(spr. angträhg),Flecken im franz.
DepartementArdèche,
ArrondissementPrivas, liegt äußerst malerisch auf
einem Basaltplateau am Eingang eines schönen
Thals und hat (1876) 1430 Einw. In der
Nähe ein ausgebrannter
Vulkan (la coupe
d'Aysac) und der 560 m lange, von Basaltsäulen gebildete Riesenweg
(Pavé des géants).
Einer öffentlichen
Anklage glücklich entgangen, ward er durch diplomatische Sendungen nach
Petersburg
[* 2] und
Wien
[* 3] entfernt. Hier
vertrat er die
Interessen des bourbonischen Königshauses. Auf einer diplomatischen
Mission nach
Italien
[* 4] ließ ihn
Bonaparte
(1798) aufheben; doch entkam er mit
Hilfe seiner Gemahlin, der berühmten OpernsängerinSaint-Huberty.
Später wurde er zum russischen
Staatsrat ernannt und in diplomatischen Angelegenheiten nach
Dresden
[* 5] gesendet.
Dort schrieb er
seine bekannte
Invektive gegen
Napoleon:
»Fragment du XVIII. livre de Polybe, trouvé sur le mont
Athos«. Eingeweiht in die geheimen
Artikel des
TilsiterFriedens, verließ er Rußland, um sich durch Mitteilung derselben dem englischen
Ministerium
unentbehrlich zu machen. Er ward in einem Dorf bei
London
[* 6] nebst seiner Gemahlin von seinem Bedienten, einem
Italiener,
ermordet, welcher sich gleich nachher selbst erschoß.
(spr. angträhg'), Hauptstadt des Kantons Antraigues (159,70 qkm, 11 Gemeinden, 9891 E.)
im Arrondissement Privas des franz. Depart. Ardèche, hat (1891) 750, als Gemeinde 1348 E., Post und Telegraph,
[* 7] zahlreiche Mineralquellen,
Maulbeerbaumzucht und ist nächst Rochemaure der malerischste Punkt der durch vulkanische Gebilde berühmten
Landschaft Vivarais. Überragt von einem alten Schloßturm, liegt Antraigues auf einer 408 m hohen, aus dem Krater
[* 8] (Coupe) des erloschenen Vulkans Aisac geflossenen Basaltmasse, deren Fuß drei reißende Bäche (Bize, Mas, Volane) unterwaschen,
von denen der NameAntraigues (Entres aigues; Interaquas) herrührt. Antraigues beherrscht den Eingang eines dreifach geteilten Thalgrundes
mit dem 560 m langen, von Basaltsäulen gebildeten Riesenweg (Chaussée de
géants).
(spr. angträhg'), Emmanuel Louis Henri Delaunay, Graf d', franz. Publizist und Diplomat, geb. um 1755 in
Villeneuve de Berg, mußte die militär. Laufbahn wegen eines verweigerten Duells verlassen. Von einer
Reise nach der Türkei
[* 9] zurückgekehrt, schrieb er ein freisinniges «Mémoire
sur les États-généraux» (1788). Jedoch trat er 1789 als Deputierter für den Erbadel und das königl. Veto ein. Im J. 1790 trat
er aus der Versammlung, verließ Frankreich und lebte teils in Wien, teils in Petersburg, immer im Dienste
[* 10] des bourbonischen
Königshauses thätig.
Später wurde er zum russ. Staatsrat ernannt und in diplomat. Angelegenheiten nach Dresden geschickt. Hier ward er 1804 auch
von dem österr. Minister Cobenzl benutzt, um eine Defensivallianz mit Rußland herbeiführen zu helfen.
In Dresden schrieb Antraigues die merkwürdige Schrift gegen Bonaparte: «Fragment du 18e livre de Polybe, trouvé sur le mont Athos»,
welche die sächs. Regierung zu seiner Entfernung zwang. Nach seiner Rückkehr nach Rußland erlangte er Kenntnis von den
geheimen Artikeln des Tilsiter Friedens, ging nach England und teilte sie dem dortigen Ministerium mit,
wodurch sein Einfluß so bedeutend wurde, daß Canning in den Frankreich betreffenden Angelegenheiten nichts ohne seine Ratschläge
that und ihm eine reiche Pension aussetzte. Trotz seiner Anhänglichkeit und Thätigkeit für die Bourbonen gelang es ihm
nicht, das volle Vertrauen Ludwigs XVIII. zu gewinnen. Am wurde Antraigues mit seiner Gattin, der berühmten
Opernsängerin Saint-Huberty in Barne bei London durch seinen Bedienten, einen Italiener, ermordet. -
Vgl. Pingaud, Un agent
secret sous la révolution et l'empire.