Knospe
,
bei den
Tieren dasjenige
Stück des elterlichen
Körpers, aus welchem auf ungeschlechtlichem Weg ein neues
Individuum
heranwächst und entweder zeitlebens mit dem elterlichen
Tier in Zusammenhang bleibt, oder sich erst später
von ihm loslöst. Im
Gegensatz zum
Ei,
[* 2] welches stets eine einzige
Zelle
[* 3] darstellt, besteht die Knospe
aus mehreren
Zellen und zwar
sowohl aus solchen der Hautschicht
(Ektoderm) als auch aus denen der Darmschicht
(Entoderm), hat also die
wichtigsten Körperschichten (vgl.
Keimblätter) bereits
in sich, während sie im
Ei sich erst neu bilden müssen.
Die
Fortpflanzung durch Knospen
, die
Knospung, ist eine
Abart der ungeschlechtlichen
Fortpflanzung durch
Teilung (bei der das
Individuum in zwei unter sich gleich große zerfällt) und
Sprossung (bei der ein kleineres und ein größeres
Individuum entstehen). Sie findet sich nur bei niedern
Tieren allgemein verbreitet vor, z. B. bei den
Schwämmen und
Polypen,
und führt hier sehr oft zur
Bildung von umfangreichen
Kolonien (z. B. bei den
Korallen);
[* 4] auch braucht nicht immer das
Junge
dem elterlichen
Tier zu gleichen (z. B. festsitzende
Hydroidpolypen erzeugen durch
Knospung frei schwimmende
Quallen).
In der
Botanik ist Knospe
(Auge,
[* 5]
Gemma) der jugendliche Zustand eines
Sprosses, in welchem die Stengelglieder desselben noch ganz
kurz,
die an denselben befindlichen
Blätter daher noch dicht zusammengedrängt und in ihrer
Entwickelung ebenfalls noch wenig
fortgeschritten sind. Jeder in der Fortbildung Begriffene
Sproß
(Stamm oder
Zweig) endigt daher in eine
Knospe
(Gipfel-,
Haupt-,
End- oder Terminalknospe
, G. terminalis,
[* 1]
Fig. 1). Bei vielen
Pflanzen bilden sich aber auch an der Seite
des
Stengels und zwar in den
Achseln der
Blätter regelmäßig
Anlagen neuer
Sprosse (Seiten- oder Achselknospen
,
Gemmae laterales
s. axillares,
[* 1]
Fig. 2).
Ihre Verteilung am
Stengel
[* 6] ist lediglich durch die
Blattstellung
[* 7] bedingt, und das
Blatt,
[* 8] welches die in seiner
Achsel trägt, heißt ihr Trag-,
Stütz- oder Mutterblatt.
Meistens steht nur eine einzige in der Blattachsel, doch finden sich z. B. bei
Lonicera noch eine oder mehrere unmittelbar
über derselben; diese nennt man Neben- oder Beiknospen
(Gemmae accessoriae). Die Achselknospen
bedingen
die normale Verzweigung des
Stengels, weil jede zu einem neuen
Zweig erwächst; darum ist auch die
Stellung der
Zweige von der
Blattstellung des Muttersprosses abhängig, und darum bleiben
Stämme, welche keine Seitenknospen
entwickeln, auch unverzweigt
(Palmen,
[* 9]
Baumfarne). Anderseits schlägt auch bei manchen
Pflanzen regelmäßig die Gipfelknospe
fehl, und
es übernimmt die zunächst darunterstehende Seitenknospe
, die dann leicht mit einer wahren Endknospe verwechselt werden
kann, die Fortsetzung des
Zweigs. Dies kommt besonders bei
Holzgewächsen
(Linde,
Ulme,
Hainbuche,
Haselnuß) vor; bei
Syringa
[* 1]
(Fig.
2) endigt der gipfelknospe
nlose
Zweig mit zwei gegenständigen Seitenknospen.
Eigentliche Gipfelknospen
haben z. B.
Eiche, Roßkastanie,
Pappel,
Ahorn
[* 1]
(Fig. l), die Obstbäume. Je nach
der Art des
Sprosses, zu welchem sich eine Knospe
entwickelt, unterscheidet man: Blattknospen
(Gemmae foliiparae), wenn sie zu
einem nur mit Blättern versehenen
Sproß werden, Tragknospen
oder
Fruchtaugen
(Gemmae floriparae), wenn sie einen blütentragenden
Sproß hervorbringen, endlich
Blütenknospen
(Gemmae florales s. Alabastra), welche die noch unentfaltete
Blüte
[* 10] selbst darstellen.
Bei allen Seitenknospen
entsteht der
Vegetationspunkt an der Oberfläche des Muttersprosses und zwar schon in der frühsten
Periode, kurz nach oder fast gleichzeitig mit der
Anlage des Trugblattes, wenngleich die vollständige Erstarkung der in ein
späteres
Alter des
Sprosses fällt. Die sogen. zufälligen oder Adventivknospen
(Gemmae adventitiae) bilden
sich dagegen immer nur an schon entwickelten, oft ganz alten Pflanzenteilen, sind in ihrer
Stellung ganz regellos, indem sie
bald mehr zerstreut, bald haufenweise zum Vorschein kommen, wie besonders an ältern Baumstämmen
(Stockausschlag), und entstehen
dann stets im Innern und zwar in der Kambiumschicht, so daß sie also die
Rinde durchbrechen. Sie treten
auch an den obersten, horizontal an der Bodenoberfläche hinlaufenden
Wurzeln auf und bedingen dann einen
Wurzelausschlag
(Pappeln,
Sauerkirschen und auch bei manchen krautigen
Pflanzen,
[* 1] ^[Abb.: Fig. 1. Gipfelknospen (Ahorn).
Fig. 2. Seitenknospen (Syringa).
Fig. 3. Inneres der Knospe.] ¶
mehr
wie Taraxacum, Sonchus u. a.); sogar auf Blättern entstehen sie bisweilen, besonders wenn dieselben in feuchte Erde gesteckt werden, wie bei den Begonien, den Hyazinthenblättern u. a., oder auch an nicht abgelösten Blättern, wie bei Cardamine. An jeder Knospe unterscheidet man die Knospenachse, d. h. den noch ganz verkürzten Stengelteil, und die an dieser sitzenden, noch dicht aufeinander liegenden Blattorgane [* 11] (Fig. 3). Bei den Winterknospen unsrer Holzgewächse sind die letztern meist schuppenförmig, von mehr oder minder lederartiger Beschaffenheit und meist dunkler Farbe.
Sie bedecken meist die Knospe vollständig und gewähren den zartern innern Teilen einen Schutz gegen die Einflüsse der winterlichen Witterung (Knospendecken, Tegumenta; Knospenschuppen, Squamae s. Perulae); nach innen gehen sie in der Gestalt und Ausbildung allmählich in die Laubblätter über, welche in der Knospe schon angelegt sind. Knospen, welche keine Knospendecken besitzen und nur von den äußersten Laubblättern bedeckt sind, heißen nackte (Gemma nuda), z. B. bei Cornus sanguinea, Viburnum lantana, Rhamnus frangula.
Häufig sind die äußern Blattorgane der Knospe mit einem Überzug bekleidet, durch welchen der Schutz vor äußern Einflüssen erhöht wird. So finden sich Haarbildungen (Gemma pubescens), noch häufiger ein klebriges, aus Harz oder Harz und Gummi bestehendes Sekret, welches die Knospenschuppen miteinander verklebt und sie überzieht (G. glutinosa). Sowohl die Art, wie sich die Blätter der Knospe gegenseitig decken (Deckung, Follatio), als auch die Lage des einzelnen Blattes in der Knospe (Knospenlage, Vernatio) zeigen wichtige Eigentümlichkeiten.