kultiviert. Die Wurzeln werden im 2. oder 3. Jahr nach der Aussaat oder nach dem Auspflanzen der Setzlinge geerntet, sie sind
20-30 cm lang, 5-12 mm dick, mit rotbrauner, runzeliger Außenrinde, innen gelbrot, werden nach der Ernte
[* 9] getrocknet und kommen
meist gemahlen (nur die levantische erscheint nicht zerkleinert) in den Handel. Man reinigt die Wurzeln
von der wenig wertvollen Oberhaut und den Saugwurzeln (welche gemahlen den Mullkrapp liefern) und erhält dann durch Mahlen
den geschälten oder beraubten Krapp, welcher wertvoller ist als der unberaubte, mit der Oberhaut gemahlene Krapp. Der gemahlene
Krapp bildet ein grobes, safranfarbiges Pulver, riecht stark eigentümlich, schmeckt säuerlich-süßlich,
zieht begierig Feuchtigkeit an und muß sorgfältig gegen Luft und Licht
[* 10] geschützt werden. Er verbessert seine Qualität durch
mehrjährige Aufbewahrung, geht aber nach dem 5.-6. Jahr wieder zurück.
Diese finden sich aber nicht in der frischen Wurzel fertig gebildet, sondern entstehen aus Glykosiden, welche unter dem Einfluß
eigentümlicher Fermente sich langsam zersetzen. Daher gewinnt der Krapp beim Aufbewahren. Das wichtigste Glykosid ist die Ruberythrinsäure
C26H28O14 , welche sich unter Aufnahme der Elemente des Wassers in Alizarin C14H8O4 und
Zucker spaltet. Einem andern Glykosid entstammt das Purpurin C14H8O5 , welches aber auch vielleicht
fertig gebildet im K. vorkommt. Dies ist für sich ohne Färbevermögen, unterstützt aber in Verbindung mit Alizarin den Färbeprozeß.
Außerdem enthält der Krapp orangerotes Pseudopurpurin, gelbes Purpuroxanthin und Isalizarin. - Bei der Anwendung
des rohen Krapps wirken die neben den Farbstoffen vorkommenden Substanzen störend, und der Farbstoff selbst
ist nicht vollständig verwertbar.
Beinahe die Hälfte bleibt, an Kalk und Magnesia gebunden, in der Wurzel zurück; und man wendet deshalb sehr allgemein Präparate
an, welche den Farbstoff in reinerer und konzentrierterer Form enthalten. Dahin gehören die Krappblumen,
zu deren Darstellung derKrapp mit reinem oder mit Schwefelsäure
[* 15] angesäuertem Wasser 12-15 Stunden maceriert, dann abgepreßt,
getrocknet und gemahlen wird (das Waschwasser ist zuckerreich, kann in Gärung versetzt werden und gibt dann bei der Destillation
[* 16] Spiritus;
[* 17] außerdem gewinnt man daraus Oxalsäure und einen roten Farbstoff).
Die Krappblumen geben ein schöneres, solideres Violett, ein glänzendes Rosa, und der weiße Grund bleibt
reiner, der Farbstoff aber wird ebenfalls nur zur Hälfte ausgenutzt. Zur Darstellung von Garancin extrahiert man gemahlenen
Krapp mit kaltem Wasser, preßt, rührt ihn mit schwach verdünnter Schwefelsäure an, wäscht dann aus, trocknet und mahlt. 100 Teile
dieses Präparats entsprechen 500-600 Teilen Krapp. Es gibt ziemlich lebhafte und glänzende Farben und ebenfalls
reinern weißen Grund.
Garanceux wird in derselben Weise aus schon zum Färben benutztem Krapp dargestellt und ist daher minderwertig. Pinkoffin (Alizarine
commerciale),
welches sehr schönes Violett liefert, wird erhalten durch Erhitzen von gut ausgewaschenem Garancin auf
200° oder Behandeln mit überhitztem Dampf.
[* 18] Krappkohle ist das Produkt der Behandlung von Krappblumen mit konzentrierter Schwefelsäure
und dient zur Darstellung von Extrakten, wie von Kolorin, welches aber auch direkt aus Garancin bereitet wird. Die Krappextrakte
aus Krapp, Garancin und Krappkohle besitzen das 20-70fache Färbevermögen des Krapps, liefern im allgemeinen
sehr echte Farben mit sehr schönem Weiß und dienen namentlich in der Zeugdruckerei. Hierher gehören Azale, Rochlederin etc.,
welche aus fast reinem Alizarin bestehen. - Der Krapp war schon den Alten bekannt;
Dioskorides erzählt, daß Erythrodanon angebaut
werde und auch wild vorkomme, und daß die Wurzeln zum Färben benutzt werden;
in den KapitularienKarls d. Gr. wird sie als »Warentia«
zum Anbau empfohlen, doch verbreitete sich die Krappkultur in Frankreich erst einige Jahrhunderte später und erlosch dann
wieder, so daß sie gegen Ende des 16. Jahrh. fast nur noch in Holland betrieben wurde. 1760 ließ der
französische MinisterBertinSamen
[* 19] des levantischen Krapps nach Frankreich kommen und unter die Landleute verteilen. In Avignon
soll ein gewisser Althen 1766 den Krappbau eingeführt haben, der sich wenig später auch im Elsaß verbreitete. In Deutschland
[* 20] wurde wohl zuerst in Schlesien
[* 21] Krapp gebaut, wenigstens datiert eine Breslauer Röteordnung von 1574. In Böhmen,
[* 22] wo im 16. und 17. Jahrh. der Krappbau ebenfalls blühte, wurde er durch den Dreißigjährigen
Krieg zu Grunde gerichtet; auch in Bayern,
[* 23] Sachsen
[* 24] und Baden
[* 25] ist er ganz zurückgegangen; in der Pfalz datiert er seit 1763. In den
30er Jahren hatte der Krappbau einen großen Aufschwung genommen, die Entdeckung der Anilinfarben bewirkte
aber einen bedeutenden Rückschlag, und durch die Darstellung des Alizarins aus Steinkohlenteer wurde dem Krappbau jede Bedeutung
genommen.
(Färberröte, frz. garance; engl. madder; holl.
mee oder meekrap); bis vor wenigen Jahren noch die wichtigste Färbepflanze neben der Spenderin des Indigo,
schon in den ältesten geschichtlichen Zeiten bei den Römern, Griechen und Orientalen in Gebrauch, hat seit Entdeckung des
künstlichen Alizarins immer mehr an Bedeutung verloren. Die Pflanze (Rubia tinctorum) ist im Orient heimisch, wird dort regelmäßig
gebaut und ist dort am reichsten an Farbstoff.
Sie fügt sich aber kältern Klimaten und ihr Anbau hat sich daher weiter über Europa verbreitet. Man kultiviert sie bisher
in Frankreich, Holland, Belgien und Deutschland. England, das
zuweilen als K. bauend aufgeführt ist, hat mit seinen Kulturversuchen
keinen Erfolg gehabt und versorgt sich aus Holland, Frankreich und dem Orient. Die in letzterer Weltgegend
gebaute Krapppflanze wird übrigens von den Botanikern als eine eigne Art, Rubia peregrina, genommen. Bei uns kommt der K. schon
unter den Färbepflanzen vor, welche zur Zeit Karl's des Großen und auf dessen Empfehlung gebaut wurden.
Die Anregung zu umfassenderer Kultur scheint erst durch die Kreuzzüge gegeben worden zu sein; der Anbau
war vor dem dreißigjährigen Kriege in Deutschland weit ausgedehnter und beschränkt sich jetzt fast nur auf Schlesien (Breslau,
Liegnitz), die Pfalz und Elsaß, doch ist, wie auch in Frankreich, der Krappbau außerordentlich zurückgegangen. Die Krapppflanze
ist ein unsern Labkräutern und dem Waldmeister nahe verwandtes Gewächs mit ausdauerndem, schlanke gekrümmte
Zweige austreibenden Wurzelstock und krautartigem, kantigem, verästeltem Stengel, um welchen lanzettförmige Blätter zu
4-6 Quirlen niederhängend sitzen.
Die unscheinbaren grünlich gelben Blüten stehen in Rispen und bringen erbsengroße, rote, bei der Reife schwarze Beeren.
Die Vermehrung geschieht bei uns nicht durch den Samen, sondern durch Wurzelauslegen in reihenweiser
Anordnung. Die Ernte ist mühsam und zeitraubend, denn es müssen die Wurzeln mit der Hacke eine nach der andern aus der
umgebenden Erde frei gemacht werden. Die Ernte erfolgt gewöhnlich, wenn die Pflanze drei Jahre alt ist, stellenweise auch
schon im zweiten Jahre, wenn man Winterfröste zu fürchten hat, die die ganze Pflanzung vernichten würden.
Im Orient, wo dies nicht zu besorgen ist, läßt man die Stöcke 5-6 Jahre alt werden und der Farbstoff hat daher viel mehr
Zeit, sich anzuhäufen.
Daher schreibt sich der größere Gehalt des orientalischen K. und das größere Kaliber der Wurzeln,
welche bis kleinfingerdick werden, indes das abendländische Gewächs es höchstens bis zur Dicke eines Federkiels bringt.
Die gegrabenen Wurzeln werden, nachdem sie von anhängendem Erdreich möglichst gereinigt, erst an der Luft und dann in Trockenstuben
so weit getrocknet, daß sie beim Biegen kurz durchbrechen. Der orientalische K., Lizari genannt, wahrscheinlich
nur an der Sonne getrocknet, kommt allein in ganzen Wurzeln in den Handel, indes die abendländische Ware in der Regel entweder
zu grobem Pulver gemahlen oder schon weiter zu einem der noch zu erwähnenden Präparate verarbeitet vorkommt.
Die knotigen, an den Knotenpunkten mit einzelnen feinern Wurzelhaaren besetzten Wurzeln haben im trocknen
Zustande eine braunrote, längsrunzliche Oberhaut mit einer anhängenden, leicht ablöslichen Korkschicht, darunter die eigentliche,
dunkelbraunrote Rindenschicht, die einen bittern, rötlich gelben bis roten holzigen Kern umschließt. Die Mittelschicht
oder Unterrinde, die im frischen Zustande gelb oder in gewissen Bodenarten gezogen, wie gesagt, braunrot aussieht, ist nebst
dem Holze der Hauptsitz der färbenden Materie. Man sucht daher bei den bessern Handelssorten die Oberhaut nebst den Saugwurzeln
vor dem
¶
mehr
Mahlen möglichst zu entfernen, indem man die getrockneten Wurzeln unter öfterem Wenden drischt. Der hierbei entstehende
Abfall wird durch Sieben von Staub befreit und bildet den aus Oberhaut und zerkleinertem Gewürzel bestehenden Mullkrapp
(Mull, Korte, Krappklein), ein braunes Pulver, das nur als Zusatz beim Braun- und Schwarzfärben dient. Die solchergestalt
gereinigten Wurzeln werden durch Mühlsteine oder öfter auf Stampfwerken gepulvert und geben nach Absieben des Staubes den
sog. beraubten, d. h. geschälten K.; werden die Wurzeln ohne
vorgängige Schälung sogleich eingestampft, so gibt dies den unberaubten oder gemeinen K. Zwischen beiden werden in Holland
und Frankreich noch Mittelsorten dargestellt.
Das Krapppulver ist der eigentliche K. des Handels und heißt im Französischen garance, wogegen die
ganzen Wurzeln Alizari oder nach neugriechischer Aussprache Lizari genannt werden. Aus diesen Namen wurden denn auch die Benennungen
einiger Krapppräparate (s. u.) gebildet. Das Krapppulver wird nur selten frisch in der Färberei
verbraucht, sondern erst 2-3 Jahre in Fässern fest eingestampft und wohlverschlossen aufbewahrt, wobei
sich erst das Färbevermögen des Stoffs gehörig entwickelt, da die Masse hierbei eine Art Gärung erleidet und öfter zu
einem einzigen festen Block zusammenbäckt. Bei noch längerer Aufbewahrung vermindert sich der Farbstoff wieder und endlich
verdirbt das Pulver gänzlich. -
Die Bestandteile der Krappwurzel und ihre chemischen Verhältnisse zu ermitteln, haben sich eine größere
Anzahl ausgezeichneter Chemiker angelegen sein lassen und haben sich hierbei folgende Resultate ergeben. Die lebende und
unversehrte Krappwurzel enthält nur eine gelbliche Flüssigkeit, welche erst beim Absterben und bei Verletzung der Wurzel
sich umändert und mehr oder weniger gelbrot wird, daher im Handel auch von gelbem und rotem K. die Rede
ist. Der rote soll in alkalihaltigem Boden gewachsen sein.
Überhaupt sind Boden und Klima so einflußreich für die Krappwurzel, daß die Sorten sich je nach ihrer Herkunft sehr verschieden
verhalten und jede sich durch bestimmte, in der Praxis zu beachtende Eigentümlichkeiten charakterisiert.
Die Absude des K. mit Wasser, Alaunlösung etc. sehen dunkelbraun aus; sie enthalten alle Bestandteile,
nämlich verschiedne Farbstoffe, Harz, Bitterstoff, Pektin, Zucker etc. Des Zuckergehalts wegen hat man in Frankreich das Dekokt
nach Ausfällung der Farbstoffe auf Branntwein zu benutzen versucht; dieser Krappbranntwein behält jedoch hartnäckig
einen Geruch nach K., weshalb er nur zu technischen Zwecken verwendbar ist.
Das eigentliche, färbende Prinzip der Wurzeln besteht aus zwei nahe verwandten Stoffen, die sich indes chemisch trennen
lassen, dem Alizarin (Krapprot) und dem Purpurin (Krapppurpur). Gesondert färbt das letztere mehr hochrot, indes die Alizarinfärbung
einen bläulichen Ton hat. Diese beiden Farbstoffe sind in der frisch gegrabenen Wurzel noch nicht enthalten,
sondern bilden sich erst aus einem in gelblichen Kristallen isolierbaren Stoffe,
der Ruberythrinsäure; diese ist ein Glukosid
und geht durch Einwirkung von Fermenten, Alkalien oder Säuren erst in Alizarin und Purpurin über, wobei auch Zucker (Glucose)
abgespalten wird. Die Farbstoffe treten aus der Farbbrühe allein an die gebeizten Zeuge, doch nur dann,
wenn die Wurzeln von Natur kalkhaltig waren oder etwas Kalk zugesetzt wird. Der Kalk soll, wie man annimmt, die fremden Stoffe
binden, daß sie nicht an die Faser gehen; übrigens lassen sich die mit aufgenommenen, die Farbe trübenden
Stoffe durch Seifenbäder leicht wegschaffen, was man das Schönen nennt.
Der K. gibt ein besonders haltbares Rot, wenn auch nicht ganz so schön, wie das mit Kochenille erzeugte. Er wird beim Färben
und Drucken baumwollener Waren sehr häufig gebraucht, mit Alaunbeize zu Rot, mit Eisenoxyd zu Lila, Violett
und Schwarz, mit Eisen- und Thonbeize im Gemisch, mit oder ohne Sumach zu verschiednen Nüancen von Braun. Neben der gewöhnlichen
Krappfärberei steht abgesondert das Färben von Türkischrot, wozu auch vorzugsweise türkischer Krapp verwendet wird. Es
ist dies ein empirisches Verfahren, das in der That aus dem Morgenlande stammt und sich durch ein schönes
Produkt, aber auch durch ungemeine Umständlichkeit auszeichnet. Eine Menge Operationen sind erforderlich, bei welchen abwechselnd
Pottasche, Baumöl, Schafmist, Sumach, Alaun, Kreide, Seife, Säuren, Zinnsalz und Krapp unter öfterm Auswaschen und Trocknen
in Anwendung kommen. Die Durchführung des Verfahrens nimmt fast einen Monat in Anspruch; doch ist durch
Pariser Färber dargethan worden, daß sich der Prozeß in 5 Tagen beenden läßt. -
Die im Handel befindlichen Krappsorten sind folgende: Levantinischer oder Türkischer. Kommt wie bemerkt ungemahlen in den
Handel als Alizari oder Lizari, hauptsächlich aus Syrien und Kleinasien und von der Insel Cypern über Smyrna, dann von Griechenland,
wo die beste Sorte in dem ehemaligen Böotien gezogen wird. Die Ware kommt in Ballen oder Kisten von circa 150 kg in den
Handel. Holländischer K., gewöhnlich Seeländer genannt, weil in Seeland, dem Gebiete der Scheldemündungen, gebaut, ist
nach dem levantinischen der farbreichste und kommt nur grob gemahlen in den Handel.
Das fettig anzufühlende Pulver hat einen starken, widerlichen Geruch, der Geschmack ist süß und bitter, die Farbe rotbraun
bis dunkelorange; er muß sehr vor Feuchtigkeit gehütet werden und gewöhnlich noch 1-3 Jahre Lager bekommen. Die Ware wird
in eichenen Fässern von 10-12 Ztr. versandt, welche mit dem Stempel des Ursprungsortes,
Jahrzahl und Qualitätsmarke versehen sind. Zwischen geschält und ungeschält gibt es noch gemischte Nummern, wie 1/1, gleiche
Teile gut und ordinär, 2/1, zwei Drittel fein und ein Drittel ordinär etc. Die holländische
Ware ist nicht immer sehr solid befunden worden und es scheinen allerlei Mischkünste vorzukommen. Unter andern ist
ermittelt worden, daß zuckersüß schmeckende Ware mit Zuckerrüben versetzt war. Das holländische Krappgeschäft hat an
Umfang sehr eingebüßt
¶
mehr
dadurch, daß ihm der ganze, ehemals große Absatz nach Frankreich fehlt, da man dort das einheimische Produkt durch einen
Schutzzoll begünstigt hat. Elsässer K. ist eine sehr gute Sorte, er ist hellgelb, wird durch Absorption von Feuchtigkeit
dunkelrot und ballt sich dabei fest zusammen. Er ist schon nach zweijährigem Lager brauchbar, hält
sich aber auch nicht so lange, als andre Sorten. Die Ware riecht noch penetranter, als die holländische, schmeckt bitter
und wenig süß.
Bei dieser Ware, die immer geschält ist, kommen die Bezeichnungen beraubt und unberaubt (robée, non robée) nicht vor,
sondern die Sorten unterscheiden sich als O (Mull), MF (mittelfein - mi-fine), FF (feinfein), SF (superfein),
SFF (superfeinfein). Die gangbarste Sorte ist FF. Die Ware wird in Eichenfässern zu 600 kg und in kleinern mit halb und
ein Viertel so viel, manchmal auch in solchen à 100 kg versandt. Die Orte, wo der elsässer K. hauptsächlich präpariert
wird, sind Straßburg, Hagenau, Geißelbrunn.
Avignoner Krapp ist der in Frankreich am meisten gebrauchte, da ihm die Färber mehr Nüancen abgewinnen können als den
übrigen Sorten. Er hat das Eigene, daß er gleich frisch zum Färben gebraucht werden kann; doch wird er durch einjähriges
Lagern besser. Er ist in der Regel sehr fein gemahlen, riecht angenehm, und hat je nach Boden und Lage
eine rosenrote, feurigrote oder braunrote Farbe, die mit der Zeit nachdunkelt. Die beste Sorte ist der Palus (Moorkrapp);
so benennt man nämlich in Südfrankreich die Ländereien, welche durch Trockenlegung alter Moorbrüche gewonnen sind.
Die hier wachsenden Wurzeln sind rot, die übrigen rosa, woraus sich zwei Sorten ergeben; beide zu gleichen
Teilen gemischt bilden eine dritte sehr verkäufliche, da sie ein feuriges und sattes Rot gibt. Die Avignoner Sorten haben
daher neben den gewöhnlichen Bezeichnungen F, FF etc. noch P für Palus, R für Rosée, PP
für Palus pur, RP halb Rosée, halb Palus etc., und es kommt damit ein
ansehnliches Sortiment heraus, das aber nichtssagend ist für Jeden, der die Fabrikanten nicht kennt, weil jeder derselben
in der Aufstellung nach eigenem Gutdünken verfährt. Von Avignoner K., und nur von diesem, werden auch ungemahlene Wurzeln
abgegeben und heißen dann ebenfalls Lizari.
Schlesischer oder Breslauer K. In den Umgebungen von Breslau, Liegnitz, Neumarkt ist der Krappbau aus frühern Zeiten her
in Übung, jetzt aber sehr zurückgegangen. Die Ware ist nicht so reichhaltig an Farbstoff wie holländer oder belgische,
aber wohlfeil, und findet bei hohen Preisen der bessern Sorten häufig Verwendung. Man nimmt die Wurzeln
entweder im Frühjahr oder Herbst aus der Erde, wodurch zwei Sorten, Keim- oder Sommerröte und Herbst- oder Winterröte entstehen.
Die erste ist farbstoffreicher, heller von Farbe und reiner als letztere, unter welche mehr kleines Gewürzel u.
dgl. gemahlen wird und deren Farbe schmutzig braunrot ist. Beide
Sorten sind fein wie Mehl gemahlen, ohne auffallenden Geruch und Geschmack, und backen beim Lagern zu einer steinharten Masse
zusammen. Die schlesische Röte
wird an drei Märkten, Mitfasten, Crucis und Elisabeth, nach Breslau gebracht, die Qualitäten
werden amtlich geprüft und die Fässer daher mit Stempel versehen, welcher neben Krone und Jahrzahl
für gute reine Frühlingsröte das Zeichen W J, für eben solche Herbströte W enthält. W ohne Krone ist fehlerhafte Ware.
Die Verpackung geschieht in ganzen, halben und Viertelfässern von 15, 9 und 4 Ztr. Inhalt, oder
auch in Säcken. Der K. als gemahlene Ware kann leicht verfälscht werden und soll dies geschehen durch
Zumischung von Sägespänen, Fichtenrinde, Kleie, Mandelschalen, Ziegelmehl, Ocker, Lehm, Sand, gepulverten Farbhölzern,
Zuckerrübenmasse etc. Ein paar Prozent mineralische Teile finden sich übrigens auch im besten
K., als vom Felde her noch anhängend und durch das Mahlen von den Steinen hinzugekommen. Bei einem guten K. darf der
Aschengehalt 7-9% nicht übersteigen. Die beste Garantie für den Einkäufer ist immer die Solidität der Bezugsquelle; außerdem
gibt Probefärben den sichersten Aufschluß. -
In Rußland hat man für den Selbstgebrauch wildwachsenden K., der im Kaukasus und am Kaspischen Meere vorkommt und unter
dem Namen Kislärscher K. nach Astrachan gebracht wird. Ostindischer K., Munjeet, Munjit oder Manjeet,
stammt von Rubia munjista, und besteht aus den Wurzeln und Stengeln dieser Pflanze, sie sind lang und dünn, auf dem Bruche
rot. Sie geben ziemlich dieselbe Färbung wie der eigentliche K., die aber auf Leinen und Baumwolle wenig Dauer haben, dagegen
auf Wolle gut stehen soll.
Die beste Ware besteht in Stücken von der Stärke eines dünnen Federkiels, die rein von Abfall, ohne Höhlung sind und kurz
durchbrechen. Der Geruch erinnert an Süßholzwurzel. Die Ware kommt meist in kleinen Bunden nach England, von denen 6-800
auf die Ton gehen, zuweilen auch in Ballen wie Baumwolle gepackt. Einfuhr ist sehr unbedeutend, da dieser
voluminöse Artikel zu hohe Frachtkosten macht. Der indische K. enthält einen besondren, im europäischen K. nicht vorkommenden
Farbstoff, das Munjistin; es ist kristallisierbar, leicht in Wasser, Weingeist und Äther löslich. -
Das Bestreben, die färbenden Materien des Krapppulvers aus ihrer Verbindung mit unnützen und zum Teil
hinderlichen Stoffen herauszuziehen, hat zu verschiednen Präparaten geführt, von denen zwei, Garancine und Krappblumen,
sehr häufig anstatt der naturellen Wurzel verwendet werden. Es sind diese Präparate reicher an Färbevermögen, nicht nur
weil nichtfärbende Substanzen entfernt werden, sondern auch weil durch die angewandten Chemikalien oder die Gärung
der Rest der nicht färbenden Ruberythrinsäure ebenfalls in Alizarin und Purpurin umgewandelt wird. Das Garancine oder die
Krappkohle ist ein Präparat, welches durch Einwirkung von Schwefelsäure auf Krapppulver erhalten wird. Starke heiße Schwefelsäure
zerstört und verkohlt alle organischen Substanzen der Krappwurzel mit Ausnahme der beiden Farbstoffe Alizarin und Purpurin,
so daß die mit kaltem Wasser gewaschene Kohle ein viel stärkeres Färbevermögen, als im früheren
¶