im weitesten
Sinne das Verhalten des
Staates in
Bezug auf die gesellschaftlichen Zustände und
Klassen
überhaupt, in engerm
Sinne seine Politik in
Bezug auf den
Stand der Lohnarbeiter, in einem noch andern
Sinne das planmäßige positive Eingreifen des
Staates zum Zwecke der dem Gemeinwohl förderlichsten Ordnung der socialen Verhältnisse.
Als wissenschaftliche Disciplin begreift man unter S. die
Lehre
[* 2] von der
Arbeiterfrage, namentlich von den Maßnahmen, die
Lage
der Lohnarbeiter zu verbessern
und sie gegen die Gefahren und Nachteile zu schützen, die aus der neuzeitlichen
Gestaltung des Arbeitsverhältnisses entspringen.
Die Schwierigkeit und Bedeutung der das Gebiet der S. berührenden Probleme haben sowohl im öffentlichen Leben, in Parlament,
Vereinswesen,
Presse,
[* 3] als auch in der wissenschaftlichen Litteratur verschiedene Parteirichtungen entstehen lassen. Auf der
einen Seite steht die individualistische
Richtung, die in ihrer extremen Ausbildung zur Manchesterdoktrin
führt; nach ihr geht der bestmögliche Zustand der
Volkswirtschaft aus der vollen volkswirtschaftlichen
Freiheit und der Rechtsgleichheit
der Einzelnen hervor.
Maßvolle
Anhänger dieser
Richtung verwerfen heutzutage gleichwohl nicht jedes positive Einschreiten des
Staates auf dem Gebiete
der
Arbeiterfrage; sie lassen z. B., was die Fabrikgesetzgebung (s. d.)
betrifft, einen Schutz der
Kinder durch den
Staat zu, weil diese nicht im stande sind, sich selbst zu schützen.
Was die erwachsenen
Arbeiter anbetrifft, so legt diese
Richtung hauptsächlich
Nachdruck aus die Ausbildung des Koalitionsrechts
(s. d.) und der Gewerkvereine (s. d.).
Auf dem Gebiete des Gewerbewesens ist diese Schule Anhängerin der
Gewerbefreiheit (s. d.); sie vertritt
freie
Teilbarkeit von
Grund und
Boden u. s. w. In der wissenschaftlichen Litteratur ist diese
Richtung sehr zurückgedrängt;
sie beherrscht aber in der Praxis noch die
Anschauungen vieler.
Die socialreformatorische
Richtung, welche in Wissenschaft
(Kathedersocialismus, s. d.) und Praxis immer mehr zur Geltung kommt,
räumt das Vorhandensein von schweren Übelständen bei den gegenwärtigen socialen Verhältnissen ein,
die weder durch das bloße Walten der wirtschaftlichen
Freiheit noch durch einen auf vereinzelte Gruppen beschränkten Schutz
der Gesellschaft wirksam zu bekämpfen seien.
Über den
Grad und die Art der Mitwirkung der
Staatsgewalt bestehen allerdings
sehr abweichende
Ansichten.
Hierher gehört auch die christlich-konservative
Richtung, welche eine weitgehende Beteiligung der
Kirche
am Reformwerk fordert und namentlich auch für eine Wiederbelebung gewisser älterer Institutionen, wenngleich in einer der
Neuzeit angepaßten Form, eintritt. Für die Ausbreitung der socialreformatorischen Schule sehr wichtig war die 1872 erfolgte
Gründung des
Vereins für S., der im
Sinne der socialen
Reform für dieAufklärung der öffentlichen Meinung
wirken sollte. Einen
Wendepunkt in der S. des
Reichs bildet die kaiserl.
Botschaft vom mit welcher die Legislaturperiode
des
Reichstags eröffnet wurde; sie ist insbesondere wichtig für die
Entwicklung der
Arbeiterversicherung (s. d.). - Auf einem
extremen Standpunkt steht der
Socialismus (s. d.), welcher nicht eine
Reform, sondern eine völlig neue
Gesellschaftsordnung erstrebt. -
EditriceSonzogno (spr. ßotschĭetá editrihtsche ßonzonnjo,d. i. Verlagsgesellschaft
Sonzogno), Buchdruckerei
und Musikalienanstalt in Mailand.
[* 6]
Der Verlag umfaßt eine Reihe illustrierter Werke, ferner Sammelwerke,
wie «Biblioteca classica economica», «Biblioteca
romantica economica», «Biblioteca universale», mehrere
Zeitungen, darunter «Il secolo» (s. d.),
endlich Musikalien (die
Opern von
Mascagni,
Leoncavallo u. a.).
Jesu (lat., d. h. Gesellschaft
Jesu), s.
Jesuiten. ^[= # $#2oftmalige Wechsel der Lehrer und die Verwendung der Scholastiker für den Unterricht in den ...]
desmissionsévangéliques, evang. Missionsgesellschaft
(gegründet 1824) mit dem Sitz in
Paris,
[* 7] wo sie im eigenen Missionshaus ihre Missionare ausbildet (seit 1887). An
ihr sind
Lutheraner und
Reformierte, Nationalkirche und
Freikirche beteiligt. Die Gesellschaft begann 1833 mit der Mission unter
den
Basuto, wo sich 1890 auf 16
Stationen 9476
Kommunikanten und 4408
Katechumenen befanden. Am
Sambesi arbeitet sie unter den
Barotse und hat seit 1863 in franz.
Kolonien die Thätigkeit anderer, zumTeil verdrängter Missionen aufgenommen
(Tahiti,
[* 8] Loyalty-Inseln, Westafrika). Neuerdings unterstützt sie die bedrängte (norweg.)
evang. Mission auf
Madagaskar.
[* 9] Sie hat zusammen 28
Stationen mit 34 Missionaren: Einnahmen (1894): 388 772 M. Organ: «Journal
des missions évangéliques»
(Paris).
duSacre-Cœur,Gesellschaft des heiligen
Herzens Jesu, eine 1794 von den Exjesuiten Tournely und
Charles de
Broglie unter Mitwirkung des Exjesuiten Pey als thatsächliche Fortsetzung des 1773 aufgehobenen Jesuitenordens
zu Löwen
[* 10] gegründete Genossenschaft. Durch den
Krieg aus
Belgien
[* 11] vertrieben, fanden sie zuerst in der Diöcese
Augsburg,
[* 12] dann
in
Österreich
[* 13] eine Zuflucht. Unter ihrem zweiten
Superior,
Varin, vereinigten sie sich 1799 mit Genehmigung
Pius' VI.
mit der Gesellschaft der
Regulierten Kleriker vom
Glauben Jesu, die der ital. Laie
Nicol. Paccanari (Baccanari, seit 1800 nach
einem abenteuerlichen Leben Priester) 1798 gegründet hatte. Paccanari wurde als gemeinsamer Oberer anerkannt (daher Paccanaristen;
er wurde
¶
mehr
1804 unter Pius VII. zu lebenslänglicher Haft verurteilt, jedoch von den in den Kirchenstaat einrückenden Franzosen befreit).
Die letzten Mitglieder traten 1814 in den wiederhergestellten Jesuitenorden. (S. Damen vom heiligen HerzenJesu.) -
Vgl. Speil,
P. Leonor Franz von Tournely und die Gesellschaften des heiligen Herzens Jesu (Bresl. 1874);
Notice sur
le révérend père Léonor François de Tournély et sur son œuvre la Congrégation des Pères du Sacrè-Cœur (Wien
[* 15] 1886).