Berliner
[* 1]
Blau, ein wichtiges Farbmaterial, das eine leichte dunkelblaue
, auf dem
Bruche kupferglänzende
Masse darstellt. Es wird durch Wärme
[* 3] sowie durch
Alkalien und konzentrierte Säuren zerstört. Es bildet sich immer, wenn
Lösungen von gelbem
Blutlaugensalz und von
Eisenoxydsalzen zusammenkommen. Der entstehende blaue
Niederschlag hat die chem.
Zusammensetzung Fe7(CN)18 und kann als
Eisenoxydsalz der Ferrocyanwasserstoffsäure betrachtet werden.
Bei der technischen
Darstellung fällt man
gelbes Blutlaugensalz mit Eisenvitriollösung, wodurch zuerst
ein weißer Niederschlag von
Ferro-Ferrocyanür, Fe3(CN)6, gebildet wird, der durch oxydierende
Mittel, wie
Chlor, nachträglich
in
Blau verwandelt wird. Hierbei entsteht das eisenoxydhaltige basische Berliner
, das demnach immer im gewöhnlichen
Handelsprodukte neben neutralem Berliner
vorhanden ist. Erfunden wurde es 1704, nach andern 1707,
von dem Farbenfabrikanten Diesbach in
Dippels Laboratorium
[* 4] zu
Berlin
[* 5] und die Bereitung bis 1724 als
Geheimnis bewahrt.
Das
an sich unlösliche Berliner
löst sich in verdünnter
Oxalsäure leicht auf (blaue
Tinte). In der
Aquarellmalerei verwendet man
eine in Wasser lösliche Modifikation, deren
Darstellung etwas abweichend ist. Das gewöhnliche Berliner
gebraucht
man als Leimfarbe, seltener in der
Ölmalerei. Die vorzüglichste Anwendung findet es aber in der Färberei für
Wolle und
Baumwolle
[* 6] und in der Zeugdruckerei. Das nach einem bestimmten
Verfahren auf
Seide
[* 7] hervorgebrachte
Blau heißt
Bleu Raymond oder
Bleu de France. Das Berliner
, dessen verschiedene Sorten auch unter den
Namen
Pariser
Blau,
Miloriblau, Erlanger
Blau,
Preußischblau,
Hamburger
Blau im
Handel vorkommen, enthält oft
Thonerde oder Schwerspat. Die hellern so gemischten Sorten
nennt man Mineralblau.
Ein ähnliches
Blau ist auch das
Turnbullblau (s. d.).
Das
Verfahren des
Färbens mit Berliner
ist etwas
verschieden, je nachdem man
Baumwolle oder
Wolle zu färben hat.
Für
Baumwolle fällt man das Berliner
unmittelbar auf der Faser, indem man die
Stoffe zuerst durch eine Lösung eines Eisensalzes
nimmt, sie gut auswringt und dann in eine angesäuerte Lösung von
Blutlaugensalz eintaucht. Für 10 kg
Baumwolle z. B. bereitet
man das Eisenbad aus 1400 g Eisenbeize von 40° B. (salpetersaures
Eisen)
[* 8] und 130 g Zinnsalz, das zweite
Bad
[* 9] enthält 260 g
gelbes Blutlaugensalz und 240 g Schwefelsäure.
[* 10]
Wollene
Stoffe färbt man mit rotem
Blutlaugensalz in saurer Lösung heiß aus, wobei die frei werdende Ferricyanwasserstoffsäure
sich beim Erhitzen zersetzt und Berliner
ausscheidet, das von der
Wolle fixiert wird. Zum
Färben von 10 kg
Wolle
z. B. löst man im kupfernen
Kessel 500 g
rotes Blutlaugensalz, fügt 500 g Schwefelsäure hinzu, bringt die
Wolle hinein und
erhitzt hierauf ganz langsam zum
Kochen; sobald die Flüssigkeit kocht, nimmt man die
Wolle heraus, fügt noch 500 g Schwefelsäure
zu, bringt die
Wolle wieder hinein und kocht von neuem.