Die Strohhutfabrikation beschäftigte 1881 nur noch 930 Mädchen und
Frauen. Hauptstadt der
Grafschaft ist
Chelmsford, die größte
Stadt aber
West Ham.-
Einst war Essex (Eastseax, Estrasaxonia oder Ostsachsen) ein angelsächsisches
Königreich, das, von Äscwin (Erkewin), dem Sohn
Offas, um 527 gegründet sein soll und Lundenwyk
(London) zur Hauptstadt hatte.
Später ward es von
Kent,
darauf von
Mercien unterworfen, behielt aber Unterkönige; aus deren
Hause stammt Offa, welcher 709 resignierte und alsMönch
in
Rom
[* 10] starb. Im Anfang des 9. Jahrh. fiel Essex an König
Egbert von
Wessex.
engl. Adelstitel, der vom 12. bis 16. Jahrh.
nacheinander von den
FamilienMandeville, Fitzpiers, Bohun und Bourchier geführt ward.
Heinrich VIII. verlieh ihn 1539 seinem
GünstlingThomasCromwell (s. d.) und nach dessen
Tode dem
Bruder seiner sechsten Gemahlin,
WilliamParr, von
dem er 1572 auf die
Familie Devereux überging. Der letztern gehören an:
¶
Nach LeicestersTod (1588) ward er der Königin erklärter Günstling. In demselben Jahr mit einem Kommando
gegen die unüberwindliche spanische Flotte betraut, nahm er gegen den Willen der Königin 1589 an dem Kriegszug teil, durch
welchen Norris und FranzDrake den DomAntonio wieder auf den portugiesischen Thron
[* 15] setzen wollten. Trotzdem behauptete er ElisabethsGunst und wurde von ihr mit immer neuen Ehren überhäuft. Im J. 1591 erhielt er den Oberbefehl über das
Truppenkorps, das die Königin zur Unterstützung Heinrichs IV. nach Frankreich sandte, ward 1593 Staatsrat, unternahm 1596 mit
dem AdmiralHoward den kühnen Handstreich auf Cadiz,
[* 16] wodurch England in Besitz reicher Beute gelangte, ohne daß jedoch der Platz
behauptet werden konnte, und ward 1598 Großmeister der Artillerie.
ElisabethsVerhältnis zu Essex wechselte zwischen Gnade, Eifersucht und Leidenschaft, während Essex selbst keine eigentliche Neigung
für die alternde Königin empfand. Sein Unabhängigkeitssinn trieb ihn, sich von der Herrschaft einer Frau zu emanzipieren:
sie soll ihm einmal in der Aufwallung über seine unehrerbietige Haltung einen Backenstreich gegeben, er
ans Schwert gegriffen haben;
auch in seinen Briefen wechselt der Ausdruck der Unterwürfigkeit mit Äußerungen des Widerstrebens. 1599 wurde
Essex, eigentlich gegen seinen Wunsch, zum Statthalter von Irland ernannt, um einen dort ausgebrochenen Aufstand niederzuschlagen.
Um bald wieder an den Hof zurückzukommen, schloß er mit den Aufständischen einen diesen sehr günstigen
Vertrag, den Elisabeth mißbilligte, eilte gegen ihren ausdrücklichen Befehl nach London zurück und drang ungestüm bis in
das Kabinett der Königin, um sich gegen die Anschuldigungen seiner Gegner zu verteidigen.
Die erzürnte Königin entsetzte ihn
darauf seiner Würden und befahl, ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Anfangs in der Haft mild gehalten, suchte
er sich durch geheime Verbindungen mit Schottland und durch einen Aufstand der Londoner zu befreien, mußte sich aber auf Gnade
und Ungnade ergeben, worauf ihm der StaatsanwaltBacon, dem er viel Gunst erwiesen, wegen Hochverrats den Prozeß machte. Elisabeth
zögerte lange, das über Essex ausgesprochene Todesurteil zu bestätigen, indem sie hoffte, er
werde um Gnade flehen.
Als dies nicht geschah, ward er enthauptet, bis zum Tod mutig und stolz. Die Erzählung von dem Ring, den ihm Elisabeth
früher geschenkt haben soll mit der Weisung, ihr denselben, wenn sie ihm einst zürnen sollte, zu senden,
und den die mit der Übergabe an Elisabeth von Essex beauftragte Gräfin Nottingham
[* 17] nicht abgegeben habe,
ist ohne Zweifel unhistorisch.
Essex' tragisches Ende ward vielfach als Gegenstand dichterischer Darstellung benutzt, so von dem EngländerJ. ^[John] Banks (1682)
und in neuester Zeit von Laube in dem Trauerspiel »GrafEssex«.
3) Robert Devereux, Graf von, Sohn des vorigen, geb. 1592, wurde 1603 von Jakob I. in den Besitz aller Würden und Güter seines
Vaters wieder eingesetzt. Infolge eines ärgerlichen Prozesses mit seiner Gemahlin LadyFrancesHoward zog er sich auf seine Güter
zurück. Im J. 1620 trat er in die Dienste
[* 18] des Kurfürsten von der Pfalz und focht längere Zeit in Holland,
schloß sich, nach England zurückgekehrt, im Parlament der Opposition an und befehligte 1624 ein für die vereinigten niederländischen
Provinzen in England geworbenes Regiment. Von Karl I. zum Vizeadmiral ernannt, unternahm er 1625 eine erfolglose
Expedition gegen die Spanier und einen Feldzug in den Niederlanden. 1640 unterzeichnete er mit elf andern Peers die Petition an den
König um Berufung eines Parlaments und übernahm, als es zwischen diesem und dem König zum Bruch kam, obwohl ohne militärische
Begabung, den Oberbefehl des Parlamentsheers. In denSchlachten
[* 19] bei Edgehill und Newbury
behauptete er die Oberhand, mußte aber im September 1644, nachdem sein Heer kapituliert hatte, fliehen und legte,
erkrankt, den Oberbefehl nieder. Er starb 1646. Da mit ihm die alte Familie der Devereux erlosch, so ging der TitelEssex 1661 auf
das Haus Capel über. Der erste Graf von Essex aus diesem Haus, Arthur, gehörte im Parlament zu den Gegnern der RegierungKarls II.
und wurde 1683 wegen angeblicher Teilnahme an einer Verschwörung in den Tower gebracht, wo man ihn nach wenigen Tagen mit durchschnittener
Kehle fand. Jetziger Graf von Essex ist Arthur Algernon Capel, geb. der im Oberhaus zur Torypartei
gehört.
Vgl. Walter Bourchier Devereux, Lives and letters of the Earls of Essex 1540-1646 (Lond. 1852, 2 Bde.).