[* 3] die einem bestimmten Gebiet (Land,Provinz, Wohnort, Stromgebiet etc.) angehörende
Volksmenge. Dieselbe wird gewöhnlich
nur für ein geschlossenes Staatsgebiet oder einen administrativen Teil desselben statistisch
erhoben und zwar als innerlich durch Abstammung,
Sprache,
[* 4]
Sitte und andre Gemeinsamkeiten verbundene
Einheit, deren
Glieder
[* 5] nach
physiologischen und sozialen Merkmalen, wie
Geschlecht,
Alter,
Familienstand, Wohnplätzen etc., sich gruppieren lassen.
Größe der und ihrer Unterabteilungen sowie deren Änderungen sind nicht allein praktisch für Staatsleben
und Volkswohlfahrt von Wichtigkeit, sondern es sind auch diese Änderungen, da sie gewisse teils auf bestimmte
Ursachen zurückführbare,
teils noch der
Aufklärung harrende Regelmäßigkeiten aufweisen, von hoher wissenschaftlicher Bedeutung. Infolgedessen ist
die Bevölkerung Gegenstand einer besondern
Wissenschaft, der Bevölkerungslehre, geworden. Dieselbe zerfällt in:
1) die
Bevölkerungsstatistik, welche sich mit
Erhebung und Zusammenstellung der die Bevölkerung betreffenden statistischen
Thatsachen
befaßt und nicht allein, weil die Bevölkerung den
Mittelpunkt des Staatslebens bildet, sondern vorzüglich auch deshalb, weil die
Bevölkerung reiches, zu Vergleichungen brauchbares und kontrollfähiges
Material liefert, den wichtigsten Teil
der
Statistik ausmacht;
2) die
Theorie der Bevölkerung (Bevölkerungslehre im eigentlichen
Sinn oder
Populationistik), welche die aus
¶
mehr
den statistischen Thatsachen sich ergebenden allgemeinen Gesetze und Regelmäßigkeiten aufstellt und begründet;
3) die Bevölkerungspolitik, welche die Aufgaben behandelt, die sich aus jenen Thatsachen und Regelmäßigkeiten für das öffentliche
Leben, insbesondere für ein ordnendes Eingreifen der Staatsgewalt, ergeben.
Die ersten Keime dieser Wissenszweige reichen zum Teil bis in das Altertum zurück. Man suchte zu bestimmten
Zwecken (Besteuerung, politische Verfassung etc.) die Volkszahl zu ermitteln. Mit fortschreitender politischer Entwickelung erkannte
man nicht allein in der Volkszahl eine wichtige Bedingung für Kraft
[* 7] und Wohlstand des Staats, sondern man war auch mit weiterer
Ausbildung des Verkehrs genötigt, die einzelne Person als Trägerin von Rechten und Pflichten bestimmt zu
bezeichnen. So entstanden die Listen für Geburten, Heiraten und Sterbefälle.
Chr. Bernoulli (»Handbuch
der Populationistik«, Ulm
[* 14] 1840 u. 1843) in Deutschland. Eine echt wissenschaftliche Bearbeitung erfuhr die Bevölkerungslehre
vorzüglich durch die belgischen StatistikerQuételet (»Sur l'homme, ou essai de physique sociale«, Par. 1835; deutsch von
Riecke, Stuttg. 1838; neu bearbeitet unter dem Titel: »Physique sociale«, Brüss. u.
Par. 1869, 2 Bde.),
Die Wissenschaft der Bevölkerung befaßt sich zunächst mit der Ermittelung des derzeitigen Zustandes einer bestimmten
Volksmenge, ihrer Zahl und Eigenschaften (Stand der Bevölkerung), dann mit Erforschung und Erklärung der Veränderung dieses Zustandes
(Gang,
[* 16] Bewegung, Wachstum der Bevölkerung).
Die Ermittelung von Stand und Bewegung der Bevölkerung erfolgt teils direkt durch systematische Aufzeichnungen (Zivilstandsregister,
Steuerkataster etc.) und Zählungen, teils indirekt durch Schätzung und Berechnung. Die indirekte Methode knüpft an Verhältnisse
an, welche zur Zahl in Beziehung stehen (Zahl der Familien, Wohnhäuser,
[* 17] der Geburten, Sterbefälle etc.). Dieselbe führt nur
unter bestimmten Voraussetzungen (Unveränderlichkeit der gesamten Volkszahl, genaue Ermittelung von Aus- und Einwanderung
etc.) zu richtigen Ergebnissen und bildet, wenn sie sich nicht auf vorausgegangene
Zählungen stützen kann, einen wenig brauchbaren Notbehelf.
Ganz unzuverlässig ist das Verfahren, nur einen Teil des zu beobachtenden Gebiets auszuzählen und das gewonnene Ergebnis
auf das ganze Gebiet nach dem Verhältnis seiner Größe anzuwenden. Denn die Voraussetzung, auf welche es sich
stützt, daß der Teil gleichsam eine Verjüngung des Ganzen darstelle, wird in der Praxis nicht erfüllt. Sonach bildet eine
unumgängliche Grundlage der Bevölkerungsstatistik die direkte Auszählung, welche von Zeit zu Zeit zu wiederholen und inzwischen
durch fortlaufende Aufzeichnungen und Berechnungen zu ergänzen ist (s. Volkszählungen).
Zu unterscheiden sind absolute und relative Bevölkerung. Die erstere, welche die Einwohnerzahl
eines ganzen Zählgebiets angibt, ist von Bedeutung für Beurteilung der volkswirtschaftlichen, militärischen und finanziellen
Leistungsfähigkeit eines Volkes. Schwierig ist bei der heutigen Verkehrsentwickelung die Ermittelung der rechtlichen (ortsansässigen,
am Zählungsort heimatsberechtigten, bez. staatsangehörigen) Bevölkerung, weil
hierbei Abwesende zu berücksichtigen und die Angaben der Anwesenden richtig zu stellen sind; dieselbe
hat eine besondere Bedeutung, wenn sie als Maßstab
[* 18] der politischen Rechte und Pflichten dient.
Leichter ist die Zählung der faktischen oder thatsächlichen Bevölkerung. Als solche gilt einmal die Wohnbevölkerung,
d. h. diejenige, welche sich regelmäßig dauernd an einem Ort aufhält, dann die rein faktische, d. h.
diejenige, welche augenblicklich sich am Ort befindet. Letztere wird in Deutschland gezählt, wobei jedoch neben der rein faktischen
auch die Wohnbevölkerung ermittelt werden kann; erstere zählen die Niederlande,
[* 19] wobei freilich die Bestimmung des Begriffs
»dauernde Anwesenheit«, die Zuzählung abwesender Ortsangehörigen und
die Ausscheidung von anwesenden Fremden große Schwierigkeiten bereiten.
Die relative oder spezifische Bevölkerung gibt das Verhältnis der Volkszahl zum Flächeninhalt des Zählgebiets (durchschnittliche
Bevölkerung der Flächeneinheit) oder die Volksdichtigkeit an. Dieselbe ist von Land zu Land, dann in einzelnen Teilen
eines und desselben Landes sehr verschieden, wie folgende Tabelle zeigt.
¶
Ausführlichere Angaben enthält die unsrer Karte beigegebene Tabelle.
Eine große Dichtigkeit der Bevölkerung ist im allgemeinen möglich bei großer Fruchtbarkeit des Landes, einfachen Bedürfnissen
der Bevölkerung (Java), intensiver Bodenwirtschaft (China,
[* 23] Lombardei), hoher Entwickelung des Verkehrswesens und der Industrie (England,
Belgien,
[* 24] Sachsen)
[* 25] etc. Sie kann aber auch entstehen, ohne daß das Gebiet, auf welchem sie sich befindet,
ausreichende Unterhaltsmittel für dieselbe zu liefern vermag. Wie eine große Stadt ihre Nährmittel aus einem großen Umkreis
bezieht, ohne dieselben immer direkt durch Gegenleistungen aus dem Gebiet von Handel und Industrie zu vergüten
(Rentner, Beamte, persönliche Dienstleistungen etc.), so kann auch die Bevölkerung eines
größern Landes sich erhalten, ohne gerade auf dem Boden, auf welchem sie lebt, alle Vorbedingungen einer dauernden Existenz
zu finden, sei es, daß ihr der Zwischenhandel genügenden Erwerb verschafft, oder daß ihr Kolonialländer
mit oder ohne Vergeltung die nötigen Mittel liefern (Verzehrung von in der Kolonie durch Industrie, Handel oder in öffentlichen
Stellungen erworbenem Vermögen, Tribute etc.), oder daß ihr das AuslandZinsen zu zahlen hat. Es kann aber auch eine sehr dichte
Bevölkerung die Folge von leichtfertiger Eheschließung und Kinderzeugung sein.
Fehlt es in einem solchen Fall an genügender wirtschaftlicher Rührigkeit und Thatkraft, so bildet sich eine Übervölkerung.
Ganz allgemein spricht man von Übervölkerung, wenn das eigne Wohngebiet nicht die genügenden Nährmittel liefern kann.
Da aber auch in einem solchen Fall eine sehr dichte Bevölkerung nicht allein dauernd ihren Unterhalt finden, sondern
selbst in Wohlstand leben kann, so bezeichnet man als Übervölkerung im engern und eigentlichen Sinn eine solche Bevölkerung, welche
so dicht ist, daß ein Teil derselben keine Gelegenheit zu genügendem Erwerb zu finden vermag.
Allgemeine Symptome derselben sind eine verhältnismäßig große Zahl von Armen, von Auswanderungen, Vergehen
gegen das Eigentum etc. Nun ist der Spielraum der Ernährungsmöglichkeit ein verschiedener je nach natürlichen Verhältnissen,
nach dem Stande der Kultur und des Verkehrs. Hiernach ist der Begriff der Übervölkerung ein durchaus relativer. Sind bei ungünstigem
Klima,
[* 26] bei ungünstiger Lage und Beschaffenheit des Bodens (Gebirgsland, Wüste), bei geringer Entwickelung
von Transport und Handel, von industrieller und landwirtschaftlicher Technik (Jägervölker, Nomadentum) nur wenig Menschen auf
gegebener Fläche sich zu ernähren im stande, so kann auf gleichgroßer Fläche unter den entgegengesetzten Verhältnissen
eine sehr dichte Bevölkerung allenfalls einen reichlichen Unterhalt finden (fruchtbare Ebene, Flußniederung, lebhafter Handel,
industrielle Blüte).
[* 27]
Eine gewisse Dichtigkeit der Bevölkerung mit städtischen Zentralpunkten ist allerdings Vorbedingung für Entwickelung der Kultur; bei
zu dünner Bevölkerung, möge sie unter günstigen oder ungünstigen natürlichen Verhältnissen leben, können wichtige
geistige und wirtschaftliche Kräfte überhaupt nicht zur Ausbildung kommen. Innerhalb gewisser Grenzen
[* 28] ist daher auch die Dichtigkeit
der ein Maßstab für die Kulturhöhe derselben. Bei Vergleichung der Dichtigkeit der Bevölkerung verschiedener
Ländergebiete ist selbstverständlich auf die Beschaffenheit des Wohnraums und auf die Art der auf demselben gebotenen Erwerbsbedingungen
Rücksicht zu nehmen.
Die Zahlen an und für sich, insbesondere Durchschnittszahlen aus großen Ländern, gewähren zur Vergleichung kein richtiges
Bild. Bei Ländern mit großen unbewohnbaren Flächen ergibt leicht die Durchschnittszahl ein zu ungünstiges, die Betrachtung
von Stadtgebieten (London, Paris,
[* 29] InselMalta), welche in engster Beziehung zu einem größern Hinterland stehen und mit demselben
ein wirtschaftliches Ganze bilden, ein zu günstiges Bild. Im übrigen ist bei Betrachtung der Dichtigkeit einer
Bevölkerung immer der Zweck im Auge
[* 30] zu behalten, für welchen Vergleichungen vorgenommen werden (verwaltungsrechtliche, politische,
Einfluß des Zusammenlebens auf Stand der Moral, der Bildung, der Vermögensverteilung, wirtschaftliche, politische Kraft etc.).
in der neuern Zeit Göhlert (»Statistische Untersuchungen über
die Ehen«, Wien
[* 43] 1870) mit dem Altersvorsprung des Vatersvor derMutter und dessen Maß zu erklären; doch
ist die Richtigkeit dieser sogen. Hofacker-SadlerschenHypothese, welche sich auf die Untersuchung einer begrenzten Zahl von
Ehen stützte, in der neuern Zeit in Zweifel gezogen worden. Mit wachsendem Alter tritt nun das umgekehrte Verhältnis ein. Das
männliche Geschlecht weist eine größere Zahl von Früh- und Totgeburten und eine größere Kindersterblichkeit
auf. Dazu kommt später der Einfluß der männlichen Beschäftigungen (aufreibende Unternehmungen, gefährliche Gewerbe, Kriege),
von Trunksucht, Ausschweifungen, Auswanderungen etc., während die Sterblichkeit des weiblichen Geschlechts mit seinem regelmäßigen
Leben trotz der Entbindungsgefahren auch in höherm Alter eine geringere ist. So kamen auf 1000 männliche Personen
weibliche
In vorstehenden Zahlen sind nur die Lebendgebornen berücksichtigt Über die Totgebornen liegen nicht aus allen Ländern statistische
Beobachtungen vor In der gleichen Zeit starben durchschnittlich jährlich von je 1000 Personen der mittlern
in
Der Unterschied zwischen der Geburts- und Sterblichkeitsziffer jedes Landes ergibt die jährliche natürliche Bevölkerungsvermehrung
für je 1000 Personen.
Mit der natürlichen Bewegung der Bevölkerung stimmen indessen nicht die thatsächlich stattgehabten Änderungen
der Volkszahl überein. Denn zu den Geburten und Sterbefällen treten noch Ein- und Auswanderungen. In den meisten europäischen
Ländern überwiegt die letztere, während die Vereinigten Staaten
[* 45] von Nordamerika
[* 46] alljährlich einen erheblichen Zuwachs durch
Einwanderung erhalten. So hat Deutschland 1881 durch Wanderung rund 0,47 Proz. seiner Bevölkerung verloren, 1877 dagegen
nur 0,05 Proz. Sehr groß ist dieser Verlust durch Wanderung seit 1841 besonders in Irland gewesen.
Zur Litteratur: Jastrow, Die VolkszM deutscher Städte zu Ende des Mittelalters :c. (Verl. 1886). Beloch,
Historische Beiträge zur Bevölkerungslehre, 1. Teil: »Die Bevölkerung der
griechisch-römischen Welt« (Leipz. 1886).
[* 3] Die Schätzungen der Bewohnerzahl A.s gehen, fast aller sichern Grundlagen entbehrend,
sehr weit auseinander; gewöhnlich findet man 150–180 Millionen angegeben; Supan und Wagner berechnen sie (1891) auf 164 Mill.
Seelen (ohne Madagaskar).
[* 49] Man kann rund 170 Mill. annehmen. Zwar haben die unberührten Heidenländer in Mittelafrika noch
eine starke Bevölkerung, aber in den moslem. Ländern des Nordens ist sie von geringerer Anzahl und in
den ganz oder halb von den Mohammedanern unterworfenen Heidenländern sehr geschwächt.
Auf den Grenzen zwischen Islam und Heidentum begegnet man gänzlicher Entvölkerung durch die Sklavenjagden (Razzias), und auch
an den sonst dicht bevölkerten Küsten der Negerländer hat die Einwohnerzahl durch die Jahrhunderte hindurch betriebene
Sklavenausfuhr, die mindestens 50 Mill. Seelen betrug, sehr gelitten. Die Dichtigkeit der Bevölkerung beträgt etwa 5 auf 1 qkm.
Am stärksten ist sie in Unterägypten (241 auf 1 qkm), in Abessinien, im Nigerdelta und an der Goldküste; ferner auf Sansibar,
[* 50] am untern Kongo, Kassai und Kuango, endlich im südl. Teil der Kapkolonie und in Natal.
Die Sahara, namentlich die Libysche Wüste, und Südwestafrika sind am schwächsten bevölkert, ja streckenweise ganz menschenleer.
Zur genauern anthropolog.-ethnogr. Gruppierung der afrik. Völkerstämme und Sprachen (s. Afrikanische Sprachen) fehlt es noch
an einer vollständigen Kenntnis derselben. Die Unterscheidung nach Farbe und sonstiger Körperbeschaffenheit erweist sich
im einzelnen ebensowenig stichhaltig als die nach der Sprache. Viele Völkerstämme, besonders im Nordosten, haben ihre ursprüngliche
Sprache gegen eine fremde, namentlich die arabische, vertauscht; außerdem haben die großartigen Völkerwanderungen und staatlichen
Umwälzungen, die seit den ältesten Zeiten in A. vor sich gegangen, eine starke Vermischung und gegenseitige Einwirkung mehrerer
Sprachen aufeinander zur Folge gehabt, die nun dadurch als verwandt erscheinen, während sie es von Haus aus nicht waren.
Nur eine gleichmäßige Berücksichtigung der körperlichen Beschaffenheit, der Sprache und Geschichte kann zur richtigen
Einteilung afrik.
¶
mehr
182 Völker führen. In allgemeinen Umrissen aufgefaßt, unterscheidet man jetzt zweierlei Arten in der Negerrasse. Die Sudanneger
nehmen einen verhältnismäßig schmalen Gürtel
[* 52] ein, der etwa zwischen 5° und 15° nördl.
Br. von der Westküste bis zum Nil reicht, während die Bantuneger den größten Teil des äquatorialen und südlichen A. bewohnen.
Daneben sind namentlich an den Grenzen starke Vermischungen mit hellern Völkern asiat. Ursprungs
eingetreten, so daß ein schwer zu entwirrendes Gemisch entsteht, dessen Dunkel auch durch Sprachvergleichung schwer zu lichten
ist. Nach den neuesten Untersuchungen sind für die BevölkerungA.s fünf Schichten anzunehmen.
1) die ältesten einheimischen Rassen, 2) die Bantu- und 3) die Sudanneger, 4)
die seit grauer Vorzeit eingewanderten hamitischen Völker, 5) die in histor. Zeit vom Nordosten her gekommenen Semiten. Zu
den ältesten ursprünglichen Rassen gehören die Hottentotten (Nama- und Korana-) und die Buschmänner (Sān) im Süden des Kontinents
bis über den 20. Breitengrad. An die Buschmänner dürften einige Zwergvölker im Innern des Kontinents
anzuschließen sein, wie die Batua am Sankuru, die «Zwerge» (Wambutti) Stanleys am Ituri, die Akka südlich des Uëlle, die Abongo
am Gabun, Doko südlich von Kaffa u.s.w. Im Norden
[* 53] der Hottentotten und Buschmänner wohnen bis jenseit des Äquators die Bantuvölker,
zu denen die Kaffern mit den Zulu (Ama-zulu), Betschuanen und den Matabele, ferner die Bewohner von Angola,
Lunda und des ganzen innerafrik.
Seengebietes und der daran stoßenden Bänder der Ostküste, ferner die sämtlichen Bewohner des Kongo-, Ogowe- und Kamerungebietes
gehören. Der Westen und das Centrum des nördl. Teils des Kontinents, der sog. Sudan, wird bis gegen den
Nil und seine Zuflüsse von den Sudannegern eingenommen, von denen jedoch die unter ihnen wohnenden Fulbe, wahrscheinlich ein
Mischstamm, ausgesondert werden müssen. Die Sudanneger zerfallen in eine Menge sprachlich gesonderter Stämme.
Die bekanntesten derselben sind: die Wolof, die Mandingo, Bambara und Vei, die Timne mit den Bullom, die
Kru und Grebo, die Odschi oder Tschwi (an der Goldküste), die Joruba, die Songhay, die Haussa, die Kanuri (Bornu), die Bewohner
von Bagirmi und Wadai, die Bewohner von Darfur, und die Stämme am Nil und seinen Zuflüssen (Bari, Dinka, Nuer u.a.). Die in grauer
Vorzeit, vielleicht schon vom 8. Jahrtausend v.Chr. an, aus dem südwestl. Asien
[* 54] eingewanderten Hamiten
umfassen alle jene Völker, die seit dem Beginn histor.
Kunde den Norden A.s innehaben. Dazu gehören die alten Ägypter, im W. von ihnen alle Stämme, die jetzt in den sog. Berbern
(Tuareg und Tibbu) fortleben, und im S. die sog. äthiop.
Völker, unter denen die Nubier und Bischarin, die Danakil, die Galla und Somal die bekanntesten sind. Die in histor. Zeit in
A. eingewanderten Semiten gehören dem arab. Stamme an. Die erste Einwanderung derselben ging von dem westl. Südarabien (dem
Lande derHimjariten) aus; derselben verdankt das christl. Volk der Abessinier seine Entstehung.
Die zweite Einwanderung fällt mit der Ausbreitung des Islam zusammen; sie bevölkerte die ganze Nordküste und große Strecken
des Nilthals mit Araberstämmen (Beduinen). Zwischen den Hamiten, Semiten und Negern haben zahlreiche Mischungen stattgefunden.
Auf diese ist mit Sicherheit die Entstehung der Mischvölker an den Grenzen des Sudan- und Bantuneger-
und
des Hamitengebietes zurückzuführen, nämlich die der Reschiat, Suk, Turkana, der Wahuma und Massai.
Endlich seien noch die Howa, die herrschende Bevölkerung Madagaskars, erwähnt, welche der malaiischen Rasse angehören und
wahrscheinlich von Sumatra in den ersten Jahrhunderten n.Chr. eingewandert sind. Sie nehmen den OstenMadagaskars ein, während
der Westen von den negerähnlichen Sakalawa bewohnt wird. (Hierzu Afrikanische Völkerkarte und die Tafel:
Afrikanische Völkertypen.) Unter den zahlreichen Werken über die Bevölkerung sind hervorzuheben: F. Müller, Allgemeine Ethnographie
[* 55] (2. Aufl., Wien 1879): Th. Waitz, Anthropologie der Naturvölker, Bd. 2: Die Negervölker (Lpz.
1860);
G. Fritsch, Die Eingeborenen Südafrikas (Bresl. 1873);
[* 3] die Summe der in einem Staate oder in einem andern abgegrenzten Gebiete zu einer gegebenen Zeit lebenden
Menschen. Das Wort hat eine mehr numerische Bedeutung, im Gegensatz zu Volk, das eine Gesamtheit von Menschen
bedeutet, sofern sie durch Abstammung, Sprache oder gemeinsame staatliche Organisation innerlich verbunden ist. Die Größe
und die wichtigern Eigentümlichkeiten der Bevölkerung eines Landes und seiner einzelnen Teile zu ermitteln, ist Sache der Volkszählungen
(s. d.). Für die hier in Betracht kommenden neuern Zählungen handelt es sich dabei um die Zahl derjenigen
Personen, die am Zählungstermin an einem bestimmten Ort entweder thatsächlich anwesend (ortsanwesende Bevölkerung) oder
wohnhaft (Wohnbevölkerung) sind. Im erstern Falle werden die am Ort vorübergehend Anwesenden der Bevölkerung zugerechnet,
die vorübergehend Abwesenden dagegen nicht in dieselbe einbegriffen, während im zweiten Falle umgekehrt verfahren wird.
Neuerdings bildet die Ermittelung der ortsanwesenden Bevölkerung die Regel. Übrigens sind die Unterschiede in den
beiderseitigen Ergebnissen nur für sehr kleine Bezirke von erheblicher Bedeutung. Neben der durch die periodischen Volkszählungen
zu bewirkenden Feststellung der an einem gewissen Zeitpunkt gleichzeitig lebenden Personen (Stand der Bevölkerung) ist auch die sog.
Bewegung der Bevölkerung, wie sie durch Geburten, Sterbefälle und Wanderungen verursacht wird, Gegenstand der statist.
Ermittelung (s. unten).
Die nächste und wichtigste
Aufgabe der Zählung ist die Feststellung der Zahl der vorhandenen Individuen als solche. Diese
Zahl wird als die absolute Bevölkerung bezeichnet, im Gegensatz zu der relativen oder specifischen Bevölkerung, unter
der das Verhältnis jener Zahl zu der Größe des betreffenden Gebietes zu verstehen ist. Dieses Verhältnis, auch Dichtigkeit
der Bevölkerung genannt, giebt also an, wie viele Menschen durchschnittlich auf der Flächeneinheit, z. B. auf 1 qkm des Gebietes vorhanden
sind.
Die Angaben über die Bevölkerung eines großen Teiles der Länder in den außereurop. Erdteilen sind, weil noch
auf Schätzungen beruhend, unsicher. Man hat die Bevölkerung der Erde folgendermaßen berechnet (vgl.
Wagner-Supan, Die Bevölkerung der Erde, Gotha 1891):
Die teilweise außerordentlich großen Verschiedenheiten in der Dichtigkeit der Bevölkerung werden teils durch
natürliche Ursachen (Klima, Bodenbeschaffenheit u. s. w.), teils durch eigentümliche sociale Verhältnisse
(in Volkswirtschaft, Recht, Sitte u. s. w.) hervorgerufen. Indessen ist klar, daß Länder von sehr verschiedenem Flächeninhalt
nur bedingungsweise miteinander verglichen werden können. Innerhalb großer Staaten können die Unterschiede in der Dichtigkeit
des Zusammenwohnens ganz erheblich sein, so daß manche Bezirke derselben ebenso stark, bez. schwach bevölkert
sind wie selbständige Staaten gleicher Größe. So entfielen z. B. 1890 auf 1 qkm im Königreich Sachsen 233, in der Rheinprovinz
[* 57] 174, im Großherzogtum Hessen
[* 58] 129, in der ProvinzPommern
[* 59] 50,5, in Mecklenburg-Schwerin 43,5 und in Mecklenburg-Strelitz 33,4
E., so daß thatsächlich dem Reichsdurchschnitt nur wenige Gegenden entsprechen. Zu einer genauen Untersuchung
der Bevölkerungsdichtigkeit bedarf es daher des Zurückgehens auf kleine, möglichst gleich große Bezirke. Dabei führt
die Betrachtung in letzter Linie auf die Gestaltung der einzelnen Wohnplätze, auf die Frage nach ihrer Größe und ihrer
Lage zu einander.
Den gemeinverständlichsten Ausdruck findet dieses Problem in dem Gegensatz von Stadt und Land. Eine statistisch
brauchbare Abgrenzung dieser beiden Begriffe ist schwierig. Heutzutage bezeichnet man gewöhnlich die Orte mit mehr als 2000 E.
als städtische, die übrigen als ländliche. Weiter geht die Unterscheidung der Wohnorte in 1) Großstädte, von
mehr als 100000 E., 2) Mittelstädte, von 20 bis 100000 E., 3) Kleinstädte, von 5 bis 20000 E.,
4) Landstädte, von 2 bis 5000 E., und 5) Orte und Wohnplätze von weniger als 2000 E. Im DeutschenReiche betrug die Zahl
der vier ersten Kategorien nach der Volkszählung von:
1871
1875
1880
1885
1890
1. Großstädte
8
12
14
21
26
2. Mittelstädte
75
88
102
116
135
3. Kleinstädte
529
591
641
683
733
4. Landstädte
1716
1837
1950
1951
1997
Zusammen
2328
2528
2707
2771
2891
Die
Bevölkerung verteilte sich auf die fünf Gruppen in folgender Weise:
In den vorstehenden Zahlen kommt u. a. der moderne, übrigens hinlänglich bekannte Zug
der kleinstädtischen und
ländlichen in die größern Städte deutlich zum Ausdruck. Für die Anhäufung der in mehr oder minder großen Wohnplätzen
ist, nach dem Vorgange franz. Statistiker, die Bezeichnung «Agglomeration» gebräuchlich geworden.
Verschiedene natürliche und sociale Momente machen ferner eine Scheidung der Bevölkerung eines Landes nach mehrern Richtungen hin notwendig.
Die sich zuerst darbietende und wichtigste Einteilung ist die nach dem Geschlecht. Im großen und ganzen
findet man überall ein annäherndes Gleichgewicht
[* 60] der beiden Geschlechter; jedoch zeigt sich in vielen Ländern ein ziemlich
konstanter, wenn auch an sich mäßiger relativer Überschuß der weiblichen, in andern dagegen ein ähnliches Übergewicht
der männlichen Individuen. So betrug nach den neuesten Zählungsergebnissen die Zahl der Frauen auf
je 1000 Männer in Norwegen 1075, in Schweden 1065, in Großbritannien
[* 61] und Irland 1060, in der Schweiz 1056, in Dänemark 1051,
in Österreich 1044, im DeutschenReich und in Spanien 1040, in den Niederlanden 1024, in Ungarn 1015, in Frankreich 1007 und
in Belgien 1005. Ein Untergewicht der Frauen dagegen zeigt sich u. a. in Italien mit 995, in Japan mit 980, in Bulgarien mit
965, in Rumänien und Canada mit 964, in den Vereinigten Staaten mit 953 und in Serbien mit 948 auf 1000 Männer.
Das ungefähre Gleichgewicht in der Zahl der männlichen und weiblichen Individuen ist keineswegs zufällig,
vielmehr an größern Bevölkerungsmassen stets beobachtet worden und beruht auf dem Zusammenwirken verschiedener konstant
thätiger Faktoren. Als solche kommen in erster Linie die Geburts- und Sterblichkeitsverhältnisse in Betracht (s. Geburtsstatistik
und Sterblichkeitsstatistik). Im allgemeinen überwiegen die Geburten der Knaben an Zahl die der Mädchen.
Die größere Sterblichkeit des männlichen Geschlechts auf den niedern Altersstufen, die schon in der stärkern Beteiligung
der Knaben an den Totgeburten zum Ausdruck¶
mehr
gelangt, ruft aber bereits für die mittlern Lebensjahre ein numerisches Gleichgewicht der beiden Geschlechter hervor. Auch
später ist das männliche Leben, nicht zum geringsten infolge der größern physischen Anstrengung, der Kriege und der Gefährdung
im Beruf stärker bedroht als das weibliche, bei dem die mit den Entbindungen verknüpften Gefahren gegenüber
jenen schädlichen Einflüssen auf seiten der Männer nicht beträchtlich ins Gewicht fallen. Neben diesen, Geburten und Sterblichkeit
betreffenden Momenten wirken ferner die Wanderungen auf die Geschlechtsverteilung ein. Insbesondere hat in den Vereinigten Staaten
der Strom der europ. Einwanderer das Verhältnis zu Gunsten der Männer verschoben. Sehr erheblich kann die letztgenannte
Ursache der Geschlechtsverteilung für kleinere Bezirke, insbesondere Städte, an Bedeutung gewinnen, während sie andererseits
bei gemeinsamer Betrachtung größerer Staatengruppen und ganzer Erdteile zurücktreten muß.
Weiterhin ist die Gliederung der Bevölkerung nach dem Alter von großer Wichtigkeit, und zwar nicht nur in bevölkerungswissenschaftlicher,
sondern auch in wirtschaftlicher, politischer und administrativer Hinsicht. Nach den neuesten Zählungen
standen von 1000 E. im Alter von Jahren:
Hier ist es von besonderm Interesse, die Stellung der einzelnen Staaten im Hinblick auf die für die wirtschaftliche Produktion
verfügbaren Kräfte, wie auf die Belastung derselben durch bloß konsumierende Elemente ins Auge zu fassen.
Man kann die erste der vier unterschiedenen Perioden als das Kindesalter, die zweite als das jugendliche, die dritte als das
reife Alter und die vierte als das Greisenalter betrachten. Hiervon stellen die beiden mittlern Abschnitte die Jahre der größten
wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit dar; die beiden andern umschließen mehr nur konsumierende Bevölkerungsteile,
doch besteht zwischen ihnen noch ein bedeutungsvoller Unterschied.
Die Kinder können, wie Ernst Engel hervorhebt, «noch nicht produzieren, ihre
Erhaltung muß ganz und gar von den in der Arbeitsperiode Stehenden mit bestritten werden. Diese Periode ist sonach thatsächlich
durch die erstern belastet. Anders liegt die Sache bei den Konsumenten der Altersperioden sie haben produziert
und leben von der direkten oder auf dem Wege der Versicherung erzielten Ersparnissen und Früchten ihrer eigenen Produktion;
sie belasten, einzelne Fälle ausgenommen, die gleichzeitig lebende Generation der Arbeitsperiode nicht. Es sind also selbst
die reinen Konsumenten nochmals in abhängige und unabhängige zu unterscheiden.» Von diesen Gesichtspunkten
aus erscheint Frankreich in außerordentlich günstiger, die Vereinigten Staaten und mehr noch Argentinien in ebenso ungünstiger
Lage, während das Deutsche Reich
[* 63] zwischen diesen Extremen eine Mittelstellung einnimmt.
Die Ursachen der Verschiedenheiten beruhen vornehmlich in der geringen oder großen Stärke
[* 64] des Nachwuchses. Je mehr
die Bevölkerung auf natürliche Weise infolge der Geburten zunimmt, desto größer ist auch ihr unproduktiver Bestandteil. Einen kurzen
Ausdruck finden die obigen Gegensätze in dein Durchschnittsalter der Bevölkerung. Dasselbe betragt für die Vereinigten Staaten nur
etwas über 23, für das Deutsche Reich 27 und für Frankreich gar 31 Jahre. Nach den neuesten Zählungsergebnissen
entfallen weibliche Personen auf 1000 männliche:
Mit den Jahren tritt infolge teils der geringern Auswanderung, teils der geringern Sterblichkeit der Frauen eine fortschreitende
Verschiebung des Geschlechtsverhältnisses zu Ungunsten der Männer ein. Der Familien- oder Civilstand der Bevölkerung trennt dieselbe
in vier Gruppen, je nachdem es sich um Ledige, Verheiratete, Verwitwete oder Geschiedene handelt. Nach
den jüngsten Ergebnissen entfallen von 10000 15 Jahre und darüber alten E. auf:
Für die Beurteilung der Heiratsverhältnisse der Bevölkerung giebt diese Verteilung deshalb
keinen genügenden Anhalt,
[* 65] weil sie daneben von andern Faktoren mehr oder weniger stark beeinflußt wird; insbesondere ist
die geringe Zahl der Ledigen in Frankreich im wesentlichen auf die schwache Geburtenfrequenz dieses Landes zurückzuführen.
Größere Klarheit gewinnt man bereits durch die Berücksichtigung des Geschlechts. Im DeutschenReich entfielen 1890 auf 1000 männliche
Personen weibliche bei den Ledigen 969, bei den Verheirateten 1003, bei den Verwitweten 2784 und bei den Geschiedenen 1963. Der
Überschuß der Junggesellen über die Jungfrauen wird einmal durch den Knabenüberschuß auf den jüngern Altersstufen, sodann
aber auch dadurch
¶
[* 3] Im J.1892 wurden 125442 E. gezählt, darunter 107745 Eingeborene, 2281 Europäer, 1102 Mischlinge, 9103 indische
und 2452 polynesische Arbeiter. Die Eingeborenen (s. Tafel: Australische Völkertypen,
[* 66]
Fig. 1, Bd.
2, S. 180) nehmen in anthropol. und sprachlicher Hinsicht eine vermittelnde Stellung zwischen der östl. und westl. Familie
der malaiisch-polynesischen Völker ein. Sie sind ein Mittelschlag, größer und dunkelfarbiger als die
benachbarten Insulaner und von kriegerischem Ansehen.
Ihr wolliges Haar
[* 67] lassen sie sich frühzeitig besenförmig ausbreiten. Wie an Tapferkeit fehlt es ihnen auch nicht an Scharfsinn
und Kunstfertigkeit. Früher Götzendiener und Menschenfresser ärgster Art und durch innere Raubzüge verwildert, sind sie
durch die Thätigkeit der Wesleyanischen Mission jetzt fast sämtlich dem Christentum gewonnen. Man zählte (1892) 99835 Wesleyaner
und 10205 Katholiken. Es bestehen eine große Anzahl von Kirchen, Kapellen, Schulen mit 40392 Kindern und Missionshäusern.
Eine technische Schule erhält staatliche Unterstützung. An der Spitze derVerwaltung steht ein brit. Gouverneur, ihm
zur Seite ein gesetzgebender Rat von 12 Mitgliedern; die Verwaltung im einzelnen in den 16 Distrikten führen 12 einheimische
Oberhäuptlinge (Roko Tui) und 4 europ. Beamte. Hauptstadt, früher Levuka, ist jetzt Suva auf Viti-Levu mit vorzüglichem
Hafen. Die Einkünfte der Kolonie betrugen (1892) 71553, die Ausgaben 67652 Pfd. St., doch wechseln die
Verhältnisse seit 1875 sehr häufig. Die Schuld erreichte eine Höhe von 243235 Pfd. St., darunter 114235
Pfd. St. Vorschüsse vom Mutterlande.
[* 3] Das gesamte Inselreich hat (1892) 40718677 E. Das entspricht einer Dichte von fast 106 E. auf 1 qkm,
ein Verhältnis, das nur von wenigen Staaten übertroffen wird. Dem Geschlecht nach zerfallen sie in 20563416 männl., 20155261
weibl. E.; die Zahl der Heiraten betrug 325651, der Geburten 1086775, der Todesfälle 853139. Nach den
drei Ständen gegliedert ergeben sich Kwazokus (Adlige) 3844, Shizokus oder Samurai (ehemalige Kriegerkaste) 2009396, Heimins
(Volk) 38705437 Personen; 7806369 Haushaltungen. 111 Personen waren 1891 über 100 Jahre.
Die Zahl der Christen betrug (1883) 40524, darunter 26382 röm.-kath., 8969 griech.-kath.
und 5173 prot. Bekenntnisses. Fremde wurden (1891) 9550 gezählt und zwar 5344 Chinesen, 1708 Engländer, 967 Amerikaner, 523 Deutsche, 378 Franzosen.
Im Ausland lebten 32146 Japaner, besonders viel in Hawaii (17696) und Korea (9021); in den Vereinigten Staaten (2582), China (867),
engl. Kolonien, Rußland und Westeuropa. 1892 wanderten 24000 Männer und 18000 Frauen aus J. aus.
Über 100000 E. haben die StädteTokio
[* 68] (1161800), Osaka, Kioto, Nagoja, Kobe und Jokohama; 11 Städte haben zwischen 50- und 100000
E. Mit Ausnahme von Jesso und den Kurilen, wo die Japaner nur spätere Einwanderer und Ansiedler sind, den Hauptteil der Bevölkerung
aber die Ainu (s. d.) bilden, und den Liu-kiu, wo seit Jahrhunderten durch Vermischung von Chinesen und
Japanern mit den ursprünglichen Bewohnern, welche wahrscheinlich Malaien waren, ein neuer Volksstamm von mildem Charakter
und liebenswürdigen Sitten entstanden ist, besteht die einheimische Bevölkerung aus einem der homogensten und am wenigsten
vermischten Völker der Erde.
Die Japaner bilden einen Zweig der turan. oder mongol. Völkerfamilie und sind wahrscheinlich
in vorhistor. Zeit von dem asiat. Festlande eingewandert. In der Gesichts- und Schädelbildung und ebenso auch in dem Körperbau
der Japaner ist der Typus der mongol. Rasse unverkennbar. Hinsichtlich der Größe und Körperkraft stehen sie ungefähr mit
den Bewohnern Italiens
[* 69] und des südl. Frankreich auf gleicher Stufe. Die Frauen zeichnen sich durch kleine
und zarte Gestalten aus. Die Hautfarbe zeigt alle Übergänge von einem gelblichen Weiß bis zu einem bräunlichen Gelb.
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858 Haupthaar und Iris sind fast ohne Ausnahme schwarz; der Bart der Männer ist im ganzen schwach. Beide Geschlechter zeichnen
sich durch Kleinheit und schöne Form der Hände und Füße aus. (S. Tafel: Asiatische Völkertypen,
[* 70]
Fig. 21 u. 22, Bd. 1, S.
985.) In geistiger Beziehung sind die Japaner den am meisten bevorzugten europ. Nationen gleichzustellen.
Auffassungsvermögen, Urteilskraft und Gedächtnis sind bei ihnen in hohem Grade entwickelt. Im allgemeinen herrscht bei ihnen
wie bei den Chinesen der Verstand vor derPhantasie vor. Sie haben deshalb eine besondere Anlage für die mathem. Wissenschaften.
Besonders befähigt und geneigt sind sie zur Aufnahme fremder Bildungselemente. Hierdurch unterscheiden
sie sich von allen andern Asiaten, namentlich von den Chinesen. Über dieSprache s. Japanische Sprache, Schrift und Litteratur.