Hans, der älteste Sohn Robert B.s, geb. zu
Leipzig,
[* 3] studierte 1860-04 zu
Leipzig und Bern
[* 4] die
Rechte und wurde 1869 Rechtsanwalt
in seiner Vaterstadt. 1867-70 gehörte Blum dem Norddeutschen
Reichstage als Mitglied der nantonalliberalen
Fraktion an. Im Feldzuge
von 1870/71 folgte er als Berichterstatter des «Daheim» dem
Großen Hauptquartier und leitete 1871-79 die
«Grenzboten». Blum, der besonders die
Socialdemokratie in Wort und
Schrift (z. B.
«Unsere Socialdemokraten auf dem Parteitage
in
Halle»,
[* 5] Lpz. 1890, und «Die
Lügen unserer
Socialdemokratie», Wism. 1891) bekämpft, gehört zu den publizistisch und rednerisch
rührigsten
Vertretern seiner Partei in
Sachsen,
[* 6] wie er auch seit 1874 im Vorstande des «Nationalliberalen
Vereins für
Sachsen» ist. Er schrieb einen «Kommentar zum
Reichs-Strafgesetzbuch» (Zür. 1870),
«Sächs. Rechtsfreund» (anonym,
ebd. 1870),
«Die erste
Frucht des deutschen
Staatssocialismus» (Lpz. 1881). l879-83 gab Blum die
«Annalen des Reichsgerichts»
(ebd., jährlich 2 Bde.) heraus, 1884-85
«Urteile und
Annalen des Reichsgerichts» (3 Bde.,
Berl.) und lieferte in dem
Buche «Aus dem alten
Pitaval» (2 Bde., Lpz.
1886) eine Auswahl einzelner causes célèbres des franz. Originals (s.
Pitaval),
dem sich der «Deutsche
[* 7]
Pitaval, Vierteljahrsschrift für merkwürdige Fälle der Strafrechtspflege des In- und
Auslands»
(ebd. 1886) anschloß. Ferner veröffentlichte er «Heitere und ernste Erzählungen
aus dem Rechtsleben» als «Geheimnisse eines Verteidigers» (Berl.
1889),
«Aus geheimen
Akten» (ebd. 1389) und «Auf dunklen Pfaden» (ebd. 1892). Namentlich
war er aber, nach der Novellensammlung «Dunkle
Geschichten» (ebd. 1874) und der Erzählung «Aus unsern
Tagen» (Magdeb. 1876),
neuerdings im Geschichtsroman thätig: «HerzogBernhard» (Lpz. 1885),
«Der Kanzler von
Florenz»
[* 9] (Berl. 1891). Mit «Staatlos.
Eine lustige Zeitgeschichte auf ernstem Hintergründe»
(Jena 1888) und «Juvalta» (ebd. 1692) greift er in die Gegenwart hinein;
«Der Überläufer» (Lpz. 1884) ist eine «Erzählung
für die reifere
Jugend aus der Geschichte des nordamerik. Befreiungskampfes». B.s Schauspiele
«Junius»
(ebd. 1883) und
«York» (ebd. 1884) wurden mehrfach aufgeführt. Auch schrieb er eine
Biographie seines
Vaters, «Rob.
Blum» (ebd. 1878).
Joh. Reinhard, Mineralog, geb. zu
Hanau,
[* 10] studierte in
Heidelberg
[* 11] Mineralogie, habilitierte sich 1828 als
Privatdocent daselbst, wurde 1838 außerord., später ord. Professor, trat 1877 in den
Ruhestand und starb in
Heidelberg. Blum veröffentlichte: «Taschenbuch der Edelsteinkunde» (Stuttg. 1832: 3. Aufl. 1887),
«Lehrbuch der Oryktognosie»
(ebd. 1833; 4. Aufl. 1874),
«Lithurgik oder
Mineralien
[* 12] und Felsarten nach ihrer Anwendung in ökonomischer, artistischer und
technischer Hinsicht systematisch abgehandelt» (ebd. 1840),
Karl Ludw.,
Komponist und Theaterdichter, geb. um 1786 zu
Berlin
[* 14] als Sohn eines
Beamten, trat
seit 1805 als Schauspieler, dann als
Sänger
auf, wandte sich aber unter Hillers Leitung in Königsberg,
[* 15] seit 1817 unter Salieri zu
Wien
[* 16] dem theoretischen
Studium
der
Musik zu. 1822 wurde er
Regisseur der königl.
Oper zu
Berlin, 1827 technischer Leiter des Königstädtischen
Theaters daselbst, 1834 wieder
Regisseur der königl.
Oper und starb hat sich durch viele gefällige Instrumentalkompositionen,
Gesangstücke und Operetten, namentlich aber durch anspruchslose
Lustspiele bekannt und beliebt gemacht.
Mit Theatergeschick bearbeitete er für die deutschen
Bühnen franz., engl. und ital.
Stoffe, wie
«Ich bleibe ledig», «Das laute
Geheimnis» nach Carlo Gozzi, «Erziehungsresultate» nach Descomberousse,
«Der Vicomte von
Morieres» nach Vayard u. s. w. Zu seinen Originalstücken gehören: «Der
Ball zu Ellerbrunn», «Schwärmerei nach der Mode», der
Text von Herolds
Oper «Zampa» u. s. w. Blum verpflanzte
das
Vaudeville nach
Deutschland:
[* 17] namentlich «Der Schiffskapitän»,
«Bär und
Bassa» und «Kanonikus Schuster»
erhielten sich lange auf der
Bühne.
Rob., polit.
Agitator und Schriftsteller, wurde zu Köln
[* 18] unter dürftigen Verhältnissen geboren,
erlernte das Gürtlerhandwerk, fand aber später Unterkommen in einer Laternenfabrik. Nach einem kurzen Militärdienst 1830 erwerblos,
trat er als Theaterdiener zu Köln in Dienst und ging 1831 als Theatersekretär und
-Kassierer nach
Leipzig.
In dieser
Stellung fand er Muße zur Fortbildung und zur
Entwicklung einer litterar. Thätigkeit. Er wurde Mitarbeiter an belletristischen
Blättern, schrieb ein Schauspiel: «Die
Befreiung von
Candia» (Lpz. 1836) und gab mit Herloßsohn und Marggraff das
«Allgemeine
Theaterlexikon» (7 Bde., Altenb.
u. Lpz. 1839-42, neue Ausg. ebd. 1846) heraus.
Zugleich führte ihn seine polit.
Richtung in die
Kreise
[* 19] der Liberalen, wo er sich bald durch seine Rednergabe Geltung verschaffte.
Er stiftete 1840 zu
Leipzig den Schillerverein, dessen Jahresfeste durch ihn eine polit. Färbung erbielten. Mit
Steger gab
er damals das polit.
Taschenbuch«Vorwärts» (5 Bde., Lpz.
1843-47) heraus; auch war er ein Hauptmitarbeiter an den «Sächs. Vaterlandsblättern».
Als 1845 die deutsch-kath.
Bewegung begann, schloß er sich derselben mit Eifer an und wurde
Stifter und Vorstand der
Leipziger
Gemeinde. 1847 gab Blum seinen Posten am
Theater
[* 20]
auf und gründete eine Verlagsbuchhandlung, in welcher der von ihm
selbst verfaßte «Weihnachtsbaum», eine
Biographie freisinniger
Deutscher, und sein «Volksthümliches Handbuch der
Staatswissenschaften
und Politik» (2 Bde., Lpz.
1848-51) erschien.
Mit dem
Ausbruch der
Bewegung von 1848 entwickelte Blum große agitatorische Thätigkeit und wurde bald der Mittelpunkt der
Demokratie
in
Sachsen. Er rief die unterdrückten «Sächs. Vaterlandsblätter» wieder
ins Leben und gründete den
Vaterlandsverein, während sich die gemäßigtere Gegenpartei in den
DeutschenVereinen konzentrierte. Im
Vorparlament zu
Frankfurt
[* 21] zu einem der Vicepräsidenten gewählt, beherrschte er die stürmische
Versammlung oft durch seine Geistesgegenwart und kräftige
Stimme. Dann wurde er Mitglied des Fünfziger-Ausschusses und zu
Leipzig in die Nationalversammlung gewählt. Er wurde der Führer der Linken, zeichnete sich als
Redner durch Gewandtheit und Schlagfertigkeit aus, vermochte aber freilich durch sein
Talent den
Mangel an tiefer und staatsmännischer
Bildung nicht zu ersetzen. Nach den
Frankfurter¶
mehr
Septembervorgängen ging er mit J. Fröbel (s. d.) nach Wien, um im Auftrage und Namen der Linken den Wienern eine Beifallsadresse
zu überbringen. Hier wurde er Führer einer Elitecompagnie, die gegen das Blum gegebene Versprechen am
Kampfe teilnehmen mußte; Blum zog sich deshalb am 29. in seinen Gasthof zurück, ward aber daselbst 4. Nov. mit
seinem Genossen verhaftet. Weil er sich auf seine Unverletzlichkeit als Reichstagsabgeordneter berief, stellte man ihn 8. Nov. vor
das Kriegsgericht, das ihn, da er die Waffen
[* 23] gegen die kaiserl. Truppen geführt habe, zum Strange verurteilte.
Das Urteil ward in Tod durch Pulver und Blei
[* 24] verwandelt und am folgenden Morgen in der Brigittenau vollzogen.
Er bewies bis zum letzten Augenblick Mut und Fassung. In den demokratischen KreisenDeutschlands
[* 25] erregte die Nachricht von B.s
Hinrichtung einen Sturm des Unwillens. Man sah darin den offenen BruchÖsterreichs mit der Nationalversammlung, ihren Beschlüssen
und Bestrebungen. Nach dem (von Freiherrn von Helfert veröffentlichten) geheimen Briefwechsel zwischen
Windischgrätz und Schwarzenberg hatten beide die Erschießung B.s verabredet, um der Nationalversammlung eine Probe von Österreichs
erneuter Allmacht zu geben. Für B.s Hinterlassene wurde eine Nationalsubskription eröffnet, die etwa 30000 Thlr.
ergab. –
Vgl. Frey, Robert Blum,. Ein Charakterbild für Freunde und Gegner (1.-6. Aufl.,
Mannh. 1849), und besonders die von seinem SohneHans Blum verfaßte Biographie: Robert ein Zeit- und Charakterbild für das deutsche Volk
(Lpz. 1878).
B.s Ausgewählte Reden und Schriften gab Nebel heraus (ebd. 1880).