Poētik
(griech.), ein Teil der praktischen
Ästhetik oder angewandten Kunstlehre und zwar derjenige,
welcher sich auf die
Poesie (s. d.) als schöne
Kunst bezieht. Als solche handelt die Poetik
vom
Wesen, den
Formen und
Gattungen der
Poesie und zwar sowohl nach der Seite der durch dieselbe darstellenden Gedankenwelt als nach der Seite des sprachliche
Darstellungsmittels derselben hin. Die älteste Poetik
hat
Aristoteles verfaßt; wir besitzen sie jedoch nur
in Bruchstücken, die namentlich das
Heldengedicht und die
Tragödie betreffen.
Eine weitere Poetik
aus dem klassischen
Altertum ist
die in poetischer Form abgefaßte
»Ars poetica« des Horaz. Die erste deutsche
Poetik
von Bedeutung gab in seinem
Buch »Von der deutschen Poeterei« (1624; neue Ausg.,
Halle
[* 2] 1876)
Opitz, welcher aber, wie seine zahlreichen Nachahmer, fast nur auf
Erörterung des Äußerlichsten der
Poesie ausging.
Unter den spätern deutschen Werken über Poetik
, von welchen die meisten nur noch historische Bedeutung besitzen,
sind hervorzuheben: Breitinger,
Kritische
Dichtkunst (Zürich
[* 3] 1740);
Gottsched, Versuch einer kritischen Dichtkunst für Deutsche [* 4] (Leipz. 1730);
Sulzer, Allgemeine Theorie der schönen Künste (letzte Ausg., das. 1792-94, 4 Bde.);
Engel, Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten (Berl. 1783);
Eschenburg, Entwurf einer Theorie und Litteratur der schönen Redekünste (das. 1805; 5. Aufl. von Pinder, 1836).
Namhafte Werke der neuesten Zeit sind: Carriere, Das Wesen und die Formen der Poesie (2. Aufl., Leipz. 1884);
Gottschall, Poetik
(5. Aufl., Bresl. 1883, 2 Bde.);
Kleinpaul, Poetik
(8. Aufl., Leipz. 1880, 3
Tle.);
Österley, Die Dichtkunst und ihre Gattungen (das. 1870);
W.
Wackernagel, Poetik
,
Rhetorik
und
Stilistik (2. Aufl.,
Halle 1888);
Beyer, Deutsche Poetik
(Stuttg. 1882, 2 Bde.);
Baumgart, Handbuch der Poetik
(das. 1887);
Viehoff, Die Poetik
auf Grundlage der
Erfahrungsseelenlehre
(Trier
[* 5] 1888);
W.
Scherer, Poetik
(Berl. 1888).
Wichtige
Erörterungen über einzelne
Fragen und über das allgemeine Gebiet der Poetik
finden
sich in den
Schriften
Lessings, in den Briefwechsel
Schillers mit
Goethe,
Humboldt und
Körner, in den
Ästhetiken von
Jean Paul,
Hegel,
Vischer,
Carriere, R.
Zimmermann etc.