(spr. angbŏahs'),Stadt im franz.
DepartementIndre-et-Loire,
ArrondissementTours,
[* 3] an der
Loire, hat ein altes,
auf hohem
Felsen gelegenes
Schloß mit schöner gotischer
Kapelle, alte gallische, in den
Felsen gehauene Kornspeicher (greniers
de
César) und (1876) 4475 Einw., welche
Tuch, geschätzte Stahlwaren (besonders treffliche
Feilen) etc. fabrizieren und ansehnlichen
Weinhandel
treiben. - Amboise war ursprünglich ein römisches
Castrum (Ambacia), gehörte später den
Herzögen von
Anjou, dann einem
eignen Adelsgeschlecht und fiel nach dessen Erlöschen 1431 an die
Krone.
(spr. angboáhs'), Hauptstadt des Kantons Amboise (238,07 qkm, 15 Gemeinden, 15656 E.)
im ArrondissementTours des franz. Depart. Indre-et-Loire,
links von der Loire, an der Linie Paris-Tours-Bordeaux der Franz. Orléansbahn, hat (1891) 4343, als Gemeinde 4480 E., ein
jetzt dem Grafen von Paris
[* 8] gehöriges, besonders durch die Verschwörung Condés (1560) bekanntes, später als Staatsgefängnis
gebrauchtes Schloß, in dem mehrere Könige aus dem Hause ValoisHof
[* 9] hielten und wo 1848–52 Abd el-Kader
gefangen saß. Im Garten
[* 10] des Schlosses steht die schöne got. Kapelle St. Hubert, die unter Ludwig Philipp, der Amboise wieder zu
einer der
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Residenzen machte, erneuert wurde. Die Stadt hat lebhaften Tuch- und Lederhandel, Stahl- und bedeutende Feilenfabrikation.
Das Edikt vonAmboise beendete 1563 den ersten franz. Religionskrieg und gewährte
den Hugenotten Duldung. - Nach Amboise nannte sich ein Geschlecht des franz. hohen
Adels, dessen ältere Linie bereits im 13. Jahrh. erlosch. Die jüngere
Linie, aus der der Kardinal George d'A. (s. d.) stammte, starb 1656 mit François Charles d'A., franz.
Generallieutnant und Gouverneur von Languedoc, im Mannsstamme aus.
(spr. angboáhs'),George d', Kardinal und Minister unter Ludwig XII. von Frankreich, geb. 1460, wurde schon
sehr jung Bischof von Montauban und AlmosenierLudwigs XI., später unter Karl VIII. Erzbischof von Narbonne
und 1493 von Rouen. Von Ludwig XII. 1498 zum Minister ernannt, ward er der eigentliche Lenker der Politik und bewährte sich
als trefflicher Berater in den innern Verhältnissen; weniger Glück hatte er in der äußern Politik, indem er den unglücklichen
Krieg der Franzosen gegen Mailand
[* 12] befürwortete. 1498 erhob ihn Papst Alexander VI. zum Kardinal und bald
darauf zum päpstl. Legaten in Frankreich, als welcher Amboise eine Reformierung der geistlichen Orden
[* 13] anbahnen wollte. Als nach
dem TodeAlexanders VI. (1503) Julius II. zum Papste erwählt wurde, veranlaßte Amboise ein Schisma zwischen der franz.
und der röm. Kirche und berief ein Konzil, das zu Pisa,
[* 14] Mailand und Lyon tagte. Aber das Unglück der franz. Waffen
[* 15] in Italien
[* 16] vereitelte seine Pläne. Er starb zu Lyon. -
Vgl. Le
[* 17] Gendre, Vie du cardinal d'A. (Rouen 1726).