Kaninchen
(Lambert, Kuhlhase, Stallhase, Karnickel) und Halbhasen (Hasenkaninchen
und Leporiden, frz.
lapin, engl. rabbit, holl. konijn); ein sehr beachtenswertes
Masttier für minder Bemittelte und deshalb Gegenstand eines großartigen Handels in
China und Japan,
ferner zwischen Frankreich, Belgien und England; im Deutschen Reich und in den östlichen und Nordstaaten, außer Polen,
weniger beliebt und in den Mittelmeergebieten nur in geringem Umfang in den Handel gebracht.
Frankreich soll über 100 Mill. Stück Zuchttiere mit einem Jahresertrag von über 160 Mill. Mk.
haben; in England gibt es großartige Kaninchen
gärten bis zu über 300 ha; in Japan sind die K. mit 2.4 Mk.
pro Stück besteuert. Ostende liefert wöchentlich 1½ Mill. Stück nach England; nach Havre und Calais gehen täglich besondere
Züge mit K. für den englischen Markt, welcher trotz bedeutender Zucht im Lande noch ein paar hundert
Mill. Stück aus Frankreich und Belgien bezieht. Das
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Kaninchen
nutzt durch Haare, besonders wertvoll von Seiden- und Silberkaninchen
- 1 kg 20-24 Mk. -
pro Stück 200-250 g als Ertrag; durch die Bälge (s. Kaninchenfelle), den Dünger (für Gärten beliebt) und als Fleisch- oder
Schlachtware, welche bei der starken Vermehrung der Tiere, jährlich 40-80 Junge, bis zu und über 100 kg
von einem Weibchen ergeben kann. - In der Neuzeit hat man das Hauptaugenmerk auf große und vorteilhafte Rassen gerichtet
und bezahlt vorzügliche Zuchttiere bis zu 150 Mk. pro Stück. Dahin gehören : die (afrikanischen)
Widderkaninchen
(Bulldoggk.) aus Algier, mit Gewichten bis zu 8 und selbst 10 kg (Amerika), die besseren
französischen K., meist Kreuzungsprodukte, besonders Normandiner, Gascogner etc. Gehegekaninchen
,
4-6 kg, die chinesischen und die damit gekreuzten engl. K., die wegen ihrer Haare geschätzten Silber-, Seiden- und Angorakaninchen
,
ferner die Bastarde aus Feldhasen und K., die sog. Leporiden, am schwersten wiegend und am besten
im Fleisch. Die gewöhnlichen deutschen K. sind weniger wertvoll (1-2 kg).
Nur die veredelten Kreuzungsprodukte können für den Großhandel in Betracht kommen. Als durchschnittliche Preise für Schlachtware
gelten in Berlin 2-4, in Frankreich 4-6, in Belgien bis 8.4, in England 5-6 Mk.; 1 kg Fleisch gilt 0.8 bis 1.6 Mk., je nach
Rasse, Mastzustand und Marktort. - Die Mast der K. kann mit billigeren Futtermitteln als für anderes
Schlachtvieh bewirkt werden, doch gehört gute Auswahl und öftere Abwechslung dazu.
Die leichten Erkrankungen beeinträchtigen bei nicht sorgsamer Pflege den Ertrag, welcher im Durchschnitt mit 160 Mk.
Reingewinn pro Weibchen angenommen wird. Man braucht viel und gute Einstreu, bis 1 m.
Ztr., und 2-3 Ztr. Futter pro Stück und Jahr. Auf einen Bock rechnet
man bis 8 Zibben. Im Deutschen Reich hatte nach 1870/71 die Zucht einen bedeutenden Aufschwung genommen, ist aber von 1880 ab
wieder zurückgegangen; das Vorurteil gegen das Kaninchen
fleisch ist noch nicht überwunden, andererseits
aber auch die Zucht nicht so einfach und leicht, wie Enthusiasten sie geschildert haben. Es gibt besondre Zuchtvereine, durch
welche Auskunft und Anleitung über die Zucht und den Handel zu erhalten ist. Berühmte Züchtereien sind die von W. Ganzel
jun. in Meißen (Sachsen), J. Steinböck in Wien, A. Rasso und J. L. Petrachino,
Großregensdorf bei Wien (8000 Mütter), und in Klosterneuburg bei Wien. In England sind die berühmtesten. Zuchten in York,
Cambridge, Lincoln, in Frankreich (Verbrauch 70 Millionen Stück, Ausfuhr wöchentlich 1-2 Mill. Stück) besonders im Norden,
Medon und bei Lyon.