die kriegerischen Bewohner der sogen. Armatolien (Waffengebiete)
in den nördlichen griechischen
Gebirgen, besonders in
Makedonien,
Epirus und
Thessalien. Als
Mohammed II.
Griechenland
[* 2] erobert
hatte, flüchteten sich viele Bewohner zum Teil in das
Gebirge, um unter kühnen Häuptlingen (Kapitani) den
Krieg im kleinen
fortzusetzen oder als
Räuber
(Klephthen) zu leben. Der Kapitano sammelte eine
Schar von 50-200
Jünglingen
und Männern, die ihm auf
Leben und
Tod verpflichtet waren, und überfiel den Feind auf
Straßen und in
Städten.
Die
Paschas, unvermögend, sich zu schützen, knüpften gewöhnlich Unterhandlungen an, und so erhielten die Kapitani gegen
Zusage friedlichen Betragens
Sold, Lebensmittel und die Oberaufsicht in dem durch ihre
Waffen
[* 3] beschirmten
Bezirk. Diese
Bezirke wurden Armatolien, ihre Bewohner Armatolen genannt; letztere waren aber zum kleinsten Teil Griechen, vielmehr
meist wegen politischer und religiöser
Differenzen verfolgte, christlich gewordene
Albanesen. Sie vornehmlich regten auf die
Aufforderung der
Hetärie den griechischen
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Freiheitskampfan. Die ausgezeichnetsten Armatolenführer in demselben waren Eustrates, Gogo, Georg Zongas, Saphakas und Karaiskakis
(diese beiden fielen 1827 vor Athen),
[* 5] Georg Makry, Mitzo Kondojannis, Johannes Panuryas, Kaltzodemos (fiel vor Missolunghi),
Odysseus, Georg Karatasso, Christos Mestenopulos und MarkosBotzaris, der an der Spitze derSulioten stand. Sie waren um diese
Zeit etwa 12,000 Mann stark und bildeten im Verein mit mehreren andern Klephthen die Hauptmacht beim Anfang des Freiheitskampfs,
in dem sie sich meist hohen Ruhm erwarben.
nannten Griechen und Türken die griech. Landmilizen auf dem Festlande. Das Institut der
Armatolen ist sehr alt. IhreVorläufer sind die Akriten (s. Digenis Akritas). In denZeiten der Paläologen hatte sich vermutlich auf
byzant. Gebiet unter unablässigen Kriegen dieses Institut ausgebildet, und in ähnlicher Weise schufen die Venetianer sich im 15. Jahrh.
in ihren peloponnes. Besitzungen solche Milizen. Als die Osmanen seit etwa 1430 die Übermacht auf dem
rumeliotischen Festlande gewonnen hatten, suchten sie die Armatolenan sich zu fesseln, indem sie sie zunächst für die macedon.
und thessal. Gebirgskantone, später auch für Agrapha und Akarnanien als christl. Landgendarmerie unter Hoheit des Sultans
anerkannten.
Die Kapitäne dieser Bezirke mit ihren Pallikaren (s. d.) hatten die Aufgabe, unter den ihnen nächsten
Paschas, später unter dem Generalkommando eines Dervendschi-Pascha, für die Sicherheit der Straßen zu sorgen. Gegen Ende
des 16. und während des 17. Jahrh. standen sie als Gegengewicht gegen die Janitscharen bei der Pforte in besonderer Gunst.
Zu allen Zeiten standen die in naher Beziehung zu den Klephten (s. d.). Enger wurde dies Verhältnis, als
die Pforte um die Mitte des 18. Jahrh., mißtrauisch gegen die Armatolen, diese Miliz durch Albanesen zu ersetzen strebte. Seitdem
waren die Armatolen wiederholt im Aufstande gegen die Türken, und dieser unaufhörliche Guerillakrieg bildete die Kriegsschule für
die Kapitäne und Pallikaren, die später seit 1821 den Kern der griech. Insurgentenheere ausmachten.
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Den Höhepunkt erreichten die Kämpfe der Armatolen unter Ali Pascha von Jannina, als einige sich anschickten, die Serben bei ihrem
Aufstande zu unterstützen. Ali zwang sie zur Unterwerfung; sie beteiligten sich dann unter seiner Führung, etwa 12000 Mann
stark, anfangs an seinem Krieg mit der Pforte seit 1820, um nachher 1821 zum größten Teil in den Kampf
für ihre nationale Freiheit einzutreten.