Maerlant
(spr. mār-), Jacob van, der bedeutendste niederländ. Dichter des 13. Jahrh., geboren in Zeeland oder in Flandern, wohnte seit etwa 1257 zu Damme bei Brügge, wo er nach der Tradition das Amt eines Stadtschreibers bekleidete und zwischen 1291 und 1300 starb. Seine frühsten Gedichte, der nur in Bruchstücken erhaltene »Trojanische Krieg«, nach dem Französischen des Bénoît de Sainte-More (hrsg. von Verdam, Groning. 1873),
und der um 1256 abgefaßte
»Alexander«, nachdem
Lateinischen des Gauthier de Chastillon (hrsg. von
Franck, das. 1882) sowie der
Roman von »Torec« (hrsg.
von
Te
Winkel,
[* 2]
Leiden
[* 3] 1875), gehören zwar dem
Stoff nach noch ganz zu dem
Kreis
[* 4] der ritterlichen
Epik, stehen aber schon unter
dem Einfluß einer historischen
Kritik, und das lehrhafte
Element wiegt in ihnen vor.
Später empfahl Maerlant
nur
historisch glaubhafte biblische, geistliche oder weltliche
Erzählungen und rein lehrhafte
Darstellungen, von denen er selbst
sehr umfängliche
Muster aufstellte. Zu den Gedichten aus dieser zweiten
Periode Maerlants
gehören: ein
»Leben des heil. Franziskus«,
nach dem
Lateinischen des
Bonaventura (hrsg. von Tideman,
Leiden 1848);
die »Heimelijkheid der heimelijkheden«, nach den »Secreta secretorum« des Pseudo-Aristoteles (hrsg. von Clarisse, Dordr. 1838);
verschiedene strophische, zum Teil geistliche Gedichte, unter denen das Gespräch »Wapene Martijn« (Antwerp. 1496; hrsg. von Verwijs, Leiden 1857) das bemerkenswerteste ist.
Andre Schriften sind: »Rymbybel« (hrsg. von David, Brüssel [* 5] 1858-60, 4 Bde.);
»Bestiaris« oder »Der Naturen bloeme«, eine gereimte Naturgeschichte nach dem lateinischen Werk »De naturis rerum« von Thomas de Cantimpré (hrsg. von Bormans, das. 1857, und von Verwijs, Groning. 1878);
»Alexanders geesten« (hrsg. von Snellaert, das. 1860-62, 2 Bde.) und das umfänglichste seiner Werke: »Spiegel [* 6] historiael«, 1284 begonnen, eine lange Zeit unvollendet vorliegende gereimte Weltchronik nach dem »Speculum historiale« des Vincentius Bellovacensis (hrsg. von der Maatschappij voor nederlandsche letterkunde durch de Vries und Verwijs, Leiden 1857-63, 3 Tle.), deren verloren geglaubter 2. Teil 1869 von Ferdinand v. Hellwald (s. d.) auf der Wiener Bibliothek aufgefunden und mit de Vries und Verwijs (das. 1873-77) ¶
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herausgegeben wurde.