors getroffen wird.
Der photogr. Prozeß bleibt derselbe. Magnesiumlicht gewann erst Bedeutung, als man es als explosive Mischung (im Gemenge mit Schwefel oder Spießglanz und Salpeter) verwenden lernte. Die Mischung brennt nach Gädicke und Miethe in 1/40 Sekunde ab und erlaubt daher die Herstellung von Momentbildern bei künstlichem Licht (Blitzphotographie). Da die Rauchentwicklung später eintritt als die Lichtentwicklung, so stört erstere nicht. Das Verfahren ist von Bedeutung zur Aufnahme von Porträts, von dunkeln Innenräumen (Höhlen, Katakomben, Grabgewölben u. s. w.), ferner von lebenden mikroskopischen Objekten.
Ein langsamer abbrennendes Magnesiumlicht erhält man nach Pissard durch Einblasen von Magnesiumpulver in eine Flamme [* 17] (Blase- oder Pustlicht). Professor Cohn wies nach, daß ein Minimum von Magnesium (5 Centigramm) genügt, um in dieser Weise einen hinreichenden Lichteffekt zu erhalten. Dadurch wurde dieses Blaselicht erheblich billiger gegenüber dem oben angegebenen Verpuffungslicht, bei welchem man ein ganzes Gramm Magnesium verbrauchte. Schirm in Breslau [* 18] bildete das Blaselicht zu einem besondern System aus, bei welchem mit größtem Erfolg Aufnahmen gemacht wurden, die den Tageslichtaufnahmen nichts nachgeben.
Gewöhnlich werden dabei mehrere Pustlampen in Thätigkeit gesetzt, zwei bis zwölf, die alle mit Hilfe einer Kautschukbirne gleichzeitig mit Magnesiumpulver durchblasen werden und die so gestellt sind, daß die Licht- und Schattenseiten der Personen oder der Gruppen zweckmäßig verteiltes, in seiner Stärke [* 19] abgewogenes Magnesiumlicht empfangen. Selbst mit Hilfe gewöhnlicher Petroleumlampen, in deren Cylinder man Magnesiumpulver fallen läßt, hat man Magnesiumbeleuchtung erzielt (Dr. Hesekiel). Die Sache ist neuerdings so erheblich vereinfacht worden, daß jeder Amateur sie ausüben kann. Das Pustlicht entwickelt übrigens erheblich weniger Rauch als das Verpuffungslicht. Letzteres brennt aber an achtmal schneller ab.
Momentphotographien (Aufnahme in möglichst kurzer Expositionszeit) sind zu erzielen bei sehr heller Beleuchtung, [* 20] namentlich im Sommer und im Freien und mittels möglichst empfindlicher Platten (Gelatineplatten). Zur Erzielung der schnellen Öffnung und Schließung des Objektivs benutzt man die sog. Momentverschlüsse, deren einfachste Form eine an dem Objektiv angebrachte Coulisse ist, innerhalb welcher ein langes Brett gleitet. Das Brett enthält eine Öffnung von der Größe der Objektivöffnung.
In dem Moment, wo diese am Objektiv vorbei gleitet, erfolgt die Exposition. Durch Federspannung kann man die Schnelligkeit des Verschlusses nach Belieben regeln, so daß Expositionen von 1/1000 Sekunde erreicht werden können. Man hat sogar Geschosse [* 21] im Fluge damit aufgenommen. Mit größtem Erfolg hat man die Momentphotographie zum Studium der Tierbewegungen benutzt, indem man von dem bewegten Tier etwa 12-24 Momentaufnahmen innerhalb einer Sekunde macht. Die so erhaltenen Serienbilder stellen die einzelnen Phasen der Tierbewegungen (Lauf, Sprung, Flug) dar. Die Serienbilder lassen sich dann im Stroboskop [* 22] (s. d.) wieder zu bewegten Bildern umwandeln. Über die Momentcameras und Serienapparate s. unten (S. 118).
Vergrößerungen. Die Photographie ist vorzugsweise auf kleinere Formate angewiesen, namentlich bei Aufnahme lebender unruhiger Objekte. Man hat aber mit Erfolg versucht, nach kleinern Negativen lebensgroße Bilder mit Hilfe einer der Laterna [* 23] magica ähnlichen Vorrichtung herzustellen. Zu den Vergrößerungen gehören auch die Mikrophotographien, das sind vergrößerte Aufnahmen mikroskopischer Gegenstände. Die Mikrophotographien haben insofern praktische Bedeutung erlangt, als sie, mittels eines Projektionsapparats auf einen Schirm geworfen, mikroskopische Objekte einem größern Publikum vorführen können. Mehr Schwierigkeiten machte die Vergrößerung fernliegender Gegenstände, die Fernphotographie oder Telephotographie. Die Franzosen Lacombe und Mathieu erhielten 1885 dadurch Telephotographien, daß sie das Verfahren der Himmelsphotographie (s. d.) auf irdische Objekte anwandten. Bequemer in der Handhabung ist das von Miethe erfundene Teleobjektiv, das wie jedes andere ¶