Titel
Danzig.
[* 2]
1) Regierungsbezirk der preuß. Provinz Westpreußen, [* 3] grenzt im N. an das Frische Haff und die Danziger Bucht, hat in seinem östl. Teil die fruchtbare Niederung der Weichsel und Nogat, im seenreichen westlichen, dem Kern des alten Pommerellen, das Plateau von Karthaus mit dem Turmberg (339 m), ist ausgezeichnet durch Ackerbau und Viehzucht [* 4] und hat 7952,58 qkm, 589176 (285849 männl., 303327 weibl.) E., darunter 6610 Militärpersonen; 12 Städte mit 151,46 qkm und 213792 (102055 männl., 111737 weibl.) E., 801 Landgemeinden und 446 Gutsbezirke mit 7801,12 qkm und 375384 (183794 männl., 191590 weibl.) E.; ferner 53717 bewohnte und 633 unbewohnte Wohnhäuser, [* 5] 121112 Haushaltungen und 334 Anstalten. Dem Religionsbekenntnis nach waren 294157 Evangelische, 279364 Katholiken, 9727 andere Christen und 5928 Israeliten. Der Regierungsbezirk zerfällt in die 12 Kreise: [* 6]
Kreise | qkm | Wohnstätten | Einwohner | Auf 1 qkm | Evangelische | Katholiken | Andere Christen | Israeliten | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Stadtkreis Elbing | 12,55 | 2715 | 41576 | 3464 | 32104 | 8115 | 873 | 484 |
2 | Landkreis Elbing | 607,79 | 4440 | 37610 | 60 | 28572 | 7322 | 1688 | 28 |
3 | Marienburg i. Westpreußen | 811,44 | 6152 | 58552 | 72 | 32157 | 20858 | 5096 | 441 |
4 |
Stadtkreis Danzig |
19,77 | 6091 | 120338 | 6333 | 80723 | 35851 | 1229 | 2535 |
5 | Danziger Niederung | 478,24 | 3493 | 34024 | 71 | 29478 | 4138 | 339 | 69 |
6 | Danziger Höhe | 432,58 | 3350 | 39763 | 92 | 17465 | 22116 | 113 | 069 |
7 | Dirschau | 466,30 | 2606 | 36451 | 78 | 12627 | 23225 | 192 | 407 |
8 | Preuß. Stargard | 1057,32 | 5477 | 49501 | 46 | 10388 | 38401 | 89 | 623 |
9 | Berent | 1237,03 | 5065 | 45947 | 37 | 18614 | 26648 | 31 | 654 |
10 | Karthaus | 1396,53 | 7124 | 59694 | 42 | 15715 | 43615 | 31 | 333 |
11 | Neustadt i. Westpreußen | 851,04 | 4362 | 41660 | 48 | 11006 | 30396 | 44 | 214 |
12 | Putzig | 581,99 | 2842 | 24060 | 41 | 5308 | 18679 | 2 | 71 |
Der Regierungsbezirk zerfällt in fünf Reichstagswahlkreise: Marienburg-Elbing (Abgeordneter von Puttkamer-Plauth, deutschkonservativ);
Landkreis Danzig
(Meyer, Hospitant bei der
Reichspartei);
Stadt Danzig
(Rickert, freisinnige
Vereinigung);
Neustadt-Karthaus (von Pólczyústi, Pole);
Berent-Preußisch-Stargard (von Kalkstein, Pole).
2) Danzig
, poln.
Gdansk; lat.
Gedanum, Hauptstadt der preuß.
Provinz Westpreußen und
des Reg.-Bez. Danzig
, wichtige Handelsstadt und
Festung,
[* 7] 140 km von der russ. Grenze entfernt, liegt 54° 21' nördl.
Br. und 18° 41' östl. L. von Greenwich, in 5 m Höhe (Bahnhof), etwa 4 km südwestlich
der
Danziger Bucht (s. d.), unweit der Mündung der vereinigten Mottlau und Radaune
in die
Tote oder
Danziger Weichsel (s. d.). Die
Ausdehnung
[* 8] beträgt von O. nach W. und von S. nach N. je 7, der
Umfang 40 km.
Von der Gesamtfläche (19,75 qkm) sind 3,08 qkm mit Häusern bebaut, 4,95 qkm sind Wege,
Straßen und
Eisenbahnen, 10,52 qkm landwirtschaftlich benutzt und 1,22 qkm Wasserfläche. Der mittlere Luftdruck betrug nach den
Beobachtungen
in
Neufahrwasser (1888) 759
mm, die mittlere Jahrestemperatur +6° C. (+29° Maximum, - 23° Minimum), die Niederschlagsmenge 698
mm.
(Hierzu ein Stadtplan mit Verzeichnis der
Straßen, Plätze und öffentlichen
Gebäude, und eine Karte:
Danzig
mit
Neufahrwasser und Weichselmünde.)
Bevölkerung. [* 9] Die ortsanwesende Bevölkerung betrug 1819: 49392, 1858: 76795, 1871: 88974, 1875: 97931, 1880: 108551, 1885:114805,1890: 120338 (57773 männl., 62565 weibl.) E., i. eine Zunahme (1885 - 90) von 5533 (4,7 Proz.) oder durchschnittlich jährlich 1107 Personen;
davon kommen auf die Vorstädte Schidlitz 6622, Strohdeich 1056, Langfuhr 5294, Neufahrwasser 5832, Stadtgebiet und Altschottland 2995 und St. Albrecht 1449 E. Dem Religionsbekenntnis nach waren 80723 Evangelische, 35851 Katholiken, 1229 andere Christen und 2535 Israeliten;
1890 gab es 5808 Wohnhäuser und 283 andere bewohnte Baulichkeiten, 26114 Haushaltungen und 85 Anstalten.
Von 1000 E. sind geboren in Danzig
506, im
übrigen
Preußen
[* 10] 479, im übrigen
Deutschen
Reich 8, im
Ausland 7. Zahl der
Geburten (1890) 4452, der Sterbefälle 3209, der
Ehen 975, der Zugezogenen (1890) 17030, der Abgezogenen 14851. In Garnison liegen das Grenadierregiment König
Friedrich I.
Nr. 5, das Infanterieregiment Nr. 128,
die 1., 2., 4. und 5. Eskadron des Leibhusarenregiments Nr. 1, die 1., 2. und 4.
Abteilung des Feldartillerieregiments Nr.
36, das 2.
Bataillon des Fußartillerieregiments von Hindersin Nr. 2 und das Trainbataillon Nr. 17.
Ehrenbürger ist der frühere Oberpräsident von Westpreußen, Geheimrat von Ernsthausen.
Anlage, Straßen, Plätze. Die Mottlau, ein kleiner Fluß, bis 5 m tief, durchströmt die Stadt in 2 Armen und trennt die ältern Stadtteile am linken Ufer: Altstadt, Rechtstadt und Vorstadt, von den am rechten Ufer gelegenen neuern: Niederstadt und Langgarten;
in der Mitte liegt die Speicherinsel mit den großen Getreideniederlagen, die bis zu 100000 t bergen können.
Die Radaune fließt westlich von der Stadt, schneidet beim Hohen Thor den Stadtgraben und trennt die Alt- von der Rechtstadt. Außerdem durchziehen noch mehrere Kanäle die Stadt. Von den etwa 50 Brücken, [* 11] die die Wasserläufe überschreiten, sind die größten: die Kuhbrücke, Grüne Brücke, [* 12] Mattenbuden-, Milchkannenbrücke.
Die innere Stadt wird durch einen gewaltigen Hauptwall mit 22 Bastionen umschlossen; zwischen diesem und seinem mit der Mottlau und Weichsel in Verbindung stehenden Festungsgraben und zwischen dem durch die Citadellen des «Bischofs- und
[* 1] ^[Abb: Wappen [* 13] von Danzig] ¶
mehr
des Hagelsbergs" gekrönten äußern Festungsgürtel breiten sich neue Stadtteile aus, unter denen besonders Neugarten mit den in neuester Zeit aufgeführten stattlichen Gebäuden sich aufzeichnet. Ein Teil der innern Wälle ist vor kurzem geschleift und das freigewordene Gelände mit Militärgebäuden besetzt, wogegen die äußern Festungswerke fortdauernd verstärkt werden. Der Hafen ist durch Anlage neuer detachierter Forts vorzüglich befestigt.
Danzig gehört wegen seiner Bauwerke und der landschaftlichen Schönheit seiner Umgebung zu den interessantesten deutschen Städten; es hat mit Ausnahme Nürnbergs und einiger rhein. Städte die eigentümlichste und am schärfsten ausgeprägte Physiognomie, die mit den massenhaften, meist sehr alten Befestigungen im Einklang steht. Der interessanteste Stadtteil und zugleich Mittelpunkt des Verkehrs ist die Rechtstadt. Ihr Glanzpunkt, die Langgasse und der Lange Markt, ist ein breiter, die Stadt von W. nach O. durchschneidender Straßenzug, den eine Reihe stattlicher Giebelhäuser einfassen, meist Prachtbauten aus dem 16. bis 18. Jahrh. Im W. dehnt sich jenseits des Stadtgrabens eine schattige Promenade aus, deren Verlängerung [* 15] im N. die «große Allee», eine 2 km lange, mit vier Reihen alter Linden bestandene, 1768 angelegte Straße bildet.
Die Gärten der innern Stadt sind jetzt mit Gebäuden besetzt, dagegen finden sich zwischen den äußern Thoren größere Gärten, so die zwei Logen-, der Schützengarten und die Anlagen des Verschönerungsvereins. Den meist engen Straßen kehren die schmalen und tiefen Häuser ihre hohen, durch kunstvolle Steinarbeit oft reichverzierten Giebel zu. Von Plätzen der innern Stadt ist besonders zu nennen der Winterplatz, benannt nach dem verdienten frühern Oberbürgermeister von Winter, mit schönen Parkanlagen und neuem monumentalen Brunnen. [* 16]
Kirchen. Danzig hat 23 Gotteshäuser (14 evang.und 5 kath. Kirchen, je ein evang. und mennonitisches Bethaus und 2 Synagogen). Besonders hervorzuheben sind die Oberpfarrkirche zu St. Marien, eins der hervorragendsten Baudenkmäler in den baltischen Gegenden, 1343 gegründet, später bis 1502 bedeutend vergrößert; sie ist eine Hallenkirche mit dreischiffigem Lang- und Querhaus. Wie eine Festung überragt die Kirche (105 m lang, 35 m breit, im Querschiff 66 m breit, 30 m hoch) mit ihrem gewaltigen Westturm (76 m) und den zehn schlanken Giebeltürmchen die Stadt. Im Innern befinden sich viele bedeutende Kunstschätze (Hauptaltar, 1511 - 17 gefertigt von dem in Danzig ansässigen Augsburger Meister Michael; Flügelaltar mit dem Jüngsten Gericht, vor 1473 von Memling in Brügge gemalt).
Die übrigen Kirchen, sämtlich got. Backsteinbauten, sind weniger bedeutend: die Katharinenkirche, aus den: 13. Jahrh., mit einem Glockenspiel;
die Johanniskirche, im 15. Jahrh. begonnen, durch Restaurationen entstellt;
die Trinitatiskirche, 1514 vollendet, mit dreifachem got. Westgiebel. Im ehemaligen Franziskanerkloster, einem spätgot.
Bau des 15. und 16. Jahrh., ist das Museum, in der ehemaligen Jakobskirche die Stadtbibliothek. Die neue Synagoge ist 1886/87 nach Plänen von Ende und Böckmann erbaut.
Weltliche Bauten. Unter den Thoren der Stadt sind besonders zu erwähnen das Hohe Thor, ein mächtiges, 1558 im Renaissancestil erbautes Festungsthor, 1880 verbreitert; ferner das Langgarterthor (1612), in ital. Renaissance, gegenüber der Stockturm von 1346, mit Dach [* 17] von 1508 und das neuerdings in seiner ursprünglichen Gestalt wiederhergestellte Grüne Thor (1568), in dessen obern Räumen das Westpreußische Provinzialmuseum untergebracht ist. Hervorragende öffentliche Gebäude sind das Rathaus am Langen Markt (14. Jahrh.), mit einem schlanken Turm [* 18] (45 m), dessen zierliche, 1559 - 61 aufgesetzte mit einem Glockenspiel versehene Spitze im Renaissancestil berühmt ist; im Erdgeschoß die Sommerratsstube mit geschnitztem Portal (1593), die Winterratsstube mit Wandgemälden (1611) und der Sitzungssaal der Stadtverordneten, früher der «Wette», mit neuerm Sterngewölbe auf achteckiger Granitsäule, im obern Stock das Empfangszimmer, das Arbeitszimmer des Oberbürgermeisters und das städtische Archiv.
Berühmt ist der Artus- oder Junkerhof am Langen Markt, 1480/81 an Stelle eines ältern durch Brand zerstörten Gebäudes aufgeführt, vormals Versammlungshaus der reichen Danziger «Stadtjunker», seit dem 18. Jahrh. Börse, mit zahlreichen Kunstwerken im Innern. Vor dem Artushof der stattliche Neptunsbrunnen, 1633 in Holland gegossen. Dem Grünen Thor gegenüber liegt auf der Speicherinsel das große Gebäude der Sparkasse, vor dem Hohen Thor im Neugarten das neue Landeshaus der Provinz Westpreußen, beide im Renaissancestil von Ende und Böckmann;
am Winterplatz das Oberpostdirektionsgebäude und das Städtische Gymnasium;
an dem Kohlen-Markt das alte Zeughaus, ein Barockbau von 1605;
zwischen der Sandgrube und dem Schwarzen Meer das neue chirurg. Lazarett, 1886/87 von Schmieden erbaut, mit zwei schlanken Türmen;
der uralte histor. Ankerschmiedeturm, seit 1864 zum Polizeigefängnis eingerichtet, und das großartige Mühlenwerk (1349) an der Radaune mit 18 Gängen.
Verwaltung. Die Stadt wird verwaltet durch einen Oberbürgermeister (Dr. Baumbach, seit 1891, 15000 M.), Bürgermeister (Hagemann, seit 1878, 8500 M.), 17 Stadträte (7 besoldet), 60 Stadtverordnete (Vorsteher Steffens) und eine königl. Polizeidirektion (Präsident Freiherr von Reiswitz). Die ständige Feuerwehr (seit 1859), mit der Wachtmannschaft und Straßenreinigung [* 20] verbunden, zählt 265 Köpfe, darunter 74 für Straßenreinigung, und hat 14 Feuermelder, [* 21] 3 Dampfspritzen (darunter 2 der kaiserl. Werft gehörig) und 46 Pferde. [* 22]
Die beiden Wasserleitungen (Stadt- oder Prangenauer Leitung, seit 1869, und Vorstadt- oder Pelonker Leitung, seit 1878) lieferten (1891/92) 3,955 Mill. und 72000 cbm aus 22 bez. 7 km entfernten Quellen durch natürliches Gefälle in 57 bez. 21 km langem Rohrnetz. Die Kanäle (45 km) entleeren ihren Inhalt in die Pumpstation auf der Kämpe (Mottlauinsel), und von da wird derselbe nach den etwa 8 km entfernten Rieselfeldern (1,5 qkm) an der Ostsee, den ersten des Festlandes, gepumpt. Die städtische Gasanstalt lieferte (1891/92) 3,171 Mill. cbm Gas, darunter für öffentliche Beleuchtung [* 23] 639945 cbm (1162 Flammen), für Privatgebrauch 2452160 cbm (22778 Flammen, 41 Gasmotoren mit 210 Pferdestärken). Elektrische [* 24] Beleuchtung besteht im Hafen, in der Zuckerraffinerie sowie in einigen Geschäften.
Finanzen. Das Rechnungsjahr 1891/92 schließt ab in Einnahme mit 4622812 M., Ausgabe 4181901 M.; das Vermögen beträgt 10-15 Mill. M., die Schulden 7,173 Mill. M. Für Schulen wurden aufgewendet 729605 M., für Armenwesen 501745 M., außer den Unterstützungsgeldern aus Stiftungen. ¶
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Behörden. Danzig ist Sitz des Oberpräsidiums der Provinz Westpreußen, der Provinzialsteuerdirektion, Provinziallandschaft, des Provinzialrates, Provinzialschulkollegiums, königl. Medizinalkollegiums, königl. Konsistoriums der Provinz Westpreußen, der königl. Bezirksregierung, königl. Ausführungskommission für die Regulierung der Weichselmündung, der Landratsämter für die Kreise Danziger Höhe und Danziger Niederung, je zweier Land- und Wasserbauinspektionen und Katasterämter, einer Kreis- und Hafenbaukasse, eines Seemannsamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Marienwerder) [* 26] mit 9 Amtsgerichten (Berent, Danzig, Dirschau, [* 27] Karthaus, Neustadt, [* 28] Preuß. Stargard, [* 29] Putzig, Schöneck, Zoppot) und Kammer für Handelssachen, eines Amtsgerichts, einer Oberpostdirektion für die Regierungsbezirke Danzig und Marienwerder (mit Ausschluß der Kreise Deutsch-Krone, Flatow, Konitz, [* 30] Schlochau und Tuchel), mit 338 Verkehrsanstalten und 2720,43 km oberirdischen Telegraphenlinien (7546,22 km Leitungen), einschließlich 735,81 km Stadtfernsprechanlagen, einer Reichsbankhauptstelle, eines königl. Eisenbahnbetriebsamtes (409 km Bahnlinien) der Eisenbahndirektion Bromberg; [* 31] ferner einer kaiserl. Werftdirektion, königl. Kommandantur, des Generalkommandos des 17. Armeekorps, der Kommandos der 36. Division, 71. Infanterie-, 36. Kavallerie-, 17. Feldartillerie- sowie einer Gendarmeriebrigade, eines Artilleriedepots, einer Artilleriewerkstatt, königl. Gewehrfabrik, eines königl. Proviantamtes und Garnisonlazaretts.
Unterrichts- und Bildungswesen. Königl. pädagogisches Seminar zur Ausbildung von Lehrern für Höhere-Lehranstalten, besonders der Provinz Westpreußen; königl. Gymnasium, 1876 eröffnet (Direktor Dr. Kretschmann, 23 Lehrer, 16 Klassen mit 430 Schülern, 3 Vorklassen mit 107 Schülern), städtisches Gymnasium, 1558 gestiftet (Direktor Dr. Kahle, 28 Lehrer, 16 Klassen, 512 Schüler), städtisches Realgymnasium zu St. Johann, bestand schon 1552 als lat. Schule (Direktor Dr. Panten, 24 Lehrer, 14 Klassen mit 375 Schülern, Vorklasse mit 15 Schülern), eine städtische Realschule zu St. Petri, 1547 als lat. Schule gestiftet, ist seit 1888 in eine lateinlose höhere Bürgerschule verwandelt (Direktor Dr. Völkel, 23 Lehrer, 6 Klassen mit 118 Schülern, 6 Bürgerschulklassen mit 273 Schülern, und 32 Schüler der Vorschule);
eine Handelsakademie (Kabrunsche Stiftung, 1832), Navigationsschule, höhere Mädchenschule (Viktoriaschule) mit Lehrerinnenseminar, 2 Knabenmittel-, 22 Elementarschulen, Taubstummenanstalt;
von Conradisches Provinzialschul- und Erziehungsinstitut, Privatprorealgymnasium, Privat-Lehrerinnenseminar und 5 private höhere Mädchenschulen;
kath. Schule der königl. Kapelle, Religionsschule der Synagogengemeinde;
endlich je eine allgemeine Vereins-, gewerbliche und Lehrlingsfortbildungsschule, Schulen des Gewerbe-Innungsvereins, des Gärtnereivereins, der Maler- und der Bauinnung, Lehrlingshandelsschule, Gewerbe- und Handelsschule für Frauen und Mädchen und eine Musikschule mit Seminar.
Für anderweite Ausbildung sorgen die Stadtbibliothek (16. Jahrh.), durch die des alten Franziskanerklosters vermehrt (70000 Bände), die Bibliotheken des Allgemeinen Bildungsvereins, städtischen Gymnasiums mit Münzkabinett, der Naturforschenden Gesellschaft und zahlreiche andere; das Stadtmuseum nebst Bildergalerie, das westpreuß. Provinzialmuseum und die Ausstellung des Kunstvereins; die Sternwarten [* 32] der Naturforschenden Gesellschaft, der Navigationsschule und des Realgymnasiums St. Petri.
Ferner bestehen das Stadttheater (800 Plätze) und das Wilhelmtheater (Operetten).
Vereinswesen und Kassen. Von den gelehrten Gesellschaften und zahlreichen Vereinen sind außer oben erwähnten zu nennen die Vereine für neuere Sprachen, für Verbreitung guter Schriften und der westpreuß. Landwirte, die Friedens- und die Litterarische Gesellschaft, der Westpreußische Geschichts-, der Anthropologische, Ornithologische, Ärztliche, Ingenieur-, Gartenbau-, Fischerei-, Gewerbe-, Bildungsverein und der Gewerbliche Centralverein der Provinz Westpreußen, im ganzen 250 Vereine und Gesellschaften; ferner 30 Berufsgenossenschaften, 12 Innungen, 18 Kranken-, Sterbe- und Unterstützungskassen, 22 Betriebskrankenkassen und 26 Centralkranken- und Begräbniskassen. Es bestehen die Freimaurerlogen «Eugenia zum gekrönten Löwen» [* 33] (Royal York),
«Einigkeit» (zu den drei Weltkugeln) und «Zum roten Kreuz» [* 34] (Große Landesloge).
Im J. 1894 erschienen 11 polit. Zeitungen und Anzeigeblätter, darunter die freisinnige «Danziger Zeitung», mehrere Amtsblätter sowie 5 Fachzeitschriften.
Wohlthätigkeitsanstalten. Das städtische Leihamt hatte 1891 an Einnahmen 28740 M., an Ausgaben 25900 M. Es bestehen das chirurg. Stadtlazarett, Lazarett am Olivaer Thor, städtisches Arbeits-und Siechenhaus, Asyl für alte arbeitsunfähige Personen (Reinickestift), Diakonissen-, St. Marienkrankenhaus, Garnisonlazarett, Provinzial-Hebammeninstitut, 7 Hospitäler, Kinder- und Waisenhaus, Spend- und Waisenhaus, 6 Kinderbewahranstalten und zahlreiche milde Stiftungen, aus deren Vermögen (8 Mill. M.) jährlich etwa 400000 M. an Unterstützungen verteilt werden, endlich sind noch die zahlreichen Badeanstalten zu erwähnen.
Industrie und Gewerbe. Unter den Fabrikanlagen nehmen die bedeutenden staatlichen Fabriken, die Gewehr- und Munitionsfabrik sowie die Artilleriewerkstatt, die erste Stelle ein. Außer der großartigen kaiserlichen, für den Bau von Kriegsfahrzeugen bestimmten Werft giebt es noch Privatwerften, wie J. Klawitter, verbunden mit Eisengießerei, [* 35] Maschinenfabrik und Kesselschmiede, Johannsen und die zur Zeit im Bau begriffene von Schichau-Elbing (für die größten Schiffe). [* 36]
Ferner bestehen eine große, 1889 erbaute Zuckerraffinerie in Neufahrwasser, eine Ölmühle (Produktion 1891: 8000 t Rüböl, 13850 Ölkuchen), eine große Dampfmahl- und 5 Wassermühlen (1889: 43500 t Getreide [* 37] vermahlen, 42470 t Mehl [* 38] gewonnen), 6 Eisengießereien und Maschinenfabriken, 3 chem. Laboratorien, 1 Glashütte, sowie Fabrikation von Sprit (7 Fabriken), Essig (6), Chemikalien (7, darunter «Danziger Cellulosefabrik»),
Mineralwasser (7), Papier und Pappen (9), Fruchtsaft (4), Liqueur (12, Danziger Goldwasser, s.d.), Seife (4), Mostrich (2), Tabak [* 39] und Cigarren (6), Kunststeinen (5), Drahtwaren, Stahldraht, Hanf- und Tauwerk (6), Lampen [* 40] (3), Eisschränken (2), Feuerspritzen, [* 41] Bernstein- und Bronzewaren und 14 Brauereien, darunter 3 Jopenbierbrauereien.
Danzig ist Sitz der Westpreußischen Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft, der 2. Sektion der Berufsgenossenschaft der Gas- und Wasserwerke sowie ¶