Gaster
888 Wörter, 5'983 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Gaster
Gaster
(v. röm. castrum, »Warte«),
Landschaft im schweizer. Kanton [* 3] St. Gallen, umfaßt die rechtsseitige Thalebene zwischen dem Walen- und dem Züricher See, enthält in sechs Gemeinden (Schännis, Kaltbrunn etc.) (1880) 7119 fast ausschließlich kath. Einwohner.
Durch die Linthkorrektion und den Bau der Bahnlinie Zürich-Chur hat die Gegend sehr gewonnen.
Die Landschaft kam im 13. Jahrh. an Habsburg, 1438 an Glarus und Schwyz und wurde 1803 dem Kanton St. Gallen zugeteilt.
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
Gaster.
Bezirk des Kantons St. Gallen. Fläche: 14770 ha. Sitz der Verwaltungsbehörden ist Benken, Sitz der Gerichtsbehörden Schännis. Der Bezirk grenzt im SW. und S. an den schwyzerischen Bezirk March, den Kanton Glarus und Walensee, im O. und NO. an die Bezirke Sargans u. Ober Toggenburg, im N. an den Bezirk See und im W. wiederum an den schwyzerischen Bezirk March. Von Schloss Grinau greift die Grenze im W. u. SW. bis an den ehemaligen Linthlauf über den heutigen Linthkanal hinüber, folgt darauf diesem letzteren bis zu seiner Einmündung in den Walensee, zieht sich vom N.-Ufer des Walensees zwischen Bätlis und Quinten hinauf zum Leistkamm und Nägeliberg, steigt längs des Leistbaches bis gegen Starkenbach im Toggenburg ab, springt auf den Hädernberg über, geht n. der Amdener Höhe nach W., biegt ob Käsernalp nach NNW. um und folgt dieser Richtung über den Speer bis zum Regelstein, um von da längs dem Gigenbach und s. an Gauen und Uznach vorbei bei Grinau wieder zum Linthkanal zurückzukehren.
Der Bezirk umfasst die 6 Gemeinden Amden, Benken, Kaltbrunn, Rieden, Schännis und Weesen. Der in der Linthebene (420 m) gelegene Abschnitt des Bezirkes war vor dem Bau des Linthkanals ein zum grossen Teil versumpftes und ungesundes Gebiet, das seither zu einem fruchtbaren und gesunden Wiesen- und Obstbaumgelände umgewandelt worden ist. Der Bezirk hat 3607 ha Wald, 2840 ha Wies- und Weideland und 6 ha Reben, von denen das Wiesland in der Linthebene, Alpweiden und Waldungen dagegen in den gebirgigen Teilen vorwiegen. Sehr guter Wein gedeiht vornehmlich in dem klimatisch so sehr begünstigten warmen Winkel bei Wesen am Walensee.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist Landwirtschaft (Wiesen-, Acker-, Obst- und Weinbau), Alpwirtschaft und Viehzucht. Pferdezucht in Kaltbrunn. Schöne braune Viehrasse. Beträchtlich ist die Käsefabrikation, wie auch die Ausfuhr von Obst. Der Bezirk zählt 7301 Ew. (wovon 297 Reformierte) in 1345 Häusern und 1698 Haushaltungen. Bei Kaltbrunn wird Braunkohle abgebaut. Webstühle und Stickmaschinen. Je eine Seidenweberei in Wesen, Ofenfabrik in Benken, Backsteinfabrik in Schännis. Elektrizitätswerk in Schännis. Fremdenindustrie (besonders am Walensee: Wesen und Amden). Grosse Märkte in Wesen, Kaltbrunn und Schännis. Schiffahrt auf dem Walensee. Die sehr bedeutenden Steinbrüche auf die Kreidekalke des Valangien und Neocom an der Amdenerstrasse über Wesen versorgen namentlich die Stadt Zürich mit Pflastersteinen.
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|
Hornvieh | 5315 | 5486 | 5663 |
Pferde | 150 | 134 | 165 |
Schweine | 1144 | 1666 | 1733 |
Schafe | 191 | 67 | 68 |
Ziegen | 1905 | 2075 | 1724 |
Bienenstöcke | 899 | 1301 | 1140 |
Den Bezirk durchziehen die Eisenbahnlinie Rapperswil-Wesen-Sargans (an die sich in Uznach vom Toggenburg her die im Bau begriffene
Rickenbahn anschliessen wird, die in Ziegelbrücke an die Linie Zürich-Glarus-Linthal Anschluss hat und von der an der Station
Weesen die Linie Weesen-Glarus abzweigt) und die Strassen (von Rapperswil und Wattwil nach) Uznach-Ziegelbrücke-Weesen und Weesen-Amden.
Postwagen Weesen-Amden und Kaltbrunn-Benken. Das Gasterland
war zuerst der Reihe nach den Grafen von Churwalden, dem Bistum Chur
und den Klöstern Pfäfers, Schännis und Einsiedeln untertan; es kam zu Ende des 9. Jahrhunderts an die
Grafen von Lenzburg, 1172 an die Grafen von Kiburg, 1269 an die Grafen von Habsburg, 1406 an die Grafen von Toggenburg und 1436 neuerdings
an das Haus Oesterreich.
Mit dessen Zustimmung schloss das Gaster
mit Schwyz
und Glarus
ein Burgrecht und wurde dann von Herzog Friedrich 1438 an diese
beiden Orte abgetreten, unter deren Hoheit es bis 1798 verblieben ist. Das 1529 zur Reformation übergetretene Volk des Gaster
musste nach der Schlacht bei Kappel 1531 wieder zum alten Glauben zurückkehren. Die beiden Orte Schwyz
und Glarus
(hier aber nur die katholischen
Gemeinden)
ernannten abwechselnd alle zwei Jahre einen katholischen Vogt über das Gaster
, der seit dem 15. Jahrhundert
nur zur Abnahme der Eidesleistung jeweilen für einige Tage im Lande selbst amtlich zu weilen pflegte.
Die stimmberechtigten Bewohner des Gaster
versammelten sich alle zwei Jahre in Schännis zur Landsgemeinde zur Erneuerung
des Untertaneneides und zur Wahl der Zivil- und richterlichen Beamten. Die Befugnisse des vom Landvogt
präsidierten Gerichtshofes erstreckten sich nicht auf das Gebiet von Weesen, das sich einer eigenen Gerichtsbarkeit erfreute,
und nicht auf dasjenige von Kaltbrunn, das in dieser Beziehung dem Stift Einsiedeln unterstand. Dem Gaster
war auch noch die
die Gebiete von Murg, Terzen, Quinten und Quarten umfassende sog. Landmark am Walensee angegliedert, mit Ausnahme
allerdings der Kriminalgerichtsbarkeit, die hier der Vogt zu Sargans ausübte.
Zur Zeit der Helvetischen Republik 1798 war das Gaster
ein Glied des Kantons Linth, um dann durch die Mediationsakte von 1803 endgiltig
dem Kanton St. Gallen
zugeteilt zu werden, der es aber erst 1831 von seinem Bezirk Uznach lostrennte und zum eigenen Bezirk
(das ehemalige historische Gasterland
exkl. die Landmark am Walensee umfassend) erhob. Der Name Gaster
ist vom latein. castrum,
castra (= befestigtes Lager, Burg) herzuleiten; in einer Urkunde von 1230: a clivo qui Gastirer dicitur.
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
Gaster.
Bezirk des Kantons St. Gallen. Die Viehzählung von 1906 ergab folgende Resultate:
1906 | |
---|---|
Rindvieh | 5992 |
Pferde | 202 |
Schweine | 2422 |
Schafe | 75 |
Ziegen | 1783 |
Bienenstöcke | - |