Panamakanal.
Das Projekt einer Durchstechung des Isthmus von Panama ist alt, aber erst die Fortschritte der Technik in neuerer Zeit und der Erfolg, der mit dem Suezkanal erzielt wurde, haben die Ausführung des Unternehmens gesichert. Im J. 1878 erteilte die Regierung von Kolumbien [* 2] dem französischen Marineleutnant N. B. Wyse die Erlaubnis zur Anlegung eines Schiffahrtskanals, und daraufhin gründete F. v. Lesseps 1881 in Paris [* 3] seine Kanalgesellschaft mit einem Kapital von 600 Mill. Frank.
Die Gesellschaft ist der Regierung von Kolumbien gegenüber verpflichtet, den Kanal [* 4] in zwölf Jahren, bei unvorhergesehenen Schwierigkeiten spätestens in 18 Jahren zu vollenden. Von Anfang an war es den Unternehmen klar, daß der Kanal ohne Schleusen hergestellt werden müsse und dabei in genügender Tiefe und Breite, [* 5] um auch den größten Schiffen die Durchfahrt möglich zu machen. Der Kanal wird eine Länge von 75 km haben, in den Ebenen 56 m, im Hügelland 22 m breit sein bei einer durchgängigen Tiefe von 8,5 m. An fünf Weichestellen wird die Breite verdoppelt, und am Rio Grande, [* 6] 3 km vom Stillen Ozean, wird eine 600 m breite Flutdocke eingeschaltet, die infolge der Höhe der Flut und des Unterschieds ihrer Eintrittszeiten in beiden Ozeanen notwendig ist.
Bei Colon steigt nämlich die Flut höchstens 0,58 m, in Panama [* 7] dagegen nahezu 6 m, und sie tritt dort 9 Stunden früher ein als bei Colon. Von letzterm Ort aus, wo ein künstlicher Hafen bereits hergestellt ist, an welchem die Arbeiterstadt Christophe Colomb liegt, benutzt der Kanal bis Matachin (44 km) meist die Thalebene des Chagres, aber schon hier sind einige Hügel zu durchbrechen, und der Boden besteht auf den letzten 24 km aus trachytischen und doleritischen Tuffen und Konglomeraten.
Die größten Schwierigkeiten sind auf der Strecke Matachin-Rio Grande zu überwinden, weil dort der Boden aus hartem Fels (Trachyt, Dolerit und Schiefer) besteht und die Seehöhe 8 km weit über 50 m (beim Cerro Culebra 102 m) erreicht. Von da an ist das Terrain wieder eben. Der Kanal erreicht den Stillen Ozean 4 km westlich von der Stadt Panama (68 m von Colon), wird aber noch 7 km weiter geführt, bis er das tiefe Meer erreicht. Große Sorgfalt wird der Regulierung der neben dem Kanal hinlaufenden Flüsse [* 8] gewidmet.
Man schätzte die auszuhebende
Erde auf 120 Mill.
cbm; bis März 1886 waren trotz der 20,000
Arbeiter (meist
Neger aus den westindischen
Inseln) erst 21,6 Mill. ausgehoben.
Zweifel an der Ausführbarkeit des Unternehmens scheinen durch
eine Untersuchung an
Ort und
Stelle durch den Regierungsingenieur
Rousseau (1886) gehoben worden zu sein, und
daraufhin versicherte
Lesseps
(November 1887), den
Kanal für
Schiffe
[* 9] von 6-7 m Tiefgang eröffnen zu können. Auch
ist es ihm (1888) gelungen, frisches
Kapital im Betrag von 600 Mill.
Frank zu erlangen. Die Panamaeisenbahn wurde 1882 von der
Kanalgesellschaft für 17 Mill.
Doll. gekauft. S.
Karte
»Westindien«,
[* 10] mit Spezialkarte des Panamakanals.
Vgl. A. Reclus, Le [* 11] canal interocéanique (Par. 1879);
Zöller, Der Panamakanal
(Stuttg. 1882);
Rodriguez, The Panama Canal (Lond. 1885);
Wyse, Le canal de Panama (Par. 1886);
Garcon, Histoire du canal de Panama (das. 1886);
Koep, Der Panamakanal
(Dresd. 1887).