Anomalīe
(griech.),
Abweichung von der bezüglichen
Regel, dem
Normalen, daher anomal, s. v. w. abnorm, von dem Regelmäßigen
abweichend. Anomalien
auf dem Gebiet der
Natur nennt man alle erkennbaren quantitativen und qualitativen
Abweichungen der
Bildung
der Naturkörper von der
Regel. Sie bestehen in der organischen
Natur sowohl in regelwidriger
Größe, Gestalt,
Lage,
Verbindung,
Farbe,
Konsistenz etc. als auch in
Abweichungen in chemischer und physikalischer Beziehung sowie im gesamten
Verlauf der Lebenserscheinungen. (S.
Krankheit.) Diese
Abweichungen bilden sich ebenso wie das normale
Leben nach den bestehenden
Gesetzen der
Natur, nur treten letztere dabei unter ungewöhnlichen
Bedingungen in Thätigkeit. (S.
Mißgeburt.) -
In der
Astronomie
[* 2] bezeichnet man mit
[* 3] den Winkelabstand eines
Planeten
[* 4] oder
Kometen
[* 5] von seiner Sonnennähe. Man unterscheidet
wahre, mittlere und exzentrische (s. Figur). Bedeutet in der
[* 1]
Figur die
Ellipse
[* 6] APA1 die
Bahn eines
Planeten oder
Kometen,
AA2 die Absidenlinie oder Hauptachse dieser
Bahn, O den
Mittelpunkt derselben, S den einen
Brennpunkt
der
Bahn, in welchem der Sonnenmittelpunkt steht, also A die Sonnennähe (das Perihel) und A1 die
Sonnenferne (das Aphel),
so ist der
Winkel
[* 7] ASP = φ die wahre Anomalie
des Himmelskörpers P. Schlägt man ferner über AA1 als
Durchmesser einen
Kreis
[* 8] und legt durch
P eine zu AA1 senkrechte
Gerade MP, welche den
Kreis in Q schneidet, so ist der
Winkel
AOQ = Θ die
¶
mehr
exzentrische Anomalie.
Mittlere Anomalie
ist der Winkelabstand von A, den der Körper, von O ausgesehen, haben würde, wenn er sich mit gleichförmiger
Geschwindigkeit, bei unveränderter Umlaufszeit, auf dem Kreis bewegte. Der Unterschied zwischen der wahren und der mittlern
Anomalie
heißt die Gleichung des Mittelpunktes (s. d.).