Alkohol
,
gewöhnlicher
(Äthylalkohol,
Methylcarbinol) oder absoluter, d.i. wasserfreier,
Weingeist, C2H6O ,
eine farblose, leichtflüssige, brennend schmeckende, leicht entzündliche Flüssigkeit, die leichter als Wasser
ist, indem sie bei 15 °C. ein spec. Gewicht von 0,7947 hat. Unter dem mittlern Luftdruck von 760
mm Barometerstand siedet
der Alkohol
bei 78,5 °C., erstarrt dagegen selbst bei einer
Temperatur von etwa -90° noch nicht. Daher eignet sich der Alkohol
zur
Füllung von
Thermometern, die zur Messung sehr niedriger
Temperaturen dienen sollen.
Während
Quecksilber schon bei -40° gefriert, wird Alkohol
durch die stärkste Kälte, die man hervorbringen kann, nur
etwas dickflüssiger, aber noch nicht fest. Der Alkohol
bildet den wesentlichen, berauschenden
Bestandteil aller geistigen Getränke
und entsteht gewöhnlich durch Gärung (s. d.) der Zuckerarten, indem sich in der
nicht zu konzentrierten Zuckerlösung nach Hefenzusatz der Zucker
[* 2] in Alkohol
,
Kohlensäure und noch einige
andere Gärungsprodukte
(Glycerin und
Bernsteinsäure) zerlegt.
Der
Äthylalkohol läßt sich nach
Berthelots Entdeckung aus mineralischen Körpern darstellen, indem man das durch
trockne Destillation
der
Steinkohlen gewonnene schwere
Steinkohlengas, das sog.
Äthylen oder ölbildende
Gas, mit engl. Schwefelsäure
[* 3] schüttelt. Nach anhaltendem Schütteln löst sich eine bedeutende Menge
Gas in der Schwefelsäure
auf und wandelt sich in
Äthylschwefelsäure um, die sich beim Erwärmen mit Wasser in und Schwefelsäure spaltet. Diese Bereitungsweise findet aber
keine Anwendung, weil in der Praxis die Gewinnung des Alkohol
aus Zucker bequemer und ökonomisch
vorteilhafter ist. Häufig wird der
Weingeist aus Pflanzenteilen dargestellt, die keinen Zucker enthalten,
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sondern nur Stärkemehl, wie z. B. die Kartoffeln oder die reifen Samenkörner der Getreidearten (Roggen, Weizen, Reis, Mais). Dann aber muß durch einen eigentümlichen Prozeß das Stärkemehl erst in Zucker verwandelt werden. Es geschieht dies durch die Einwirkung eines in den Pflanzen in geringer Menge vorkommenden Stoffs, der Diastase (s. d.), und man kann den Zuckergehalt der so verwandelten Pflanzenstoffe, z. B. im Malz und in der Maische, an dem süßen Geschmack wahrnehmen.
Vermischt man diese zuckerhaltigen Stoffe mit Wasser, wenn sie dasselbe nicht schon, wie der ausgepreßte Saft der Weintrauben,
enthalten, und überläßt sie der Gärung, so erhält man einen sehr stark mit Wasser verdünnten und
mit vielen andern Stoffen vermengten Alkohol.
Man nennt diese alkoholhaltige Flüssigkeit, wenn man sie durch Gärung von Traubensaft
erhalten, Wein, wenn aus in Wasser eingemaischter, in Malz verwandelter Gerste,
[* 5] Bier. Diese Getränke enthalten aber verhältnismäßig
wenig Alkohol
, die stärksten südländischen Weine, sofern sie nicht mit Alkohol
vermischt sind, was freilich bei
ihrer Bereitung vielfach geschieht, nie mehr als 14 Proz., die stärksten deutschen Biere etwa 6 Proz. Will man alkohol
reichere
Getränke haben, so muß man, wie dies bei der Branntweinbereitung geschieht, die durch Gärung erhaltene weingeistige Flüssigkeit
der Destillation
[* 6] unterwerfen.
Dadurch gewinnt man einen stärkern, 80 - 90 Proz. haltigen den sog. Spiritus, [* 7] den man durch Verdünnung auf 30 - 50 Proz. in ein Branntwein genanntes Getränk verwandelt. Außer der gegorenen Kartoffel- und Kornmaische destilliert man auch noch den Wein und erhält so den Franzbranntwein und Cognac. Auf gleiche Weise gewinnt man auf den Antillen und in Ostindien [* 8] aus gegorenem Zuckerrohrsaft, auch aus Melasse und andern Zuckerabfällen, den Rum und aus gegorenem Reis und dem Zuckersafte der Kokos- und Dattelpalme den Arrak.
Durch bloße Destillation läßt sich der Alkohol
nicht ganz vom Wasser trennen, obwohl er viel flüchtiger ist als dieses.
Er nimmt immer von dem Wasserdampfe eine bedeutende Menge mit sich fort. Bei der ersten Destillation erhält
man in geeigneten Apparaten einen Spiritus mit etwa 80 Proz. den Rohspiritus. Wird diese Flüssigkeit noch einmal destilliert,
so hat das zuerst übergehende Destillat etwa 90 Proz. und bildet den Spiritus vini rectificatissimus. Dieser kann
durch Destillation höchstens noch auf 95 Proz. gebracht werden; will man ihn weiter entwässern
und absoluten, d. i. wasserfreien Alkohol
bereiten, so muß man einen Körper hinzusetzen, der noch
größere Verwandtschaft zum Wasser als der Alkohol
hat, man destilliert ihn zu diesem Behufe wiederholt über geschmolzenes
Chlorcalcium oder besser über gebrannten Kalk. Die Verwandtschaft des
Alkohol zum Wasser ist sehr groß. Er entzieht dieses nicht nur einigen Salzen, sondern absorbiert es auch aus der Luft, aus tierischen
und vegetabilischen Geweben.
Darauf beruht der brennende Geschmack des reinen und seine giftige Wirkung. Wenn Wasser mit Alkohol gemischt wird, erwärmt sich die Mischung und zieht sich zu einem kleinern Raume zusammen, als der und das Wasser vor der Mischung zusammen einnahmen. Diese Kontraktion ist am stärksten, wenn man 47,7 Volumen Wasser mit 52,3 Volumen Alkohol mischt; diese geben zusammen nicht 100, sondern nur 96,4 Volumen. Mit Äther, vielen Säuren, flüchtigen Ölen u. s. w. ist der in jedem Verhältnis mischbar; er löst Fette, viele Alkaloide, Harze, Farbstoffe, ferner Jod, geringe Mengen Schwefel und Phosphor, viele Salze, und namentlich absorbiert er viele Gase [* 9] reichlicher als Wasser. Durch oxydierende Stoffe wird der in Aldehyd (s. d.) und Essigsäure (s. d.) übergeführt. Wenn man stark verdünnten Alkohol mit gewissen stickstoffhaltigen organischen Substanzen (Fermenten) und Luft in Berührung setzt, entsteht Essigsäure. Hierauf beruht das Sauerwerden geistiger Getränke und die Essigbereitung. (S. Essigfabrikation.) [* 10]
Der Alkohol findet eine sehr ausgedehnte Verwendung, und wichtig ist vor allen Dingen sein Gebrauch als Genuß- und Nahrungsmittel [* 11] in Form geistiger Getränke. Im verdünnten Zustande in Form von Wein, Bier, Branntwein genossen, bewirkt er in kleinen Dosen eine Anregung des Nervensystems, beim Genuß größerer Mengen Rausch, bei öfterm Mißbrauch Zerstörung des Organismus. (S. Alkoholismus.) Der Gebrauch des Alkohol zu technischen Zwecken ist äußerst mannigfaltig. So dient er z.B. wegen seiner wasserentziehenden Kraft [* 12] zur Aufbewahrung von leicht veränderlichen Stoffen, wegen seines Vermögens, viele Stoffe zu lösen, zur Bereitung von Lacken und Firnissen, in der Parfümerie zur Herstellung von Essenzen u.s.w.
Der Chemiker und Pharmaceut verwendet ihn zur Bereitung unzähliger alkoholischer Präparate (Äther, Chloroform, Chloral, gewisser Teerfarben), Lösungen und Tinkturen. Ferner dient er als Brennmaterial, besonders in Lampen, [* 13] die dazu bestimmt sind, eine bedeutende Hitze ohne Rußbildung zu geben. Zur Beleuchtung [* 14] kann er mit Terpentinöl vermischt (Kamphin) verwendet werden, oder, wie neuerdings, in Spirituslampen (s. d.), deren Flamme [* 15] durch einen Glühkörper leuchtend gemacht ist. Auch dient er wegen seiner leichten Oxydierbarkeit zur Essigbereitung. Über technische Darstellung des s. Spiritusfabrikation. [* 16] (s. d.).