Australische
Sprachen. Auf dem Kontinent Australien [* 2] sind bisher nur die Wiraturai-, Kamilaroi-, Turrubul-, Parnkalla- und andre Sprachen des Südens und Südwestens bekannt geworden. Im grammatischen Bau, soweit von einem solchen die Rede sein kann, sowie in betreff der Nomina, der Ausdrücke für die drei ersten Zahlen, teilweise auch hinsichtlich des Wortschatzes hängen diese Sprachen so eng untereinander zusammen, daß sie sicher von der gleichen Ursprache abstammen müssen.
Dieser noch sehr unbehilflichen Ursprache scheinen die westaustralischen
Dialekte am nächsten zu stehen, während sich die
übrigen etwas vervollkommt haben und entschieden dem
Prinzip der
Agglutination zustreben.
Vgl. Threlkeld, An Australian grammar (Sydney [* 3] 1834);
»A key to the structure of the aboriginal languages« (das. 1850);
Bleek, The library of Sir George Grey, Bd. 2 (Kapst. 1858);
Ridley, Kamilaroi and other Australian languages (2. Aufl., Sydn. 1875);
Fr. Müller, Grundriß der Sprachwissenschaft, Bd. 2 (Wien [* 4] 1879 ff.).
Die jetzt ausgestorbenen drei oder vier Dialekte der Ureinwohner von Tasmania (Vandiemensland) zeigen in betreff ihres Lautsystems eine gewisse Verwandtschaft mit den Sprachen des Festlandes.
Vgl. Milligan, On the dialects of the aboriginal tribes of Tasmania (in »Papers of the Royal Society of Tasmania« 1859);
Fr.
Müller a. O. Dagegen hat sich die von
Bleek und
Prichard
vermutete
Verwandtschaft der
Sprachen von
Neuholland mit den drawidischen
Sprachen Südindiens durch die Untersuchungen
Fr.
Müllers nicht bestätigt, und noch weniger hängen erstere mit den
Sprachen der australischen
Inselwelt zusammen.
Polynesien und Melanesien fallen größtenteils dem Gebiet der weitverzweigten malaiisch-polynesischen Sprachen (s. d.) anheim. Nur die Papua auf Neuguinea, dem Luisiadenarchipel, Neukaledonien [* 5] und den Loyalitätsinseln zeigen wieder einen andern Sprachtypus; doch haben ihre übrigens sehr stark voneinander abweichenden Sprachen sämtlich vieles aus den malaiisch-polynesischen entlehnt.