Harzburg
,
Kollektivname für die zusammenhängenden
Orte
Neustadt,
[* 2] Bündheim und Schlewecke im braunschweig.
Kreis
[* 3]
Wolfenbüttel,
[* 4] 246 m ü. M.,
an der Radau, Endstation der
Linie
Wolfenbüttel-Harzburg der Braunschweigischen Staatsbahn, hat ein
Amtsgericht,
eine Oberförsterei, ein
Solbad
(Juliushall), eine Heilanstalt für skrofulöse
Kinder, 2 medizinische Heilanstalten, besonders
für
Frauenkrankheiten, ein herzogliches
Gestüt, jährliche große
Pferderennen des Harzburger
Rennvereins, große
Steinbrüche,
Holzschleifereien und Pappenfabrikation, eine Makkaronifabrik, eine
Fabrik des
Juliushaller
Sauerbrunnens und (1885) 5050 evang.
Einwohner.
Die Solquelle, welche durch eine sogen. Kunst in der Nähe des Bades zu Tage gefördert und in die Bäder geleitet wird, enthält 6-7 Proz. feste Bestandteile, d. h. in einem Eimer Sole etwa 700 g Salz [* 5] oder auf 1000 Gewichtsteile 66,555 Chlornatrium, 0,405 Chlorkalium, 1,100 schwefelsaure Magnesia, 0,840 schwefelsauren Kalk, 0,900 Chlormagnesium und Spuren von Eisenoxyd. Die Temperatur beträgt 11,2-12,5° C. Die Sole wird auch innerlich in Quantitäten von 10-35 g, mit Selterwasser vermischt, verordnet.
Außerdem werden Fichtennadel-,
Kräuter- und alle künstlichen
Mineralbäder bereitet und sind zwei Molkenanstalten vorhanden.
Die Zahl der eigentlichen Kurgäste belief sich 1885 auf 4700. Die reizende
Lage in einem nur nach N.
geöffneten, von hohen
Bergen
[* 6] begrenzten
Thal
[* 7] wie der herrliche Buchenwald haben Harzburg
zugleich zu einem Luftkurort ersten
Ranges
gemacht. Östlich von Harzburg
liegt der 463 m hohe
Große Burgberg mit den geringen Resten der Harzburg
, dabei ein
Hotel und die
dem
Fürsten
Bismarck 1877 zu
Ehren errichtete Canossasäule mit dem Medaillonbild des
Kanzlers und der
Aufschrift:
»Nach
Canossa gehen wir nicht!«
Andre besuchte
Punkte der Umgegend sind: das Molkenhaus, die Muxklippe, der Radaufall etc. -
Der
Sage nach soll in der Urzeit auf dem
Großen Burgberg eine Opferstätte des
Götzen
Krodo gewesen sein, dessen angeblichen
Altar
[* 8] man noch jetzt in
Goslar
[* 9] (s. d.) zeigt. Die
Burg Harzburg
wurde von
Heinrich IV. zwischen 1065 und 1069 erbaut;
doch die
Sachsen
[* 10] zerstörten das herrliche
Schloß, das der Lieblingssitz des
Kaisers war, 1074 von ihrem verschanzten
Lager
[* 11] auf dem
Sachsenberg aus, und
Heinrich entrann nur mit Mühe ihren
Händen. Nachdem er aber die
Sachsen in der
Hohenburger
Schlacht besiegt hatte, ließ er die
Burg sofort neu aufbauen (1076).
Neue Empörungen der
Sachsen vertrieben ihn
abermals von der und die
Burg sank zum zweitenmal in Trümmer.
Ein
Jahrhundert später schenkte sie
Kaiser
Friedrich I.
Heinrich dem
Löwen,
[* 12] und dieser stellte sie (um 1180) wieder her.
In ihr starb wenige Jahrzehnte später sein Sohn,
Kaiser
Otto IV. (1218), der längere Zeit zurückgezogen dort gelebt. In der
Folge sank die Harzburg
zur Raubburg herab, ward 1485 vom
Herzog
Heinrich dem
Wunderlichen von
Braunschweig
[* 13] erobert und 1650 von
Herzog
August geschleift.
Vgl.
Hohnstein, Die Harzburg
nach
Sage und Geschichte (Braunschw. 1878);
Jacobs, Die und ihre Geschichte (Harzb. 1885).