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GEOGRAPHISCHES LEXIKON
DER SCHWEIZ
A
GEOGRAPHISCHES LEXIKON
DER SCHWEIZ
A
Name mehrerer Gewässer der Zentral- und Ostschweiz.
Wir geben hier nur die hauptsächlichsten an.
Aa. lateinisch aqua;
altdeutsch aha;
gotisch ahwa, Fluss.
(Kt. Luzern, Bez. Sursee), zwei Flüsse, südliche Zuflüsse des Sempacher-Sees.
Engelberger (Kt. Unterwalden, Nidwalden) südl. Zufluss des Vierwaldstättersees von 36 km Länge, dessen Gebiet 260 km2 misst. Die Aa entspringt am Surenenpass, 2200 m, fliesst durch die Alp gleichen Namens, dann durch das Hochthal von Engelberg, 1000 m, welches ihr Sammelgebiet bildet, sie verlässt es durch Schluchten von 2 km Länge. Am Ausgang dieser Schluchten, 600 m, wendet sich die Aa von S. nach N. und ihr Thal verbreitert sich bis zu der kleinen Ebene von Stans, wo sie eine scharfe Biegung nach N.-O. macht und dann dem Vierwaldstättersee zueilt, hier bildet sie ein ziemlich bedeutendes Delta. Ihre unbedeutenden Zuflüsse rechts sind: der Bärenbach, der Seklisbach und der Buoholzbach. Der untere Lauf der Aa ist auf mehr als 8 km Länge kanalisiert worden; fünf Hauptbrücken führen darüber.
Grüninger (Kt. Zürich, Bez. Hinwil u. Uster). Fluss von 10 km Länge, entspringt bei Grüningen, fliesst von S.-O. nach N.-W. und mündet in den Greifensee.
Hallwiler (Kt. Aargau), südl. Zufluss der Aare, vom Hallwilersee aus 15 km lang.
Ihr hydrographisches Gebiet erstreckt sich im S. in den Kt. Luzern und misst 290 km2 wovon 170 km2 auf die Aa und 120 km2 auf die Bünz, ihren einzigen bedeutenden Nebenfluss, fallen.
Wenn man die Wag (4 km), welche den Hallwiler- (8 km) und den Baldeggersee (4,5 km) verbindet, als Mittellauf der Aa betrachtet u. die Ron (11,5 km), den Zufluss des Baldeggersees, als ihren Oberlauf, so beträgt ihre ganze Länge 42 km. Der Baldeggersee, 466 m, und der Hallwilersee, 452 m, bilden zwei aufeinander folgende Becken, welche durch die Endmoränen von Ermensee und Seon gestaut werden.
Die Aa bewässert das Thal von Lenzburg und mündet bei Wildegg in die Aare, wo sie die Bünz, 353 m, aufnimmt. 14 Brücken, worunter vier Eisenbahnbrücken, führen über ihren unteren Lauf, dessen Wasser 12 industrielle Etablissements treiben.
Rigi- (Kt. Schwyz), Bergwasser von 10 km, entspringt am Rigi-Staffel, 1600 m, fliesst von O. nach W. unter dem Namen Sagenbach-Aa, dann Rigiaa. Im O. durch den Bergsturz von Goldau, 515 m, zurückgeworfen, ergiesst sie sich bei Arth in den Zugersee. 6 Brücken, von denen 2 Eisenbahnbrücken.
Sarner (Kt. Obwalden), Zufluss des Vierwaldstättersees.
Bergbach von 28 km Länge (Lauibach, 6 km, Lungernsee 2 km, Mittellauf 5 km, Sarnersee 6 km, Unterlauf 9 km).
Ihr Gebiet misst 400 km2. ¶
Der wilde Lauibach, dessen Quelle am Fusse des Arnifirstes ist, und der sich in den Lungernsee ergiesst, bildet den Oberlauf der Aa.
Der Lungernsee, 659 m, ergiesst sich durch einen unterirdischen Kanal von 450 m Länge, 1836 erbaut, ins Aawasser, Mittellauf der Aa und Zufluss des Sarnersees, 473 m. Oberhalb dieses Sees ist die Aa auf 8 km Länge kanalisiert;
dann durchfliesst sie die Sümpfe von Alpnach und mündet in den Alpnachersee, 437 m, von dem sie schon mindestens 18 ha. mit ihrem Geschiebe ausgefüllt hat.
Zuflüsse links: Der Dundelbach, der Giswiler Lauibach, der Forstbach, der grosse Schlieren;
rechts: Die kleine Melchaa und die Melchaa, welche als grosser Wildbach aus dem Melchthal kommt.
Die Aa zählt 4 Haupt-Brücken, darunter eine Eisenbahnbrücke bei Sarnen.
Eine grosse Parquetfabrik wird von dem Wasser eines Seitenkanals getrieben.
Steiner (Kt. Schwyz), Wildbach von 11,5 km, Quelle am Hochstuckli, 1566 m, fliesst durch Sattel, Steinen und mündet in den Lowerzersee, von dem er durch seine Anschwemmungen 17 ha. ausgefüllt hat.
Drei Brücken, davon eine Eisenbahnbrücke.
von Uster (Kt. Zürich, Bez. Hinwil u. Uster), Oberlauf der Glatt; Fluss von 11 km, Ausfluss des Pfäffikersees, 541 m, fliesst nach S.-O. durch die Sümpfe von Robenhausen, dann nach W. und mündet, durch den bedeutenden Flecken Uster fliessend, in den Greifensee, 439 m; 16 Brücken, wovon 3 Eisenbahnbrücken, 14 Fabriken. Da der Abfluss des Pfäffikersees in den Greifensee durch eine Schleuse reguliert wird, bildet der Fluss eine ständige Triebkraft von 100 m Gefäll.
Wäggithaler (Kt. Schwyz), Bergstrom, südlicher Zufluss des Zürichsees von 23 km Länge, deren Gebiet total 100 km2 umfasst.
Ihre Quelle befindet sich auf der Oberalp 1579 m;
die Aa fliesst von S. nach N. durch Hinterwäggithal, 850 m und Vorderwäggithal, 740 m. Sie nimmt auf: links die gefährlichen Wildwasser Schlierenbach und Kratzerlibach;
rechts den Trebsenbach, aus dem gleichnamigen Thal.
Nachher zwängt sich die Aa durch zwei enge Schluchten von 2 km Länge, und tritt bei Siebnen in die Ebene der March hinaus, von der sie 15 ha. mit ihrem Geschiebe überdeckt hat.
Von Siebnen an ist die Aa in ihrem Laufe auf 5 km kanalisiert bis zum Zürichsee, wo sie ein deutlich hervortretendes Delta bildet. In der March zählt die Aa 3 Brücken, im Wäggithal 6;
ihre Wasserkraft treibt die Spinnereien von Siebnen.
Eine grosse Gesellschaft soll die Absicht haben, das Vorder-Wäggithal in einen See zu verwandeln, um Triebkraft für Elektrizitätswerke zu erhalten.
In der (Kt. Zürich, Bez. Hinwil, Gem. Wald).
Weiler von 43 E. 795 m.
(Kt. Obwalden, Gem. Kerns) 1770 m, Bergspitze, welche mit der Melchseealp und der Tannenalp eine Gruppe von drei hohen Bergen hinten im Melchthal bildet, an der Grenze vom Kt. Bern und westlich vom Hohenstollen. 11 Sennhütten und eine kleine Kapelle.
(Kt. Zürich, Bez. Horgen), grosser Bach von 9 km, dessen Quelle bei Schönenberg, 720 m; fliesst zwischen der Sihl und dem Zürichsee dahin und mündet bei Käpfnach in den letzteren. 7 Brücken, worunter eine Eisenbahnbrücke, 2 Fabriken.
(Kt. Schwyz, Bez. March, Gem. Innerthal) kleine Gruppe von Sennhütten hinten im Wäggithal, 1063 m.
(Kt. Appenzell A.-Rh., Bez. Vorderland, Gem. Rehetobel), Mühle an der Goldach, 629 m. (1898 abgebrannt und nicht wieder aufgebaut) bemerkenswert durch ein Wehr, mittelst dessen das Wasser der Goldach durch einen Tunnel nach der Nordseite des Berges geleitet wird, um die nötige Triebkraft zu erhalten, das Wasser des Bodensees bis nach der Stadt St. Gallen zu pumpen.
Jetzt und bis diese Arbeiten fertig sind, wird das Bodensee-Wasser mittelst Dampf nach St. Gallen getrieben.
(Kt. Thurgau, Bez. Bischofszell u. Arbon), kleiner Fluss von 15,5 km, zum Teil kanalisiert. Quelle bei Riet; fliesst nach Osten der Eisenbahnlinie Sulgen-Romanshorn entlang, bei Engishofen, Ober- und Nieder-Aach, Amrisweil und Aach vorbei, mündet bei Romanshorn in den Bodensee, 20 Brücken, worunter 4 Eisenbahnbrücken. Mühlen.
Nieder (Kt. Thurgau, Bez. Arbon), besitzt 14 Wohnhäuser, 62 E. und gehört zu der Gem. Hefenhofen. Ackerbau wie in Oberaach.
Ober (Kt. Thurgau, Bez. Bischofszell). Oberaach, Dorf mit 48 Häusern und 20 andern Gebäuden; gehört zur Gem. Amriswil und bildet mit Niederaach und Häusle eine Schulgemeinde. 445 m. 30 Minuten von Amriswil, Station der Linie Romanshorn-Winterthur. Postablage. Telephon. 269 E. Ackerbau. Hauptindustrie: Stickerei. Es hat auch eine Gerberei mit Schäftefabrik und eine mechanische Werkstätte. Neben dem Ackerbau treiben die meisten Einwohner noch irgend ein Handwerk.
(Kt. Thurgau, Bez. Arbon, Gem. Romanshorn).
Weiler, ungefähr 3 km von Romanshorn an der Linie Frauenfeld-Romanshorn und am Flusse Aach, 422 m. Alle Einwohner beschäftigen sich mit Ackerbau. 33 E. Postablage.
(Kt. Thurgau, Bez. Frauenfeld), grosses, schönes Dorf an der Zürchergrenze an der Linie Winterthur-St. Gallen, 529 m. Telegraph und Telephon. 2650 E. von denen 1250 protestantisch und 1400 katholisch. Ungefähr 1/5 der Bevölkerung treibt verschiedene Industrie, der Rest Ackerbau oder irgend ein Handwerk. Seit lange treiben die Wasserkräfte der Lützelmurg verschiedene Fabriken. Aadorf besitzt 1 Baumwollspinnerei, 1 Weberei, 1 Färberei, 1 Rotdruckerei, 1 Rolladenfabrik, 1 Möbelfabrik, 1 Feilenfabrik und 2 Stickereien. Wälder, Weinberge, grosse Käserei. Reges gesellschaftliches Leben.
Die Entstehung der Ortschaft reicht in die Zeit der Einwanderung der Allemanen ums Jahr 400 oder 500 unserer Zeitrechnung.
Ihre Gründer waren die Herren von Linzgau (Baden). Durch die Gunst Karls des Grossen wurde Ulrich von Linzgau zum Grafen von Thurgau ernannt. Dieser gründete die Kirche und das Kloster von Aadorf, welches er mit seinen Gütern unter die Herrschaft des Abtes von St. Gallen stellte. Nach den Appenzellerkriegen sah sich dieser genötigt, Aadorf dem Kloster von Tänikon zu verkaufen. Später wurde das Kirchengut Eigentum des Klosters von Rüti, welches es an den Kt. Zürich abtrat, welcher später die Reformation in Aadorf einführte.
(Kt. Zug, Gem. Zug). Häusergruppe westlich der Stadt am Aabach, welcher eine Mühle und eine Säge treibt.
(Kt. Zürich, Bez. Horgen, Gem. Wädenswil).
(Ober und Unter) (Kt. Bern, Bez. Seftigen, Gem. Belp).
Zwei Bauernhöfe u. Mühle am Fusse des Belpberges bei der Brücke von Hunziken.
Bezirk. (Kt. Aargau). Fläche 10,438 ha;
Hauptort des Bezirks und des Kantons Aargau. 13 Gemeinden: Aarau, Biberstein, Buchs, Densbüren, Ober-Entfelden, Unter-Entfelden, Erlisbach, Gränichen, Hirschthal, Küttigen, Muhen, Rohr, Suhr.
Bevölkerung im Jahre 1888: 21066 E., 2488 Gebäude, 4383 Haushaltungen;
19215 Protestanten, 1581 Katholiken und 55 Juden.
Dieser Bezirk, durch die Aare in zwei ungleiche Teile geteilt, wird im N. durch den Bezirk Laufenburg, im W. durch den Kt. Solothurn, im S.-W. durch den Bezirk Zofingen, im S. durch den Bezirk Kulm, im O. durch die Bezirke Brugg und Lenzburg begrenzt.
Das linke Aareufer ist steil und bildet einen Teil der Juraregion.
Der Untergrund des andern Ufers ist Molasse;
die Oberfläche ist wellig. An den Abhängen des Jura wächst ein ziemlich guter Wein, die Ernten missraten aber häufig;
der ¶
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Lf. 11. ^[Karte: 5° 43’ O;
47° 23’ 30“ N;
1:9000]
Verlag von Gebr. Attinger, Neuenburg.
Farbenerklärung:
▐ Die Stadt Aarau im XIV.
Jahr
▓ Die Stadt Aarau von XIV. bis Mitte des XVII J.
▒ Die Stadt Aarau von Mitte XVII. J. bis 1849
░ Die Stadt Aarau von 1850 bis 1902
n. Argovia B. XI.
V. Attinger sc.
HISTORISCHER PLAN VON AARAU. ¶
Weinbau hat deshalb in den letzten Jahren bedeutend abgenommen. Ackerbau, Handel und Industrie sind die Haupteinnahmsquellen des Bezirkes. Der kulturfähige Boden ist fruchtbar und wird mit grösster Sorgfalt angebaut. Fruchtbäume, Viehzucht. Das Gebiet umfasst
ha. | |
---|---|
Aecker | 2439.5 |
Wiesen | 2375.2 |
Weinberge | 193.2 |
Streuland | 137.0 |
Wälder | 4117.3 |
Unfruchtbares Gebiet wie Strassen, Steinbrüche, Sandufer etc. | 1175.8 |
Total: | 10438 |
Die Wälder, welche ungefähr die Hälfte des produktiven Bodens bilden, gehören zum grössten Teil den Gemeinden und dem Staat. Man benutzt die Juragesteine als Bausteine oder zur Fabrikation von Kalk, Gips und Zement. Letztere hat eine bedeutende Ausdehnung angenommen. Man gibt nach und nach die wenig einträgliche Getreidekultur zu Gunsten der Viehzucht und der Milchwirtschaft auf; die Felder werden in Wiesen umgewandelt. Die Viehzählung weist folgende Resultate auf:
1876 | 1886 | 1899 | |
---|---|---|---|
Hornvieh | 3875 | 4925 | 5086 |
Pferde | 328 | 409 | 434 |
Schweine | 1321 | 1866 | 1736 |
Ziegen | 1173 | 1833 | 1805 |
Schafe | 26 | 108 | 55 |
Bienenstöcke | 1109 | 1435 | 1753 |
Aarau und die benachbarten Ortschaften bilden den Mittelpunkt verschiedener Industrieen.
Die hauptsächlichsten sind Baumwollindustrie, sowohl Spinnereien als auch Färbereien und Webereien, Seidenbandfabrikation, Fabrikation von Schuhwaren und Elastique, Zement und Zementröhren, Maschinen, Firnissen; elektrische Industrie, graphische Gewerbe, Fabrikation von mathematischen und geodätischen Instrumenten; Glockengiessereien, Bauschreinereien, Bürstenfabrikation, Hanf- und Flachsspinnereien, Kalk- und Zementfabrikation, Mühlen und Sägen. Ungefähr 2000 auf dem Lande wohnende Arbeiter verdienen ihren Lebensunterhalt in den Fabriken des Hauptortes. Unter den philanthropischen Instituten sind nennenswert: Das Kantonsspital in Aarau, eröffnet 1887;
im Jahre 1897 wurden darin 1746 Kranke verpflegt;
die Anstalt für schwachsinnige Kinder in Biberstein, gegründet 1889, 47 Zöglinge;
die Taubstummenanstalt in Aarau, 32 Zöglinge;
das Diakonissenhaus in Aarau.
Zwei Eisenbahnlinien durchziehen den Bezirk von W. nach O., die Linie Brugg-Aarau-Olten und die Linie Lenzburg-Zofingen; diese zwei Linien werden durch die Querlinie Aarau-Suhr verbunden.
Fünf Hauptstrassen verbinden den Hauptort des Bezirks mit den benachbarten Kantonen und Bezirken.
Stadt, Hauptort des Kantons Aargau und des Bezirkes Aarau, 81 km. nordöstl. von Bern (nördl. Breite 47° 23' 31“; östl. Länge von Paris 5° 42' 45“), auf dem rechten Aareufer, an den Abhängen des Distelberges und des Gönhard (410 m), gegenüber dem Hungerberg (388 m) gebaut. Station der Linie Olten-Zürich und Aarau-Zofingen. E. im Jahre 1888: 6699, im Jahre 1900 ungefähr 8000. Sitz der kantonalen Behörden, Sitz der Kreispostdirektion;
eidgen. Waffenplatz.
Aarau besitzt zwei Zeughäuser, zwei grosse, neue Kasernen, die eine für Infanterie, die andere für Kavallerie, mit Exerzier- und Schiessplatz im Schachen und einem solchen im Gehren, Gemeinde Erlisbach. Aarau ist eine Stadt mit modernem Anstrich. Ueberreste aus dem Mittelalter sind noch: der Turm Rore, der jetzt den Haupteingang des Stadthauses bildet, das Schlössli auf einem isolierten Felsen, der Stieberturm, das Haldentor, der Gerechtigkeitsbrunnen und einige mit alten Malereien verzierte Gibel. Unter den modernen Gebäuden sind nennenswert: Das Regierungsgebäude und das Rathaus, von einem Englischen Garten umgeben. Zahlreiche Schulanstalten. Grosses Primarschulhaus; Lehrerinnenseminar, daneben das Naturhistorische Museum; Kantonsbibliothek im Rathaus (80000 Bände und 500 Manuskripte), Münzkabinett im Gewerbemuseum (einige Tausend Stücke, von denen die meisten römischen Ursprungs aus Windisch, dem alten Vindonissa).
Gewerbemuseum bei der Kantonsschule, enthält ausser industriellen Produkten, ethnographische Sammlungen. Altertümer, Gemälde und Glasmalereien aus dem Kloster Muri. Im gleichen Gebäude ist eine kantonale Handwerkerschule. Städtisches Spital an der Halde, im ehemaligen Kloster der Augustinerinnen von Schännis. Kantonsspital mit 260 Betten. Pavillons und Baraken für ansteckende Krankheiten.
Aarau besitzt zahlreiche industrielle Etablissemente, welche durch natürliche Triebkraft oder durch das Elektrizitätswerk getrieben werden. Die Wasser der Aare, durch drei grosse Kanäle abgefangen, liefern 1500 Pferdekräfte und der Bach, der durch die Stadt fliesst, treibt einige Mühlen.
Seidenbandfabrikation, im 18. Jahrhundert durch Joh. ¶
Rud. Meyer († 1813) eingefürt. Woll- und Baumwollwebereien, mechanische Stroh- und Bastflechtereien, Glockengiessereien; die älteste Zementfabrik der Schweiz. Ehemals berühmte Töpferei, wo heute die Röhren für Kanalisation, Ziegel etc. hergestellt werden. Fabrikation von chem. Produkten, Firnissen, Siegellack. Färbereien für Seide, Wolle und Stroh, Giessereien, Maschinen- und Waffenwerkstätten, Kunstschlossereien. Fabrikation von elektr. Installationsteilen und Reisszeugen. Brauereien, Chokoladenfabrik, Zuckerwarenfabrik, Druckerei, Lithographie, Buchbinderei. Handels- und Kunstgärtnereien. - Reges Vereinsleben, 83 Vereine und Gesellschaften, von denen die wichtigsten: Der Kunstverein, die historische, die naturforschende und die landwirtschaftliche Gesellschaft, der kaufmännische Verein, die kaufmännische Gesellschaft, die mittelschweiz.-geograph.-kommerzielle Gesellschaft, die Sektion Aarau des schweiz. Alpenklubs, Handwerker- und Gewerbeverein, Sektion Aarau des schweiz. Geschäftsreisendenvereins, der Einwohnerverein, die Hülfs- und die Kulturgesellschaft.
In Bezug auf das religiöse Bekenntnis der Bevölkerung kamen im Jahre 1888 auf 6699 E. 5377 Protestanten, 1264 Katholiken, 58 gehörten andern Religionen oder auch gar keiner an. Diese Bevölkerung verteilt sich auf 710 Häuser mit 1497 Haushaltungen. Für das Jahr 1900 ergbit ^[richtig: ergibt] die Statistik 8000 E. auf 1500 Gebäude.
Die Entstehung Aarau reicht wahrscheinlich ins Zeitalter der Merowinger; in diese Periode mag auch der Turm Rore und das Schlössli gehören. Im Jahre 920 war es schon befestigt. In die Gewalt des Hauses Habsburg und später der Herzoge von Oesterreich gefallen, hatte es in den ersten Kriegen gegen die Eidgenossen zu kämpfen. Durch Bern 1415 erobert, hatte Aarau eine Zeit lang gegen den umliegenden österreichisch gesinnten Adel zu ringen. Den versammelte sich die Tagsatzung der XIII. alten Orte zum letzten Male in Aarau; den 2. Februar pflanzte die Stadt den Freiheitsbaum auf und erklärte sich von Bern unabhängig. Aarau wurde nun provisorischer Sitz der helvetischen Regierung und nach der Mediationsakte von 1803 Hauptort des neuen Kantons Aargau.
Aarau ist der Heimatort mehrerer berühmter Männer: Joh. Rud. Meyer (1739-1813) führte neue Industriezweige ein und gründete die Kantonsschule. Franz Xaver Bronner (1758-1850), Verfasser von Idyllen, Professor an der Kantonsschule, Kantonsbibliothekar und Staatsarchivar, schrieb ein vorzügliches Werk über den Kanton Aargau. Albert Rengger (1764-1835), helvetischer Minister. Augustin Keller (1805-1883), berühmter Staatsmann und Pädagoge. Vital Troxler, Professor und Schriftsteller.
Abraham Em. Fröhlich, Fabelndichter. Tanner, Dichter. Jak. Frey (1824-1875), Verfasser von Schweizernovellen. Kurz, Professor an der Kantonsschule. Dr. Rochholz, Antiquar. Dr. Rud. Rauchenstein, Rektor und Philologe. Joh. Herzog, Staatsmann, Gründer von Industrien. General Herzog. Bundesrat Frey-Herosé. Nationalrat Feer-Herzog, eine Autorität in Münzfragen. Ferdinand Rud. Hassler (1770-1843), berühmter Ingenieur, Direktor des Coast-Survey der Ver. Staaten Amerikas. Bundesrat Dr. Emil Welti.
Der Geschichtschreiber u. Schriftsteller Heinr. Zschokke, geboren in Magdeburg im Jahre 1771, hat in Aarau den grössten Teil seines Lebens zugebrachter, ist 1848 dort gestorben. Die Stadt hat ihm, ebenso wie Augustin Keller, ein Denkmal errichtet.
Bezirk (Kt. Bern).
Flächeninhalt 15370 ha. Bevölkerung im Jahr 1888: 16788 Seelen, pro km2 109 E.
Hauptort: Aarberg. Der Bezirk besteht aus den folgenden 12 politischen Gemeinden: Aarberg, Bargen, Grossaffoltern Kallnach,
Kappelen, Lyss, Meikirch, Niederried, Radelfingen, Rapperswil, Schüpfen und Seedorf. Bargen bildet mit Aarberg eine Kirchgemeinde,
Niederried ebenso mit Kallnach. ^[Berichtigung: Aarberg bildet eine eigene Kirchgemeinde für sich.] Der
Bezirk befindet sich zum grössten Teil in dem durch die Aare und den Lyssbach gebildeten Dreieck. Im N. dehnt sich der Bezirk
aber auch auf der andern Seite der Aare über das grosse Moos aus und umfasst überdies im O. das hügelige Land bis zum Fuss
des Bucheggberges, in dessen Mitte der Frienisberg, 826 m. steht. Die tiefste Einsenkung ist bei Lyss, 449 m.
Der Hagneckkanal verlässt die alte Aare bei Aarberg. Die 16788 E. sind vorwiegend Bauern, sie bewohnen 2407 Häuser und
¶
bilden 3369 Haushaltungen. Der Hauptteil der Bevölkerung ist protestantisch; man zählt 60 Katholiken und 32 Juden. Von den Einwohnern treiben 3714 Ackerbau, 2337 ein Handwerk und 1734 finden durch verschiedene Industriezweige Beschäftigung. Der Ackerbau bildet die Haupterwerbsquelle. Der Boden, durch die lehmigen und sandigen Ablagerungen aus der Gletscherzeit (Rhonegletscher) gebildet, ist sehr fruchtbar.
Der obere Teil des Frienisberges ist mit schönen Tannen- und Buchenwäldern bewachsen. Das produktive Land umfasst:
ha. | |
---|---|
Äcker und Gärten | 6673 |
Wiesen und Obstgärten | 3460 |
Wälder | 4167 |
Total: | 14300 |
das sind 93% des ganzen Bodens. Die Äcker werden bepflanzt wie folgt:
ha. | |
---|---|
Getreide auf | 2460 |
Runkelrüben auf | 1707 |
Kunstfutter auf | 2369 |
Verschiedene Gewächse auf | 137 |
wie oben: | 6673 |
Infolge Gründung einer Zuckerfabrik in Aarberg wird die Kultur der Runkelrübe in Zukunft eine grössere Ausdehnung annehmen. Im Jahr 1898 hat der angebaute Boden produziert:
q pro ha. | |
---|---|
Runkelrüben und Kohl | 360,- |
Getreide | 19.80 |
Kunstfutter | 81.30 |
Gutes Wiesenheu | 100 |
Die Viehzählung weist folgende Zahlen auf:
1876 | 1886 | 1899 | |
---|---|---|---|
Hornvieh | 6682 | 8442 | 9498 |
Pferde | 1101 | 1172 | 1221 |
Schweine | 4484 | 5733 | 7898 |
Ziegen | 2435 | 2992 | 2746 |
Schafe | 2434 | 1937 | 927 |
Bienenstöcke | 1303 | 1775 | 1527 |
Die Hauptindustrie des Bezirkes bilden die Uhrenfabriken in Lyss. In Schüpfen, Lyss, Rapperswil, Aarberg und Radelfingen sind Ziegelbrennereien, welche ihr Material aus den zahlreichen Thongruben der Umgegend beziehen. In Lyss grosse Fabrik künstlicher Bausteine aus Zement. Der Bezirk setzt grosse Hoffnungen auf die Zuckerindustrie mit Beihülfe des Staates.
Der Bezirk Aarberg wird von 2 Eisenbahnen durchzogen, derjenigen Biel-Lyss-Bern und derjenigen Murten-Aarberg-Lyss-Neu-Solothurn (Jura-Simplonbahn).
Die wichtigsten Strassen I. Klasse sind diejenigen von Bern-Aarberg-Biel und Aarberg-Anet-Neuchâtel.
Städtchen (Kt. Bern).
Gem.
und Hauptort des gleichnamigen Bez. Liegt am rechten Ufer der Aare, direkt am Einfluss in den
Hagneckkanal, 458 m. 128 Häuser, 250 Haushaltungen und 1250 E. von denen 1200 protestantisch, 7 katholisch und 28 israelitisch.
Ursprünglich bestand die Stadt aus einer einzigen Strasse, die über die Aarebrücke führt und die so breit ist, dass sie
einem grossen Platze gleicht. Im S.-O. liegt die Kirche und das Schloss, letzteres früher die Residenz der Grafen von Aarberg,
aber seit lange Sitz der Bezirksverwaltung. Aarberg ist eine Eisenbahnstation an der Linie Solothurn-Lyss
und Aarberg-Murten. Es ist auch der Knotenpunkt der Linien von Neuchâtel, Bern,
Murten, Solothurn
und Biel. ^[Berichtigung: Station der Linie
Lausanne-Payerne-Lyss. Sehr interessante alte gedeckte Holzbrücke aus dem Jahre 1557.]
Das Hotelwesen, früher sehr bedeutend, hat seit der Errichtung der Eisenbahnen sehr abgenommen. Die Zahl Wirtschaften hat eher zugenommen. Wichtiger Vieh- und Kornmarkt. Einzige Zuckerfabrik in der Schweiz, gegründet im Jahr 1898. Kapital 1500000 Fr. Täglicher Verbrauch von 3500 kg. Runkelrüben. Man hofft, bis auf 7000 kg. verarbeiten zu können. 250 Arbeiter sind in dieser Fabrik beschäftigt, die Stock-, Stampf- und Mehlzucker herstellt. Die Bernerregierung interessiert sich für das Unternehmen und zahlt den Besitzern von Runkelrübenkulturen pro 100 kg. Rüben 10 Rp. Prämie.
Die «Bargener Schanzen» ganz nahe bei der Stadt sind alte Wälle; ebenso befinden sich da die Spuren einer römischen Strasse, die einst Aventicum mit dem unteren Aarethal verbunden hat. Im Jahre 1351 erwarb die Stadt Bern Aarberg von einem seiner Grafen.
Stadt des Kt. Aargau, Bez. Zofingen auf dem rechten Aareufer an einem Engpass des Flusses, 405 m. 2059 E. Abzweigungspunkt der Eisenbahnlinien nach Luzern und nach Bern. Postbureau. Telegraph und Telephon.
Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Aarburgs sind die Burg und die Kirche mit ihren 2 Glockenthürmen, beide auf einem erhöhten Felsen; die neue Kirche mit ihren schlanken Thürmen. Gemischte Sekundärschule. Erziehungsinstitute für Knaben und Mädchen. Korrektionsanstalt für Knaben in der alten Festung. Früher war der Warentransport zu Wasser, besonders der Waadtländerweine eine Einnahmsquelle wie auch das Flössen von Schiffsbauholz. Heute haben sich neue Industriezweige eingebürgert: Strickerei, Spinnerei und Weberei, Hemden-, Seiden-, Bürstenfabrikation, Möbel-, Cartonage- und Korbfabriken, Kesselschmiden, Cigarrenfabrikation, Herstellen von elektrischen und mechanischen Apparaten.
Aarburg, schon im Jahr 800 von Mauern umgeben, ¶
verdankt seine Entstehung der Burg, von der es den Namen hat. Da Aarburg, durch seine Lage nicht nur den Wasserweg der Aare, sondern auch die Strasse vom Gotthard zum Jura beherrscht, ist seine strategische Wichtigkeit derart, dass schon die Römer da ein Kastell errichteten. Die Barone von Aarburg besassen ausser der Stadt und dem Schlosse noch das Dorf Oftrigen und zahlreiche Güter. Stadt und Schloss kamen nach einander unter die Herrschaft der Grafen von Frohburg, der Söhne Alberts I. (1299), unter diejenige der Familie der Kriechen, und endlich 1584 unter Bern. Die Berner erbauten die Festung (1660), deren Wälle zum Teil zerstört wurden und welche später als Zeughaus und jetzt als kantonale Strafanstalt benutzt wurde.
Aarburg und die Ortschaften des Wiggerthales (mit Ausnahme von Zofingen) waren unter der Herrschaft eines Amtmanns bis zum Jahr 1798, da der Aargau unabhängig wurde.
Nach der Feuerbrunst im Jahr 1818 und der im Jahr 1844 wurde Aarburg jedesmal schöner aufgebaut als es gewesen.
(Kt. Bern,
Solothurn,
Aargau).
Gleiche Etymologie wie Aa. Hauptzufluss des Rheins. Das Flussgebiet der Aare nimmt mit 17617 km2, von denen 4850 km2
^[Berichtigung: 440 km2] auf Gletscher entfallen, 2/5 der Gesamtoberfläche der Schweiz ein. Es erstreckt sich von den
Alpen bis zum Jura und umfasst beinah das ganze schweizerische Alpenvorland. (Vergl. Kärtchen.)
Die Hauptzuflüsse der Aare sind:
Linke Seite: 1. Die Lütschine. 2. Die Kander (und Simme). 3. Die Saane (und Sense). 4. Die Zihl (mit Orbe, Areuse, Broye). 5. Die Schüss. 6. Die Dünnern.
Rechte Seite: 1. Die grosse Emme. 2. Die Wigger. 3. Die Suhr. 4. Die Hallwiler Aa. 5. Die Reuss (Aa, kleine Emme, Muotta, Lorze). 6. Die Limmat (Seez, Sihl, Reppisch).
Die Gesammtlänge der Aare beträgt 485 km, ihre Tiefe unterhalb Thun 1-3 m, bei Koblenz bis 6 m., die mittlere Geschwindigkeit 1,5-2 m. pro Sekunde.
Entsprechend den drei grossen geographischen Einheiten der schweizerischen Landschaft: Alpen, Mittelland und Jura, die auch der Aare und dem Aarethal das charakteristische Gepräge verleihen, teilen wir den Lauf der Aare in 3 Abschnitte:
1. Alpiner Anteil vom Oberaargletscher bis Thun.
2. Mittelschweiz. Anteil von Thun bis Aarburg.
3. Jurassischer Anteil von Aarburg bis zur Mündung.
Die Aare entspringt an den beiden Aargletschern (siehe diese), deren Abflüsse man beide als Quellen der Aare betrachten kann, wenn schon der Gletscherbach des Oberaargletschers denselben bei 2243, derjenige des Unteraargletschers bei 1879 m. verlässt. Gemeinsam durchmessen sie, zahlreiche Arme bildend den steinigen und flachen alten Gletscherboden des Unteraargletschers (Aarboden und Spitalboden). Im Angesicht des Grimselhospizes stürzt sich die junge Aare, vermehrt um den Abfluss des Grimselsees, stäubend und tosend in die Schlucht der Spitallamm, welche der Fluss zwischen den steilen, vom alten Aargletscher abgerundeten Ausläufern des Juchlistockes 2586 m. und dem Spitalnollen 1981 m. eingeschnitten hat.
Hier, wo der alte Saumweg und die neue Strasse dem Felsen völlig abgerungen werden mussten, bleibt die Aare bis weit in den Sommer hinein vom Lawinenschnee bedeckt. Ein früherer Aarelauf ging auf der rechten Seite des Nollens an der Stelle des heutigen Hospizes und der Seen vorbei und gewann das eigentliche Haslithal über den niedern Sattel 1900 m. zwischen dem Nollen und den Hängen des Nägelisgrätli, welcher Einschnitt heute noch der grössern Sicherheit vor Lawinen halber von winterlichen Besuchern der Grimsel eingeschlagen wird.
Als richtiges, wildes Bergwasser mit grosser erodierender Kraft fliesst die Aare in meist tief gegrabener Schlucht, nur im kleinen Becken des Rhäterichsboden kurz sich erholend, bis zur Thalstufe der Handeck. Von Zuflüssen hat sie erhalten links den Bächlisbach vom gleichnamigen Gletscher und rechts, wenige Minuten ob der Handeck, den in wilden Fällen herabstürzenden Gelmerbach, den Abfluss des 400 m. weiter oben in einsamer Felsennische gebetteten Gelmersees.
Die Handeck bezeichnet eine deutliche Thalstufe, wo der Thalboden in steilem Abfall sich um 140 m. erniedrigt. Ein Hauptstück dieses plötzlichen Niveauunterschiedes durchmisst die Aare in dem 46 m. hohen altberühmten Handeckfall, der, früher eine der zu bezahlenden Schönheiten des Berneroberlandes, seit Erbauung der Strasse für jedermann sichtbar ist. Mit der Aare stürzt sich der links seitlich einmündende Aerlenbach (Abfluss des Aerlengletschers) in die grausige Tiefe.
Von der Handeck bis Innertkirchen hat die Aare ¶