(Benuë,
»Mutter der Gewässer«,
Tschadda), Nebenfluß desNiger, dessen
Quelle
[* 2]
Flegel im
September 1882 nördlich
von Ngaundere im südlichen
Adamáua unter 7° 30' nördl.
Br. und etwas östlich von 13° östl. L. v. Gr.
entdeckte. Von dort zieht der
Fluß in großem, nach W. offenem
Bogen
[* 3] nordwärts, empfängt bei Gewe den von O. kommenden
Mao-Kebbi,
wendet sich nun westwärts und vereinigt sich 206 m ü. M.
mit dem aus S. kommenden reißenden und wasserreichen
Faro (der Hauptfluß ist hier 1000, der Nebenfluß 700 m breit); am
rechten
Ufer nimmt
er den Gongola, Kadera und Ssungo auf.
In der
Regenzeit steigt das bei gewöhnlichem
Stand 3-4 m tiefe
Wasser um 10-15
m und verursacht gewaltige
Überschwemmungen. Von
Adamáua ab bildet der Binuë die
Grenze zwischen dem Fulbereich
Sokoto und den südlich gelegenen kleinen
heidnischen Negerstaaten. Der
Strom durchzieht hier majestätisch ein breites
Thal
[* 4] mit ansehnlichen Thalrändern; das
Innere
des
Landes ist im S. meist mit Walddickichten erfüllt, von Schluchten zerrissen und unzugänglich, im
N. besser kultiviert.
Unter 7° 46' nördl.
Br. fließt der Binuë gegenüber von Lokodja in den
Niger. Der Binuë wurde vonBarth 1851 und wieder von
Vogel 1854 entdeckt;
Baikie war der erste, der ihn 1854 und 1857-58 mit einem
Dampfschiff
[* 5] bis nahe an die
Grenzen
[* 6] von
Adamáua befuhr. Seither
ist sein Unterlauf sehr häufig befahren worden, so von
Rohlfs, Burdo,
Flegel. Durch weite fruchtbare und reiche
Länder fließend,
wird dieser
Strom einst eine der wichtigsten Eingangspforten Innerafrikas werden. Der bedeutendste
Ort an seinen
Ufern ist
Jola inAdamáua, der eigentliche
Hafen für
Elfenbein (60-80
Ton. jährlich); weiter westlich, etwas südlich vom
Binuë, liegt das gleichfalls bedeutende
Wukari.
oder Benue, mißverständlich auch Tschadda genannt, der größte Nebenfluß des Niger (s. d.)
in Westafrika, entspringt nördlich von Ngaundere unter 8° nördl. Br. und 13° 45' östl. L. von Greenwich, nimmt bei Ribago
(278 m ü.d.M.) den Majo Kebbi, einen Ausfluß
[* 7] des Nabaratsee, auf und erreicht hier eine Breite
[* 8] von 100 m. Von Taepe an strömt
er 500–1000 m breit, von zahlreichen Inseln durchsetzt, in einer Thalweite von 15 bis 30 km bis zur
Mündung in den Niger bei Lokodscha (81 m ü.d.M. und 480 km entfernt von der Küste).
Schiffbar ist der Binuë von der Mündung bis Ribago, auf einer Strecke von 1100 km, doch nur vom Mai bis
Anfang Januar. Denn er verringert seine 3–9 m betragende Tiefe in der Regenzeit auf 0,8 m in der Trockenzeit. Der Binuë erhält
als Zuflüsse von rechts außer dem Majo Kebbi: den Gongola (Gadschem, Gabi) und Kaddera von dem 2100 m hohen Sarandagebirge
in Bautschi;
von links strömen ihm als schiffbare Gewässer zu der Faro
(s. d.), der Tarabba, Bantadschi mit Donga Wukari von den 2000 m hohen Genderobergen
und der KatsenaAllah.
Seine Ufer begleiten von Jola abwärts, nördlich: die 200 km lange Muribergkette mit dem Tangale (1000
m) und zwischen Muri und Schebu die Ausläufer der Dutschin-Madakette;
südlich: die Fumbinaberge (1000
m), das Albemarlegebirge am Tarabba (1500 m) und die Oldfieldberge unmittelbar östlich von der Mündung des Niger.
Die Gebrüder
Lander, welche 1831 auf ihrer Hinabfahrt auf dem Niger die Mündung des Binuë passierten, berichteten, dieser Strom sei der Schari,
der aus dem Tsadsee fließe. Eine 1833 von einem Liverpooler Handelshause ausgerüstete Nigererpedition unter Laird, Allen
und Oldfield fuhr den Binuë fast 120 km aufwärts. Es war H.Barth, der 1851 den obern Lauf und den Namen des Stroms entdeckte
und ihn bei Taepe im Juni dieses Jahres überschritt. Seine wichtige Entdeckung gab dem Geographen A.
Petermann die Anregung zur Betreibung einer Dampfbootexpedition, für welche die engl. Regierung 5000 Pfd.
St. bewilligte.
Diese Expedition unter Baikie kam 1854 mit dem Dampfschiff Plejade aufwärts bis Gurowa, dem Hafen von Muri, und mit einem Boote
noch 66 km weiter, 630 km von der Mündung des Binuë. Die Fahrt zeigte auf der untersten Strecke wegen stellenweiser
Seichtigkeit und Versandung Schwierigkeiten. Weiter aufwärts fand man bequemes Fahrwasser und wurde nur durch Mangel an Brennholz
für die Dampfmaschine
[* 10] zur Umkehr genötigt. Ed. Vogel überschritt 1855 den Binuë zweimal, einmal da, wo die Expedition von 1854 umgekehrt
war, dann etwa 150 km weiter unterhalb.
Eine zweite, großartig ausgestattete Expedition von 1857, ebenfalls unter Baikie, hat jedoch die Kenntnis des
Binuë nicht erheblich
gefördert und ebensowenig die große Erwartung erfüllt, eine ununterbrochene Wasserstraße nach dem centralen Sudan wirklich
zu eröffnen. Rohlfs verfolgte auf seiner Reise quer durch Afrika
[* 11] 1867 den untern Lauf des Binuë Robert Flegel
(s. d.) hat am meisten die Kenntnis von dem ganzen Lauf des Binuë vervollständigt.
Er befuhr ihn zum erstenmal auf dem engl. Missionsdampfer Henry Venn im Juli 1879 und erreichte den Endpunkt seiner Schiffbarkeit.
Ende Juli 1882 brach er zum zweitenmal von Jola in Adamauaauf und erreichte über Sagdsche und Sakka die
Quellflüsse des Binuë. Ferner stellte Flegel die Schiffbarkeit der südl. Binuezuflüsse
zur Hochwasserzeit fest, insbesondere hinsichtlich des Tarabba; auch überschritt er bei Ngaundere und Banjo die durchschnittlich
in 1300 m Meereshöhe verlaufende Wasserscheide zwischen dem und seinen südl. Nebenflüssen einerseits
und dem zum Schari nach Osten gehenden Logone und den westlich fließenden Quellläufen des Kamerunsystems andererseits.
Nach vielen Bemühungen gelang es ihm endlich, für diese längste ununterbrochen schiffbare Wasserstraße Afrikas, den Niger-Binue,
das deutsche Großkapital zu gewinnen; Anfang Dez. 1884 bildete sich zu Hamburg
[* 12] die deutsche Binue-Gesellschaft mit
einem Kapital von 500000 M., um die Ergebnisse von Flegels Forschungen praktisch zur Verwertung zu bringen. Diese Pläne wurden
durchkreuzt durch das zwischen dem DeutschenReiche und Großbritannien
[* 13] 27. Juli und getroffene Übereinkommen, nach
dem der Stromlauf des Binuë von Jola an abwärts in den Machtbezirk der brit.
RoyalNigerCompany (s. d.) fällt, der von der engl.
Regierung beschränkte Hoheitsrechte verliehen worden sind.