das Alpenthal der
Lanquart in Graubünden,
nach dem Rheinthal durch die schmale Felsenpforte
der Klus geöffnet, ein herrliches, aber enges Thalgelände,
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in dessen Hintergrund die vergletscherte Silvrettagruppe emporragt, während auf der rechten Thalseite die Berghäupter des
Rätikon, auf der linken die voralpinen Plessuralpen die Einfassung bilden. Bei der Alp Sardasca (1635 m) vereinigen sich dieBerg- und Gletscherbäche zur Lanquart (fälschlich Landquart), deren Wassermasse sich durch den Vereina-Rhein verdoppelt. Erst
weiter thalabwärts folgen permanente Wohnungen, in 1205 m Höhe die oberste Thalgemeinde, Klosters (s. d.),
weiterhin die BäderSerneus und Fideris (s. d.) und auf hohen Terrassen die Luftkurorte Seewis und Valzeina.
Bei Schiers, dem größten Orte des Prätigaus, liegt die Thalsohle ca. 670 m, bei der Mündung, wo sich die Bahnstation Lanquart
befindet, 520 m ü. M. Die neue Thalstraße, die bei Klosters am Stutz emporsteigt, führt nach Davos, während es nach dem
Vorarlberg, Engadin und Schanvic nur Bergpfade gibt. Die Einwohner, (1880) 9111 Köpfe stark, ursprünglich rätoromanischer
Zunge, aber seit Jahrhunderte germanisiert, sind protestantischer Konfession.
romanisch ValPratens (Kt. Graubünden,
Bez. Ober und Unter Landquart). Der von der Landquart durchflossene Prätigau oder
das Prätigäu (pratum = Wiese, Prätigau = Wiesengau) ist das unterste und nach dem Hinterrheinthal grösste Seitenthal des
bündnerischen Rheingebietes. Es ist eingeschlossen vom Rätikon im N., von der Hochwangkette im S. und
vom westl. Teil der Silvrettagruppe im O. Diese letztere besteht aus krystallinen Felsarten, besonders Gneisen und Hornblendeschiefern.
Der Rätikon ist in seinem westöstl verlaufenden Hauptkamm mit Falknis (2566 m), Naafkopf (2574 m), Scesaplana (2969 m), Kirchlispitzen
(2541 und 2555 m), Drusenfluh (2829 und 2828 m) und Sulzfluh (2820 m) als Hauptgipfeln ein aus Trias-,
Jura- und Kreideformationen aufgebautes Kalkgebirge, dessen grandiose Wände und zum Teil sehr eigentümlich gestaltete, klotzförmige
und auf den Scheiteln mehr oder weniger abgeplattete Gipfel sehr an die Dolomiten
Südtirols erinnern.
Die Vorberge des Rätikon dagegen, wie der Vilan (2380 m), der Sassauna (2312 m), der Girenspitz (2397 m),
das Kreuz (2200 m), das Kühnihorn (2416 m) und andere sind aus eocänen, bezw. oligocänen Tonschiefern herausmodelliert und
demgemäss meist von sanftern Formen und bis zu oberst mit blumenreichen Matten bedeckt. Östl. der Sulzfluh biegt der Rätikon
nach S. um und endigt dann mit dem vielgestaltigen Gebirgsstock des Madrishorns. Diese N.-S. streichende Kette ist eigentlich
aus drei Gebirgen zusammengeschoben: dem Prätigauer Schiefergebirge, dem Kalkgebirge des Rätikon-Hauptkammes und den westl.
Vorposten der krystallinen Silvrettagruppe.
Davon ist das zweite auf das erste und das dritte auf das zweite von O. nach W. hinaufgeschoben. Das
Schiefergebirge bildet die westl. Abhänge (bis über 2000 m, stellenweise bis etwa 2300 m), das Kalkgebirge ist besonders
in der Scheien- und Mittelfluh (2630 und 2487 m), der Rätschenfluh (2707 m) und im SaaserCalanda (2560 m) zu erkennen, während
in der Mitte dieses Zuges der Zusammenhang mehr oder weniger unterbrochen und teilweise nur durch langgezogene
Kalkbänder angedeutet ist.
Das krystalline Gebirge endlich bildet die Grenzkette mit dem Madrishorn (2830 m), dem Rungspitz (2552 m) und dem Sarotlaspitz
(2562 m) als Hauptgipfeln. Die Hochwangkette besteht aus denselben Schiefern wie die Vorberge des Rätikon und zeigt
darum auch denselben morphologischen und landschaftlichen Charakter. Oestl. lehnt sich an sie in den Kalkgipfeln der Casanna
(2561 m) und Weissfluh (2818 m) ein Gebirge an, das als eine durch das Landquartthal unterbrochene Fortsetzung der Kette Scheienfluh-Rätschenfluh
erscheint und sich selber in die Strelakette fortsetzt.
Auffallend ist aber hier ein starkes Auftreten von Serpentin im Schwarzhorn (2672 m) und auf der diesem
anliegenden Totalp, welche Felsart im Rätikon nur schwach vertreten ist. Auch kleinere Partien von krystallin-schieferigen
und -körnigen Gesteinen (Gneis, Granit u. a.) finden sich im Casanna-Totalpgebirge. Der Hauptteil des Prätigaus erscheint
so als ein auf zwei Seiten von Kalkmauern begrenztes und von jungen Schiefern erfülltes Senkungsfeld,
dessen Füllung dann zusammengeschoben, aufgefaltet und durch Erosion zu ihrer jetzigen Gestalt ausgearbeitet wurde. So lange
die östl. Kalkmauer noch intakt war, flossen die Gewässer der Silvrettagruppe (aus Sardasca-, Vereina- und Schlappinthal)
über den jetzigen Wolfgangpass nach Davos und zur Albula ab. Der damals noch kürzeren, aber rasch fliessenden
Landquart gelang es dann im Lauf der Zeit, diese Mauer durch rückwärts schreitende Erosion zu durchbrechen und damit die oben
genannten Gewässer zu sich abzulenken.
In seiner jetzigen Ausgestaltung misst der Prätigau 616 km2 Fläche und ist von der Mündungsklus bis an die Wasserscheide
der Silvrettagruppe 40-45 km lang, wovon auf das eigentliche Thal von der Klus bis an das Hintergehänge des obersten Thalbodens
(Alp Sardasca) 35 km kommen. Die Breite des Hohlraums zwischen Rätikon und Hochwangkette beträgt 20 km und hinter Klosters
noch etwa 10 km. Im ganzen verläuft das Thal von OSO. nach WNW., der oberste und unterste Abschnitt
genau nach W. Die Senkung des Thalbodens (Sardasca 1650 m, Klus 580 m) beträgt etwas über 1000 m oder rund 3%, wechselt aber
natürlich mehrfach zwischen sanfter geneigten,
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flachsohligen Thalbecken und steileren schluchtartigen Partien. Die imposanteste Thalenge ist die unterste, die «Klus», mit
der der Prätigau in das Rheinthal mündet. Hier ragen die nahe zusammentretenden Wände beinahe senkrecht, zum Teil sogar
überhängend zu bedeutender Höhe empor. Unten rauschen die trüben Fluten der Landquart durch ihr Felsenbett dahin, und
in der Höhe winken die malerischen Ruinen der Burg Ferporta oder Fragstein unter einer mächtigen überhängenden Wand hervor.
Die Kluft ist so eng, dass Strasse und Eisenbahn dem n. vom Fluss ansteigenden Fels- und Schutthang abgerungen werden mussten.
Der ganze Hang ist des drohenden Steinschlages wegen mit zahlreichen starken Holzwänden und zu unterst
mit Mauern besetzt.
Hinter der Klus öffnet sich das Thalbecken von Schiers und Grüsch, das bis zur zweiten Thalenge, dem Fuchsenwinkel, etwa 6 km
lang und 0,5-1 km breit ist. Die Landquart ist hier durch Eindämmung an die linke Thalseite bis an den Fuss des meist
steilen und dicht bewaldeten Landquartberges gedrängt. Früher durchzog sie den ebenen Thalboden in zahlreichen Schlingen
und Armen, trat auch oft verheerend auf und hat, namentlich seit etwa 1760, allmählig die ganze Ebene mit ihren Geschieben
bedeckt und so das einstige Wiesenthal in eine wüste Sand-, Kies- und Sumpffläche verwandelt.
Der neuern Wasserbautechnik ist es aber, allerdings unter grossen Opfern, gelungen, den Fluss und seine
Zuflüsse (Taschinesbach und Schraubach) zu korrigieren und zugleich deren schlammreiche Fluten zu künstlicher Anschwemmung
fruchtbaren Erdreichs zu benutzen, indem das Wasser in durch Querdämme abgeteilte flache Becken geleitet und durch Kanäle
und Schleusen zweckmässig verteilt und in seinem Abfluss reguliert wurde. Der Erfolg ist nicht ausgeblieben:
die ganze Thalebene ist wiederum in einen schönen Wiesengrund umgewandelt, der durch fortgesetzte Bodenverbesserung und
Düngung immer ertragreicher gemacht wird und auf dem auch mehr und mehr Obstbaumpflanzungen entstehen.
Die DörferGrüsch und Schiers breiten sich auf etwas ansteigendem Boden am Fuss der rechtsseitigen Thalwand
aus und zwar grösstenteils auf dem hier abgelagerten Gehängeschutt und auf den Schuttkegeln der aus engen Schluchten hervorbrechenden
Seitenbäche, wo sie die Vorteile der grössern Sicherheit, des trockeneren Untergrundes und der sonnigeren Lage geniessen.
Von da steigen die breiten Gehänge in mässiger Steilheit gegen den Vilan, den Sassauna (Ochsenberg) und
das Kreuz empor, bis zu oberst meist von schönen Bergwiesen und Weiden, da und dort auch von Wäldern und Waldparzellen bedeckt
und auf den untern Terrassen von Dörfern, Weilern und zerstreuten Höfen besetzt. Da finden sich, weithin sichtbar, die DörferSeewis und Fanas und einige Weiler bei Schiers (Maria, Montagna, Fajauna und das hochtronende Stels).
Einem aufmerksamen Beobachter muss besonders die lange Flucht schöner Terrassen auffallen, die, bei Unter Fajauna beginnend,
sich in annähernd gleichbleibender Höhe (770-800 m) unter Montagna-Maria-Fanas bis westl. der Ruine Solavers hinzieht und
offenbar einen alten Thalboden markiert. Durch den Schraubach, den Tersierbach und den Taschinesbach ist
derselbe zerstückelt. Ausserdem schneiden einige kleine Trockenthälchen, vielleicht die Abflussrinnen eines einstigen Gletscherendes,
in diese Terrassen hinauf, so bei Schiers das Batinien- und das Roztöbelchen (gegen Montagna und Maria) und bei Grüsch das
Töbelchen westl. der
Ruine Solavers. Höher liegen die Terrassen von Marienberg, Lasein, Casellas, Brühl
(ob Fanas), noch höher Stels, Spinus, Aldur und auf der andern Thalseite Cavadura, Bendlen, Heiahoh, Platten, Boden, Furna, Hinterberg,
die erstern unter sich und die letztern 10 ebenfalls wohl auch je einem alten Thalboden angehörend.
Die Thalenge des Fuchsenwinkels ist bei weitem nicht so grossartig wie die Klus. Doch sind auch hier Strasse
und Eisenbahn zwischen Fluss und Fels eingeengt, ja letztere durchbricht eine Strecke weit den Fels in einem Tunnel. An den
Felsen dieser Partie bewundert man einerseits schöne, sich mehr und mehr abblätternde und abschälende Schichtflächen,
andererseits prächtige, vielfach gewundene und zerknitterte Schichtenverbiegungen. Die O.-Seite der Schlucht
wird nicht durch hochragende Felsen, sondern durch den Steilabfall der prächtigen weiten Terrasse von Lunden gebildet.
Diese Terrasse, ein alter Thalboden, ist zum Teil Fels-, zum Teil Schuttterrasse, die auf ihrer Fläche mit herrlichen Wiesen
langsam gegen den Berg ansteigt, an ihrem Steilabfall aber beständig von der Landquart angeschnitten
und zu fortwährendem Abbröckeln und Nachstürzen gebracht wird. Zwei kleine Wildbäche, der Seebach (vom Stelsersee) und der
Buchentobelbach, zerschneiden sie in drei Stücke: Vorder, Mittel und Hinter Lunden. In verschmälerter Form lässt sich dieses
Terrassengebiet bis gegen Schiers (Radals-Rossgasse) und bis Jenaz (Räte) verfolgen.
Das zweite Thalbecken, dasjenige von Jenaz, ist schon kleiner als das von Schiers. Es misst vom Fuchsenwinkel
bis Fiderisau, wo die dritte Thalenge beginnt, 4 km, und die flache Thalsohle ist überall nur sehr schmal. Sie wird aber
auf beiden Seiten von langgezogenen flachen Terrassen begleitet, die namentlich auf der linken Seite sanfter und in
mehreren Stufen ansteigen und auch hier (wie Lunden) deutlich als alte Thalböden erscheinen. Die rechte Thalseite ist steiler,
aber dennoch deutlich terrassiert.
Man kann da wohl 5-6 übereinander liegende Terrassen unterscheiden, nämlich 1. Rüte gegenüber Jenaz, 2. Buchen-Ternals-Putz-Flies, 3. Plattis-Parsott, 4. Faschneida, 5. Traza.
Am Fuss dieses Gehänges strömt die Landquart dahin, an deren Ufer und damit in der eigentlichen Thalebene
nur ein erst in neuerer Zeit längs der Strasse entstandener Teil von Jenaz liegt, während der ältere und grössere Teil
dieses Ortes und der benachbarte WeilerPragmartin sich auf den Terrassen der linken Seite angesiedelt haben, letzterer am Ausgang
des weitläufigen und tief in das Schiefergebirge der Hochwanggruppe einschneidenden Jenazertobels.
Hoch über diesem grüsst von freier Bergeshöhe das weit zerstreute Furna mit seinem weissen Kirchlein herunter. Weiter thaleinwärts
folgt die Terrasse von Fideris-Strahlegg, die durch das Fiderisertobel in zwei ungleiche Teile zerschnitten wird. Auf dem
grössern Teil, einem herrlichen Wiesenplan, breitet sich das stattliche Dorf Fideris aus, auf dem kleinern
der zu Fideris gehörige WeilerStrahlegg mit der gleichnamigen Burgruine am steilabfallenden untern Rand der Terrasse. Weit
hinten im Tobel liegt an einer von Wildwassern und Rüfen gefährdeten Stelle das seines Eisensäuerlings wegen viel besuchte
BadFideris.
Zwischen den Terrassen von Fideris und Putz hat die Landquart eine Art Kañon, die dritte Thalenge, eingeschnitten,
in deren Grund Poststrasse und Eisenbahn auf grösstenteils künstlich abgerungener Trace, doch ohne
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Tunnel, dahinziehen. Diese Schlucht ist etwa 2 km lang und kann nach dem Dörfchen am innern Ende als Dalvazzerschlucht bezeichnet
werden. Ihre Wände sind ungleich beschaffen. Auf Fideriserseite erhebt sich ein etwa 100 m hoher Waldhang, auf der andern
Seite dagegen der bis 300 m hohe PutzerStein, eine mächtige, von steilen Runsen durchrissene und nur spärlich
bewachsene Felswand, deren höchster Punkt die Ruine der in der Geschichte des Prätigaus bedeutsamen Burg Castels krönt.
Diese beherrschte die alte, holperige, mehrfach auf- und absteigende Thalstrasse, die von Schiers über Lunden, Jenaz (bezw.
Buchen), Putz und Luzein nach Dalvazza-Küblis zog, also sowohl den Fuchsenwinkel als die Dalvazzerschlucht
vermied. Ein anderer Weg ging von Jenaz über Fideris und Strahlegg ebenfalls nach Dalvazza-Küblis. Diese Orte liegen auf der
Sohle des dritten Thalbeckens, das wiederum kleiner ist als das zweite. Hier mündet von N. durch eine enge Schlucht das bis
an die Sulzfluh reichende Thal von St. Antönien. An den sanfter ansteigenden N.-Gehängen des Kübliserbeckens
liegen der Weiler Telfsch (mit Burgruine) und die KirchdörferLuzein und Pany, diese zwei an der neuen Strasse, die mit weit
ausholender Schlinge nach St. Antönien führt. Telfsch, Luzein, Strahlegg, Fideris gehören wieder ein und demselben Terrassensystem
an. Die S.-Seite des Beckens wird durch einen hohen und steilen Waldhang gebildet, der im Winter den Orten
Dalvazza und Küblis längere Zeit die Sonne entzieht, ähnlich wie der Landquartberg einem Teil von Schiers.
HinterKüblis folgt bis KlostersBrücke ein etwa 9 km langes Défilé, halb Thal, halb Schlucht mit enger,
immer tiefer sich einschneidender Flussrinne und bald steileren, bald weniger steilen Wald- und Wiesenhängen, die von vielen
kleinen Wildbächen durchschnitten werden und häufigen Erdabrutschungen ausgesetzt sind, und zwar umso mehr als sie aus leicht
verwitterndem Schiefer bestehen. Auch hier fehlt es nicht an Terrassen. Auf einer solchen, die genetisch mit
derjenigen von Luzein-Fideris zu verbinden sein dürfte, liegt gegenüber Konters hoch über dem Thal das Dorf Saas mit seiner
weitblickenden Kirche.
Die ausgeprägteste Terrasse ist die von Serneus, die nur wenig über der Landquart liegt und zum grossen Teil die Schuttablagerung
aus den darüber eingeschnittenen Tobeln darstellt. Nahe dabei steht im Thalgrund selber das SchwefelbadSerneus. Die Terrasse von Saas zieht sich, schmaler werdend aber nur wenig unterbrochen, über Mezzaselva bis nach KlostersDörfli
hinein. Ihr folgt die Strasse, die von Küblis an in steilem Anstieg Saas erreicht hat. Die langsamer ansteigende Eisenbahn
jedoch erreicht die Terrasse erst bei Mezzaselva.
Zahlreiche schwierige und kostspielige Sicherungsarbeiten waren da in dem wasserzügigen, zu Abrutschungen geneigten und
von Wildbächen durchschnittenen Boden notwendig. Mit KlostersDörfli betreten wir das vierte Thalbecken, das selber wieder
in zwei deutlich unterschiedene Teile zerfällt. Der äussere bildet eine prächtige, sanft nach O. und NO. ansteigende Haldenlandschaft,
die sich zwischen der Landquart und dem Schlappinerbach auskeilt und von den Höhen des Kessigrates und
Aelplispitz überragt wird.
Der romanische Name Bosca deutet wohl auf ehemalige Bewaldung dieser Halde. Jetzt ist sie ein schöner, von bunten Blumen durchwirkter
Rasenteppich, über den zahllose Hütten zerstreut sind. Auch die beiden Hauptteile von Klosters, Dörfli
und Platz, breiten sich hier aus. Thaleinwärts
zieht diese Halde, wenn auch sehr verschmälert, noch bis gegen Monbiel. Im
ganzen aber bildet der hintere Teil des Klosterserbeckens von der Brücke bis in die Alp Novai eine schöne Thalmulde mit einem
langen Streifen ebenen Thalbodens, an den sich zu beiden Seiten sanft ansteigende Halden anlehnen, die
dann bald in die einschliessenden hohen und steilen Bergwände übergehen.
Bis Monbiel (1313 m) ist diese Thalstrecke noch ständig bewohnt. Weiter hinten folgen herdenbelebte Alpen, von denen besonders
Pardenn und Novai durch ihre landschaftlichen Reize, durch grüne Wiesenflächen, dunkle Wälder und rauschende Wasser hervorragen
und deshalb von den Klosterser Kurgästen viel besucht werden. Ein hübsches Fahrsträsschen führt von KlostersPlatz über
Monbiel und diese Alpweiden bis zur Alp Sardasca, ein zweites von KlostersBrücke über Aeuje zum Anschluss an das vorige, ein
Fussweg ausserdem von Aeuje auf der linken Seite der Landquart ebenfalls bis nach Novai. Da Klosters selber
schon 1200 m hoch liegt, finden wir hier nicht wie in den früher genannten Thalbecken noch weitere Ortschaften auf höher
gelegenen Terrassen, ausgenommen etwa der kleine WeilerSelfranga (1238 m) etwas über KlostersBrücke.
Von da geniesst man, wie übrigens noch von vielen andern Punkten, einen guten Ueberblick über das ganze
Becken und über die es einschliessenden Gebirge. Einen besondern, vielbewunderten Reiz verleiht diesen Landschaftsbildern
der Thalabschluss durch die Silvrettagruppe mit den schönen, regelmässigen Pyramiden des Canard- und Weisshorns, dem Silvretta-
und Kammgletscher und einigen der umstehenden Gipfel. Klosters gehört unbestritten zu den schönsten Gegenden
Graubündens und verdankt diesem Umstand nächst seiner Höhenlage und den damit verbundenen klimatischen Vorteilen sein
Aufblühen als Kurort.
Namentlich bei KlostersBrücke drängt sich eine Reihe grösserer und kleinerer Kurhäuser und Hotels zusammen, während andere,
meist bescheidenere, da und dort zerstreut sind und einige auch in KlostersDörfli sich finden. Hinter
der Alp Novai folgt die letzte Thalenge, eine Waldschlucht, durch welche die junge Landquart schäumend und brausend zwischen
mächtigen Blöcken sich hindurcharbeitet. Ihr entlang führt das oben genannte Fahrsträsschen mit einigen Windungen hinauf
auf die oberste Thalstufe, das Sardascathal, auf dessen Kiesboden die Landquart sich hin- und herschlängelt.
Hier findet man sich in einem weiten Felsenzirkus, auf den kühne Berggestalten, wie die Verstanklaköpfe,
das Gross Seehorn, der Gross Litzner und andere herunterblicken. Das Sardascathal verzweigt sich in mehrere Arme, die steil
in die Eiswelt der Silvrettagruppe hinauf greifen. Sie sind alle in ihren untern Teilen schlucht- oder tobelartig verengt
und steil, während sie weiter oben sich zu Hochmulden erweitern. Drei von diesen letztern sind mit Gletschern erfüllt, deren
grösster der breite, in sanften Wellen ansteigende und von einem wunderbar schönen Gipfelkranz umrahmte Silvrettagletscher
ist. Zu ihm steigt man auf gutem Pfad durch das Medjethäli hinauf, in dem die Silvrettahütte des S. A.
C. (2344 m) als Ausgangspunkt einer grossen Reihe herrlicher Gebirgstouren steht. In der Hochmulde des Verstanklathales liegt
der Verstanklagletscher, gleichsam eine Seitenkammer des Silvrettagletschers, auf der obersten Stufe des Seethales der Seegletscher.
Eisfrei, aber in ihren obern Teilen mit Moränen und Schneeflecken erfüllt, sind das Thälchen der Silvretta
Alp und das
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