(Scholae monasticae, claustrales), Unterrichtsanstalten in Klöstern, in welchen Mönche und Nonnen den
Unterricht erteilten, hatten bei ihrer Entstehung im 5. Jahrh. zunächst nur die Bildung von Klostergeistlichen zum Zweck, wurden
aber später erweitert. Sie lehrten die sieben freien Künste oder das Trivium (Grammatik, Rhetorik und Dialektik)
und das Quadrivium (Musik, Arithmetik, Geometrie und Astronomie). Die Begründung der Klosterschulen im Abendland ist auf Benedikt von Nursia,
den Ordensstifter und Gründer von Monte Cassino (529), und seinen jüngern Zeitgenossen Cassiodorus zurückzuführen.
Wesentlichen Aufschwung nahmen sie innerhalb des fränkischen Reichs unter Karl d. Gr. namentlich durch
Benedikt von Aniane. Seit dieser Zeit teilte man sie in exteriores, die sich auch solchen öffneten, welche Laien bleiben wollten,
namentlich Junkern, und interiores, für künftige Mönche. Sie waren in Deutschland neben den ganz ähnlich eingerichteten
Dom- oder Kathedralschulen der Bischofstädte lange die einzigen gelehrten Bildungsanstalten. Berühmte
Klosterschulen blühten zu Fulda, Korvei, Hirsau, Reichenau, Hersfeld und St.
Gallen. In einigen Ländern, die sich der Reformation anschlossen,
wurden die Einkünfte mehrerer Klöster und Domstifter zur Stiftung von Gelehrtenschulen verwendet, welche noch jetzt die Namen
Klosterschulen, Domschulen, Fürstenschulen (s. d.) führen.
In der katholischen Kirche haben die Jesuitenkollegien die alten Lehranstalten der Benediktiner sowie die
neuern der Barnabiten und Piaristen bedeutend in den Hintergrund gedrängt. In den letzten Jahrhunderten haben mehrere katholische
Nonnenorden zahlreiche Erziehungsanstalten für die Töchter gebildeter Stände gegründet. Dieselben werden in katholischen
Ländern besonders von den höhern Gesellschaftskreisen benutzt und üben einen wesentlichen Einfluß auf
die Gesinnung derselben gegen die Kirche. S. Knabenseminare.
mit den Klöstern verbundene Lehranstalten, waren die ersten Pflegerinnen wissenschaftlicher Bildung
im Mittelalter. Die Legende nennt den heil. Benedikt von Nursia als Stifter dieser Schulen. Die Keime eines Unterrichts finden
sich allerdings in der Regula Benedicti; aber weniger in
Italien, sondern vielmehr auf den brit. Inseln
haben die Benediktiner den Unterricht gepflegt und ihn von da als Missionare nach Gallien, Spanien und, besonders durch Bonifatius,
nach Deutschland verpflanzt.
Vom 12. Jahrh. an treten die Bettelorden der Dominikaner und Franziskaner hinzu, die sich auch außerhalb der Klöster als
Lehrer verwenden lassen; dann die Prämonstratenser, zuletzt die von Gerhard Groote gestifteten «Brüder
vom gemeinsamen Leben» und in den germanisierten Slawenländern die Cistercienser. – Man schied die innere Schule, welche
die für den Mönchsstand bestimmten Knaben (pueri oblati) frühzeitig aufnahm, und die äußere Schule für Laien.
Der Unterricht umfaßte die sieben Freien Künste (s. d.). Dazu kam als theol. Lehrkursus
das Bibelstudium und die Erlernung kirchlicher Ordnungen und Regeln. Besonders berühmte Klosterschulen des Mittelalters
waren unter andern Reichenau und St. Gallen in Schwaben, Corvei in Sachsen, Benediktbeuern und St. Emmeran zu Regensburg in Bayern
und Fulda in Hessen, wo Hrabanus Maurus in der ersten Hälfte des 9. Jahrh.
als der angesehenste Gelehrte seiner Zeit und Verfasser maßgebender schulwissenschaftlicher Werke lebte;
in Österreich:
Kremsmünster, Melk, St. Lamprecht, Admont, das Schottenstift in Wien u. a.;
in England: York, Hyde Abbey und Athelney;
in Frankreich:
Paris, Tours und Bec.
Aber schon mit dem 11. Jahrh. beginnt der Verfall der Klosterschulen. Rasch entwickelten sich Stadtschulen
und die Universitäten, die in ihren Bursen auch schon Knaben aufnahmen und so förmliche seminaria boten. Mit der Einführung
der Reformation wurden bei der Einziehung der geistlichen Güter in einzelnen deutschen Ländern (wie in Sachsen und Württemberg)
manche Klöster in Schulen verwandelt (s. Fürstenschulen). So entstanden in
Sachsen: Schulpforta, Meißen und Merseburg (später in Grimma), so in Württemberg Vorbildungsanstalten für das Studium der
Theologie, die seit 1806 im Gegensatz zum theol.
Seminar (Stift) in Tübingen niedere Seminare genannt werden. Auch sonst haben einzelne aus Klosterschulen hervorgegangene höhere
Schulen (s. Roßleben, Ilfeld) diesen Namen bewahrt. –
Vgl. Leon Maitre, Les écoles épiscopales et monastiques
de l’Occident (Par. 1866);
Specht, Geschichte des Unterrichtswesens in Deutschland von den ältesten Zeiten bis zur Mitte
des 13. Jahrh. (Stuttg. 1885);
Paulsen, Geschichte des gelehrten Unterrichts auf den deutschen Schulen und Universitäten vom
Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart (Lpz. 1885).