Milchröhren
[* 1]
(Vasa lactifera, Milchsaftgefäße), zartwandige, eine milchigtrübe
Flüssigkeit enthaltende
Zellen od.
Gefäßröhren bei milchenden
Pflanzen. Der
Milchsaft besteht aus einer wasserhellen
Flüssigkeit, in welcher
viele kleine
Körper,
Harz,
Fett,
Kautschuk,
Wachs und
Amylum, emulsionsartig verteilt sind. Die Milchröhren
sind entweder ungegliedert
und entstehen aus einer einzigen
Zelle
[* 2] wie bei den
Euphorbiaceen,
[* 3] Urtikaceen,
Apocyneen u.
Asklepiadeen und unter den
Pilzen bei
einigen
Arten von
Agaricus, oder gegliedert und bilden sich in letzterm
Fall aus einer Längsreihe gestreckter
Zellen, deren Querwände aufgelöst werden, wie bei den
Cichoriaceen, Kampanulaceen, bei
Carica Papaya,
Aroideen,
Musaceen u.
vielen
Papaveraceen. Beide
Arten von Milchröhren
können sich verzweigen, indem sich an zahlreichen
Punkten der
Röhre Aussackungen bilden,
die sich als blind endende
Zweige zwischen das benachbarte
Gewebe
[* 4] einschieben
[* 1]
(Fig. B); die gegliederten
Milchröhren
treten bisweilen mit ihren Zweigenden in offene
[* 1]
^[Abb.: Milchröhren
von
Scorzonera. A Verlauf der Milchröhren
im
Parenchym der
Wurzel
[* 5] im Längsschnitt. - B Teil eines Milchsaftgefäßes, stärker vergrößert.]
¶
mehr
Verbindung miteinander und stellen ein reichmaschiges Röhrennetz
[* 6]
(Fig. A) her, das den ganzen
Pflanzenkörper von der Wurzel bis zu den Blütenteilen durchzieht. Die oft behauptete Kommunikation zwischen und Gefäßen
findet wahrscheinlich nirgends statt. Bei den Arten von Euphorbia
[* 7] sind sämtliche Milchröhren
der erwachsenen Pflanze Auszweigungen einiger
weniger, schon im Embryo vorhandener Schläuche, die weiter und weiter auswachsen und in die neugebildeten
Gewebe eindringen. Im Rhizom
[* 8] von Sanguinaria und bei Chelidonium treten Schläuche mit rotem oder gelbem Farbstoffinhalt auf.
Die physiologische Aufgabe der Milchröhren
besteht in der Leitung und Aufspeicherung plastischer Bildungsstoffe,
wie besonders der Kohlehydrate, Fette und Eiweißkörper.
Vgl. Hanstein, Die Milchsaftgefäße (Berl. 1864);
Schmalhausen, Beiträge zur Kenntnis der Milchsaftbehälter der Pflanzen (Petersb. 1877).