Die
Industrie ist bedeutend und im Fortschreiten begriffen. Hervorzuheben sind eine Schiffswerfte, welche 1884 elf
Dampfer
und sechs
Torpedoboote baute,
Fabriken für Eisenindustrie, ein Eisenwalzwerk,
Eisengießereien, Eisenhämmer, ein Messingwalzwerk,
eine Blechwaren-, mehrere Maschinenfabriken und eine
Ölmühle. Bedeutend sind auch die Zigarrenfabrikation und die Leinenindustrie
sowie der
Export von
Neunaugen. Unter den
Märkten ist der Fettviehmarkt hervorzuheben.
Die
Binnenschiffahrt hat durch die
Eröffnung (1860) des Elbing-Oberländischen
Kanals (s. d.) sehr gewonnen, der Seeverkehr
durch den 1877-84 ausgeführten
Bau eines
Molo im
Haff von 3200 m
Länge und 5 m
Breite.
[* 6] Der
Handel erstreckt sich vornehmlich
auf Landesprodukte, wird aber durch dieNähe von
Königsberg
[* 7] und
Danzig sehr beeinträchtigt. 1884 wurden
zur
See 93,890 metr. Ztr., auf dem
Fluß 61,360 metr. Ztr. befördert; der
Absatz in
Holz
[* 8] betrug 30,393
cbm. Elbing steht mit
Königsberg
und
Danzig in Dampferverbindung. An höhern Unterrichtsanstalten besitzt Elbing ein
Gymnasium, ein
Realgymnasium, ein Lehrerinnenseminar,
ferner 13 Gemeindeschulen, eine Taubstummenschule; die Stadtbibliothek enthält über 25,000
Bände. Es
ist Sitz eines
Landgerichts (für die acht
Amtsgerichte zu
Christburg, E.,
Elbing entstand aus Ansiedelungen, namentlich von Lübecker und BremerKolonisten, um die 1237 von den DeutschenRittern daselbst angelegte Burg. Die Stadt erlangte 1246 lübisches Recht, wurde frühzeitig in die deutsche Hansa aufgenommen
und hob sich durch den Handel in kurzer Zeit zu hohem Wohlstand, sank aber wieder, als sie sich 1454 vom DeutschenOrden
[* 12] losriß
und unter polnischen Schutz stellte. König Kasimir von Polen machte Elbing 1454 zum Sitz einer Woiwodschaft.
Bereits 1523 entschied sich der Rat der Stadt für die Reformation, doch ward erst 1558 die freie Religionsübung den Protestanten
gestattet.
Als jedoch die auf 300,000 Thlr. herabgesetzte Pfandsumme von Polen nicht bezahlt ward, setzte sich Friedrich 1703 in den Besitz
des Elbinger Stadtgebiets. Um dieselbe Zeit wurde die von aller Verteidigung entblößte Stadt von Karl XII.
von Schweden überfallen, eingenommen und mit einer Brandschatzung von 260,000 Thlr. belegt. 1710 wurde Elbing von den Russen erobert
und kam demnächst wieder an Polen. Ganz herabgekommen, erholte sich die Stadt erst wieder, als sie 1772 bei der ersten TeilungPolens an Preußen
[* 15] kam, zumal da Danzig noch bis 1793 bei Polen verblieb.
Vgl. Fuchs,
[* 16] Geschichte der Stadt
Elbing (Elbing 1818-52, 6 Tle.);
Rhode, Der Elbinger Kreis
[* 17] in topographischer, historischer und statistischer Hinsicht (Danz. 1871).
[* 1] Fluß im preuß. Reg.-Bez. Danzig, bildet den 18 km langen schiffbaren Abfluß des Drausensees (s. d.),
ist nach Westen hin bei Zeier mit der Nogat, dem östl. Arme der Weichsel, durch den 6 km langen Kraffohlkanal verbunden und
mündet unterhalb Elbing in das Frische Haff. Er trägt bis zur Stadt Elbing kleine Seeschiffe.
1) Landkreis, ohne Stadt Elbing, im preuß. Reg.-Bez.
Danzig, hat 607,79 qkm, (1890) 37610 (18528 männl., 19082 weibl.) Elbing, 1 Stadt, 90 Landgemeinden
und 49 Gutsbezirke. - 2) Elbing, poln. Elblong, Kreisstadt im Landkreis Elbing und
Stadtkreis (12,39 qkm), an der schiffbaren Elbing (s. d.), 8 km von
seiner Mündung, und an den Linien Kreuz-Königsberg und Elbing-Osterode (76 km) der Preuß. Staatsbahnen,
[* 18] ist freundlich und
sauber gebaut mit zahlreichen Giebelhäusern (15. bis 18. Jahrh.), Sitz des Landratsamtes
für den Landkreis Elbing, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Marienwerder)
[* 19] mit acht Amtsgerichten (Christburg, Deutsch-Eylau,
Elbing, Marienburg, Riesenburg, Rosenberg, Stuhm, Tiegenhof) und Kammer für Handelssachen, Amtsgerichts (zugleich
Schiffsregisterbehörde für den Küstenbezirk des Frischen Haffs von Tolkemit bis zur Nogatmündung), Hauptsteueramtes sowie
einer Reichsbankstelle und hat (1890) 41576 (18990 männl., 22586 weibl.) Elbing, darunter 32104 Evangelische, 8115 Katholiken, 873 andere
Christen und 484 Israeliten, Post erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph;
[* 20] fünf evang. Kirchen, darunter
die aus einem ältern Bau in spätgot.
Formen (15. bis 16. Jahrh.) umgebaute Marienkirche mit schönen Schnitzaltären, eine kath.
und zwei mennonitische Kirchen, eine Baptistenkapelle und eine Synagoge; ein königl. Gymnasium, 1536 gestiftet, bis 1847 städtisch
(Direktor Dr. Toppen, 16 Lehrer, 9 Klassen mit 222 Schülern, 2 Vorklassen mit 47 Schülern), mit der Stadtbibliothek
(28000 Bände), ein Realgymnasium, 1841 als höhere Bürgerschule eröffnet (Direktor Dr. Nagel, 17 Lehrer, 9 Klassen mit 292 Schülern, 2 Vorklassen
mit 60 Schülern), höhere Mädchenschule mit Lehrerinnenseminar, zwei Mittel- und neun Elementarschulen, eine Taubstummenschule,
ein Waisenhaus und gut eingerichtete Armen- und Krankenanstalten (städtisches Krankenstift, Diakonissen-Krankenhaus).
Die sehr bedeutende Pott-CowlescheStiftung, aus der viele Wohlthätigkeitsanstalten unterstützt werden, verdankt ihre Begründung
dem
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