Schamo
4 Wörter, 25 Zeichen
Schamo,
(mongol., »Wüste«; chines. Schamo, »Sandmeer«),
das östliche Becken des Hanhai in der südlichen Mongolei (s. Karte »China«), [* 3]
eine meist gewellte, von den Rändern ansteigende und von Gebirgsrippen, die vielfach kesselartige Vertiefungen einschließen, durchzogene Wüstensteppe, erstreckt sich in der Richtung von SW. gegen NO. vom Nanschan- bis zum Chingangebirge und umfaßt nach F. v. Richthofen das östliche Becken des großen Binnenmeers, welches einst ganz Zentralasien [* 4] bedeckte. Die nördliche Gobi bildet mit ihren den Anbau lohnenden und im O. durch Chinesen der Kultur gewonnenen Rändern die östliche Mongolei und ist in den letzten Jahrzehnten von russischen Forschern und Kaufleuten nach verschiedenen Richtungen durchzogen worden.
Der Boden besteht aus grobkörnigem roten Sand, dem bisweilen verschiedenes Gerölle beigemengt ist. Die Ränder der Gobi liegen im N. bei 700-1000 m, im S. viel höher; der Wüstensand dringt hier zwischen alle von den hohen Gebirgsrücken auslaufenden Thäler ein, man trifft ihn in Höhen von 1800 m und noch höher hinauf. Im östlichen Teil ist die Gobi fast durchgängig 1200 m hoch, weiter westlich steigt sie noch mehr an. Die Bergzüge im Innern erheben sich im Zacharland auf der Linie Kiachta-Peking zu 2100, im südöstlichen Teil bei den Uroten zu 1800 m; die Depressionen haben eine Tiefe von 600 m ü. M. Da der Umgebung dieses Beckens die hohen, in die Schneeregion hinaufragenden Gebirge fehlen, so besitzt sie keinen einzigen das Jahr hindurch ausdauernden Strom, hat aber vor Ostturkistan eine größere atmosphärische Feuchtigkeit voraus, welche die Steppen so weit mit Vegetation bekleidet, daß sich Nomaden in ihr aufhalten können.
Wald fehlt der Gobi gänzlich, nur hier und da steht am Fuß eines Bergs oder am Rand eines ausgetrockneten Flußbettes ein einsamer Baum, bei den Mongolen ein Gegenstand religiöser Verehrung. Auf durchaus vegetationslose Flächen stößt man selten; dagegen erreicht an vielen Stellen die Grasdecke kaum ⅓ m Höhe, so daß sie den Boden nur notdürftig verhüllt. Längs der Thalgesenke, wo zur Regenzeit das Wasser abläuft und sich in Pfützen oder Seen sammelt, wächst in Büschen von 1½ m Höhe das drahtartige Dirissu der Mongolen (Lasiagrostis splendens).
Hier kommt auch in feinem Flugsand die Erika vor, welche samt dem Argal, dem getrockneten Pferde- und Kuhmist, der sporadischen Bevölkerung [* 5] das Brennmaterial bietet. Die Winterstürme sind ebenso heftig wie häufig und treiben Pflanzen, in mächtige Haufen zusammengeworfen, vor sich her. Das Tierleben ist nur spärlich vertreten; weite Flächen sind eine leblose Öde ohne Säugetiere, ohne Vögel. [* 6] Unter den wilden Tieren trifft man Dseren (Antilope gutturosa), Hasen, Füchse, Wölfe und kleine Nager am häufigsten an; unter den größern Tieren sind hervorzuheben im Lande der Ordo wilde Bullen, Ovis Argali, Cervus Elaphus (in den Nadelhölzern am Alischangebirge) und westlich vom Kuku-Nor wilde Kamele. [* 7]
Eine seßhafte Bevölkerung gibt es in der Gobi nur an ihrem gegen China gelegenen Rand; hier wird die Steppe durch arbeitsame Chinesen von Jahr zu Jahr mehr eingeengt. Das Innere durchziehen Mongolen (s. d.) mit ihren zahlreichen Herden; hier trifft man nur Zelte (Jurten). Karawanen durchschneiden die Gobi am häufigsten im NO., insbesondere auf der Linie Kiachta-Kalgan; auf ihr verkehrt auch die russische Post. Nach russischen Vermessungen hat die Gobi hier eine Breite [* 8] von ca. 6400 km; die Entfernung zwischen den beiden Orten beträgt 1570 km, die Reisezeit im Winter 37 Tage. - Die ersten Nachrichten über die Wüste Gobi verdanken wir dem Jesuiten Gerbillon, welcher von 1688 bis 1698 acht Missionsreisen daselbst unternahm, dem Holländer Ysbrand Ides (1692-94) und Lorenz Lange, den Peter d. Gr. nach Peking [* 9] entsandte. Im 19. Jahrh. bereisten die Wüste Gobi Timkowski (1819 und 1821), der Botaniker Bunge und der Astronom Fuß (1830-31), welch letztere eine Gesandtschaft griechischer Mönche nach Peking begleiteten, der Engländer Grant (1861), Pjewzow (1878-79), namentlich aber Prschewalskij (s. d.), über dessen Reisen »Petermanns Mitteilungen« 1873 ff. Berichte brachten.
Vgl. v. Richthofen, China, Bd. 1 (Berl. 1877).