Chlorate
,
s. v. w. Chlorsäuresalze, z. B. Kaliumchlorat, chlorsaures Kali.
Chlorate
13 Wörter, 121 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Chlorate,
s. v. w. Chlorsäuresalze, z. B. Kaliumchlorat, chlorsaures Kali.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Chlorate,
die Salze der Chlorsäure (s. d.). ^[= HClO3, eine nur in wässerigen Lösungen und in Salzen (Chloraten) bekannte Säure; die Chlorate ...]
HClO3 entsteht (an Kali gebunden) bei der Behandlung einer heißen konzentrierten Lösung von Kalihydrat in Wasser mit Chlor. Dabei bilden sich 5 Moleküle Chlorkalium und 1 Molekül chlorsaures Kali, und aus letzterm scheidet man die Chlorsäure durch Kieselfluorwasserstoff ab. Die so in Freiheit gesetzte Chlorsäure bildet eine farb- und geruchlose Flüssigkeit, schmeckt stark sauer, riecht stechend, bleicht das zuerst gerötete Lackmuspapier, zersetzt sich schon bei 40°, wirkt stark oxydierend, entzündet Papier und Leinwand beim Eintrocknen auf denselben, zerfällt mit Chlorwasserstoffsäure in Chlor und Wasser und wird auch durch Licht [* 3] zersetzt.
Mit den Basen bildet sie die Chlorsäuresalze (Chlorate), welche sämtlich in Wasser löslich sind, beim Erhitzen in Sauerstoff und Chlormetall zerfallen, mit Schwefelsäure [* 4] gelbe, stark bleichend wirkende Dämpfe von Unterchlorsäure entwickeln und höchst kräftig oxydierend wirken. Die schmelzbaren von ihnen detonieren, mit brennbaren Körpern gemengt, sehr heftig durch Schlag, Reibung [* 5] und Erwärmung, und ihre Behandlung erheischt daher große Vorsicht.
Das wichtigste Salz [* 6] ist das chlorsaure Kali KClO3 , welches auf oben angegebene Weise erhalten werden kann, in der Technik aber mit Hilfe von Kalk dargestellt wird. Man leitet Chlor in einen heißen Brei von gelöschtem Kalk und erhält dabei eine Lösung von chlorsaurem Kalk und Chlorcalcium. Diese vermischt man siedend heiß mit Chlorkalium, filtriert und bringt die Lösung, welche nun chlorsaures Kali und Chlorcalcium enthält, zur Kristallisation.
Das ausgeschiedene rohe chlorsaure Kali wird durch Umkristallisieren gereinigt. Es bildet wasserfreie, farblose, luftbeständige, perlmutterartig glänzende Kristallblättchen vom spez. Gew. 2,83-2,35, schmeckt herb kühlend, löst sich bei 0° in 30 Teilen, bei 15° in 16½ Teilen, bei 50° in 5 Teilen Wasser; eine gesättigte siedende Lösung enthält auf 100 Teile Wasser 60 Teile Salz, in Alkohol ist es unlöslich, es schmilzt bei 334°, zersetzt sich bei 352° in überchlorsaures Kali und Sauerstoff und hinterläßt bei höherer Temperatur nur Chlorkalium.
Mischt man es mit Mangansuperoxyd (Braunstein), Kupferoxyd, Eisenoxyd, so erfolgt die Zersetzung sehr stürmisch und bei viel niedrigerer Temperatur; 100 Teile Salz geben 39,15 Teile Sauerstoff. Auf dem schmelzenden Salz verbrennen Schwefel, Kohle, Antimon, Eisen [* 7] mit lebhaftem Glanz; Mischungen dieser Körper mit dem Salz entzünden sich bisweilen von selbst, auch durch Einwirkung des Lichts und bei Berührung mit Schwefelsäure: sie explodieren durch Schlag, Stoß, Reibung und Erwärmung.
Deshalb darf das chlorsaure Kali niemals mit brennbaren Körpern irgend welcher Art im Mörser zusammengerieben werden, sondern man muß es für sich, am besten mit einigen Tropfen Weingeist, zerreiben und dann auf einem Bogen [* 8] Papier mit einer Federfahne oder mit dem Finger den andern Pulvern beimischen. Die Lösung des chlorsauren Kalis wirkt besonders nach Zusatz von Salzsäure oder Salpetersäure, welche Chlor oder Chlorsäure frei machen, stark oxydierend. Man benutzt chlorsaures Kali zur Darstellung von Sauerstoff, übermangansaurem Kali, Anilinschwarz, Alizarin, zu Buntfeuern, Augendres weißem Schießpulver, [* 9] zu Streichhölzchen und Zündspiegeln der Zündnadelgewehre.
Als Arzneimittel dient es bei diphtheritischen Prozessen, Skorbut, Mundfäule, Schwämmchen, Speichelfluß, Krupp, bei schlecht eiternden Wunden, als Mundwasser etc. Es scheint schon Glauber bekannt gewesen zu sein, doch wurde es noch später für eine Art Salpeter gehalten, bis Berthollet 1786 die Chlorsäure entdeckte, welche Gay-Lussac 1814 abschied. Das Salz wird gegenwärtig hauptsächlich in England (jährlich ca. 1,3 Mill. kg), weniger in Frankreich (0,33 Mill. kg) dargestellt.
Chlorsaurer Baryt Ba(ClO3)2 ^[Ba(ClO3)2] wird durch Behandeln von kohlensaurem Baryt mit Chlor oder aus chlorsaurem Natron erhalten, indem man dessen Lösung mit Oxalsäure versetzt, sehr stark abkühlt, filtriert und mit kohlensaurem Baryt neutralisiert. Es bildet farblose, leicht lösliche Kristalle [* 10] und dient in der Feuerwerkerei zu Grünfeuer. Chlorsaures Natron NaClO3 wird wie das Kalisalz erhalten, nur verdampft man zunächst die Lösung der Kalksalze, um das Chlorcalcium größtenteils durch Kristallisation zu entfernen, versetzt die verdünnte Lauge dann mit Kalk, entfernt das abgeschiedene Calciumoxychlorid und zersetzt nun die ¶
noch gelösten Kalksalze mit schwefelsaurem Natron. Die vom abgeschiedenen schwefelsauren Kalk getrennte Lösung verdampft man stark, um vorhandenes Chlornatrium zu entfernen, und läßt dann kristallisieren. Das chlorsaure Natron bildet farblose, luftbeständige Kristalle, löst sich leicht in Wasser und dient zum Drucken mit Anilinschwarz in der Zeugdruckerei.