Titel
Hirzel
,
1)
Hans
Kaspar, Schriftsteller im
Fach der praktischen
Philosophie, geb. zu Zürich,
[* 3] war
Oberstadtarzt und Mitglied des
Großen
Rats daselbst, bereiste mit
Sulzer die
Schweiz
[* 4] und
Deutschland
[* 5] und lernte in
Berlin
[* 6] die
damaligen
Koryphäen der deutschen Litteratur kennen.
Kleist lebte einige
Wochen bei ihm, und die von
Klopstock in einer seiner
Oden besungene
Fahrt auf dem
Züricher
See leitete Hirzel.
Er starb Er schrieb: »Die
Wirtschaft eines
philosophischen
Bauers« (Zürich
1771, 2. Aufl. 1774);
»Das Bild eines wahren Patrioten« (das. 1767, 2. Aufl. 1775);
»Auserlesene Schriften zur Beförderung der Landwirtschaft« (das. 1792, 2 Bde.) u. a.
2)
Salomon, Buchhändler, geb. zu Zürich,
seit 1830
Mitbesitzer der Weidmannschen Buchhandlung in
Leipzig,
[* 7] schied 1853 aus dieser aus, um unter seinem eignen
Namen ein neues
Geschäft zu gründen, für welches er einen kleinen Teil
des Weidmannschen
Verlags übernahm.
Sein gewählter
Verlag umfaßt, außer höherer
Belletristik (darunter die Werke Gust.
Freytags),
fast nur hervorragende wissenschaftliche Werke, z. B. das Grimmsche
Wörterbuch der deutschen
Sprache,
[* 8] die
Schriften der königlich sächsischen
Gesellschaft der
Wissenschaften und der Jablonowskischen
Gesellschaft in
Leipzig, die
Staatengeschichte der neuesten Zeit u. dgl. Hirzel
war
einer der feinsten
Goethe-Kenner und
Besitzer wohl der vollständigsten
Goethe-Bibliothek.
Auf
Grund der letztern veröffentlichte er 1848 (anonym und nur zur Verteilung an
Freunde gedruckt) sein
»Verzeichnis einer
Goethe-Bibliothek« (3., sehr vermehrte
Ausgabe 1874), das erst nach seinem
Tod im
Buchhandel erschien (neue
Ausg., mit Nachträgen und Fortsetzung von
Ludwig Hirzel
, 1884). Dieser
Katalog, der sicherste und vollständigste
Führer im
Gebiet der
Goethe-Litteratur, enthält, von den auf
Goethe bezüglichen
Schriften gänzlich abgesehen, die sämtlichen
Originaldrucke Goethescher
Schriften in Einzeldrucken,
Ausgaben etc., vom Anfang bis auf die neueste Zeit herab, in den neuesten
Ausgaben außerdem noch
Auszüge aus
Goethe-Handschriften Hirzel
schen
Besitzes. Von der philosophischen
Fakultät der
Universität
Leipzig erhielt Hirzel
1865, am 100jährigen Gedenktag des
Eintritts
Goethes in die
Leipziger
Hochschule, den Doktortitel. Er starb in
Halle.
[* 9] Seine
Goethe-Bibliothek hat er der Universitätsbibliothek zu
Leipzig, die Sammlung Zwinglischer
Schriften der zu
Straßburg
[* 10] vermacht.
Vgl. Springer, Der junge (als Manuskript gedruckt, Leipz. 1883).
3)
Bernhard,
Orientalist, geb. 1807 zu Zürich,
studierte dort und in
Berlin
Theologie und
Philologie, ward 1835
Professor der
orientalischen
Sprachen in Zürich,
übernahm aber 1837 die Pfarrei
Pfäffikon. Als durch die
Berufung D. F.
Strauß'
[* 11] an die
Universität
Zürich
eine Aufregung im Land veranlaßt wurde, führte Hirzel
eine Volksmenge gegen die Hauptstadt und zwang die
Regierung zur
Abdankung. Von dem neugewählten
Großen
Rat zum Mitglied des
Kirchen- und Erziehungsrats ernannt,
legte er 1841 diese
Stelle, 1845 auch seine Pfarrstelle nieder und trat wieder als
Privatdozent an der
Universität Zürich
auf, mußte
aber bald darauf wegen
Wechselfälschung flüchten und begab sich nach
Paris,
[* 12] wo er Ende Juni 1847 seinem
Leben durch
Gift ein
Ende machte. Hirzel
übersetzte verschiedene Meisterwerke aus dem
Sanskrit, so
Kalidasas
»Sakuntala« (Zürich
1833),
»Urwasi« (Frauenf. 1838) und »Meghaduta oder der Wolkenbote« (das. 1846),
sowie das »Hohe Lied« (das. 1840). ¶
mehr
4) Christoph Heinrich, Chemiker, geb. zu Zürich,
widmete sich daselbst der Chemie, wurde 1849 Assistent bei Kühn in Leipzig,
habilitierte sich daselbst 1852 für Chemie und wurde 1865 außerordentlicher Professor. 1861 begründete er in Plagwitz bei
Leipzig eine chemische Fabrik und Petroleumraffinerie, welche allmählich in eine Maschinenfabrik zum Bau von
chemisch-technischen Anlagen umgewandelt wurde. Hirzel
, welcher daneben auch seine Professur beibehielt und 1881 zum schweizerischen
Konsul für Sachsen
[* 14] und Thüringen ernannt wurde, schrieb: »Führer in die Chemie« (Leipz. 1852-54, 2 Bde.);
»Katechismus der Chemie« (5. Aufl., das. 1884);
»Toilettenchemie« (3. Aufl., das. 1874);
»Das Steinöl und seine Produkte« (das. 1864).
Auch gab er das »Hauslexikon« (Leipz. 1858-63, 6 Bde.) und 1865-74 mit Gretschel das »Jahrbuch der Erfindungen« heraus.
5) Ludwig, Litterarhistoriker, Sohn des Theologen Ludwig Hirzel
(gest. 1841; »Kommentar zum Hiob«, 1839; 3. Aufl. von Dillmann, 1869),
geb. 1838 zu Zürich,
studierte daselbst, in Jena
[* 15] und Berlin, wurde 1862 Gymnasiallehrer in Frauenfeld, 1866 Lehrer
an der Kantonschule in Aarau
[* 16] und ist seit 1874 Professor der deutschen Sprache und Litteratur an der Universität in Bern.
[* 17] Er schrieb:
»Goethes italienische Reise« (Basel
[* 18] 1871),
»Schillers Beziehungen zum Altertum« (Aarau 1872),
»Karl Ruckstuhl, ein Beitrag zur Goethe-Litteratur«
(Straßb. 1876) und gab A. v. Hallers »Gedichte« (Frauenf. 1882) und
»Tagebücher« (Leipz. 1883) sowie Salomon Hirzels
»Verzeichnis einer Goethe-Bibliothek« (das. 1884, mit Nachträgen und Fortsetzung)
heraus.