Châtellerault
(spr. schatäl'roh), Arrondissementshauptstadt im franz.
Departement
Vienne, an der hier schiffbar werdenden
Vienne und an der Orléansbahn in einer sehr fruchtbaren Gegend gelegen,
durch eine 144 m lange steinerne
Brücke
[* 2] mit der Vorstadt
Châteauneuf verbunden, hat mehrere
Kirchen (darunter
die 1863 restaurierte
Kirche
St.-Jacques aus dem 11. Jahrh.), einen modernen Justizpalast und (1881)
14,864 Einw. Châtellerault
ist eine der hervorragendsten Industriestädte
Frankreichs und die einzige des
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Departements. Besonders wichtig ist die Waffenfabrikation von Châtellerault
, welche in 7 Eisenwerken und 12 Werkstätten
durchschnittlich 1800 Arbeiter beschäftigt und jährlich 60,000 Gewehre zu liefern vermag. Von Bedeutung sind außerdem die
Messerindustrie, die Erzeugung von Stahlkurzwaren, Gold- und Silberwaren, falschen Diamanten, Spitzen, Kerzen etc. Der Handel
mit Wein- und Branntwein, Getreide,
[* 4] Spargel, Eisen
[* 5] und Stahl ist gleichfalls ansehnlich. Châtellerault
hat ein Collège,
eine Bibliothek und ein Waffenmuseum und ist Sitz eines Handelsgerichts; es bildete ehemals mit der Umgegend die Vizegrafschaft
Châtellera
udois, deren Dynasten im 14. Jahrh. ausstarben, worauf sie nach und nach an verschiedene Häuser, zuletzt an das
Haus Bourbon, fiel. König Franz I. erhob sie zum Herzogtum für den Connetable Franz von Bourbon; 1538 ward
sie wieder mit der Krone vereinigt, ging aber unter Heinrich III. an das Haus La Trémouille über.
Vgl. Lalanne, Histoire de
Châtellerault
(Chât. 1859).