Freidank
(Vrîdank), Verfasser eines mittelhochdeutschen Lehrgedichts, das den Titel »Bescheidenheit« (d. h. Einsicht, Lebensweisheit) führt, aus dem ersten Drittel des 13. Jahrh. Man hat den Namen für einen allegorischen genommen, hinter dem der Dichter seinen wahren Namen versteckt. Doch ist diese Ansicht ebenso unbegründet wie die von W. Grimm aufgestellte, von Franz Pfeiffer (»Zur deutschen Litteraturgeschichte«, Stuttg. 1855) widerlegte Hypothese, daß Walther von der Vogelweide der Verfasser sei.
Freidank
, wahrscheinlich ein Fahrender aus
Schwaben, kam mit dem Kreuzheer
Friedrichs II., dessen begeisterter Anhänger er war,
nach dem
Heiligen Land, wo er 1229 einen Teil seines Gedichts verfaßte. Es handelt in 53
Abschnitten und
über 4000
Versen von Gott,
Seele, Ketzerei,
Arm und
Reich,
Sünde,
Pfaffen,
Königen und
Fürsten,
Weisen und
Thoren,
Weib und
Liebe,
Erkenntnis,
Gut und Übel,
Rom
[* 2] etc. und schließt mit einem
Gebet. Es stand im ganzen
Mittelalter und bis ins 16. Jahrh.
hinein in hohem Ansehen und verdiente diese Auszeichnung, indem es wenn auch ohne festen
Plan und daher als dichterische
Komposition
mangelhaft, doch einen reichen
Schatz von Lebensweisheit und
Erfahrung, zum Teil in Anlehnung an die
Sprichwörter des
Volkes,
in sich schließt. In zahlreichen
Handschriften erhalten, wurde es zuerst in der Sammlung von
Müller (Bd.
2) veröffentlicht, kritisch behandelt in den
Ausgaben von W.
Grimm (Gött. 1834, 2. Aufl. 1860), von
Bezzenberger
(Halle
[* 3] 1872),
von Sandvoß (wenig genügend, Berl. 1877). Eine erweiternde Umarbeitung gab
Sebastian
Brant (1508 u. öfter); neudeutsche
Bearbeitungen liegen vor
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von Simrock (Stuttg. 1867), Bacmeister (das. 1875) und Pannier (Leipz. 1878).
Vgl. Paul, Über die ursprüngliche Anordnung von
Freidanks
Bescheidenheit (Leipz. 1870).