2) (ägypt. Abti) Stadt in Oberägypten. Hier war das Memnonium
(Palast) Setis I., in welchem die berühmte Königstafel,
die
Namen von 76 ägyptischen
Könige von
Mena bis SetiI.
(ca. 4400-1366) enthaltend entdeckt wurde, und
ein prächtiger
Tempel
[* 3] mit dem berühmtesten aller Osirisgräber, weshalb sich vornehme Ägypter mit Vorliebe hier begraben
ließen.
1) Alte oberägypt. Stadt, im Thinitischen Nomos (Gau) gelegen, deren Tempelruinen und Gräber sich bei
den heutigen Dörfern el-Cherbeh und Arâbat el-madfuneh befinden. Der hieroglyphische Name lautet Abod. Hier war nach dem
ägypt. Glauben das Haupt des Gottes Osiris
[* 4] (s. d.) bestattet; so galt Abydos als das wichtigste
aller Osirisgräber und war daher gesuchter Bestattungsort. Hierdurch wuchs die Größe und Bedeutung
von Abydos, das ursprünglich gewiß nur eine unbedeutende Provinzialstadt war, und damit der Kult seines Lokalgottes,
des Osiris der Unterwelt, Herrn von AbydosIn dem noch jetzt erkennbaren, durch eine viereckige Umwallung befestigten Tempelbezirke
lag der älteste Tempel der Stadt, der dem Osiris geweiht war. Er ist gänzlich zerstört, und selbst
seine Materialien sind zu anderer Verwendung abgetragen.
In der 19. Dynastie, im 15. und 14. Jahrh. v. Chr., wurden von den beiden größten Pharaonen Sethos I. und Ramses II. zwei
Tempel erbaut, die außer dem Osiris auch noch einer Anzahl anderer höchster Götter des Landes und unter
diesen auch dem regierenden Könige selber geweiht waren. Vom Ramses-Tempel sind jetzt nur noch wenige Bruchstücke übrig;
doch wurde er für die Erforschung der ägypt. Königsgeschichte dadurch von besonderer Wichtigkeit,
daß in einem seiner Räume die berühmte Tafel von Abydos gefunden wurde, eine Wand mit der chronologisch geordneten
Liste der Vorgänger des Ramses.
Sie wurde schon 1818 von Bankes entdeckt und 1822 von Caillaud, 1825 von Burton publiziert. Dadurch erhielt Champollion den
ersten wesentlichen Anhalt
[* 5] für seine Aufstellung der Königsfolge in den großen Thebanischen Dynastien des NeuenReichs; und
Lepsius erkannte in den diesen Dynastien vorausgehenden Namen die Namen der Könige der 12. Dynastie, wodurch
die Königsfolge des MittlernReichs angebahnt wurde. Die Tafel, die 1835 abgebrochen und schließlich vom Britischen Museum
angekauft wurde, war im obersten Teile unvollständig. Dieser wesentliche Mangel wurde durch eine zweite gleiche Tafel ergänzt,
die 1864 in dem benachbarten Sethos-Tempel durch Mariettes Ausgrabungen aufgedeckt, von Dümichen kopiert
und in der «Ägyptischen Zeitschrift» (Okt. 1864) publiziert wurde. Sie enthielt 76 Namen bis auf Sethos, begann mit den Namen
der in der Ramses-Tafel fehlenden ersten Dynastien
von Menes an und übersprang wie diese die 13. bis 16. Dynastie, d. h.
die Hyksoszeit. (S. Ägypten,
[* 6] Geschichte.)
Vgl. Mariette, Abydos, description des fouilles (2 Bde.,
Par. 1869-80), mit allen Plänen, Darstellungen und Inschriften, die sich erhalten haben. - 2) Abydos, im Altertum eine Stadt im kleinasiat.
Mysien, an der engsten Stelle des Hellespont, in der Ilias als zum Gebiete des Fürsten Asios gehörig erwähnt, dann von Thraziern
bewohnt, wurde um 700 v. Chr. durch Einwanderer aus Milet hellenisiert. Abydos ist bekannt durch Xerxes' Heerschau
und mächtigen Brückenbau (480 v. Chr.), durch heldenmütigen Widerstand gegen Philipp V. von Macedonien, in der Sage durch
die Erzählung von Hero (s. d.) und Leander.