Fegfeuer
(Reinigungsfeuer, lat. Ignis purgatorius, Purgatorium), nach der römisch-katholischen Kirchenlehre ein Zwischenort, nach der gewöhnlichen Vorstellung im Innern der Erde, bei Dante auf der jenseitigen Erdhälfte gelegen, wo nach dem Tode die von Erlaßsünden noch nicht ganz gereinigten Gläubigen nachholen müssen, was sie auf Erden an Büßungen und Genugthuungen versäumten, um schließlich in den Himmel [* 2] aufzusteigen. Die Vorstellung selbst ist altparsisch und wurde zuerst von dem alexandrinischen Kirchenlehrer Origenes in den Kreis [* 3] der christlichen Eschatologie (s. d.) hereingezogen.
Aber erst
Augustin hat die
Lehre
[* 4] von einem sinnlich peinigengen ^[richtig: peinigenden] Fegfeuer
vorgetragen und mit
1. Kor. 3, 15. zu
begründen gesucht. Die Beziehung auf das Meßopfer endlich hat
Gregor d. Gr. nachgetragen, welcher überhaupt bereits alle
Grundzüge der kirchlichen
Lehre vertritt.
Wer mit
Todsünden belastet stirbt, geht in die
Hölle, wogegen
erläßliche
Sünden, wie Schwatzhaftigkeit, Lachsucht, schlechte Haushaltung etc., im F. abgebüßt
werden.
Hauptsache aber ist schon bei ihm, daß in dieses Fegfeuer
Einwirkungen der heilsmittlerischen
Kirche aus dem Diesseits durch
Fürbitten,
gute Werke, sonderlich aber durch das Meßopfer, hineinreichen. Die
Kirche kann den im F. Leidenden also
zu
Hilfe kommen, welcher
Gedanke dem Allerseelenfest zu
Grunde liegt. Auf dem
Konzil zu
Florenz
[* 5] 1439 wurde die
Lehre vom Fegfeuer
zu
einem förmlichen Glaubensartikel erhoben. Die hier erlangte Zustimmung der griechischen
Kirche aber war nur eine scheinbare.
Dieselbe hat
die
Vorstellung vom Fegfeuer
abgelehnt, nicht weil sich eine fürbittende Thätigkeit der
Kirche
für die Verstorbenen daran knüpfte, was vielmehr gutgeheißen wird, sondern weil sie reinigende Büßungen und Leistungen
der
Seelen auf das Jenseits überträgt, während der Zeitraum werkthätiger Besserung mit diesem
Leben abschließt. Die
Reformatoren
ihrerseits verwarfen die
Lehre schon um ihres Zusammenhanges mit den
Lehren
[* 6] von der
Messe, dem
Ablaß und
der Verdienstlichkeit guter Werke willen.