Mais
(Zea L.),
Gattung aus der
Familie der
Gramineen.
[* 2] Die einzige Art, der gemeine Mais
(Welschkorn,
türkischer Weizen,
Kukuruz,
Z. Mais
L.), ist einjährig, mit bis 5 m hohem, starkem, markigem
Halm, breiten, flachen, gewimperten,
oberseits zerstreut behaarten Blättern, monözischen
Blüten, männlichen
Blüten in endständigen, pyramidalen
Rispen mit
ährenartigen
Ästen, achselständigen weiblichen
Blüten am untern und mittlern Teil des
Halms, kolbig
ährenförmig auf dicker,
fleischiger
Achse, mit vielen Blattscheiden umhüllt, welche zur
Blütezeit nur die langen
Narben zwischen den
Spitzen
verlassen, auch den reifen
Fruchtstand noch einschließen.
Der Mais
stammt aus
Amerika
[* 3] und soll in
Paraguay
[* 4] wild vorkommen. Man baut zahlreiche
Varietäten und unterscheidet zunächst amerikanischen
und europäischen Mais.
Letzterer umfaßt die
Formen, welche sich bei der
Kultur in
Europa
[* 5] herausgebildet haben. Der amerikanische
Mais
hat meist sehr platt gedrückte
Körner mit stärkerm oder schwächeren
Eindruck, die oft in eine
Spitze
ausgehen (Zahnmais
), wogegen die
Körner des europäischen Maises
rundlich und ohne
Zahn und
Eindrücke sind.
Der amerikanische Mais
ändert in wenigen
Jahren bei uns ab; der
Halm, ursprünglich 4-5,5 m hoch (Riesenmais
), geht auf 2,5
m und weniger herab, und die
Körner gestalten sich um. Der amerikanische Mais
reift auch so spät, daß
er für uns als Kornfrucht wenig Wert besitzt. Die zahlreichen europäischen
Arten weichen hinsichtlich der
Höhe des
Halms,
der
Länge und Gestalt des
Kolbens, der
Größe und
Farbe der
Körner und der Reifezeit wesentlich voneinander ab.
Die eigentliche Mais
region fällt mit der des
Weins zusammen; sein Gedeihen ist aber weniger von der mittlern Jahrestemperatur
als von der
Höhe der Sommertemperatur abhängig, und er reift noch in Gegenden mit kurzem, aber heißem
Sommer. Je nördlicher
der Mais
gebaut werden soll, um so niedrigere
Sorten muß man wählen, wenn man reife
Körner haben will;
als Grünfrucht eignet sich auch noch für
Mittel- und Norddeutschland der große badische Mais
von 2-2,5 m
Höhe.
Der Mais
verlangt einen warmen, lockern, tiefgrundigen
Boden von mäßiger
Frische und reichliche Düngung. Man säet ihn nach
der Frostzeit in
Reihen, wobei jede
Pflanze auf
Korn 0,4, auf Grünfutter 0,2 qm
Raum beansprucht. Ist die
Saat handhoch, so wird sie, wie bei
Kartoffeln, durchpflügt, vom Unkraut gereinigt und von den überschüssigen
Pflanzen zum
Teil befreit.
Später entfernt man alle überschüssigen
Pflanzen und behäufelt die stehen bleibenden. Die
Ernte
[* 6] des Futtermaises
beginnt in der
Blüte
[* 7] der
Fahne, und man schneidet ihn, bis die Körnung beginnt.
Bei Körnerbau erntet man, wenn die Deckblätter schlaff werden, die Kolben sich neigen und die Körner ausgebildet, wenn auch noch nicht erhärtet sind. Vor dem Beginn der Ernte kann man die Spitzen der Halme bis gegen den obersten Kolben abschneiden, auch muß man während des Wachstums alle Nebentriebe entfernen. Man säet auf 1 Hektar 1,5-2 Neuscheffel, für Futtermais 2-3 Neuscheffel und erntet von 1 Hektar 43-130 Neuscheffel Körner und 3900 bis 5900 kg Stroh. Der Mais behält seine Keimfähigkeit zwei Jahre; ein Neuscheffel wiegt 36,4 kg. Der Mais gedeiht auch in eingeschlossener Lage und gerät nach sich selbst mehrere Jahre gut. Er widersteht der größten Hitze und bringt das beste Futter, wenn in regenarmen Sommern Klee, Heu, Kartoffeln versagen.
Der Mais liefert ein höchst schätzbares Futter für Milchvieh, die Körner machen das Fleisch des Schlachtviehs wohlschmeckender und verfeinern besonders das der Gänse und Schweine. [* 8] Der Mais enthält im Mittel 10,05 Proz. eiweißartige Bestandteile, 2,84 Proz. Zellstoff, 66,78 Proz. Stärkemehl und Dextrin, 4,76 Proz. Fett und 1,69 Proz. Salze bei 13,88 Proz. Wasser. Er wird auf Grieß und Mehl [* 9] verarbeitet und das Mehl besonders in Amerika zu Brot [* 10] verbacken. Maisbrei bildet als Polenta die gewöhnliche Kost des italienischen Landmanns, an der untern ¶
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Donau heißt eine ähnliche Speise Mammeliga. Als Maizena kommt feines Maismehl oder Maisstärke in den Handel. Unreife Maiskolben werden in vielfacher Weise zu Speise zubereitet, besonders auch eingemacht. Der unreife Maisstengel ist so reich an Zucker, [* 12] daß man diesen daraus fabrikmäßig gewinnen kann. Das Maiskorn verarbeitet man auf Stärkemehl, Spiritus [* 13] und Bier. Bei der Gärung der Maische scheidet sich ein fettes, dünnflüssiges, trocknendes, in Alkohol von 80 Proz. lösliches, nach der Varietät verschieden gefärbtes, beim Aufbewahren dunkelndes Öl ab, welches technische Verwendung findet.
Beim Mälzungsprozeß geht das Fett des Korns zum größern Teil in die Keime, welche man beim Vermahlen absondert und auf Öl verarbeitet. Die Deckblätter der Kolben dienen als Polstermaterial, doch wird das Maisstroh auch auf Papier verarbeitet. Man entkörnt die Kolben mittels Maschinen und benutzt die Spindeln als Brennmaterial. Die Entdecker Amerikas fanden den Mais überall, soweit es das Klima [* 14] zuließ, in Kultur. Seit dem Anfang des 16. Jahrh. säete man ihn in europäischen Gärten, aus denen er auf die Felder überging.
Die Venezianer verbreiteten ihn im Orient. Der deutsche Name türkischer Weizen soll wohl nicht eigentlich andeuten, daß wir den Mais etwa über Ungarn [* 15] erhielten, sondern nur im allgemeinen, daß er aus weiter Ferne kam. Gegenwärtig nimmt der Mais einen großen Teil von Südeuropa und der Levante ein und ist bis China [* 16] und Japan und ins tiefste Herz Afrikas gedrungen, so daß er nächst dem Reis die größte Anzahl Menschen ernährt. Seine Kultur reicht in Amerika von 30° südl. Br. bis 50° nördl. Br. und in den tropischen Andes bis 1900 m ü. M.
Vgl. Lengerke, Anleitung zum Anbau des Mais (2. Aufl., Berl. 1851);
L. Müller, Der Mais (Heidenheim 1863);
Hacker, Amerikanische Reiseskizzen (Braunschw. 1867).