Draco
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Draco
[* 2] (lat. Draco), fabelhaftes Tier von ungeheurer Größe, geringelt, mit furchtbarem Blick, oft mehrköpfig, mit vergiftendem Hauch etc., spielte in griechischen wie in nordischen und asiatischen Sagen eine Rolle, vornehmlich als Schatzhüter. Nach griechisch-römischem Sprachgebrauch ist Drache gleichbedeutend mit Schlange [* 4] und als solche das heilige Tier des Asklepios, [* 5] der Athene [* 6] und verschiedener Erdgottheiten, wie z. B. der Wagen der Demeter, [* 7] auf dem sie, ihre Tochter suchend, die Welt durchstreift, und derjenige, auf welchem Triptolemos das Saatkorn zu den Menschen bringt, von Drachen, d. h. Schlangen, [* 8] gezogen wird. In diesem Fall wird der Drache häufig beflügelt dargestellt (auch das Drachengespann der Medea).
Ein Drache bewacht die goldenen Äpfel der Hesperiden, wird von Herakles [* 9] getötet und durch Hera [* 10] als Sternbild an den nördlichen Himmel [* 11] versetzt. In Kolchis behütet ein Drache das Goldene Vlies und wird von Iason überwunden. Dann bezeichnet der Drache für sich furchtbare Erdkräfte, so der Drache Pytho in Delphi, den Apollon [* 12] (daher Pythios genannt und Delphi Pytho) mit seinen Pfeilen erlegt. Die Giganten als Söhne der Erde (Gäa) haben Schlangenbeine, ebenso Typhon, die Personifikation des vulkanischen Erdfeuers.
Aus ähnlicher Anschauung wird der Drache bei Konfucius Symbol der Erdbeben [* 13] und Gewitter. Die Perser haben dem Drachen einen besondern Kultus gewidmet; nach ihrem Glauben schuf Ahriman den Drachen Dahaka, einen furchtbaren Dämon, der die Welt verwüsten sollte. Dieser wuchs zum Lindwurm heran, von dessen Bekämpfung bereits im Zendavest die Rede ist. Nach Duncker finden sich Drachensagen als gemeinsames Erbgut überhaupt bei allen indogermanischen Völkern. In der nordischen Mythologie umspannt der Drache als Midgardsschlange das ganze Erdenrund, die Ewigkeit bezeichnend.
Auch in den Sagen des Mittelalters spielt der Drache eine große Rolle. In Asien [* 14] Symbol des Despotismus, ward er bei uns heimlicher Hüter und Bringer des Reichtums, fuhr in feuriger Gestalt durch den Schornstein und legte sein zweifelhaftes Geschenk auf den Herd. Amt der Helden war es, Riesen und Drachen aus der Welt auszutilgen; Thor selbst bekämpft die Midgardsschlange, und Siegfried, Siegmund, Beowulf u. a. sind tapfere Drachenüberwinder. Der Besieger erhält außer dem Goldschatz noch andre Vorteile: der Genuß des Drachenherzens bringt Kunde der Tiersprache zuwege, und das Bestreichen mit Drachenblut härtet die Haut. [* 15]
Vgl. Lindwurm. - Als militärisches Zeichen kommt der Drache bei fast allen Nationen des Altertums und Mittelalters vor.
Nachdem das Bild des Drachen schon bei den alten Griechen als Schmuck auf Helm und Schild [* 16] gedient, ward es auch Feldzeichen und Wappenbild. In China [* 17] ist der Drache das Staats- und kaiserliche Wappen. [* 18] In Japan, wo er mit Füßen, Händen und zwei Hörnern dargestellt wird, dient er als Fahnenknopf. In der biblischen und kirchlichen Symbolik ist er Bild des Teufels, des Heidentums und der Abgötterei, des Antichrists, und dient als Attribut der Heiligen (Michael, Georg, Margareta u. a.). In der Heraldik ist der Drache im Schild, auf dem Helm und als Schildhalter gebräuchlich und wird mit Fledermausflügeln dargestellt. Schnauze und Füße sind bewaffnet etc. Hat er keine Flügel, so ist es ein Lindwurm, mit Flügeln, ohne Füße eine geflügelte Drachenschlange. Er ist »bezwungen«, wenn er Kopf und Flügel hängen läßt, ein Seedrache, wenn er einen Fischschwanz hat.
[* 2] (Flattereidechse, Draco L.), Reptiliengattung aus der Ordnung der Eidechsen [* 19] und der Familie der Agamen (Agamidae), kleine, eidechsenähnliche Tiere mit dürrem Leib, dickem, hohem, kurz- und stumpfschnauzigem Kopf, mittellangem Hals, sehr langem Schwanz, verhältnismäßig langen, schlanken, fünfzehigen Füßen, einer Kehlwamme und einem nicht mit den Beinen in Verbindung stehenden, halbkreisförmigen Fallschirm, welcher durch die ersten falschen Rippen getragen wird, finden sich in Ostindien [* 20] und auf den Sundainseln, leben auf Bäumen, nähren sich von Insekten [* 21] und können sich vermöge ihres Fallschirms auf Entfernungen von 6-9 m fortschwingen. Der gemeine Flugdrache (Draco Volans L., s. Tafel »Eidechsen«),
20 cm lang, prachtvoll, aber sehr wechselnd grün, braun, gelb, rosenrot mit dunklern Flecken und Bändern gefärbt, bewohnt die Sundainseln, Pinang und Singapur, [* 22] hält sich in den Kronen [* 23] der Bäume auf und bewegt sich sprungweise. Die Weibchen sollen 3-4 Eier [* 24] in Baumlöcher legen.
[* 2] Sternbild am nördlichen Himmel von 130 bis 300° Rektaszension und 50-80° nördlicher Deklination, zwischen Cepheus, Herkules und Lyra. [* 25]
Der Schwanz zieht sich zwischen dem Großen und Kleinen Bären in Windungen hindurch;
der Bauch [* 26] geht in mehreren Krümmungen rund um den Pol der Ekliptik. Er hat einen Stern zweiter Größe (am Kopf), 11 Sterne dritter Größe, im ganzen 220 einem scharfen Auge [* 27] sichtbare Sterne.
[* 2] wahrscheinlich von den Chinesen erfundenes Spielzeug, welches durch Aufsteigen in der Luft die Kinder ergötzt, aber auch wissenschaftlich verwertet wurde. Die Grundform des Drachen ist ein spitzes, gleichschenkeliges Dreieck, [* 28] an dessen Basis sich ein Halbkreis oder ein stumpfwinkeliges Dreieck anschließt; im ¶
letztern Fall also ist die [* 29] Figur ein sogen. Deltoid. [* 30] Zur Anfertigung des Drachen werden zwei Holzstäbe zu einem lateinischen Kreuz [* 31] verbunden, worauf man über alle vier Enden eine Schnur spannt und das Rahmenwerk mit Papier oder Leinwand überzieht. In den Schwerpunkten der beiden Dreiecke wird eine kurze Schnur befestigt und diese mit einem langen, aufgespulten Bindfaden verbunden. Wird der Drache bei mäßigem Wind in die Höhe geworfen und dabei dem Wind entgegengezogen, so erhebt er sich durch den Druck des Windes und steigt, indem der Faden allmählich nachgelassen wird, leicht zu einer Höhe von mehreren Hundert Fuß.
Der Grund des Steigens liegt darin, daß das lange, schwanzartige Ende, welches vom Wind fast horizontal fortgetrieben wird, den Hinterteil des Drachenkörpers etwas hebt und diesem eine schiefe Richtung gegen den Strom des Windes gibt, der angezogene Faden aber den Drachen nicht dem Wind weichen läßt, sondern ihn vielmehr gegen denselben treibt; so liegt der Drache immer mit der ganzen Fläche seines Körpers gegen den Wind und muß, da der Faden ihn gegen denselben in einer und derselben Richtung zieht; notwendig steigen.
Zur Vermeidung großer Schwankungen bekommt der am untern spitzen Ende einen sogen. Schweif, der etwa sechsmal länger als der Drachenkörper ist und aus einer Schnur mit eingeknüpften Papierstücken besteht. Im J. 1752 benutzte Franklin und nach ihm Cavallo, de Romas u. a. den mit einer Metallspitze versehenen Drachen, um an der leitend gemachten Schnur die Elektrizität [* 32] der Wolken zur Erde zu leiten (elektrischer Drache), wodurch große Funken gewonnen wurden, welche den Beweis erbrachten, daß der Blitz ein elektrischer Funke ist (s. Gewitter). Musschenbroek hat die Theorie der Bewegung und des Steigens des Drachen genau erörtert.