Masovĭen
(Massovien, Masovia), ehemals eine der acht Woiwodschaften, in welche 1816 das russische
Polen geteilt ward,
mit der Hauptstadt
Warschau,
[* 2] gegenwärtig mit dem vormaligen
Gouvernement
Kalisch
[* 3] das russisch-polnische
Gouvernement
Warschau bildend, fast ganz auf dem linken Weichselufer gelegen. Masovien
soll seinen
Namen von Masos haben, dem
Mundschenken
des polnischen
Königs Mieczislaw II., welcher sich nach dem
Tode dieses
Königs während der
Minderjährigkeit
Kasimirs I. (1037-1041)
des größten Teils der
Provinz
Plozk bemächtigte.
Obwohl nun Masos von dem König
Kasimir besiegt und hingerichtet ward, so behielt doch das Land von ihm seinen
Namen. Nach
dem
Tod
Boleslaws III. (1138) erhielt dessen zweiter Sohn,
Boleslaw, und
Kujavien als Herzogtum; ihm folgte 1173 sein Sohn Lesko,
der 1183 kinderlos starb, worauf an die
Krone
Polen zurückfiel. König
Kasimir II. vermachte vor seinem
Tod (1194) Masovien
seinem zweiten Sohn,
Konrad, der auch dadurch denkwürdig geworden ist, daß er, um sein Land vor den Verwüstungen
durch die heidnischen
Preußen
[* 4] zu schützen, die
Deutschen
Ritter nach
Preußen zog.
Nach dem
Tod seiner beiden
Söhne
Kasimir und
Boleslaw (1262 und 1267) teilten deren
Söhne und Enkel das
Land, bis es 1333 wieder unter
Boleslaw II. vereinigt wurde. Nach dessen
Tod (1351) wurde sein
Vetter Ziemowit III. mit Masovien
belehnt,
mußte aber
Kujavien an die
Krone
Polen abtreten. Nachdem 1526 in Masovien
die piastische
Linie mit Janusz und
Siegmund ausgestorben war, ward das Land von dem polnischen König
Siegmund I.
wieder mit
Polen vereinigt, dessen
Schicksale
es von nun an teilte. 1794, bei der dritten
Teilung
Polens, fiel an
Preußen, von dem es 1807 an das Herzogtum
Warschau abgetreten
wurde; mit diesem fiel es 1814 an Rußland. Die Einwohner heißen
Masuren (s. d.).