Erdwachs
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Ozokerit (nebst den Varietäten Retinit, Hatchetin etc.) heißen fossile Wachs- und harzartige Massen, die in einzelnen Klumpen in Torf- oder Braunkohlenlagern, an gewissen Örtlichkeiten auch tiefer in der Erde auf Klüften in der Nähe von Steinkohlenlagern und in Petroleum führenden Erd- und Gesteinschichten gefunden werden. Diese Massen sind feste Kohlenwasserstoffe, die da, wo sie auftreten, in jüngster Zeit als Material zur Gewinnung von Paraffin und Leuchtölen wichtig geworden sind.
Die Masse kommt in größerer Menge hauptsächlich vor in Galizien in den Petroleumdistrikten am Nordabhange der Karpathen, in der Moldau bei Slanik etc., bei Baku am Kaspischen Meere. In erster Gegend bildet der Stoff neben dem Petroleum einen ziemlich bedeutenden Ertragsartikel; es werden nur in der Gegend von Boryslaw 3-4000 Zentner wöchentlich gewonnen. Dieses E. kommt dort entweder in Klumpen oft bis zu mehreren Zentnern im Gewicht, oder auch in ganzen zwischen den Petroleum führenden Thonschiefer gelagerten Schichten vor. An den Innenwänden der Ölschächte wird das Wachs durch den Druck des Gebirges aus den Gesteinspalten herausgequetscht und quillt oft monatelang an ein und derselben Stelle bandartig hervor. Es ist etwas weicher als Bienenwachs, orangegelb, bis gelblichgrün, und wird durch reinigendes Umschmelzen grün bis schwarzgrün.
Man versendet es in Blöcken, wie es sich durch Gießen in Kübeln oder Kästen formt. Durch die Destillation erhält man aus demselben etwa 70 Prozent Öl, einige Prozent ammoniakhaltiges Wasser, 12-15 Prozent kohksartige Rückstände und 8-15 Prozent entweichendes Gas. Die Öle lassen in der Kälte eine Art Paraffin, Ceresin genannt, auskristallisieren und die weitere Behandlung der festen und flüssigen Stoffe kommt mit der bei der Braunkohlenverarbeitung üblichen ziemlich überein, wird aber erleichtert dadurch, daß man es hier nicht mit Karbolsäure, Cresylsäure etc. zu thun hat. Man erhält durchschnittlich 24 Prozent Paraffin und 40 Prozent Leuchtöle, die auf rationelle Weise gereinigt ein schönes blaßgelbes Petroleum geben. - Rohes E. ist zollfrei, raffiniertes gem. Tarif im Anh. Nr. 26 c 2.