Jantsekiang
(Jangtsekiang, nach Schott und v. Richthofen »Sohn der Provinz Yang«, nach andern »des Weltmeers Sohn«; der Name Blauer Fluß stammt von den Jesuitenkarten des 17. und 18. Jahrh., findet sich aber im Land selber nicht), der größte der beiden Hauptströme Chinas, entspringt westlich von den Quellen des Huangho, am Südabhang des Kuenlün, fließt in östlicher, dann südlicher Richtung, wendet sich unter 102° 20' östl. L. v. Gr. nach N. und kurz hinter dem 28.° nördl. Br. nach NO., später nach O. In Tibet heißt er Murui ussu ¶
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(»gewundenes Gewässer«; Prschewalskij kreuzte ihn 1873 als erster Europäer in 4007 m Höhe),
von Sutschou an Kinschakiang (»Goldsandstrom«),
im mittlern Lauf Takiang (»großer Strom«),
und eigentlich nur vom Pojangsee abwärts wird der Fluß J. genannt. Von N. her sind im Oberlauf der Jalong, im Mittellauf der Ming, im Unterlauf der Han, von S. im Unterlauf der Heng (Siang) die wichtigsten Zuflüsse. Bis zum Austritt aus Setschuan ist die Strömung stark; Boote können nur langsam und mit großer Mühe bis Pingschan, 2875 km oberhalb der Mündung, wo die Schiffbarkeit ein Ende nimmt, gezogen werden. Für Dampfer ist die Frage der Fahrbarkeit bisher erst entschieden bis Itschang in Hupe (1762 km oberhalb der Mündung); oberhalb Itschang stellen auf einer Strecke von 160 km bis Kueitschou Stromschnellen Schiffen europäischer Bauart große Hindernisse entgegen, die aber von einheimischen Booten leicht überwunden werden.
Die ganze Länge des J. wird auf 5300 km, sein Stromsystem auf 1,872,000 qkm (34,000 QM.) geschätzt. Das Gefälle von Itschang bis zum Meer ist 17 cm auf 1 km, die durchschnittliche Wassermenge 44,000 cbm, seine Breite [* 3] oberhalb Nanking 7 km. Im Sommer fügen die angeschwollenen Gewässer durch Überschwemmung den anliegenden ergiebigen Ländereien großen Schaden zu. Die Ausmündung ins Meer erfolgt unterhalb Nanking; bis 600 km aufwärts soll sich Ebbe und Flut bemerkbar machen.
Der Fluß wimmelt von Tausenden von Schiffen, Barken, Booten und Flößen; europäische Dampfschiffahrtsgesellschaften befahren den Fluß regelmäßig bis Itschang, welche Stadt nebst den gleichfalls an seinen Ufern liegenden Handelsplätzen Hankeou, Kiukiang und Tschingkiang dem auswärtigen Handel geöffnet ist. Der berühmte Kaiserkanal, der den J. einst mit dem Huangho verband, ist während der Taipingrebellion in Verfall geraten und seit der Verlegung der Mündung des Huangho nach N. unbrauchbar geworden.
Vgl. Blakiston, Five months on the Yang-Tsze (Lond. 1862).