Littrésche Drüsen
28 Wörter, 227 Zeichen
Anthropologie, Anatomie und Physiologie — Anatomie — Geschlechtsorgane
Littrésche
(Urethra), bei den mit einer Harnblase (s. d.) ausgestatteten Wirbeltieren der Ausführungsgang derselben zur Entleerung des in ihr angesammelten Harns nach außen. Sie tritt bei den Säugetieren in enge Beziehung zu den Geschlechtsorganen, indem sie auch zur Beförderung von Eiern, resp. Samen [* 3] dienen muß. Beim Menschen (s. Tafel »Eingeweide [* 4] II«, [* 2] Fig. 2 u. 3) ist sie ein mit Schleimhaut ausgekleideter Kanal, [* 5] der vom Blasenhals bis zu den äußern Geschlechtsorganen reicht und sich hier öffnet; er ist beim weiblichen Geschlecht 3-4, beim männlichen dagegen 15-17 cm lang. In der Schleimhaut liegen zahlreiche Schleimdrüsen (Littrésche Drüsen, glandulae Littrii). An der männlichen Harnröhre werden drei Abschnitte unterschieden:
1) Der Anfangsteil ist rings von der Prostata oder Vorsteherdrüse (s. d.) umgeben. Hier münden die Ausführungsgänge
der Samenbläschen und die Drüsen
gänge der Prostata.
2) Der häutige, mittlere Teil wird von einem aus quergestreiften Fasern gebildeten Muskel (constrictor isthmi urethrae) umgeben, welcher einen willkürlichen Schließmuskel für Harnblase und -Röhre darstellt. Hier münden die Ausführungsgänge der beiden Cowperschen Drüsen (s. d.) in die ein.
3) Der schwammige Teil, der bei weitem längste Abschnitt, wird von einer aus blutgefäßreichem Schwellgewebe bestehenden Scheide umfaßt und bildet einen Bestandteil des männlichen Gliedes, an dessen hinterer Fläche er liegt (s. Penis). Die weite und gerade verlaufende weibliche Harnröhre öffnet sich im Vorhof der Scheide hinter der Klitoris. - Harnröhrenkrankheiten kommen, wenn man die sehr seltenen Verletzungen und Zerreißungen, welche bei Frauen während des Geburtsaktes entstehen können, abrechnet, regelmäßig infolge von Ansteckung vor und gehören deshalb zu den sogen. venerischen Krankheiten.
Sie sind ungleich häufiger bei Männern als bei Frauen, was durch die Länge, die Engigkeit und den gekrümmten Verlauf der Harnröhre beim Mann erklärlich ist. Man unterscheidet den virulenten eiterigen Katarrh, Tripper (s. d.) oder Gonorrhöe, welcher immer durch ganz bestimmte kleinste Mikrokokken bedingt wird, welche bei unreinem Beischlaf übertragen werden. Zuweilen wird mit dem Tripper verwechselt das Schankergeschwür, bei welchem ebenfalls Eiter aus der Harnröhre entleert wird. Nur eine genaue Untersuchung kann darüber entscheiden. Für die Behandlung ist diese Frage von größter Wichtigkeit, da der Tripper durch Reinhalten, Ausspritzungen etc. geheilt wird, während das Schankergeschwür eine systematische Behandlung der Syphilis (s. d.) erheischt. Über Verengerungen der Harnröhre s. Striktur.