Titel
Aprikosenbaum
(Armeniaca Tourn.), Untergattung der Gattung Prunus (Familie der Rosaceen), Bäume und Sträucher mit ganzen, breiten, gesägten Blättern, seitlich aus besondern Knospen [* 2] vor den Blättern erscheinenden, meist nur zu einer bis zwei stehenden Blüten, saftiger, nicht aufspringender, samtartig behaarter Steinfrucht mit Längsfurche auf der einen Seite, runzeligem, auf der Kante ringsum gefurchtem und auf der einen Seite in der dort sehr breiten Furche mit scharfem Kiel. [* 3]
Der gewöhnliche Aprikosenbaum
(Marille,
Alberge, Aprikosenbaum
vulgaris
Lam.), kahler, 3-4 m hoher
Baum mit eiförmigen, rundlich spitzen, an der
Basis fast herzförmigen, doppelt gesägten
Blättern, drüsigem Blattstiel und weißen, außen rötlich überlaufenen
Blüten. Die kurzgestielte
Frucht ist gewöhnlich kugelig, orangegelb, auf der einen Seite rot angelaufen.
Das
Fleisch ist mehr oder weniger gelblich, saftig, in der Überreife oft mehlig und dann geschmacklos, daher die
Früchte
am
Baum nicht allzulange hängen dürfen und schmackhafter sind, wenn man sie einige
Tage auf dem
Lager
[* 4] nachreifen
läßt.
Der
Stein enthält einen süßen oder bittern
Kern. Der Aprikosenbaum
verlangt ein sehr warmes
Klima,
[* 5] und seine in
Syrien gereiften
Früchte
übertreffen daher die europäischen, selbst die Pfirsiche. Dagegen erträgt der Aprikosenbaum
viel ungünstigeres
Klima als der
Pfirsichbaum und hält in Norddeutschland ziemlich gut aus. Man zieht die
Aprikose gewöhnlich
am
Spalier, wiewohl Hochstämme wohlschmeckendere
Früchte liefern. Durch
Aussaat erhält man nie dieselbe, gewöhnlich aber
recht gute, bisweilen selbst bessere
Sorten; am vorteilhaftesten veredelt man sie auf starkwüchsige
Pflanzen mit filzigen
Blättern und Sommertrieben, wie die Julianspflaume, Damaszenerpflaume u. a. Der Aprikosenbaum
liebt
gute humusreiche, kräftige und tief bearbeitete Gartenerde mit durchlassendem
Untergrund; in kältern
Gegenden läßt er sich nur am
Spalier ziehen, bereitet aber auch dann Schwierigkeiten und leidet oft sehr am
Gummifluß, der
gerade beim am schwierigsten zu heilen ist. Man unterscheidet vier
Gruppen:
1) Mandelaprikosen (Aprikosen der Provence), in Südfrankreich, von mehr verwildertem Gehölz, mit wenig wertvollem Fleisch, aber süßem Kern, der wie Mandeln von Konditoren und zur Gewinnung von Öl benutzt wird. Hierher gehören auch die frühreifen holländischen Aprikosen.
2) Albergen, frühreife, kleine Früchte von einem Baume mit kleinen Blättern und Blüten.
3) Echte Aprikosen, größere, spät (bisweilen aber auch früh) reifende Früchte.
4) Italienische Aprikosen, mit glatter, glänzender Oberhaut. Die violette (schwarze, alexandrinische) Aprikose, mit säuerlich-süßem, außen rotem, innen gelbem Fleisch, von Prunus dasycarpa Ehrh., wird nicht der Früchte halber, sondern als Zierstrauch kultiviert. Zum allgemeinen Anbau sind von der Pomologenversammlung in Trier [* 6] folgende zehn Sorten vorgeschlagen worden: Aprikose von Nancy, [* 7] Aprikose von Breda, große Zuckeraprikose, Aprikose von Tours, [* 8] Luizets Aprikose, wahre große Frühaprikose, Ambrosia-Aprikose, Ruhm von Pourtalès, Andenken an Robertsau, Moorpark.
Die
Heimat des Aprikosenbaums
ist unbekannt, denn man hat ihn noch niemals wild angetroffen; wahrscheinlich stammt er aus
dem mittlern
Asien
[* 9] und wurde gegen Mitte des 1. Jahrh. in
Italien
[* 10] angepflanzt. Weil die
Aprikose früher
reifte als die Pfirsich, erhielt
sie den Beinamen praecoqua, praecocia, welcher im mittelgriechischen
Mund in berikoka sich
verwandelte. Daraus machten die Araber mit Vorsetzung ihres
Artikels al-barquq, und so entstand das spanische al-baricoque,
französische abricot.
Durch die lange
Kultur sind die zahlreichen
Varietäten entstanden, welche aber nur von einer Art abstammen.
Man zieht den Aprikosenbaum
hauptsächlich in südlichen Gegenden und in großem
Maßstab
[* 11] in den
Vereinigten Staaten,
[* 12] wo die
Früchte zur
Branntweinbereitung, gedörrt und gepreßt auch zur Schiffsverproviantierung benutzt werden. Auch
Italien liefert getrocknete,
Südfrankreich und die
Donaufürstentümer eingemachte und kandierte
Aprikosen. Die
Frucht enthält im
Mittel:
81,22
Wasser, 4,69
Zucker,
[* 13] 1,16 freie
Säure, 0,49 Eiweißstoffe, 6,35 Pektinstoffe etc.,
5,27
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Holzfaser, Kern und Schale, 0,82 Mineralstoffe. Aus den Kernen wird fettes Öl gepreßt (0,919 spez. Gew., Ausbeute über 50 Proz.,
dient in Südfrankreich zur Verfälschung des Mandelöls), aus den bittern Kernen wird Branntwein bereitet; die verkohlten Steine
geben schwarze Tusche; das Holz
[* 15] dient zu Drechslerarbeiten. Mandelaprikosenbaum
(Amygdalopsis Lindleyi Carr., Prunus [armeniaca]
triloba Lindl.), ein 1-2 m hoher, prachtvoller Blütenstrauch mit eirundlichen, doppelt gesägten, oben bisweilen dreilappigen,
unterseits grau behaarten Blättern, einzeln stehenden, rosafarbigen Blüten und rundlichen, behaarten Früchten, in China,
[* 16] wird bei uns, auch mit gefüllten Blüten, als Zierstrauch kultiviert und gehört zu den beliebtesten Ziersträuchern. Auch
P. (aprikosenbaum
) tomentosa Thunb. aus Nordchina, mit breit elliptischen, gesägten, unterseits weichhaarigen Blättern
und kleinen, eirundlichen Früchten, wird als Zierstrauch kultiviert.