Otto
,
s. Rosenöl.
Otto
4 Seiten, 8'373 Wörter, 55'949 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Otto,
s. Rosenöl.
(Odo, Otho, Udo, Audo), deutscher Name (v. altd. ot, Gut, also s. v. w. Herr von Besitztum). Die merkwürdigsten Träger [* 2] desselben sind:
1) Otto I., der Große, Sohn des deutschen Königs Heinrich I. und dessen zweiter Gemahlin, Mathilde, geb. 23. Nov. 912, wurde noch bei seines Vaters Lebzeiten, mit Übergehung seines ältern Bruders Thankmar, zum Nachfolger bestimmt und 8. Aug. 936 zu Aachen [* 3] von den Vertretern aller deutschen Stämme gewählt und vom Erzbischof von Mainz [* 4] gekrönt. Entschieden in seinem Wollen, kühn und ausdauernd im Handeln, von imponierender Gestalt und gewandt in ritterlichen ¶
Übungen, tiefinnerlich fromm im Sinn seiner Zeit, ernst von Ansehen und Haltung, mild und freundlich gegen das Volk, Freunden treu und zur Versöhnung mit Feinden geneigt, trug er viel zur Hebung [* 6] des Ansehens des deutschen Namens und zur Kräftigung des Reichs nach innen und außen bei. Gleich anfangs hatte er mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen: die Böhmen [* 7] und Wenden empörten sich, und in Bayern [* 8] nahmen die Söhne Herzog Arnulfs nach dessen Tod eigenmächtig von der herzoglichen Gewalt Besitz. Otto unterwarf die letztern und beraubte sie ihrer Herrschaft und schlug auch die Erhebung seines Bruders Thankmar, der 938 in der Eresburg getötet wurde, und des Herzogs Eberhard von Franken nieder.
Langwieriger war der Kampf gegen den Aufstand seines jüngern Bruders, Heinrich, der sich mit Eberhard von Franken sowie mit Giselbert von Lothringen und Friedrich von Mainz verbündet hatte und auch vom französischen König Beistand erhielt. Otto siegte bei Birthen 939, die beiden Herzöge fanden bei Andernach ihren Untergang, und auch Heinrich mußte sich unterwerfen; er machte zwar 941 noch einen Mordversuch, indes erlangte er die Verzeihung des Königs wieder und ward fortan sein treuester Anhänger. Otto vergab nun die Herzogtümer an seine nächsten Verwandten, Lothringen an seinen Schwiegersohn Konrad den Roten, Bayern an seinen Bruder Heinrich, Schwaben an seinen Sohn Ludolf, während er Franken und Sachsen, [* 9] welches letztere er erst 961 an Hermann Billung abtrat, für sich behielt; sein Bruder Brun ward Erzbischof von Köln. [* 10] Er waltete als strenger, aber gerechter Richter, hielt die Vasallen in Gehorsam, machte seinen glänzenden Hof [* 11] zum Mittelpunkt des Reichs, vermehrte den Besitz der Krone und suchte eine wirksame Stütze in der Geistlichkeit.
Auch unterwarf er die Wenden und Böhmen (950) wieder und unternahm 947 einen siegreichen Feldzug gegen die Dänen. Durch Gründung zahlreicher Bistümer suchte er das Christentum an der Nord- und Ostgrenze Deutschlands [* 12] zu befestigen und auszubreiten. Als er sein Reich zum mächtigsten der Christenheit erhoben, zog er 951, von der Witwe Lothars von Italien, [* 13] Adelheid, zu Hilfe gerufen, über die Alpen, [* 14] vermählte sich, da seine erste Gemahlin, die angelsächsische Prinzessin Editha, 946 gestorben war, mit Adelheid und nannte sich König von Italien.
Nachdem er eine Empörung seiner Söhne Ludolf und Konrad des Roten 953-954 niedergeschlagen und dieselben ihrer Herzogtümer beraubt hatte, errang er 10. Aug. 955 auf dem Lechfeld bei Augsburg [* 15] einen glänzenden Sieg über die Ungarn, [* 16] denen er die bayrische Ostmark entriß. 961 zog er von neuem nach Italien, vertrieb Berengar, der sich der königlichen Herrschaft bemächtigt hatte, wurde 2. Febr. 962 in Rom [* 17] zum römischen Kaiser gekrönt und stiftete damit das heilige römische Reich deutscher Nation. Er wies hierdurch seinen Nachfolgern den Weg zur Weltherrschaft und verwickelte sie in Kämpfe, welche zwar die Entwickelung der Kultur förderten, aber dem Frieden und der Eintracht Deutschlands sehr nachteilig wurden.
Zwei Aufstände der Römer [* 18] schlug er nieder und entsetzte Johann XII. und Benedikt V. der päpstlichen Würde. Er vereinigte die höchste weltliche und geistliche Gewalt im Abendland in seiner Hand. [* 19] Dagegen gelang es ihm nicht, Unteritalien zu erobern. Er starb 7. Mai 973 zu Memleben in Thüringen und ward in dem von ihm gegründeten Dom zu Magdeburg [* 20] beigesetzt, wo ihm ein Reiterstandbild errichtet wurde. Sein Nachfolger in der Regierung war sein Sohn Otto II.
Vgl. Vehse, Kaiser Otto d. Gr. und sein Zeitalter (3. Aufl., Leipz. 1867);
Köpke und Dönniges, Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Otto I. (Berl. 1838-39, 2 Bde.);
Köpke-Dümmler, Kaiser Otto d. Gr. (Leipz. 1876).
2) Otto II., der Rote, Sohn des vorigen und seiner zweiten Gemahlin, Adelheid, geb. 955, von kleiner, zierlicher Gestalt, feiner Bildung, heiterm, ritterlichem Wesen und kriegerischer Tüchtigkeit, doch jugendlichem Ungestüm, ward schon bei seines Vaters Lebzeiten 961 zum deutschen König und 967 zum römischen Kaiser gekrönt und trat nach seines Vaters Tod 973 die Regierung an. Als er seinem Neffen Otto das Herzogtum Schwaben und den Babenbergern die Mark Österreich [* 21] verlieh, verschwor sich Herzog Heinrich der Zänker von Bayern gegen ihn.
Doch bezwang ihn Otto in mehreren Feldzügen und nahm ihn 978 gefangen; auch den König von Dänemark [* 22] und den Herzog von Böhmen besiegte er. Währenddessen war König Lothar von Frankreich in Lothringen eingefallen. Auch er ward von Otto zurückgeworfen und 978 bis Paris [* 23] verfolgt. In dem darauf folgenden Frieden von Chiers 980 mußte Lothar allen Ansprüchen auf Lothringen entsagen. In Rom und Mailand [* 24] entstandene Unruhen dämpfte Otto durch sein bloßes Erscheinen; in Unteritalien entriß er Apulien und Kalabrien den Griechen und brachte auch die Städte Neapel [* 25] und Salerno, 982 sogar Tarent in seine Gewalt.
Als aber der griechische Kaiser die Araber von Sizilien [* 26] zu Hilfe rief, wurde Otto durch einen Hinterhalt derselben bei Colonna in der Nähe von Cotrone in Kalabrien 13. Juli 982 völlig geschlagen und rettete sich selbst kaum auf einem griechischen Schiff [* 27] nach Rossano. Zwar ward auf dem Reichstag zu Verona [* 28] einer neuer Feldzug gegen die Griechen und Araber und sogar die Eroberung von Sizilien beschlossen; ehe derselbe jedoch zu stande kam, starb Otto 7. Dez. 983 zu Rom und wurde in der Vorhalle der Peterskirche beigesetzt. Er war vermählt seit 972 mit der griechischen Prinzessin Theophano. Ihm folgte sein schon auf dem Reichstag in Verona zu seinem Thronerben erwählter Sohn Otto III.
Vgl. Giesebrecht, Jahrbücher des Deutschen Reichs unter der Herrschaft Kaiser Ottos II. (Berl. 1840);
Detmer, Otto II. bis zum Tod seines Vaters (Leipz. 1878);
Matthäi, Die Handel Ottos II. mit Lothar von Frankreich (Halle [* 29] 1882).
3) Otto III., das Wunder der Welt (mirabilia mundi) genannt, einziger Sohn des vorigen, geboren im Juli 980, ward nach seines Vaters Tod (7. Dez. 983), erst drei Jahre alt, 25. Dez. in Aachen zum König gekrönt, entwickelte unter des Bischofs Bernward und später des berühmten Gerbert Leitung seine körperlichen wie geistigen Vorzüge auf das glänzendste, während seine Mutter Theophano, seine Großmutter Adelheid und die staatskluge Äbtissin von Quedlinburg, [* 30] Mathilde, Ottos II. Schwester, unter dem Beistand des Erzbischof Willigis von Mainz ihm die Krone gegen Heinrichs des Zänkers Umtriebe retteten und mit Einsicht und Glück die Regierungsangelegenheiten leiteten.
Lothar von Frankreich, der einen neuen Versuch zur Eroberung Lothringens machte, ward zurückgetrieben, die Aufstände der Wenden wurden mit Erfolg bekämpft, und Otto nahm an den Feldzügen von 986 und 991 persönlich teil. 996 von Papst Johann XV. nach Italien eingeladen, stellte er dort die Ordnung her und ward durch den von ihm ernannten Papst Gregor V. 21. Mai 996 in Rom zum Kaiser gekrönt. Neue, von dem römischen Senator Crescentius veranlaßte Unruhen riefen Otto 998 zum zweitenmal über ¶
die Alpen. Im Februar zog er an der Spitze des deutschen Heers in Rom ein. Die stolzesten Pläne: das alte römische Reich in seinem Glanz wiederherzustellen und Rom zum Mittelpunkt der Weltherrschaft zu machen, erfüllten seine Seele. Mit barbarische Strenge stellte er die Ruhe wieder her und erhob 999 seinen Lehrer Gerbert unter dem Namen Silvester II. auf den päpstlichen Stuhl. Asketische Neigungen, welche neben den Weltherrschaftsplänen die Seele des jungen Kaisers erfüllten und ihn zu Wallfahrten und strengen Bußübungen antrieben, bewogen ihn 1000 zu einem Besuch des Grabes des heil. Adalbert in Gnesen, wo er ein Erzbistum gründete, und desjenigen Karls d. Gr. in Aachen. Nach Rom zurückgekehrt, sah er sich hier 1001 von dem Volk in seinem eignen Palast belagert. Er entfloh nach Ravenna, um hier die Ankunft eines deutschen Heers abzuwarten, starb aber schon in Paterno unweit Viterbo. Er wurde zu Aachen beigesetzt. Otto war unvermählt. Ihm folgte in der Regierung Heinrich II.
Vgl. Wilmans, Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Kaiser Otto III. (Berl. 1840);
Dondorff, Kaiser Otto III. (Hamb. 1886).
4) Otto IV., dritter Sohn Heinrichs des Löwen und der Mathilde, Tochter König Heinrichs II. von England, geb. 1182, führte nach der Ächtung seines Vaters (1180) nach den den Welfen gehörenden Allodialgütern den Namen Otto von Braunschweig. [* 32] Er wurde am Hof seines Oheims, des Königs Richard Löwenherz, erzogen und erhielt von demselben für seine Teilnahme an dem Kriege gegen Philipp II. August von Frankreich die Grafschaft Poitou und das Herzogtum Aquitanien. Er war ein stattlicher Kriegsmann, kühn und tapfer, aber leidenschaftlich und roh.
Seine Bildung war überwiegend französisch. Nach dem Tod Kaiser Heinrichs VI. ward er zu Köln von der welfischen Partei dem Hohenstaufen Philipp von Schwaben als Gegenkönig entgegengestellt, unterlag aber, wiewohl von England, Dänemark und dem Papst, mit dem er das demütigende Konkordat von Neuß [* 33] schloß, unterstützt, in dem nun ausbrechenden Krieg und mußte 1207 nach England fliehen; indes verweigerte er hartnäckig jede Versöhnung. Erst nach Philipps Ermordung 1208 wurde er allgemein als deutscher König anerkannt und in Frankfurt [* 34] nochmals gewählt sowie vom Papste, dem er das Investiturrecht und das Recht der Berufung in allen geistlichen Angelegenheiten bewilligt hatte, in Rom zum Kaiser gekrönt.
Als er aber letzterm die gegebenen Versprechungen nicht hielt, vielmehr die kaiserlichen Hoheitsrechte über Italien in Anspruch nahm, that ihn derselbe November 1210 in den Bann und erklärte 1212 den Hohenstaufen Friedrich II. für den rechtmäßigen König Deutschlands, und ganz Süddeutschland fiel diesem zu. In dem nun beginnenden Kampf unterlag Otto, auch von dem französischen König bei Bouvines geschlagen, bald seinem Gegner. Er zog sich nach Friedrichs II. Krönung in Aachen 1215 in seine Erbländer zurück und kämpfte von da aus noch mit dem Dänenkönig Waldemar und dem Erzbischof von Magdeburg. Otto starb auf der Harzburg. Er war seit 1212 mit Beatrix, der Tochter seines Rivalen Philipp von Schwaben, und in zweiter Ehe mit Maria, Tochter des Herzogs Heinrich IV. von Brabant, vermählt.
Vgl. Otto Abel, Kaiser Otto IV. und König Friedrich II. (Berl. 1856);
Langerfeldt, Kaiser Otto IV. (Hannov. 1872);
Winkelmann, Philipp von Schwaben und Otto IV. von Braunschweig (Leipz. 1873, 2 Bde.).
5) Otto von Nordheim, Herzog von Bayern, aus einer alten sächsischen, bei Göttingen [* 35] begüterten Familie gebürtig, umsichtig und schlau, gleich groß als Feldherr wie als Krieger, aber selbstsüchtig, rücksichtslos in der Wahl seiner Mittel zur Befriedigung seines Ehrgeizes, undankbar und treulos, erhielt nach Heinrichs III. Tod (1056) von der Kaiserin Agnes das Herzogtum Bayern, verschwor sich 1062 mit Anno von Köln und Ekbert von Meißen [* 36] zum Raub des jungen Heinrich IV. in Kaiserswerth, befehligte 1063 den Feldzug gegen Ungarn, half 1066 in Tribur Adalbert von Bremen [* 37] stürzen, erlangte maßgebenden Einfluß auf die Reichsregierung und war einer der hartnäckigsten Widersacher Heinrichs IV. Als er daher von einem gewissen Egino eines Mordanschlags gegen den König beschuldigt wurde und sich weigerte, durch ein Gottesurteil seine Unschuld zu beweisen, wurde er 1070 geächtet und seines Herzogtums beraubt. Er versuchte bewaffneten Widerstand, mußte sich indes 1071 unterwerfen und erhielt seine Allodialgüter zurück. 1073 stellte er sich an die Spitze des Aufstandes der Sachsen, erzwang im Frieden von Gerstungen die Rückgabe Bayerns, wurde aber bei Langensalza [* 38] von Heinrich IV. geschlagen und mußte sich 26. Okt. bei Sondershausen [* 39] zum zweitenmal dem König unterwerfen. Er fand Gnade und wußte sich so sehr das Zutrauen Heinrichs zu gewinnen, daß dieser ihm die Verwaltung Sachsens übertrug.
Aber Otto vergalt diese Milde mit Undank und fiel 1076 von neuem ab; er trug am meisten zur Absetzung Heinrichs IV. in Tribut und zur Wahl Rudolfs von Schwaben zum Gegenkönig 1077 in Forchheim bei, führte dann in den Kämpfen zwischen den beiden Königen den sächsischen Heerbann bei Melrichstadt ^[richtig: Mellrichstadt] (1078), Flarchheim und Zeitz [* 40] (1080), wo er den Sieg entschied, und setzte auch nach Rudolfs Tode den Widerstand fort, bis er starb.
Vgl. Mehmel, Otto von Nordheim (Götting. 1870);
Vogeler, Otto von Nordheim (Minden [* 41] 1880).
6) Otto I., Graf von Wittelsbach, Herzog von Bayern, geboren um 1120, begleitete als Bannerträger Friedrich I. auf seinem ersten Römerzug 1154, erzwang 1155 durch kühne Eroberung einer Felsenburg den Durchzug durch die Veroneser Klause für das kaiserliche Heer, ward dafür zum Pfalzgrafen von Bayern ernannt und erwarb sich durch kühne Tapferkeit und staatsmännische Geschicklichkeit so große Verdienste um den Kaiser in Deutschland [* 42] und Italien, daß ihm dieser auf dem Reichstag zu Regensburg [* 43] das Heinrich dem Löwen [* 44] aberkannte Herzogtum Bayern übertrug und ihn 10. Sept. in Altenburg [* 45] feierlich damit belehnte. Otto starb
7) Otto VII., Graf von Wittelsbach, Pfalzgraf von Bayern, ein heftiger, jähzorniger Mann, ermordete, vermutlich um eine empfangene Ehrenkränkung zu rächen, in Bamberg [* 46] den König Philipp von Schwaben, ward dafür von Otto IV. geächtet und 1209 von Heinrich v. Kalindin in der Nähe von Regensburg erschlagen.
8) Otto II., der Erlauchte, Herzog von Bayern, geb. 1206, Sohn Ludwigs des Kelheimers, erhielt von diesem 1228 die Pfalz am Rhein und folgte ihm nach dessen Ermordung 1231 als Herzog von Bayern. Obwohl mit der welfischen Fürstentochter Agnes vermählt, war er doch ein treuer Anhänger des staufischen Kaiserhauses. Zwar wußte ihn die päpstliche Partei eine Zeitlang in seiner Anhänglichkeit an Friedrich II. wankend zu machen, jedoch in der Zeit der höchsten Gefahr 1246 vermählte er seine Tochter ¶
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
1) Otto I., der Große, deutscher Kaiser.
Vgl. Stein, der Große und seine Brüder (Halle 1888, Volksschrift).
3) Otto III., deutscher Kaiser.
Vgl. Kehr, Die Urkunden Ottos III. (Innsbr. 1890).
16) Otto I. Friedrich Ludwig, König von Griechenland. [* 47]
Vgl. »La Grèce du roi Othon. Correspondance de M. Thouvenel avec sa famille et ses amis«, herausgegeben von L. Thouvenel (Par. 1890).
18) Otto Heinrich (Ottheinrich), Kurfürst von der Pfalz.
Vgl. Salzer, Beiträge zu einer Biographie Ottheinrichs (Heidelb. 1886).
Im Biographisches Künstler-Lexikon, 1882
1) Heinrich, Landschaftsmaler, geb. 1832 zu Wien, wurde als Schüler der dortigen Akademie durch Steinfeld auf dies Fach hingewiesen, verdankt aber den größten Teil seiner Ausbildung dem Unterricht Rahls (seit 1848). Durch zwei von ihm erlangte Preise wurde er in den Stand gesetzt, Tirol und Oberitalien zu bereisen und ein Jahr in Mittel- und Unteritalien Studien zu machen. Das erste Ergebnis derselben war das Bild: Tasso liest in der Villa d'Este sein Gedicht vor. Zu seinen übrigen Werken gehören: aus dem Hain der Diana, Bild von der Insel Capri, Triumphzug des Bacchus und vier landschaftliche Wandbilder im Kursalon zu Wien.
2) Karl, Historienmaler, geb. 1830 zu Osterode im Harz, lernte anfangs ein Handwerk, widmete sich dann in Klausthal der Porzellanmalerei und bezog später die Akademie in München, wo er Pilotys Schüler wurde. Als solcher malte er: Huß im Kerker und den Todesgang der Maria Stuart, ferner drei der Wandbilder im Nationalmuseum und als sein bestes Werk das Ölbild im Maximilianeum: Gastmahl des Belsazar, meisterhaft in Komposition wie im Kolorit. In den letzten Jahren entstanden noch: Hans Sachs, die ersten Christen in Rom, am Grab des Gefallenen, das kalte Ceremonienbild der Huldigung der Königin Marie Antoinette am Hof Ludwigs XVI. und das Bild: die Anachoreten.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
I. oder der Große, deutscher König (936-973), seit 962 auch römischer Kaiser, geb. 912, der Sohn König Heinrichs I., wurde nach dessen Tode 936 zu Aachen gewählt und gekrönt. Seine Regierung war erfüllt von Kriegen, sowohl gegen äußere Feinde als auch gegen solche, die sich durch die Erneuerung der königl. Gewalt beengt fühlten, und endlich gegen Erhebungen in seiner eigenen Familie. Der Versuch, durch rücksichtslose Strenge den Landfrieden zu sichern, führte 938 zur Empörung des Herzogs Eberhard von Franken, dem sich Thankmar, des Königs Halbbruder, anschloß.
Nach dessen Tode und nach dem Sieg des Königs erneuerte Eberhard 939 den Aufstand in Verbindung mit Heinrich, dem ehrgeizigen jüngern Bruder des Königs, und Herzog Giselbert von Lothringen, unterstützt von König Ludwig IV. von Frankreich. Auch die Geistlichkeit, von ihrem frühern übermächtigen Einfluß zurückgedrängt, hielt zu den Aufrührern, besonders Erzbischof Friedrich von Mainz. Otto gewann bei Birten einen glänzenden Sieg. Giselbert und Eberhard kamen 939 ums Leben. Otto bemühte sich damals, die königl. Gewalt nach jeder Richtung hin zu stärken.
Die Herzogtümer blieben bestehen, wurden aber mit dem Könige ergebenen, ihm meist verwandten Männern besetzt, so Lothringen 944 mit Konrad dem Roten, Bayern 947 mit Heinrich, dem versöhnten Bruder des Königs, Schwaben 950 mit dem Sohne des Königs, Liudolf. Sein eigenes Herzogtum Sachsen gab Otto 961 dem treuen und tapfern Grafen Hermann Billung. Siegreich gegen Böhmen und gegen die Wenden im Osten der Elbe und Saale, wandte sich Otto 951 nach Italien, wohin ihn die Übergriffe des Markgrafen Berengar II. (s. d.) von Ivrea riefen, der sich zum König von Italien erhoben hatte, wohin ihn wohl auch die von diesem bedrängte Königin Adelheid (s. d.) zu Hilfe rief. Die Tyrannei Berengars hatte große Unzufriedenheit erregt; fast ohne Kampf siegte Otto, nahm schon im Oktober den Titel eines lombard. Königs an, machte Berengar zum Vasallen und vermählte sich, da seine erste Gattin Editha 946 gestorben war, mit Adelheid.
Aber diese zweite Ehe und der große Einfluß des hochfahrenden Herzogs Heinrich erregten die Unzufriedenheit Liudolfs, dem sich bald sein Schwager Konrad anschloß. Auf diese Kunde empörten sich auch die früher besiegten und entsetzten Söhne des Herzogs Arnulf von Bayern; der Erzbischof Friedrich von Mainz und sächs. Mißvergnügte verbanden sich mit ihnen. Die schwere Bedrängnis des Königs wurde gesteigert durch einen Raubzug der Ungarn. Doch gewann Otto nach hartem Kampfe 954 den Sieg, und als die Ungarn mit ihrer ganzen Macht 955 wiederkehrten, trat ihnen auf dem Lechfelde bei Augsburg 10. Aug. die geeinigte Kraft [* 48] des Reichs entgegen; sie erlitten eine vollständige Niederlage und wagten fortan keinen neuen Angriff.
Die Empörung Berengars und der Hilferuf des Papstes Johann XII. riefen Otto 961 wieder nach Italien; er wurde 2. Febr. 962 in Rom zum Kaiser gekrönt, sah sich aber bald genötigt, den in Sittenlosigkeit verfallenen Papst durch ein Konzil absetzen zu lassen. Um seine Herrschaft in Italien zu sichern, wünschte er seinem Sohn Otto, der auf einer dritten Romfahrt des Kaisers 967 zum Mitkaiser gekrönt war, die Hand der griech. Prinzessin Theophano und als Mitgift Apulien und Calabrien zu verschaffen, den Rückhalt aller Aufrührer und Feinde.
Allein der Kaiser Nikephoros verweigerte es, und der Nachfolger Johann Tzimiskes gewährte 971 die Gemahlin, aber nicht die Provinzen. Auch in Italien war O.s Herrschaft gesichert, in Deutschland der Friede befestigt, Frankreich bei innerer Uneinigkeit ganz abhängig. Den Bischöfen hatte Otto einen großen Teil der Verwaltung übergeben, die in seiner Kanzlei ihren Mittelpunkt fand; vorzüglich mit dem Beirat seines Bruders, des Erzbischofs Bruno von Köln, begründete er das System, mit Hilfe der vom König ernannten Bischöfe das Reich zu regieren. Dem entsprechend stützten auch neu gegründete Bistümer, denen er das Erzbistum Magdeburg als kirchlichen Mittelpunkt gab, die Eroberungen auf wend. Boden und hielten Dänemark in Abhängigkeit. Schon von Zeitgenossen mit dem Beinamen des Großen ausgezeichnet, starb Otto 7. Mai 973 in Memleben und wurde im Dom zu Magdeburg begraben, wo ihm vor dem Rathaus um 1290 ein Reiterstandbild errichtet wurde. -
Vgl. Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Otto d. Gr., hg. von Köpke und Dönniges (2 Bde., Berl. 1838);
Köpke und Dümmler, Kaiser Otto d. Gr. (Lpz. 1876).
römisch-deutscher Kaiser (973-983), geb. 955, Kaiser Ottos I. und der Adelheid Sohn, schon 961 zum König, 967 in Rom zum Kaiser gekrönt und seit 972 mit der griech. Prinzessin Theophano vermählt, ein Fürst von feiner und gelehrter Bildung, aber zugleich jugendlich kühn und unbesonnen, hatte, als er nach seines Vaters Tode 973 die Regierung allein übernahm, mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Ein Versuch, die übergroße Macht seines Vetters, des Herzogs Heinrich von Bayern, zu beschränken, hatte eine Verschwörung desselben mit dem Bischof Abraham von Freising, [* 49] den Herzögen von Böhmen und Polen zur Folge; nach blutigen Kriegen, erschwert durch gleichzeitige Angriffe des Dänenkönigs Harald und Aufstände in Lothringen, gelang es Otto 977 sein Ansehen herzustellen. Aber auch seine Mutter, deren anfangs maßgebendem Einfluß er sich entzogen hatte, war ihm infolge seiner Kämpfe mit dem von ihr begünstigten Bayern entfremdet und zog sich in ihre Heimat Burgund zurück. Zugleich brach König Lothar von Frankreich 978 in Oberlothringen ein, überfiel Aachen und hätte dort den Kaiser selbst beinahe gefangen genommen; doch ¶
dieser vertrieb Lothar, verheerte die Champagne und drang bis Paris vor. Im Frieden blieb Lothringen bei Deutschland. Kaum war dieser Kampf beendigt und 979 auch Herzog Mesco von Polen zur Unterwerfung gebracht, so eilte Otto 980 nach Rom, wo er das Ansehen des durch Crescentius vertriebenen Papstes Benedikt Ⅶ. rasch wiederherstellte. Vorzüglich aber war ganz Italien gefährdet durch das Vordringen der Sarazenen unter dem Fâtimiden Abûl-Kâsim von Sicilien aus. Die Griechen, noch im Besitz von Apulien und Calabrien, aber nicht im stande, diese Provinzen zu schützen, hielten es mit den Sarazenen gegen Otto. Dieser drang siegreich vor, eroberte Neapel, Bari, Tarent und lieferte bei Colonna in Calabrien den Arabern eine siegreiche Schlacht, in welcher Abûl-Kâsim fiel.
Aber nach dem Siege unvorsichtig vorrückend, erlitt er im Juli 982 in der Gegend von Cotrone eine große Niederlage. Er selbst entging mit Mühe der Gefangenschaft. Auf einem Reichstage zu Verona im Juni 983 wurde von deutschen und ital. Fürsten sein dreijähriger Sohn Otto zum Nachfolger gewählt und ein neuer Feldzug beschlossen. Aber schon 7. Dez. 983 starb Otto in Rom. –
Vgl. Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit, Bd. 1 (5. Aufl., Braunschw. 1881);
Die Urkunden O.s Ⅱ. (gesammelt in den «Monumenta Germaniae historica. Diplomata», Bd. 2, Hannov. 1888).
Ⅲ., römisch-deutscher Kaiser (983‒1002), Sohn des vorigen, war 3 J. alt, als er 983 in Verona gewählt, in Aachen gekrönt wurde. Sofort nach Ottos Ⅱ. Tod wurde der entsetzte und gefangene Herzog Heinrich Ⅱ. von Bayern vom Bischof von Utrecht [* 51] aus seiner Haft entlassen, bemächtigte sich des Knaben und suchte die Krone des Reichs selbst an sich zu reißen. Da er aber nach vorübergehenden Erfolgen bei den meisten Fürsten Widerstand fand, lieferte er 984 den jungen Otto wieder aus und erhielt 985 sein Herzogtum zurück.
Während nun Otto unter des Bischofs Bernward und später unter des berühmten Gerbert (s. Sylvester Ⅱ.) von Reims [* 52] Hand die sorgsamste Erziehung genoß, aber auch mit phantastischen Idealen erfüllt und seinem Volke entfremdet wurde, leiteten seine Mutter Theophano, seine Großmutter Adelheid und die staatskluge Äbtissin von Quedlinburg, Mathilde, unter dem Beistande des Erzbischofs Willigis von Mainz, mit Einsicht und Glück die Regierung. König Lothar von Frankreich, der einen neuen Versuch zur Eroberung Lothringens plante, wurde durch Gegner im eigenen Lande daran gehindert.
Der infolge der Niederlage Ottos Ⅱ. ausgebrochene Wendenaufstand wurde mit großer Anstrengung und Tapferkeit bekämpft, Meißen wiedergewonnen. 996 übernahm Otto selbst die Regierung und zog nach Rom, wo Crescentius (s. d.) sich unter dem Namen eines Patricius der Gewalt bemächtigt hatte. Nach dem Tode Johanns ⅩⅤ. ließ Otto einen seiner Verwandten zum Papste wählen, der den Namen Gregor Ⅴ. annahm, verzieh dem Crescentius und wurde von dem neuen Papste 21. Mai 996 in Rom zum Kaiser gekrönt.
Aber er hatte kaum Italien verlassen, als Crescentius sich aufs neue empörte, den deutschen Papst verjagte, an seine Stelle Johann ⅩⅥ. einsetzte und überhaupt willkürliche Herrschergewalt übte. Da eilte Otto, der gerade mit den aufrührerischen Wenden kämpfte, 998 zum zweitenmal nach Italien, die Regentschaft in Deutschland der Äbtissin Mathilde überlassend. Johann ⅩⅥ. wurde gestürzt und geblendet, Crescentius enthauptet, Gregor Ⅴ. wieder auf den päpstl.
Stuhl zurückgeführt und, als er im nächsten Jahre starb, durch O.s Lehrer Gerbert, der den Namen Sylvester Ⅱ. annahm, ersetzt. Der Kaiser blieb nun in Rom, nahm röm. Sitten und Gebräuche an und löste sich immer mehr von dem nationalen deutschen Boden, indem er seinen phantastischen, durch Gerbert genährten Plänen auf Errichtung eines christl. Weltreichs nachging. Nach Deutschland zurückgekehrt, unternahm er im J. 1000 eine ascetische Wallfahrt zum Grabe des heil. Adalbert nach Gnesen, erhob Gnesen zum Erzbistum und stattete den Polenherzog Boleslaw mit ganz besondern Hoheitsrechten aus, wodurch er ebenso wie 1001 durch Anerkennung des Königreichs Stephans Ⅰ. von Ungarn den Grund zu einer freien polit.
Entwicklung der Völker des Ostens legen half. Nach einem Besuche der Gruft Karls d. Gr. in Aachen zog er 1001 aufs neue nach Rom. Aber die Empörungen der Römer brachten sogar sein Leben in Gefahr. Otto verließ Rom, um in Ravenna die Ankunft eines deutschen Heers abzuwarten, starb aber schon, unvermählt, zu Paterno unweit Viterbo, ein Opfer seiner idealen Begeisterung für Rom, das er zur ersten Stadt des Reichs, zum Sitz des mit dem Papste eng verbundenen Kaisers, zum Mittelpunkt der Welt hatte machen wollen. Ihm folgte in der Regierung Heinrich Ⅱ. –
Vgl. Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Kaiser Otto Ⅲ., hg. von Wilmans (Berl. 1840);
Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit, Bd. 1 (5. Aufl., Braunschw. 1881);
Ⅳ., römisch-deutscher Kaiser (1198‒1218), geb. 1174, zweiter Sohn Heinrichs des Löwen und seiner Gemahlin Mathilde, wurde nach der Ächtung seines Vaters 1180 am Hofe seines Oheims, des engl. Königs Richard I. Löwenherz, erzogen, nahm an dessen Kriegen gegen Philipp Ⅱ. August von Frankreich teil und wurde von ihm 1196 zum Herzog von Aquitanien und Grafen von Poitou erhoben. Als nach dem Tode Kaiser Heinrichs Ⅵ. 1197 die Mehrzahl der deutschen Fürsten ohne Rücksicht auf die frühere Erwählung Friedrichs Ⅱ., der erst 3 J. alt war, Philipp von Schwaben zum deutschen König erwählte, stellte die niederrhein.-westfäl.
Partei unter Führung des Erzbischofs Adolf I. von Köln Otto als Gegenkönig auf, der auch in Aachen gekrönt wurde. Beide Könige suchten die Anerkennung des Papstes Innocenz Ⅲ. zu erlangen. Dieser verhielt sich eine Zeit lang schwankend. Als aber Otto, auf dessen Seite die Könige von England und Dänemark standen, ihm die Abtretung der von dem röm. Stuhl in Anspruch genommenen Reichslehn zugesichert hatte, entschied er sich 1201 für den Welfen und führte ihm zugleich den Böhmenkönig Ottokar Ⅰ. als Bundesgenossen zu. Dennoch gewann Philipp durch das Glück der Waffen [* 53] und verschwenderische Freigebigkeit mit dem Reichsgut und den Kronrechten 1204 die Oberhand, aber nach seiner Ermordung 1208 wurde Otto allgemein als König anerkannt. Er sprach über Philipps Mörder die Reichsacht aus, begab sich 1209 nach Italien, bewilligte dem Papste die freie Wahl der Bischöfe durch die Kapitel und die Berufung in allen geistlichen Dingen nach Rom, und wurde darauf in Rom zum Kaiser gekrönt. Als indes Otto die mit dem päpstl. Gebiet vereinigten Landschaften Ancona [* 54] und Spoleto sich wieder zueignete und auch das Friedrich Ⅱ. gehörige Apulien angriff, sprach Innocenz, als der Kaiser nach ¶
Sicilien übersetzen wollte, den Bann gegen ihn aus, entband die deutschen Fürsten ihres Eides und half dazu, daß Friedrich II. in Deutschland zum Gegenkönig erwählt wurde. Otto eilte im Febr. 1212 nach Deutschland zurück, verwüstete das Gebiet des Landgrafen von Thüringen, setzte seinen Gegner Ottokar von Böhmen ab, verlor aber, als Friedrich plötzlich in Deutschland erschien und er selbst vom König von Frankreich, gegen den er mit dem engl. König Johann ohne Land einen Kriegszug unternommen hatte, bei Bouvines geschlagen wurde, sein Ansehen vollends. Er zog sich nach Braunschweig zurück, das ihm bei der Teilung der welfischen Erblande 1203 zugefallen war, bis er auf der Harzburg starb. Otto war seit mit Beatrix (gest. der Tochter Philipps von Schwaben, und seit 1214 mit Maria, der Tochter Heinrichs von Brabant, vermählt. -
Vgl. Langerfeldt, Kaiser Otto IV. (Hannov. 1872);
Winkelmann, Philipp von Schwaben und Otto IV. (2 Bde., Lpz. 1872-78);
Grotefend, Zur Charakteristik Philipps von Schwaben und s IV. (Dissertation, Gött. 1886).
von Nordheim, Herzog von Bayern (1061-70), aus einer angesehenen sächs. Familie, erhielt als Lohn für seine Dienste [* 56] in Reichsgeschäften 1061 das Herzogtum Bayern, das bisher die Kaiserinwitwe Agnes selbst verwaltet hatte. Voll Ehrgeiz schloß er sich trotzdem den Ränken gegen die Kaiserin an und entführte im Bunde mit Anno von Köln und dem Markgrafen von Meißen 1062 den jungen König Heinrich IV. seiner Mutter. O.s Energie ist das Betreiben und der Erfolg des ungar. Feldzugs 1063 zu verdanken, und dreimal, 1064, 1066 und 1068, ist er teils im Interesse des Papstes Alexanders II., teils in dem des Königs in Italien thätig gewesen.
Gegen die Slawen und gegen den aufständischen Markgrafen Dedi von der sächs. Ostmark begleitete Otto 1069 den König, wurde aber 1070 auf eine wohl unbegründete Anklage hin wegen Hochverrats für friedlos erklärt und seines Herzogtums entsetzt. Die Acht wurde bald aufgehoben, auch seine Eigengüter erhielt Otto zurück; aber er blieb fortan die eigentliche Seele der sächs. Aufstände gegen Heinrich IV. (s. d.), ja nach dem Tode des Gegenkönigs Rudolf von Schwaben 1080 wünschten die Sachsen O.s Erhebung als Rudolfs Nachfolger. Er blieb der gefährlichste Gegner des Königs und starb -
Vgl. Mehmel, Otto von Nordheim (Gött. 1870).
erster Herzog von Bayern (1180-83) aus dem Hause Wittelsbach, geb. um 1120, begleitete seinen Vater, den bayr. Pfalzgrafen Otto V., 1147 auf dem Kreuzzuge und trat schon früh in ein vertrautes Verhältnis zu Friedrich von Schwaben, dem nachmaligen Kaiser Friedrich I., dem er als Rat wie als Feldherr allezeit, besonders in den ital. Kriegen und in dem Kampf gegen Heinrich den Löwen, hervorragende Dienste geleistet hat. Dafür wurde er beim Sturz des Löwen 1180 mit dem Herzogtum Bayern belehnt. Doch wurde die Steiermark [* 57] von Bayern gelöst und zum selbständigen Herzogtum erhoben. Die Pfalzgrafschaft überließ Otto damals seinem gleichnamigen jüngern Bruder, mit dessen Sohn Otto von Wittelsbach diese Linie 1209 wieder erlosch. Ihre Güter fielen an die herzogliche zurück. Otto starb -
Vgl. Heigel und Riezler, Das Herzogtum Bayern zur Zeit Heinrichs des Löwen und Otto I. (Münch. 1867).
von Wittelsbach, Pfalzgraf von Bayern, der Mörder König Philipps von Schwaben, ein Bruderssohn des vorigen, kämpfte gegen Otto IV. für Philipp von Schwaben, der ihm eine seiner Töchter zur Gemahlin versprochen hatte. Aber kurz vor der Verlobung trat Philipp zurück, vielleicht weil er die Otto zugedachte Braut dem Neffen des Papstes vermählen wollte. Dann meinte Otto, Philipp hintertriebe seine Verlobung mit Gertrud, Tochter Heinrichs von Schlesien. [* 58] Beide Kränkungen sollen ihn zur Ermordung des Königs in Bamberg geführt haben. Der Markgraf Heinrich von Istrien [* 59] und dessen Bruder, der Bischof Ekbert von Bamberg, wurden für mitschuldig gehalten, aber vielleicht nur, weil sie O.s Flucht begünstigten. Otto IV. erklärte den Mörder in die Acht. Der Marschall Heinrich von Pappenheim tötete 1209 den Geächteten auf der Flucht an der Donau; Herzog Ludwig von Bayern brach seine Burgen, [* 60] auch die Stammburg Wittelsbach, und machte sie der Erde gleich.
Wilh. Luitpold Adalbert Waldemar, König von Bayern, geb. zu München, [* 61] Sohn des Königs Maximilian II. und der Prinzessin Maria von Preußen, [* 62] machte den Krieg von 1866 in dem Hauptquartier seines Großoheims, des Prinzen Karl, und den von 1870 und 1871 im Großen Hauptquartier des Königs Wilhelm mit. Schon 1872 zeigten sich bei ihm Trübungen des Geistes, die eine ärztliche Pflege nötig machten. Er wurde nach Schloß Nymphenburg gebracht und dort streng überwacht. 1878 wurde er nach dem Schloß Schleißheim und bald darauf nach Schloß Fürstenried gebracht. Nach dem Tode seines Bruders Ludwig II. wurde er zum König proklamiert; doch übernahm sein Oheim, Prinz Luitpold (s. d.), für ihn die Regentschaft. Mehrfache Anregungen, das Königtum von dem als unheilbar geisteskrank erkannten Otto auf den Prinzen Luitpold zu übertragen, scheiterten an den Bestimmungen der bayr. Verfassung.
Markgraf von Brandenburg [* 63] (1170-84), ältester Sohn Albrechts des Bären, geb. etwa 1128, war schon zu Lebzeiten seines Vaters an der Regierung der Mark beteiligt, vergrößerte seine Herrschaft durch die Eroberung der Länder Glin und Löwenberg und war Stifter der Abtei Lehnin. Im Kampfe gegen Heinrich den Löwen hat Otto den Kaiser kräftig unterstützt. Er starb