Brennerbahn
,
die von Innsbruck [* 2] über den Brenner nach Bozen [* 3] führende, das nordalpine mit ¶
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dem südalpinen Schienennetz verbindende Eisenbahn, ist der Zeit der Vollendung nach die zweite der Alpenbahnen. Sie bildet
die Fortsetzung der im Mai 1859 eröffneten Linie Verona-Trient-Bozen und gehört ebenso wie die Strecke Bozen-Trient-Landesgrenze
(Avio) der Österreichischen Südbahngesellschaft (s. Österreichisch-Ungarische Eisenbahnen). Die Brennerbahn
wurde nach Karl Etzels
Entwürfen unter der Leitung des Oberingenieurs Thommen 1864-67 ursprünglich eingleisig erbaut und eröffnet. 1891 waren
bereits die Strecken Innsbruck-Brennerbad (46 km) und Franzensfeste-Brixen (15 km) zweigleisig ausgebaut.
Die Baukosten betrugen 32 Mill. Fl. In einer Gesamtlänge von 129 km steigt die Bahn von Innsbruck (570 m ü. d. M.) im Sillthale aufwärts über die Stationen Patsch, Matrei, Steinach, Gries zum Brennerpaß (1362 m) und im Eisackthale abwärts über die Stationen Schelleberg, Gossensaß, Sterzing, Freienfeld, Grasstein, Franzensfeste, Brixen, Klausen, Waidbruck, Atzwang, Blumau nach Bozen (268 m). Die stärksten Steigungen fallen auf die Strecken von Innsbruck zum Brenner (25 ‰ auf 35,5 km) und von diesem nach Brixen (23 ‰ auf 50 km). Der kleinste Radius mißt 284 m. An zwei Stellen verläßt die Bahn die genannten engen und wilden Thäler, indem sie, von Innsbruck kommend, links in das Thal [* 5] bei St. Jodok und später rechts in das Pflerschthal abschweift.
Die Thalwände, an denen sie sich entlang zieht, sind so steil, daß im Durchschnitt nur Bahnabschnitte
und einseitige Dämme gebildet werden konnten. Auch großartige Stützungsmauern tragen hier und da den Bahnkörper. An vielen
Stellen mußte die Bahn durch Tunnels geführt werden, deren man 27 zählt, der längste, der Mühlbacher Tunnel,
[* 6] ist 850 m lang.
Den Brennerpaß selbst überschreitet dagegen die Bahn unter freiem Himmel,
[* 7] und im Gegensatz zur Semmeringbahn fehlen Brücken
[* 8] und Viadukte fast ganz. Die große Bedeutung der Brennerbahn
ist durch die 1871 vollendete Linie der Österr. Südbahn Marburg-Villach-Franzensfeste
und den Bau der Zweigbahn Bozen-Meran (eröffnet sowie die und eröffneten
Strecken Innsbruck-Landeck und Landeck-Bludenz der Arlbergbahn noch erhöht worden. -
Vgl. Instruktionen über die Bauausführung
der Brennerbahn
(Innsbr. 1865);
Noë, Brennerbuch (Münch. 1869);
ders., Die Brennerbahn
(Zür. 1883);
Die in ihren Beziehungen zum Lande Tirol [* 9] (Innsbr. 1892).