Fluor
albus
(lat.), s.
Weißer Fluß.
Fluor albus
11 Wörter, 74 Zeichen
Medicin — Specielle Pathologie — Krankheiten der Harn- und Geschlechtsorgane
Fluor
albus
(lat.), s.
Weißer Fluß.
Fluß (griech. Leukorrhoea, lat. Fluor albus, franz. Fleurs blanches), der Ausfluß [* 4] einer weißlichen, trüben, schleimigen, manchmal auch gelblichen, eiterartigen Flüssigkeit aus den weiblichen Geschlechtswerkzeugen. Der weiße Fluß ist die häufigste Krankheit des weiblichen Geschlechts, besonders zur Zeit der Geschlechtsreife; sie beruht stets auf einer katarrhalischen, selten geschwürigen Entzündung der Schleimhaut, die bald nur die äußern Schamteile, bald die Mutterscheide oder die Gebärmutter, [* 5] bald auch mehrere oder alle diese Teile zugleich betrifft.
Den Ausgangspunkt des weißen Flusses nachzuweisen, ist Sache des Arztes, welcher sich zu diesem Zweck notwendigerweise des Mutterspiegels bedienen muß. Bei manchen Frauen ist er ein unschädlicher und schnell vorübergehender Begleiter der Menstruation oder des Wochenbetts; in andern Fällen entsteht er durch geschlechtliche Exzesse, durch Reibungen, denen die Genitalschleimhaut ausgesetzt wird, durch den Dampf [* 6] der Kohlentöpfe, auf welchen man sich die Füße wärmt, durch Madenwürmer (Oxyuriden), welche aus dem After in die Mutterscheide gelangen, ¶
besonders bei kleinen Kindern, und durch andre direkte Ursachen. Der weiße Fluß ist auch ein häufiges Vorkommnis bei Stauungen des Bluts in der Gebärmutter infolge von chronischen Herz- und Lungenkrankheiten, ferner bei allgemeinen Ernährungskrankheiten, wie bei der Bleichsucht, der Blutarmut, der Tuberkel- und Krebsdyskrasie etc. Die scharfe Flüssigkeit, welche dabei mit der Schleimhaut längere Zeit hindurch in Berührung bleibt, macht diese häufig wund oder selbst geschwürig.
Die Behandlung ist zunächst eine örtliche, sie besteht am besten in häufigen reinigenden Ausspülungen mit schwachen Lösungen von Kupfervitriol oder Einlegen von Wattebäuschen, welche mit schwefelsaurem Zink oder Kupfer [* 8] getränkt sind. In vielen Fällen, besonders in solchen, wo eine Allgemeinerkrankung des Organismus die Ursache des Leidens ist, sind kräftigende Mittel neben warmen Bädern oft von vortrefflicher Wirkung und beseitigen das Übel häufig ohne weitere örtliche Behandlung. Dasselbe gilt in einzelnen Fällen von dem Gebrauch der Fluß- und Seebäder und der äußern wie innern Anwendung gewisser Mineralwässer.