die größte der
Sundainseln in
Ostindien
[* 2] (s.
Karte
»Hinterindien«)
[* 3] und nächst
Neuguinea die größte
Insel der
Erde, erstreckt sich, vom
Äquator durchschnitten, zwischen 4° 10' südl.
Br. bis 7° 3' nördl.
Br. und
108° 53' bis 119° 22' östl. L. v. Gr. und umfaßt
ein
Areal von 736,222 qkm (13,370,6 QM.).
IhreLänge von S. nach N. beträgt 1260 km, die größte
Breite
[* 4] von O. nach W. 1110 km,
der Küstenumfang 4970 km. Im S. begrenzt die
Insel die
Sundasee, im W. die
Straße von
Karimata und das
Südchinesische
Meer, im N. ebendasselbe und die Sulusee, im O. die Celebessee und die Makassarstraße. Bórneo bildet eine an der
Küste wenig gegliederte, kompakte
Masse (Küstengliederung 1:1,82) und ist von einem breiten
Band
[* 5] von
Alluvionen, das großenteils
aus mit
Urwald bedeckten
Sümpfen besteht, umzogen, so daß nur auf den
Strömen ein Eindringen in das
Innere
möglich ist.
Letzteres ist noch nicht hinlänglich erforscht, doch scheint es überwiegend aus
Ebenen zu bestehen, über die sich nur hier
und da kurze, meist unzusammenhängende Bergrücken und einzelne höhere Landstriche inselartig erheben.
Eine lange
Gebirgskette zieht sich unter verschiedenen
Namen vom
Kap Sampanmangio, dem Nordende der
Insel, in Bogenform bis zum
Kap Datu, der Nordwestspitze derselben, und scheidet so
Sarawak und das Sultanat
Brunei von dem östlichen Großteil der
Insel,
der fast ganz im
Besitz der Niederländer ist. Im äußersten
Norden
[* 6] erhebt sich der höchste
Berg der
Insel,
der Kinibalu, zu 4175 m
Höhe, während das andre Ende der
Kette mit dem Gebirgsstock des
Padang (975 m) endet.
Die Mitte derselben
Gebirgskette bildet einen Gebirgsknoten, von welchem drei weitere Bergarme nach dem übrigen Bórneo ausstrahlen:
die eine
Kette Langulu, weiterhin Sakuru genannt, östlich zum
Kap Kaniungan, die zweite in südöstlicher
und südlicher
Richtung zum
Kap Selatan, während die dritte sich nach
SW. erstreckt, mit verschiedenen Gipfeln (Mundung,
Hadschi,
Prambangan etc.). Die
Höhe der
Spitzen beträgt 750-1868 m. Die
Bestandteile der
Gebirge sind vorwiegend
Granit,
Syenit,
Gneis,
Thon- und
Glimmerschiefer,
Kalk. Die großen
Ebenen haben eine Unterlage von
Quarz. An
Flüssen ist die
Insel
sehr reich.
Sie sind zum Teil von ansehnlicher
Länge und stehen meistens durch zahlreiche Nebenarme und natürliche
Kanäle in
Verbindung.
Die bedeutendsten sind an der Nordwestküste der Padas, Limbang, Barram, Redschang, Lupar;
an der östlichen
Küste münden
eineMenge kaum dem
Namen nach bekannter
Flüsse,
[* 7] darunter der Mahakkam und Bulungan;
Sämtliche
Flüsse haben meist ein geringes
Gefälle,
überströmen während der
Regenzeit weithin ihre
Ufer und bilden an den Mündungen große
Deltas. Von
Seen sind der große
See
Kinibalu, südöstlich am
Fuß des gleichnamigen
Bergs,
¶
mehr
sowie die Seen Seriang, Samar und Sumbah im obern Stromgebiet des Kapuas zu erwähnen. Das Klima
[* 9] ist, ungeachtet Bórneo im Bereich
des Äquators liegt, im allgemeinen keineswegs drückend heiß, dabei gesunder, als man es erwarten sollte. In Sarawak unter
2° nördl. Br. zeigt das Thermometer
[* 10] bei Sonnenaufgang etwa 22½° C., am Mittag gegen 30°, in der heißesten
Zeit 32½° C. Die Nächte sind durchgehends kühl. Regen fällt nicht bloß zur Zeit des Monsuns, sondern die Luft ist beständig
feucht, und selbst in der trocknen Jahreszeit vergeht selten ein Tag ohne Regen.
Die Schätze des Mineralreichs scheinen trotz der mangelhaften Kenntnis des Landes von der mannigfaltigsten
Art und in außerordentlicher Fülle vorhanden zu sein. Gold
[* 11] findet sich mehr oder minder im Gebiet aller Ströme sowie in den
Bergen,
[* 12] besonders aber in einem StreifenLandes zwischen dem 1. und 2. Breitengrad, größtenteils als Waschgold. Es wird vorzugsweise
von den Chinesen ausgebeutet, welche dafür eine Abgabe an die Holländer zahlen müssen: Den Wert des jährlich
gewonnenen Goldes schätzt man auf 3 Mill. Mk. Weltberühmt sind ferner die Diamanten von Bórneo, die sich im W. der Insel im Landakdistrikt
und in einem Strich von hier nach SO. bis Bandschermassing finden und für die schönsten der Erde gelten.
Sie gehen größtenteils roh außer Landes, obschon auch das Schleifen eine einheimische Kunst ist. Der berühmteste und größte
ist der im Besitz des Fürsten von Matan befindliche Diamant
[* 13] von angeblich 367 KaratGewicht. Das dritte Mineral von Bedeutung
sind Steinkohlen, welche sich in Menge in Brunei und Bandschermassing, auch auf der InselLabuan finden; sie
sind leicht zu gewinnen, werden aber im ganzen noch wenig ausgebeutet. An vorzüglichem Eisen
[* 14] ist der Süden reich, und die
Eingebornen verfertigen daraus ihre vortrefflichen Klingen.
Die Nordwestküste hat einen großen Vorrat von Antimon (von Sarawak werden jährlich an 3000 Ton. ausgeführt);
auch sollen sich Kupfer,
[* 15] Zinn und Zink vorfinden. Außerdem liefert Bórneo noch Porzellanerde, Erdöl
[* 16] und Schwefel. Salz
[* 17] findet sich
auf Bórneo nicht und bildet daher einen wichtigen Einfuhrartikel. Die Vegetation ist unbeschreiblich reich und großartig, allein
noch ungenügend erforscht. Von wüsten und kahlen Landstrichen scheint, selbst am Meeresufer, keine Spur
vorhanden; alles ist üppiger Urwald, unter dessen Schattendach die mächtigen Ströme ihre Gewässer majestätisch dem Meer
zuwälzen.
Bei dem mächtigen Vorherrschen der Waldungen kann es an Fülle der Tierwelt nicht fehlen. Besondere Erwähnung
verdienen von den bekannt gewordenen Tieren etwa 20 Arten von Affen,
[* 24] darunter als die merkwürdigsten ein Gibbon (Hylobates concolor),
der langnasige Simia nasalis und der Orang-Utan sowie von den Lemuriden oder Halbaffen
[* 25] Tarsius spectrum und Stenops tardigradus;
ferner der indische Tapir und das Bartschwein (Sus barbatus);
von Wiederkäuern der Bantang (Bos sondaicus),
mehrere Hirscharten (Cervus equinus, C. Russa, C. Muntjac etc.) und ein Moschustier;
Die Bevölkerung, deren Gesamtzahl sich mit Sicherheit nicht angeben läßt (man schätzt 1,6
Mill. Seelen), besteht der Hauptmasse nach aus den eingebornen Dajak (s. d. und Tafel »AsiatischeVölker«,
[* 8]
Fig. 28) und mohammedanischen, vorzeiten aus Sumatra eingewanderten Malaien, ferner aus eingewanderten Chinesen (70-80,000),
Bugi (30-35,000), einer Anzahl Araber und ca. 1000 Europäern und andern Asiaten. Die Malaien haben die ihnen stammverwandten
Dajak in das Innere zurückgedrängt oder sich möglichst unterworfen und bewohnen vorzugsweise die Küsten,
besonders an den Mündungen der Flüsse.
Sie gründeten hier vor Jahrhunderten eine Menge kleinerer und größerer Staaten unter eignen Fürsten, welche die TitelSultan,
Panumbahan oder Pangeran führen, so an der NordküsteBrunei, an der Westküste Sambas, Pontianak, Mompawa, Matan,
Landak, Sukadana, an der Südküste Bandschermassing etc. AndreReiche wurden an der Ostküste (namentlich am Kutei) von den ebenfalls
mohammedanischen Bugi gegründet. Von allen diesen Staaten, die sich vorzugsweise durch ihre kühne Seeräuberei gefürchtet
machten, hat sich nur das älteste und ehemals sehr mächtige, jetzt sehr zusammengeschrumpfte Sultanat von Brunei
(s. d.) erhalten. Die Chinesen auf Bórneo sind Kaufleute, Landbauer und hauptsächlich die Goldwäscher in den europäischen Niederlassungen;
Araber vermitteln den Handel.
Die Portugiesen entdeckten 1521 die Insel und knüpften Handelsverbindungen an, mußten aber später den Holländern, die seit 1600 nach
Bórneo kamen, weichen. Diese suchten zuerst Niederlassungen an der Westküste zu gründen mit
ebensowenig Erfolg wie die Engländer an der Südküste; die letztern wurden schließlich von den Niederländern verdrängt,
die sich allmählich zur herrschenden Macht auf Bórneo¶
mehr
emporschwangen und daselbst gegenwärtig ein Gebiet besitzen, das den ganzen Südteil der Insel, zum Teil freilich nur dem
Namen nach, vom Vorgebirge Datu im NW. bis zum Kap Kaniungan im O., nordwärts bis 4° 12' nördl. Br. umfaßt. Namentlich die
von den Niederländern 1850-54 an der Westküste und 1859-62 an der Südküste von Bórneo geführten
Kriege haben ihren Landbesitz daselbst wesentlich vergrößert. Derselbe umfaßt ein Gebiet von 516,144 qkm (9373,7
QM.) mit (1881) 968,998 Einw. und
zerfällt in zwei Hauptteile:
1) die Westabteilung mit der Hauptstadt Pontianak, 154,501 qkm (2805,9 QM.) mit (1882)
376,039 Einw. (263 Europäern, 27,200 Chinesen, 573 Arabern), umfaßt die StaatenSambas, Mampawa, Pontianak,
Kubu, Simpang, Sukadana und Matan längs der Küste und die von Landak, Tajan, Meliau, Sekadau, Sanggau, Sintang u. a. im Innern;
2) die Süd- und Ostabteilung mit der Hauptstadt Bandschermassing, 361,643 qkm (6567,8 QM.) mit (1882)
592,959 Einw. (549 Europäern, 2843 Chinesen, 435 Arabern), umfaßt das ehemalige Reich von Bandschermassing
oder die Landschaften Baru, Koti, Pasir und Tanah Bumbu längs der Ostküste und Bandschermassing, Pulupetak und Kahajan (das
Gebiet der großen und kleinen Dajak), Mendawei, Sampit, Pembuang und Kotawaringin an der Südküste.
Von andern Nationen besitzen die Engländer seit 1846 die InselLabuan (s. d.), an der Nordwestküste die
Küstenlandschaft Sarawak (s. d.) und den ganzen großen nordöstlichen Teil der Insel, Saba oder Nordborneo, der früher unter
der Oberhoheit der Sultane von Brunei (s. d.) und Sulu stand und von diesen 1878 an die BritischeNordborneo-Kompanie abgetreten
wurde. Diese ergriff 1881 definitiv Besitz von dem Lande, das aber nicht unter britischer Souveränität
steht, und 1885 wurde weiter südlich ein größeres Gebiet erworben, so daß sich die Grenze an der Westküste um 100 km
von der Kimanisbai bis zur Mündung des Sipitong verschob. An der Nordostküste besitzt der Sultan von Sulu die Landschaft Tidung.
Die an der Nordostküste dieser Insel gelegenen Gebiete des Sultanats Brunei, des StaatsSarawak und der Britischen Nordborneogesellschaft wurden 1888 unter direkte Schuhherrschaft Englands gestellt, womit dasselbe
seinen Kolonialbesitz
[* 41] um 220,000 qkm (3995 QM.) mit 600,000 Einw.
vermehrte. Die Bevölkerung wächst jetzt schnell durch den Zuzug von Chinesen (Hakkas) als Arbeiter für Tabakspflanzungen
der Nordborneogesellschaft. Dieselbe hat einen ganz außerordentlichen Aufschwung der wirtschaftlichen
Verhältnisse ihres Gebiets erzielt.
In dem Zeitraum von 1883 bis 1888 stiegen die Einnahmen ohne die aus Landverläufen von 70,738 auf 157,683 Dollar, die Ausgaben
ohne diejenigen für öffentliche Arbeiten fielen von 278,863 auf 159,672 Doll., die Einfuhr stieg von 428,919 auf 1.050,000,
die Ausfuhr von 159,127 auf 600,000 Doll. Die Häfen sind Sudat und Sandakan, letzterer ausgezeichnet
gelegen für den Handel mit den Philippinen, Celebes und Neuguinea. Die wichtigsten Ausfuhrartikel von Sarawak sind Sago und Guttapercha;
die Ausfuhr betrug 1888: 1,85 Mill. Mk., die Einfuhr 1,88,
Mill.Mk.
Vgl. Posewitz, Borneo, Entdeckungsreisen und Untersuchungen (Berl. 1889).
Das Territorium der Britischen Nordborneogesellschaft erhielt einen beträchtlichen Zuwachs, indem die
InselLabuan, welche trotzdem Kronkolonie bleibt, der Verwaltung der Gesellschaft unterstellt wurde. Das Gesellschaftsgebiet
wurde im SW. erweitert durch Einverleibung des Staates Padas Darnit nach einem glücklich geführten Kriege sowie durch
Ankauf einiger Flußgebiete. Der erste Durbar, wozu auch die entferntesten Stämme ihre Häuptlinge sandten, fand im Mai 1889 in
Sandákan statt. In Labuan hatten mehrere englische Gesellschaften vergebliche Versuche gemacht, die dortigen Kohlenschätze
auszubeuten, 1889 nahm die Central Borneo Co. diese Versuche auf und ließ eine Eisenbahn vom Hafen zu den
Gruben bauen. Da die Kohle gut ist und die Lager
[* 42] sich über ein großes Gebiet erstrecken, so scheint der Erfolg gesichert.
Obschon 8000 Hektar kulturfähig sein sollen, werden erst 400 Hektar wirklich benutzt. Hauptprodukt ist Sago, wofür 3 Fabriken
bestehen; die 1876 von der Goldküste eingeführten Ölpalmen hat man 1888 niedergehauen, um für Kokospalmen
Platz zu gewinnen. Bis 1871 hatte Labuan eine kleine
¶
Die KolonieLabuan zählte 1889: 6015 Einw. (Kadyan, Malaien, Chinesen, Kling, Bengalesen u. a.). Die Bevölkerung
der ungleich größern Besitzungen auf Borneo selber (220,000 qkm) wird auf 600,000 geschätzt. Durch Heranziehung
chinesischer und malaiischer Kulis vermehrt sich dieselbe schnell. In den ersten sechs Monaten von 1890 wanderten 5015 ein.
Die Verwaltung der Kolonie steht unter einem Direktorium in London
[* 46] und wird ausgeübt durch einen Gouverneur,
einen Kolonialsekretär und Residenten.
Man zählte Ende 1890: 17 Tabaks- und 384 Kaffeepflanzungen; zwei große Sägewerke führen bedeutende MengenHolz nach England,
China
[* 49] und Manila aus. Kohle ist an mehreren Orten gefunden worden. 1889 betrugen: die Einfuhr 1,799,620 Doll.,
die Ausfuhr 701,433, die ordentlichen Einnahmen 251,602, die Ausgaben 290,189 Doll. Dazu kommen einerseits die aus Landverkäufen
erzielten Einkünfte, anderseits die Ausgaben für öffentliche Arbeiten. Der Tonnengehalt der in den Häfen verkehrenden Schiffe
war 1889 im Eingang 67,623, im Ausgang 70,343 Ton. Die Gesellschaft prägt Kupfermünzen (Cent- und halbe
Centstücke) und gibt Papiergeld in der Höhe von 100,000 Doll. aus.
Hauptstadt der Kolonie ist Sandákan, mit 5000 Einw., dem Sitz des Gouverneurs, einer Bank und mehreren Versicherungsgesellschaften,
den Verwaltungsgebäuden, einem Gefängnis, Hospital, vielen europäischen und chinesischen Läden, Sägemühlen, zahlreichen
hübschen Landhäusern der Europäer u. a. Auch erscheint hier am Ersten eines jeden Monats das Amtsblatt
»The British North Borneo Herald«. Seit gehört Britisch-Nordborneo zum Weltpostverein.
(von dem sanskr. Bhourni, d. h. Land, Erde), die
größte Insel des Ostindischen Archipels, nächst Neuguinea die größte der ganzen Erde, erstreckt sich von 7° nördl.
bis 4° 20' südl. Br. und von 106° 40' bis 116° 45' östl. L. von Greenwich. Die größte
Länge, von N. nach S., beträgt 1372, die größte Breite 1179 km, der Flächeninhalt 733329 qkm, mit einzelnen zugehörigen
Inselgruppen 736 500 qkm.
Oberflächengestaltung. Die Küste von Borneo ist 4971 km lang, wenig gegliedert und ohne erwähnenswerte Buchten. Borneo, nur zum kleinern
Teil gebirgig, besteht bis weit in das Innere hinein aus einem sehr niedrigen, nur wenige Meter über dem
Meeresspiegel gelegenen, meistens sumpfigen, häufig überfluteten und mit undurchdringlichem Urwalde bedeckten Flachlande,
aus dem sich hin und wieder kurze Bergrücken, sowie einzelne höhere und trocknere Landstriche inselförmig erheben.
Eine lange Kette zieht sich von dem Nordende der Insel, dem Kap Sampanmangio, bis zu ihrer nordwestl. Spitze,
dem Kap Datu, halbbogenförmig hin und trennt fast ihr ganzes nördl. Drittteil von dem übrigen.
Ein granitisches und Schiefergebirge bildet den Kern namentlich im Westen der Insel; darauf liegen Devon
[* 50] und ältere Eruptivgesteine.
Auch Steinkohlenformation und Kreide
[* 51] kommen vor. Unweit der Nordspitze erhebt sich der 4175 m hohe granitische
Kinibalu, der höchste Berg auf Borneo. Von dem Gebirgszuge des Innern verläuft eine zuletzt Sakuru genannte Kette gegen Osten bis
zum Kap Kaniungan; eine zweite in südöstl. und später südl. Richtung, deren Teile nach ihren höchsten Gipfeln, z. B. dem
Melihat u. a., benannt werden, bis zum Kap Salatan; eine dritte endlich, die nach Südwest sich erstreckt
und deren Hauptgipfel der Dusun und Prambangan-Badak sind. Alle diese Züge sind im Grunde nur Hügelland und keine geschlossenen
Ketten. IhreHöhen schätzt man auf 750-1600 m. Zwischen diesen Hügelzügen liegt die tertiäre Ebene,
welche an den Küsten in Alluvialebene übergeht; Korallenbildungen finden sich besonders an der Nordspitze
der Insel.
Klima. hat durchaus tropisches Klima. In Bandjermassin hat das Jahr 27° C. Mitteltemperatur, ist also wärmer als in Batavia,
mit sehr geringen Schwankungen; wärmster Monat ist der Mai mit 27,7° C., kältester der Dezember mit 26,7° C.
Die größere südl. Hälfte von hat eine große Trocken- und eine Regenzeit, erstere von April
bis November mit dem Nordost-Monsun. Der Norden hat zwei Trocken- und zwei Regenzeiten. Borneo gehört zu den niederschlagsreichsten
Gebieten.
Die Regenmenge in Sintang im Binnenlande beträgt 3630 mm, in Bandjermassin nahe der Küste 2350 mm.
Bewässerung. Flüsse von ziemlich beträchtlicher Länge, Breite und Tiefe bilden die eigentlichen Handels- und Verkehrswege
in das Innere. Mehrere stehen durch zahlreiche Nebenarme und natürliche Kanäle, im Malaiischen Troussong genannt, in Zusammenhang.
Von den wichtigsten münden aus: an der Nordküste der Padas, Limbang, Barram, Redjang und Batang-Lupar;
an der Westküste
der Sambas und der wichtige Kapuas;
an der Südküste der Kotarinqin, Pembuang, Sampit (Katingan), Kahajan, Murong und der
große Barito oder Bandjermassinfluß;
an der Ostküste der Kutei oder Mahakkam, Bulangan und Sebauwang.
Der Bulungan, Kapuas
und Barito haben in gerader Linie eine Länge von 445, 556 und 608 km, sind auf 280, 386 und 454 km für
kleinere Dampfschiffe und größere Prauwen befahrbar; ebenso der Kutei-Mahakkam. Diese Flüsse haben meistens nur ein geringes
Gefälle, fließen langsam und überströmen während der Regenzeit ihre Ufer weithin. Sie haben an ihrer Mündung ausgebreitete,
sich durch Anspülung immer mehr vergrößernde Deltabildungen. Die Thätigkeit der Korallen
[* 52] und Mangrovewälder
zeigt sich sehr wirksam. Von Landseen sind die Seen Seriang und Sumbah im obern Stromgebiete des Kapuas, südlich von dem
Batang-Lupar-Gebirge, bemerkenswert.
Mineralreich. Von Mineralien
[* 53] kommen auf Borneo vor: Antimon, wovon aus der Landschaft Serawak jährlich 2500-3000 t ausgeführt
werden;
Salz kommt auf Borneo nicht vor und bildet
einen der wichtigsten Einfuhrartikel, an der Süd-, Ost- und Westküste.
Pflanzenwelt. Erst in jüngerer Zeit sind die reichen Schätze der Flora genauer bekannt geworden, besonders durch Beccari.
Der Palmenreichtum erreicht hier, besonders in den Rotanglianen, der das «Spanische Rohr»
[* 54] liefernden kletternden
Rohrstämme (Calamus), eine sonst ungekannte Fülle, und diese Rotangpalmen machen bei der furchtbaren Bewehrung ihrer Blattscheiden,
Rippen und Geißeln mit dornigen und hakenförmig gekrümmten Stacheln die Wälder unzugänglich.
Bei der sehr niedrigen Stufe, auf welcher auf Borneo der Acker- und Gartenbau stehen, sind fast alle zur Ausfuhr kommenden Gegenstände
aus dem Pflanzenreiche Erzeugnisse der Wälder. Die niederländ. Regierung ist fortwährend bemüht, den
Anbau von Reis, Zuckerrohr, Indigo, Kaffee, Baumwolle, Pfeffer, sowie die Zucht von Kokos- und Sagopalmen, von UncariaGambir Roxb.,
der Mutterpflanze eines dem Katechu verwandten Stoffes von technischer Verwendung in der Färberei, auf Borneo zu höherer Entwicklung
und weiterer Ausbreitung zu bringen.
Tierwelt. Die Fauna von Borneo ist im allgemeinen nicht weniger artenreich als die Flora und nur was Säugetiere betrifft ärmer
als die von Sumatra und Java. Sie ist besonders reich an Arten von Affen, unter denen der Orang-Utang, ein Gibbon
¶
mehr
(Hylobates concolorHarlan.) und der Nasenaffe(Semnopithecus nasicusCuv.) die merkwürdigsten. Von Lemuriden oder Halbaffen
kommen Tarsiusspectrum Geoff., StenopstardigradusBennett. und der Flattermaki(Galeopithecus volans Pall.)
vor. Der IndischeTapir und ein eigentümliches wildes Schwein
[* 56] (Sus barbatus S. Müll.) werden hier gefunden, desgleichen der
Indische Elefant, von Wiederkäuern eine Ochsenart (Bosbanteng Raffl.),
drei Hirscharten (CervusequinusCuv., C. RussaCuv. und Cervulus muntjac), sowie ein Moschustier (Tragulus javanicus Pall.).
Die größten Raubtiere
[* 57] sind eine Pantherart von mittlerer Größe(Felis macroscelisTemm.) und der Malaiische Bär. Am zahlreichsten
vertreten sind die kleinern Raubtiere, die Fledermäuse, Insektenfresser
[* 58] (darunter eine bloß auf Borneo vorkommende,
auf Bäume kletternde Spitzmaus, Ptilocerus Lowii Gr.) und die Nager.
An den Küsten kommt eine Art Seekuh (Halycore cetacea Illig.)
nicht selten vor. Von zahmen Säugetieren finden sich daselbst nur wenige Büffel und Pferde.
[* 59] Viehzucht
[* 60] besteht dagegen nicht.
Unter den sehr zahlreichen Vögelarten befinden sich viele schöne und merkwürdige, darunter der merkwürdige
Schild-Nashornvogel (Rhinoplax scutatus Boddaert.). Auch die Reptilien sind zahlreich. In den Landseen und Flüssen kommen
zwei Arten von Krokodilen(Crocodilus biporcatusCuv. und Gavialis Schlegelii S. Müll.), und zwar die erstere außerordentlich
häufig vor. Ebenso häufig sind Schlangen und sowohl in den Flüssen als an der Küste Schildkröten.
Die Flüsse, Seen und das Meer unweit des Landes sind außerordentlich fischreich. Von andern Tieren sind besonders die Insekten
und unter diesen die prachtvollen Käfer und Schmetterlinge sowie die wilden Bienen, deren Wachs einen wichtigen Ausfuhrartikel
bildet, erwähnenswert.
Bevölkerung und Staatenbildung. Die Gesamtzahl der Einwohner ist schwer zu schätzen, beläuft sich
am wahrscheinlichsten auf 1 740000, d. h. 2,3 auf 1 qkm, und besteht hauptsächlich aus Dâjat
(s. d.), den ältesten Bewohnern der Insel, einem Zweige der malaiisch-polynes. Völkerfamilie; 250-300000 größtenteils
von Sumatra eingewanderten Malaien, 60-70000 Chinesen, 30-35000 Bugi, ungefähr 3500 Arabern und höchstens 1000 Europäern und
fremden Asiaten.
Die eigentlichen Malaien stifteten schon vor mehrern Jahrhunderten sowohl längs der Küste von Borneo als an den Ufern seiner
großen Flüsse, namentlich des Kapuas und Barito eine Menge kleinerer und größerer mohammed. Reiche, wie Brunei an der Nordküste;
Sambas, Pontianak, Mampawa, Matan, Landak und Sukadana an der Westküste; an der Südküste Bandjermassin.
Ebenfalls mohammed. Reiche wurden von den Bugi an der Ostküste, hauptsächlich an den Ufern des Flusses Kutei gegründet.
Von diesen war das älteste und mächtigste das bis 1889 noch selbständige ReichBrunei, welches von dem Portugiesen Lorenzo de
Gomez, dem ersten Europäer, der 1518 Borneo besuchte, sowie von Pigafetta, dem Reisegefährten
von Magalhães 1521 Bourné, Burné und Brauni genannt ward und seinen Namen der ganzen Insel gegeben hat; es erstreckt sich
längs der ganzen Nordküste, vom Kap Sampanmangio bis Kap Datu. Einen Teil desselben, die Landschaft Serawak (s. d.), übertrug
der Sultan 1842 an den Engländer James Brooke (s. d.) als erbliches Lehen, trat die Insel Labuan
(s. d.)
der engl. Regierung ab und stellte sein Reich unter engl. Protektorat. 1889 wurde auch Serawak unter brit.
Oberhoheit gestellt.
Die Hauptstadt ist Brunei (s. d.). Die andern malaiischen Bugireiche haben entweder zu bestehen
aufgehört oder sind gegenwärtig Vasallenstaaten der Niederländer. Alle diese Staaten betrieben bis in
neuere Zeit in großartiger Weise Seeräuberei. Von den Bewohnern des nordöstlichsten, dem Sultan der Sulu-Inseln gehörenden
Teils, geschieht solches häufig auch jetzt noch. Die Chinesen auf Borneo, deren Zahl noch zunimmt, sind Kaufleute, Landbauer und
hauptsächlich Goldwäscher, die Araber daselbst Handelsleute.
Daß auf auch Negrito vorkommen sollten, wie verschiedene europ. Schriftsteller
berichten, ist durchaus irrtümlich. Die Niederländer kamen 1598 unter Olivier van Novord nach und zwar nach Brunei. Ihm folgte 1604 Wybrand
van Warwyk. Die erste ihrer Handelsfaktoreien auf Borneo wurde 1606 zu Sukadana gegründet. Andere entstanden zu Bandjermassin (s. d.) 1606 und
1608, zu Sambas 1609. Gegenwärtig sind die Niederländer die herrschende Macht auf und besitzen daselbst
ein Gebiet, das sich von Kap Datu auf der Nordwestküste bis zu dem unter dem 1.° nördl. Br. gelegenen Kap Kaniungan an der
Ostküste erstreckt.
Besonders durch die 1350-54 an der Westküste und 1859-62 an der Südküste geführten Kriege wurde die
niederländ. Macht gefestigt. Ihr Gebiet besteht aus zwei getrennten, besondere Residentschaften
bildenden Abteilungen, «der westlichen» mit der Hauptstadt Pontianak, sowie «der südlichen und östlichen» mit der Hauptstadt
Bandjermassin. Durch Vertrag vom hatte eine engl. Compagnie von den Sultanen von Sulu und Brunei
das nordöstliche Borneo sich abtreten lassen; die Grenze des Gebietes bildete nördlich der Kimanis-, östlich der
Sibukufluß; in Sandakan, auf der Ostseite, wurde ein Resident und brit. Vicekonsul eingesetzt.
Nach dem Traktat vom ist die Grenze zwischen England und Holland genauer festgestellt und Borneo zerfällt demnach in
folgende Besitzungen und Protektorate:
Handel. Außer Sandakan (7000 E., darunter 131 Europäer) ist in Nordborneo Kudat (1000 E.) noch wichtiger
Hafen; Sandakan ist besonders für den Verkehr mit Celebes, den Philippinen und Neuguinea geeignet; im ganzen bestehen
schon 25 Handlungshäuser daselbst. 1890 betrug die Ausfuhr 3 789 278 M. Wert, die Einfuhr 8 475 974 M. Tabak
[* 61] (als Deckblatt
für Cigarren), Kokosnüsse, Bienenwachs, Vogelnester, Sago, Kampfer und Guttapercha sind die Hauptausfuhrartikel,
Gold, Kohlen und Zinnober
[* 62] sind in Menge vorhanden, vor allem aber kolossale Massen Nutzholz.
Litteratur. Mundy, and Celebes (2 Bde., Lond.
1840);