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Die Bevölkerung nach Bezirken:
Bezirke | Häuser 1892 | Einwohner 1890 |
---|---|---|
I. Innere Stadt | 1412 | 67029 |
II. Leopoldstadt | 2632 | 158374 |
III. Landstraße | 2092 | 110279 |
IV. Wieden | 1045 | 59135 |
V. Margarethen | 1455 | 84031 |
VI. Mariahilf | 1147 | 63901 |
VII. Neubau | 1259 | 69859 |
VIII. Josefstadt | 852 | 48976 |
IX. Alsergrund | 1351 | 81170 |
X. Favoriten | 1590 | 84813 |
XI. Simmering | 1411 | 28685 |
XII. Meidling | 1753 | 60866 |
XIII. Hietzing | 2592 | 44006 |
XIV. Rudolfsheim | 937 | 54311 |
XV. Fünfhaus | 640 | 44162 |
XVI. Ottakring | 2137 | 106861 |
XVII. Hernals | 1853 | 74657 |
XVIII. Währing | 2139 | 68362 |
XIX. Döbling | 1900 | 31890 |
Summa | 30197 | 1341897 |
Hierzu kommen 22651 Militärpersonen.
Hiervon waren dem Civilstand nach 426432
Männer und 419244 Frauen ledig, 211867
Männer und 212098 Frauen
verheiratet, 23652
Männer und 71255 Frauen verwitwet, geschieden oder getrennt. Dem Religionsbekenntnis nach waren 1195175
römisch-, 2012 griechisch, 1264 altkatholisch, 2471 griechisch-orientalisch, 35296
Evangelische
Augsburger und 6647
Helvetischer Konfession, 531 Anglikaner, 118495
Israeliten (hiervon 49098 in der
Leopoldstadt) und 2134 konfessionslos. In Wien
[* 2] geboren waren 610062, im
übrigen Niederösterreich 155379, im übrigen
Österreich
[* 3] 461389 und im
Ausland (einschließlich
Ungarn)
[* 4] 137718. Unter den
Ausländern waren geboren in
Ungarn 100666, im
Deutschen
Reiche 25515, in
Italien
[* 5] 2419, in
Rußland 2159, in
Frankreich 1129, in der
Schweiz
[* 6] 1199, in
Rumänien
[* 7] 1488 u. s. w. Der Nationalität nach waren 1146148 Deutsche,
[* 8] 63834
Czechen, 2006
Polen, 282 Ruthenen, 599 Slowenen
und 882 Italiener.
Die Bevölkerung im J. 1890 nach dem Beruf, einschließlich der Angehörigen:
Berufsgruppen | Personen |
---|---|
Landwirtschaft und Gärtnerei | 17373 |
Forstwirtschaft | 632 |
Fischerei | 82 |
Bergbau und Hüttenwesen | 1273 |
Industrie der Steine und Erden | 13182 |
Metallverarbeitung | 25308 |
Verarbeitung von Eisen und Stahl | 62119 |
Maschinen-, Werkzeugs- und Instrumentenindustrie | 29225 |
Chemische Industrie | 13723 |
Baugewerbe | 60816 |
Polygraphische Gewerbe | 23540 |
Textilindustrie | 36783 |
Papier- und Lederindustrie | 29576 |
Industrie der Holz- und Schnitzstoffe | 86013 |
Nahrungsmittelindustrie | 46438 |
Industrie der Getränke, Genußmittel und des Wirtsgewerbes | 57322 |
Bekleidungsindustrie | 202437 |
Andere Industriezweige | 31190 |
Warenhandel | 137318 |
Geld-, Kredit- und Versicherungswesen | 22112 |
Transport zu Lande | 103449 |
Transport zu Wasser | 2906 |
Sonstige Handelsbetriebe | 85512 |
Hof- und Staatsbeamte und Diener | 86082 |
Sonstige freie Berufe | 32784 |
Von Renten und Unterstützungen Lebende | 85301 |
Anstaltsinsassen | 24235 |
Ohne Beruf (Selbständige) | 18791 |
Die Zahl der Eheschließungen betrug 1895: 15012 (10,04 Promille), der Geburten 53536 (35,12), darunter 3011 Totgeburten und 18038 Uneheliche, und der Todesfälle 34879 (22,58).
Die Garnison umfaßt: je drei Bataillone des 4. Infanterieregiments «Hoch- und Deutschmeister», des 25., 64., 68 und 71. sowie des 1. und 4. bosn. Infanterieregiments, zwei Bataillone des 61. und ein Bataillon des 84. Infanterie-, drei des 2. Tiroler Kaiserjägerregiments, vier Eskadrons des 1. Ulanenregiments, das 7. Husaren-, 2. und 14. Korpsartillerie-, 4., 6. und 42. Divisionsartillerieregiment, das 1. Festungsartillerie- und 1. Trainregiment.
Ehrenbürger sind Ernst Graf Hoyos-Sprinzenstein und Professor Dr. Eduard Sneß (seit 1873), Hans Graf Wilczek (1883), Ludwig Lobmeyr (1889) und Herrenhausmitglied Nicolaus Dumba (1890).
Anlage. Wien
besteht aus der innern Stadt und 18 Vorstadtbezirken. Zwischen beiden dehnten
sich früher die Befestigungswerke aus, an deren
Stelle infolge der 1857 begonnenen
Stadterweiterung die großartige, 57 m
breite und 5 km lange Ringstraße angelegt ist. Mit Ausnahme der
Leopoldstadt befinden sich alle
Bezirke rechts vom Donaukanal,
über den 12
Brücken
[* 9] führen. Das jenseitige Ufer der
Großen Donau ist mit der
Leopoldstadt durch 5
Brücken
verbunden.
Über den Wienfluß
führen über 30
Brücken und
Stege.
Der Hauptstrom der Donau wurde durch die
Regulierung näher an Wien
gerückt. Dieses großartige Werk sollte vor allem Wien
und
einen großen
Teil von Niederösterreich
vor der fast jährlich wiederkehrenden Überschwemmungsgefahr
sicherstellen, zugleich aber auch Wien
zum Hauptstapelplatz des Schiffahrtsverkehrs zwischen
Orient und Occident erheben. Die
Kosten des nach den
Plänen der Ingenieure Sexauer und Abernethy 1870 begonnenen Werkes (24,6 Mill.
Fl.) wurden vom
Staate,
der Stadt Wien
und dem Kronland Niederösterreich übernommen. Am fand die Eröffnung
des Strombettes zwischen
Nußdorf und Albern statt.
Hierauf wurde die
Regulierung aufwärts bis
Kahlenbergerdorf und abwärts bis Fischamend ausgedehnt. Zur Sicherung der bisherigen
Arbeiten und zur Beseitigung der fortbestehenden Hindernisse des Schiffahrtsverkehrs wurde 1882 die
Regulierung in der obern
Strecke bis zur Einmündung der Isper in die Donau und unterhalb bis zur Landesgrenze von Niederösterreich
bei
Theben begonnen und hierfür weitere 24 Mill.
Fl. bewilligt.
Das neue Strombett ist 285 m breit und 3,2 m tief. An dasselbe
stößt am linken Ufer das
Inundationsgebiet (475 m breit), am rechten Ufer der Landungsquai mit Lagerhäusern, darunter das
der Stadt Wien
in der ehemaligen Maschinenhalle der
Wiener Weltausstellung (1873). Durch die
Regulierung
wurden 984 ha
Baugrund gewonnen.
Eine durchgreifende Regulierung der Stadt wird zufolge eines vom Stadtbauamte auf Grund einer Preiskonkurrenz entworfenen General-Regulierungsplans erfolgen, der das ganze erweiterte Stadtgebiet umfaßt und dank der in Ausführung begriffenen Verkehrsanlagen (s. S. 711 b) manchen Stadtteilen eine veränderte Gestalt geben wird. Eine weitere Verschönerung wird erreicht durch die Niederlegung von Kasernen (Franz-Josephs-Kaserne in der innern Stadt, Josephstädter Reiterkaserne, Fuhrwesens-Kaserne u. s. w.) in der Stadt und Erbauung neuer an der Peripherie (zwei Kasernen in der Donaustadt, zwei auf der Schmelz u. s. w.). Eine wichtige Folge des Abbruchs der Franz-Josephs-Kaserne ist die Verlegung (1896) jenes Teils des Ringes ¶
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(Stubenring), der zum Donaukanal führt, mehr gegen die innere Stadt zu.
Straßen, Plätze und Denkmäler. Die bedeutendsten Straßen sind die neue Ringstraße (s. oben) und der Franz-Josephs-Quai, mit Alleen besetzt; der Kohlmarkt und der Graben mit der Dreifaltigkeitssäule von Fischer von Erlach (1679); die Kärntner, Rotenturm-, Prater-, Mariahilfer Straße, Wiedener Haupt-, Alser- und Währinger Straße, meist neuerdings verbreitert. Unter den Plätzen zeichnen sich aus: der Stephansplatz mit der Stephanskirche (s. unten) und dem fürsterzbischöfl.
Palais;
der Hof, [* 11] mit einer Mariensäule (1667), gegossen von Balthasar Herold und dem Reiterbild Radetzkys (1892) von C. Zumbusch;
die Freiung mit einem Brunnen [* 12] von Schwanthaler;
der Äußere Burgplatz, der größte Platz, mit den ehernen Reiterbildern des Erzherzogs Karl (1860) und des Prinzen Eugen von Savoyen (1865) von Fernkorn, und dem äußern Burgthor;
der Innere Burg-, jetzt Franzensplatz, mit dem in Erz gegossenen Denkmal Franz’ Ⅰ. (1846) von P. Marchesi;
der Josephsplatz mit der ehernen Reiterstatue Josephs Ⅱ. (1807) von Zauner;
der hohe Markt mit einem von Karl Ⅵ. 1732 errichteten Votivdenkmal aus Marmor, die Vermählung Marias mit Joseph darstellend;
der Neue Markt (Mehlmarkt) mit dem Brunnendenkmal (1739) von Raphael Donner (s. Tafel: Deutsche Kunst Ⅴ, [* 10] Fig. 4);
der Albrechtsplatz mit dem Albrechtsbrunnen (1869) von Meixner;
der Schwarzenbergplatz mit der Reiterstatue des Feldmarschalls Fürsten Schwarzenberg (1868) von F. Hähnel und dem Hochstrahlbrunnen;
der Beethovenplatz mit dem Standbild Beethovens (1880) von Zumbusch;
der Schillerplatz mit dem Schillerdenkmal (1876) von Joh. Schilling und den Büsten von Lenau und Anastasius Grün;
der Hofmuseenplatz mit dem Maria-Theresien-Monument (1888) von Zumbusch;
der Rathausplatz mit dem Rathaus (in den Anlagen an der Westseite das Standbild des Erbauers, Friedrichs Freiherrn von Schmidt), der Universität, dem Reichsratsgebäude und Hofburgtheater;
der Stadtpark mit dem Denkmal Franz Schuberts (1872) von C. Kundmann, dem Donauweibchen (1865) von H. Gasser, dem Denkmal des Malers Schindler (1895) und der Bronzebüste des verstorbenen Bürgermeisters Zelinka von Pönninger;
der Volksgarten mit dem Denkmal Grillparzers (1889) von Kundmann u. a.;
am Praterstern das Tegetthoffdenkmal (1886) von Kundmann;
in der Mariahilfer Straße das Haydndenkmal (1887) von Natter, am Wiener Berg die got. Denksäule «Spinnerin [* 13] am Kreuze» (1452), am Albrechtsplatz das Mozartstandbild (1896) von Victor Tilgner;
zu beiden Seiten des neuen Hauptportals der Hofburg am Michaelerplatz zwei Kolossalgruppen (Die Macht zu Wasser von Weyr und die Macht zu Lande von Hellmer);
am Deutschmeisterplatz das Denkmal des Regiments «Hoch- und Deutschmeister»;
das Denkmal des Kaisers Maximilian von Mexiko [* 14] (1871) in Hietzing und der Engelsbrunnen (1893) auf der Wiedener Hauptstraße. In Ausführung begriffen ist das Standbild von Goethe.
Weitere Denkmäler unter Friedhöfe.
Kirchen. Unter den Kirchen der innern Stadt, die in neun kath. Pfarreien eingeteilt ist, neben denen noch eine Pfarre der unierten Griechen besteht, ist die merkwürdigste die Metropolitankirche zu St. Stephan (Mittelpunkt der Stadt), eins der schönsten Denkmäler deutscher Baukunst, [* 15] 1147 eingeweiht, um 1300 im jetzigen Umfang begonnen und bis auf den unausgebauten zweiten großen Turm [* 16] im 15. Jahrh. vollendet (s. Tafel: Deutsche Kunst Ⅱ, [* 10] Fig. 5 u. 6). Von dem roman. Bau stammt die Westfaçade mit den beiden sog. Heidentürmen (64 m). Das Innere, 108 m lang, im Mittelschiff 10,6 m, in den Seitenschiffen 8,8 m breit und 27,2 m hoch, enthält 38 Altäre im Geschmack des 17. und 18. Jahrh. mit Ausnahme eines gotischen;
18 Pfeiler mit mehr als 100 Standbildern (3 m im Durchmesser);
31 Glasfenster;
eine Kanzel in Steinmetzarbeit, durch Anton Pilgram 1512 gefertigt und jüngst restauriert;
im Passionschor einen got. Flügelaltar (1885) und den marmornen Taufstein (1481);
im Mittelschiff Chorstühle von Wilhelm Rollinger (1484);
Grabmäler, darunter das Marmordenkmal Kaiser Friedrichs Ⅲ. (von Niklas Lerch begonnen und vom Meister Michel Dichter 1513 vollendet) und das des Herzog Rudolfs Ⅳ., Denkmäler des Prinzen Eugen von Savoyen und zur Erinnerung an die Befreiung W.s von den Türken (1894).
Der unterirdische Teil besteht aus 30 Gewölben in 3 Stockwerken, welche Katakomben bilden, und aus
der alten Fürstengruft. Der berühmte Turm, der stärkste in Europa,
[* 17] 1359 von Wenzla von Klosterneuburg begonnen, 1433 von
Hans Brachadicz vollendet und 1860‒64 in seinem obern Teile neu erbaut, ist 136,67 m hoch, enthält eine 22626 kg
schwere Glocke (1711 aus eroberten türk. Kanonen gegossen) und bildet eine reich mit Zieraten im Spitzbogenstil geschmückte
Pyramide mit vergoldetem Kreuz
[* 18] und Adler.
[* 19] (Vgl. Tschischka, Der St. Stephansdom, Wien
1832; Perger, Der Dom
zu St. Stephan, Triest
[* 20] 1854.) Seit 1853 wird an der Restauration des Doms, anfangs unter Leitung des Architekten L. Ernst, von 1862 bis 1891 unter
der von Friedrich von Schmidt gearbeitet. In neuester Zeit hat sich ein Dombauverein gebildet, welcher die Restauration des
Doms fördert und eine darauf bezügliche Zeitschrift («Mitteilungen»)
herausgiebt.
Die Augustiner- oder Hofpfarrkirche, 1330 im got. Stil erbaut, enthält das berühmte Denkmal der Erzherzogin Christine, Gemahlin des Herzogs Albrecht von Sachsen-Teschen, von Canova (1805 errichtet, mit der Inschrift «uxori optimae»),
in der anstoßenden Totenkapelle die Denkmäler Kaiser Leopolds Ⅱ., des Feldmarschalls Daun und des berühmten Arztes van Swieten, und in der Lorettotapelle die Herzen der verstorbenen Mitglieder des Kaiserhauses in silbernen Urnen. An dieser Kirche war Abraham a Sancta Clara (gest. 1709) Prediger. Die 1340‒94 im got. Stil erbaute und 1820 restaurierte Kirche zu Maria am Gestade («Maria Stiegen»),
jetzt böhm. Nationalkirche, mit schönen Altären und wertvollen Glasgemälden geschmückt, hat einen 58 m hohen, siebeneckigen Turm (1894 neu gebaut), der in eine durchbrochene Kuppel endigt. Die got. Kirche zu Maria-Schnee am Minoritenplatz (ital. Nationalkirche), im 14. Jahrh. vollendet, enthält seit 1846 das Mosaikbild Raffaelis, eine Kopie des Abendmahls von Leonardo da Vinci in der Größe des Originals, im Auftrage Napoleons Ⅰ. 1806‒14 ausgeführt und 1846 hier aufgestellt, ferner das Denkmal des Dichters Metastasio (gest. 1782); die Michaelerkirche, um das J. 1221 erbaut, 1327‒40 und 1416 vergrößert, mit dreischiffigem Langhaus im Übergangsstil und got. Chor (1327), schlankem Turm, einem Hochaltar von Alabaster (1781), einem alten Ölberg (1494) und zahlreichen Grabdenkmälern aus dem 16. und 17. Jahrh.; die ¶