Beauvais
(spr. bowä), Hauptstadt des franz. Departements Oise, am Zusammenfluß des Avelon und Thérain und an der Französischen Nordbahn in einem anmutigen, von waldigen Hügeln begrenzten Thal [* 2] gelegen, hat mehrere Vorstädte, breite Straßen und meist mittelalterliche Giebelhäuser. Die Kathedrale ist ein unvollendeter gotischer Prachtbau aus dem 13. und 14. Jahrh. mit sehenswürdigem, 48,18 m hoch gewölbtem Chor (der 153 m hohe Turm [* 3] stürzte 1573 ein); unter den 16 übrigen Kirchen zeichnet sich die zu St.-Etienne durch Glasmalereien aus.
Von andern öffentlichen Gebäuden verdienen das stattliche
Rathaus (1754 erbaut) und das Justizgebäude Erwähnung. Die
Wälle
der Stadt sind in
Promenaden umgewandelt. hat (1881) 17,516 Einw., eine seit 1664 bestehende
Tapeten-
(Gobelins-)
Fabrik sowie zahlreiche andre
Fabriken für
Tuch und Wolldecken,
Teppiche,
Barchent,
Bänder, Posamentierwaren,
Leinwand; Kunsttischlerwaren, Wachskerzen und
Chemikalien, dazu Wollwäschen und Wollspinnereien. Der
Handel mit diesen
Fabrikaten
sowie mit
Getreide
[* 4] ist lebhaft. Beauvais
ist der Sitz des
Präfekten, eines
Bischofs, eines
Gerichtshofs, eines
Handelsgerichts und einer
Gewerbekammer; es hat eine öffentliche
Bibliothek, ein archäologisches
Museum, ein theologisches
Seminar, ein
Collège, eine
Ackerbauschule und verschiedene
gelehrte Gesellschaften.
Beauvais
, welches nach seiner
Eroberung durch
Cäsar den
Namen Cäsaromagus erhielt, trat damals als Hauptstadt der Bellovaker an
die
Stelle des alten
Bratuspantium (bei
Breteuil). Auf einem 1114 in Beauvais
abgehaltenen
Konzil wurde
Kaiser
Heinrich
V. in den
Bann gethan. Früher befestigt, ward Beauvais
1420 den Engländern überliefert, die aber 1430 durch
Jeanne d'Arc wieder
vertrieben wurden, und 1472 (bei einer zweiten Belagerung durch
Karl den
Kühnen) von den Weibern unter
Anführung der
Jeanne
Fouquet, genannt
Jeanne
Hachette, tapfer verteidigt. Der Heldin wurde 1851 auf dem Marktplatz der Stadt
ein Denkmal (von Dubray) errichtet.