Titel
Girard
1) Jean Baptiste, als Franziskanermönch »Père Grégoire« genannt, einflußreicher schweizer. Pädagog, geb. 1765 zu Freiburg [* 2] in der Schweiz, [* 3] studierte zu Luzern [* 4] und Würzburg [* 5] Theologie, die er mit philosophischem Sinn auffaßte, war, nachdem er schon vorher als Pfarrer und Hilfsarbeiter bei der helvetischen Regierung viel für das Schulwesen geleistet hatte, 1804-24 Direktor der Primärschulen seiner Vaterstadt, wurde 1824 als Geistlicher nach Bern, [* 6] später als Professor der Philosophie an das Lyceum zu Luzern berufen und kehrte 1834 in das Kloster seiner Vaterstadt Freiburg zurück.
Die Pestalozzischen Ideen über Erziehung nahmen, seit er (1810) im amtlichen Auftrag der Tagsatzung die Anstalt zu Ifferten ^[richtig: Iferten] mit andern besucht und über sie berichtet hatte, ihn ganz für sich ein. Er starb Seine Hauptschriften sind: »De l'enseignement régulier de la langue maternelle dans les écoles et dans la famille« (Par. 1844, 4. Aufl. 1873, von der französischen Akademie gekrönt; deutsch von Pabst, Biel 1846) und »Cours éducatif de la langue maternelle« (Par. 1840-48, 6 Bde.).
2) Pierre Simon, Ingenieur, geb. zu Caen, wurde 1789 Ingenieur des ponts et chaussées, begleitete die Expedition Bonapartes nach Ägypten [* 7] als Mitglied der wissenschaftlichen Kommission und leitete dann 1802-20 als Ingénieur en chef des ponts et chaussées den Bau des Kanals, welcher das Wasser des Ourcq bis Paris [* 8] führen sollte. 1819 wurde er Direktor der städtischen Gasbeleuchtung in Paris und starb Er schrieb: »Traité analytique de la résistance des solides, etc.« (Par. 1798; deutsch von Krönke, Gießen [* 9] 1803);
»Mémoires sur le canal de l'Ourcq et la distribution des ses eaux, etc.« (Par. 1831-45, 2 Bde.).
3) Philippe Henri de, Mechaniker, geb. zu Lourmarin im Departement Vaucluse, war in verschiedenen Berufskreisen thätig, flüchtete während der französischen Revolution, führte ein äußerst wechselvolles Leben, kehrte unter Napoleon nach Paris zurück, und als der Kaiser 1810 einen Preis von 1 Mill. Frank (der nie gezahlt worden ist) für die Erfindung einer Flachsspinnmaschine aussetzte, bemühte sich auch um die Konstruktion einer solchen und wurde durch seine 1810 in Frankreich patentierte ¶
mehr
und beständig verbesserte Maschine [* 11] der Begründer der jetzigen mechanischen Flachsspinnerei, da die spätern einschlagenden Erfindungen nur Fortschritte auf dem von ihm angebahnten und praktisch verfolgten Weg sind. Er konstruierte auch einen Röhrenkessel, eine rotierende Dampfmaschine, [* 12] eine Dampfkanone etc. 1815 nach Österreich [* 13] berufen, betrieb er bis 1825 eine Spinnerei zu Hirtenberg bei Wien. [* 14] Später leitete er das Bergwesen in Polen und starb in Paris.
4) Jules, franz. Gelehrter, geb. zu Paris, gebildet im Collège Louis le Grand und seit 1844 in der Normalschule, wurde 1847 Professor der Rhetorik in Vendôme, 1848 Mitglied der französischen Schule in Athen, [* 15] 1851 Professor der Rhetorik in Lille, [* 16] 1853 in Montpellier, [* 17] 1854 Professor der griechischen Litteratur an der Normalschule zu Paris, 1873 Mitglied der Akademie der Inschriften und erhielt 1874 den neu geschaffenen Lehrstuhl der griechischen Poesie an der Faculté des lettres. Er schrieb: »Mémoire sur l'île d'Eubée« (1852);
»De Megarensium ingenio« (1854);
die Preisschrift »Essai sur Thucydide« (1860, neue Ausg. 1884);
»Hypéride, sa vie et ses écrits« (1861);
»Un procès de corruption chez les Athéniens« (1862);
»Le [* 18] sentiment religieux en Grèce« (1869, 2. Aufl. 1879; ebenfalls Preisschrift);
»Études sur l'éloquence attique« (1874, 2. Aufl. 1883);
»Études sur la poésie grecque« (1884).