eine eigentümliche
Empfindung auf der äußern
Haut,
[* 3] auch auf gewissen
Partien der Schleimhaut, welche zum
Kratzen,
Reiben und
Schaben reizt. Man unterscheidet das J., welches sich bei mannigfachen
Hautkrankheiten,
[* 4]
Reiz
durch Ungeziefer,
Gelbsucht und andern nachweisbaren
Ursachen einstellt, von einem selbständig ohne unmittelbare
Störungen
auftretenden Hautleiden, dem Pruritus oder
Prurigo. Dieses ist entweder ein allgemeines, über den ganzen
Körper verbreitetes,
in Anfällen auftretendes J., das besonders unter dem Einfluß der Bettwärme, aber auch infolge heftiger
Erregungen und zuweilen ohne jeden
Anlaß ausbricht, oder es ist ein örtliches Übel, das vorzugsweise an den
Geschlechtsteilen
(Pruritus pudendorum), den Handtellern, den Fußsohlen (P. palmae et plantae) oder als
Afterjucken
(P.
ani s. podicis) auftritt.
Das Allgemeinübel ist stets sehr hartnäckig, namentlich bei alten Leuten (P. senilis) unheilbar. Im
mittlern
Lebensalter ist es oft mit schlechter
Verdauung,
Störungen der Genitalsphäre, mit
Nierenkrankheiten,
Tuberkulose etc.
verbunden und schwindet mit der Besserung dieser
Krankheiten. Dem örtlichen J. liegen nicht selten dieselben Übel zu
Grunde,
der Pruritus pudendorum ist auch wohl der
Vorläufer krebsiger
Neubildungen der
Gebärmutter.
[* 5] Unter allen Umständen ist
das J. außerordentlich lästig und peinigend; zuerst kann man die
Neigung zum
Kratzen durch starken
Willen bekämpfen, dann
aber wird der
Reiz so mächtig, daß die Kranken ihre
Haut andauernd und energisch mit den
Nägeln bearbeiten müssen, bevor
unter allgemeiner
Erschlaffung eine Besserung einkehrt.
Zuweilen steigert sich der
Kitzel zu einem lebhaften
Brennen (P. formicans). Die
Knötchen, Schrunde und
Hautentzündungen, welche bei längerm Bestehen des Juckens sich vorfinden, sind
Folgen des
Kratzens und erschweren oft sehr
die Unterscheidung des Pruritus von
Ekzemen,
Krätze,
Nesselsucht etc. Die Behandlung ist bei bestehenden Grundleiden auf diese
zu richten, z. B. bei Verdauungsstörungen undHysterie erweisen sich
Brunnenkuren, bei psychischer Niedergeschlagenheit
Wechsel des Wohnortes,
Reisen etc. von Vorteil.
(Pruritus), eine eigentümliche schmerzhafte Empfindung (Hyperästhesie) der äußern Haut oder gewisser Stellen
der Schleimhäute (After, Scheide u. s. w.), welche zum Kratzen und Reiben veranlaßt. Die Empfindung selbst
ist verschiedener Art: brennend, stechend, nagend, kriebelnd u. s. w. Ein geringerer Grad dieses Hautschmerzes ist der Kitzel.
Das J. begleitet viele Hautausschläge und ist hier am bedeutendsten beim Nesselausschlag; der sog. Juckausschlag (Juckblattern,
Prurigo), bei welchem sich flache stecknadelkopf- bis hanfkorngroße heftig juckende Knötchen auf der Haut bilden, hat
von dieser Erscheinung den Namen.
Dieser echte Juckausschlag findet sich besonders häufig bei der armen und dürftig ernährten Bevölkerung,
[* 8] beginnt fast ausnahmslos
schon in der frühesten Jugend und bleibt nicht selten durch das ganze Leben bestehen; Lieblingsstellen der Juckblattern sind
die Streckseiten der untern, in geringerm Grade der obern Extremitäten, die hintere Fläche des Rumpfes,
die Brust und der Unterleib, wohingegen das Gesicht
[* 9] und die Beugeflächen der Extremitäten immer von ihnen verschont bleiben.
Auch die Umgegend von Geschwüren juckt oft. Nicht selten tritt auch das J. auf nach der Heilung von Hautausschlägen (Gürtelrose,
nässende Flechte, Pocken u. s. w.), bei der Ablösung von Hautschorfen, in
frischen und alten Narben.
Die häufigste Ursache des J. sind aber Schmarotzer (Krätzmilben,
[* 10] Läuse, Madenwürmer im Mastdarme, in der Scheide), die oft
übersehen werden, und Schmutz. Auch die Einwirkung reizender Substanzen auf die Haut verursacht oft J., so z. B. gar nicht
selten das Auflegen von Heftpflaster. Zu den innern Ursachen des J. gehören Alkoholmißbrauch, der Genuß
reizender und scharfer Nahrungsmittel
[* 11] und Gewürze.
Manche Menschen bekommen auch nach dem Genusse anscheinend ganz unschuldiger Dinge (Krebse, Erdbeeren, Käse) meist mit Nesselausschlag
verbundenes Hautjucken (s. Nesselsucht). Ebenso stellt sich J. oft bei solchen ein, welche viel Tabak
[* 12] rauchen; nicht selten
auch bei Gelbsüchtigen. Endlich kann das J. auch bedingt sein von Nervenerkrankungen, die ihren Sitz an dem peripherischen
oder dem centralen Ende der Nerven
[* 13] haben. Das J. und Kitzeln in den Schleimhäuten (Nase,
[* 14] Kehlkopf)
[* 15] hängt oft ab von entzündungsähnlichem
Katarrh.
Am häufigsten kommt das J. vor in der Umgebung der Geschlechtsteile, an der Aftermündung (s. After),
an der innern Schenkelfläche, den Waden, den Brüsten. Es setzt aus oder hält ununterbrochen an, wird beim Schwitzen, in der
Wärme
[* 16] (im Bett),
[* 17] im Frühjahr, im Winter, auf Diätfehler stärker oder zeigt sich dann überhaupt erst. Das J. kommt in verschiedenem
Grade vor, vom leichtesten Kitzel bis zum furchtbarsten Schmerz. Kratzen bis aufs Blut schafft oft Erleichterung;
mitunter steigert sich der Schmerz bis zur Besinnungslosigkeit. In so schweren Fällen stellt sich nicht selten Gereiztheit,
Schwermut ein, der Schlaf, die Ernährung leiden, es tritt zuletzt wirkliches Fieber ein.
Die Behandlung muß sich auf die Hebung der Ursache richten: Töten und Entfernen der Schmarotzer, Reinlichkeit,
Vermeidung schädlicher Genüsse;